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'''Friedrich''' Wilhelm '''Nietzsche''' (geb. am 15. Oktober 1844 in Röcken ''[bei Lützen]''; gest. am 25. August 1900 in Weimar) war ein faschistoider und antisemitischer Philosoph, dessen [[Übermensch]]ideologie in der braunen Diktatur zu [[Shoah|besonderen Ehren]] gelangte. Er gilt als typischer Vetreter des [[Sozialdarwinismus]].
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'''Friedrich''' Wilhelm '''Nietzsche''' (geb. am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen; gest. am 25. August 1900 in Weimar) war ein Philosoph, dessen faschistoide, antisemitische, sozialdarwinistische und sexistische Tendenzen von den Anarchisten abgelehnt werden. Allerdings gibt es Anarchisten, die meinen, er vertrette an anderen Stellen seines Werkes emanzipative Meinungen.  
 
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Friedrich Wilhelm Nietzsche (geb. am 15. Oktober 1844 in Röcken bei Lützen; gest. am 25. August 1900 in Weimar) war ein Philosoph, dessen faschistoide, antisemitische, sozialdarwinistische und sexistische Tendenzen von den Anarchisten abgelehnt werden. Allerdings gibt es Anarchisten, die meinen, er vertrette an anderen Stellen seines Werkes emanzipative Meinungen.

Leben

Jugend (1844–1869)

Friedrich Nietzsche wurde am 15. Oktober 1844 in Röcken geboren, einem Dorf nahe Lützen in der preußischen Provinz Sachsen. Seine Eltern waren der lutherische Pfarrer und ehemalige Erzieher am Hof Altenburg Carl Ludwig Nietzsche (1813–1849) und dessen Frau Franziska, geb. Oehler (1826–1897). In den Familien beider Elternteile gab es einen hohen Anteil protestantischer Geistlicher. Seinen Namen erhielt er zu Ehren des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV., an dessen 49. Geburtstag er geboren wurde. Die Schwester Elisabeth kam 1846 zur Welt. Nach dem Tod des Vaters 1849 und des jüngeren Bruders Ludwig Joseph (1848–1850) zog die Familie nach Naumburg an der Saale. Der spätere Justizrat Bernhard Dächsel (1823–1888) wurde zum Vormund der Geschwister Friedrich und Elisabeth bestellt.

Von 1850 bis 1856 lebte Nietzsche im Naumburger „Frauenhaushalt“ zusammen mit Mutter und Schwester, Großmutter und zwei unverheirateten Tanten väterlicherseits sowie dem Dienstmädchen; erst durch die Erbschaft der 1856 verstorbenen Großmutter konnte die Mutter sich mit den Kindern eine eigene Wohnung nehmen. Der junge Nietzsche besuchte zunächst eine allgemeine Knabenschule, wo er sich isoliert fühlte; daraufhin wurde er auf eine Privatschule geschickt, wo er erste Jugendfreundschaften mit Gustav Krug und Wilhelm Pinder, beide aus angesehenen Häusern, knüpfte. An den Privatunterricht schloss sich 1854 der Besuch des Naumburger Domgymnasiums an. Nachdem bereits dort seine besondere Begabung im musischen und sprachlichen Bereich aufgefallen war, durfte er seine Ausbildung von 1858 bis 1864 am angesehenen Internat Schulpforta fortsetzen. Hier lernte er als bleibende Freunde Paul Deussen und Freiherr Carl von Gersdorff kennen. Seine schulischen Leistungen waren sehr gut, daneben fand er immer wieder Zeit zum Dichten und Komponieren. In Schulpforta konnte er durch den Unterricht und den Zugang zu Literatur sein Wissen erheblich erweitern. Insbesondere bildete sich hier seine Vorstellung der Antike und, zum Teil damit einhergehend, seine Distanz zur eher kleinbürgerlich-christlichen Welt seiner Familie heraus. In dieser Zeit lernte Nietzsche auch den älteren, einstmals politisch engagierten Dichter Ernst Ortlepp (1800-1864) kennen, dessen Persönlichkeit den vaterlosen Knaben beeindruckte. Von Nietzsche besonders geschätzte Lehrer, mit denen er nach seiner Schulzeit noch in Verbindung blieb, waren Wilhelm Corssen, der spätere Rektor Diederich Volkmann sowie Max Heinze, der 1897 Nietzsches Vormund werden sollte.

Im WS 1864/65 begann Nietzsche an der Universität Bonn das Studium der klassischen Philologie und der evangelischen Theologie. Zusammen mit Deussen wurde er Mitglied der Burschenschaft Frankonia, die er ein Jahr später wieder verließ, weil ihm das Verbindungsleben missfiel. Neben seinem Studium vertiefte er sich in Werke der junghegelianischen Philosophen, etwa David Friedrich Strauß' Das Leben Jesu, Ludwig Feuerbachs Das Wesen des Christentums oder Bruno Bauers Evangelienkritiken. Dies bestärkte ihn in dem Entschluss, das Theologiestudium - zur großen Enttäuschung seiner Mutter - nach einem Semester abzubrechen.

Als der renommierte Bonner Philologieprofessor Friedrich Ritschl zum WS 1865/66 an die Universität Leipzig wechselte, folgten Nietzsche und einige Kommilitonen ihm. Zuvor, im Oktober 1865, verbrachte Nietzsche zwei Wochen in Berlin bei der Familie seines Studienfreundes Hermann Mushacke. Dessen Vater, Eduard Mushacke, hatte in den 1840er Jahren zu einem Debattierzirkel um Bruno Bauer und Max Stirner gehört. Ob Nietzsche bei diesem Besuch auch mit Stirners Werk Der Einzige und sein Eigentum konfrontiert wurde, lässt sich nicht mit Sicherheit belegen (siehe auch: Weblinks und Einflüsse). Jedenfalls wandte Nietzsche sich unmittelbar danach einem Philosophen zu, der dem Junghegelianismus fern stand: Arthur Schopenhauer. Ein weiterer Philosoph, den er in seiner Leipziger Zeit für sich entdeckte, war Friedrich Albert Lange, dessen Geschichte des Materialismus 1866 erschien. In erster Linie setzte Nietzsche zunächst jedoch sein philologisches Studium fort.

Hatte er im Preußisch-Österreichischen Krieg, in dessen Verlauf auch Leipzig preußisch besetzt wurde, noch eine Einziehung vermeiden können, so wurde Nietzsche 1867 als Einjährig-Freiwilliger bei der preußischen Artillerie in Naumburg verpflichtet. Nach einem schweren Reitunfall im März 1868 war er dienstunfähig; die Kurzeit nutzte er zu weiteren philologischen Arbeiten, die er in seinem letzten Studienjahr fortsetzte. Von großer Bedeutung sollte sein erstes Zusammentreffen mit Richard Wagner 1868 werden.

Professor in Basel (1869–1879)

Von Ritschl gefördert, wurde Nietzsche 1869 auf Betreiben Wilhelm Vischer-Bilfingers zum außerordentlichen Professor für klassische Philologie an die Universität Basel berufen, noch bevor er seine Promotion ehrenhalber und Habilitation bekommen hatte. Zu seiner Tätigkeit gehörte auch das Lehren am Basler Paedagogium. Seine bedeutsamste Erkenntnis auf dem Gebiet der Philologie war die Entdeckung, dass die antike Metrik nur auf der Länge von Silben basierte, im Gegensatz zur modernen, akzentuierenden Metrik.

Auf eigenen Wunsch wurde Nietzsche nach dem Umzug nach Basel aus der preußischen Staatsbürgerschaft entlassen und war für den Rest seines Lebens offiziell staatenlos. Dennoch diente er im Deutsch-Französischen Krieg für kurze Zeit als Sanitäter auf deutscher Seite. Die Gründung des Deutschen Reichs und die anschließende Ära Bismarck nahm er von außen und mit einer grundsätzlichen Skepsis wahr.

In Basel begann 1870 die bis in die Zeit von Nietzsches Umnachtung andauernde Freundschaft zu seinem Kollegen Franz Overbeck, einem atheistischen Theologieprofessor. Ein weiterer geschätzter Kollege war Jacob Burckhardt.

Bereits im Jahre 1868 hatte Nietzsche in Leipzig Richard Wagner sowie dessen spätere Frau Cosima kennen gelernt. Beide verehrte er zutiefst und war seit Beginn seiner Zeit in Basel häufig Gast im Haus des „Meisters“ in Tribschen bei Luzern. Dieser nahm ihn zeitweise in seinen engsten Kreis auf, schätzte ihn aber vor allem als Propagandist für die Gründung des Festspielhauses in Bayreuth.

1872 veröffentlichte Nietzsche Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik. Dieses erste größere Werk über den Ursprung der Tragödie, das eine exakte philologische Methode durch philosophische Spekulation ersetzte, wurde von seinen altphilologischen Kollegen – auch Ritschl – zumeist nicht verstanden, abgelehnt und totgeschwiegen. Durch die Polemik Zukunftsphilologie! von Ulrich von Wilamowitz-Moellendorff kam es allerdings zu einer kurzen öffentlichen Kontroverse, in die Rohde, inzwischen Professor in Kiel, und sogar Wagner auf Nietzsches Seite eingriffen. Nietzsche bemerkte seine zunehmende Isolation in der Philologie und bewarb sich um den philosophischen Lehrstuhl in Basel, der nach Gustav Teichmüllers Weggang frei geworden war, jedoch ohne Erfolg: der Lehrstuhl ging an Rudolf Eucken.


Auch die vier Unzeitgemäßen Betrachtungen (1873–1876), in denen er seine Vorstellung einer zukünftigen deutschen Kultur mit den Leitbildern Schopenhauer und Wagner darlegte und den tatsächlichen geistigen Zustand Deutschlands kritisierte, fanden nicht die erhoffte Resonanz. Im Umkreis Wagners hatte Nietzsche inzwischen Malwida von Meysenbug und Hans Guido von Bülow kennengelernt; auch begann die Freundschaft mit Paul Rée, dessen Einfluss ihn vom Kulturpessimismus seiner ersten Schriften abbrachte. Seine Enttäuschung über die ersten Bayreuther Festspiele 1876, wo er von der Banalität des Schauspiels und der Niveaulosigkeit des Publikums abgestoßen war, nahm er zum Anlass, sich von Wagner zu entfernen. Die frühere unterwürfige Anhängerschaft schlug in Ablehnung und schließlich radikale Gegnerschaft um (vergleiche Einflüsse).

Mit der Publikation von Menschliches, Allzumenschliches 1878 wurde die Entfremdung von Wagner und Schopenhauerscher Philosophie offenbar. Auch die Freundschaften zu Deussen und Rohde hatten sich merklich abgekühlt.

In dieser Zeit unternahm er mehrere Versuche, eine junge heiratswillige – und vermögende – Frau zu finden, worin er vor allem von der Meysenbug unterstützt wurde. Diese Pläne zerschlugen sich aber.

Seit der Kindheit auftretende Krankheiten – starke Kurzsichtigkeit bis zu praktischer Blindheit, Migräneanfälle und Magenstörungen – nahmen zu und zwangen ihn, immer längere Urlaube von seiner Lehrtätigkeit zu nehmen. 1879 musste er sich wegen der Anfälle mit heftigen Kopf- und Augenschmerzen und ständigem Erbrechen frühzeitig pensionieren lassen.

Freier Philosoph (1879–1889)

Getrieben von seinen Krankheiten reiste er nun viel und lebte bis 1889 als freier Autor an verschiedenen Orten – im Sommer meist in Sils-Maria, im Winter vorwiegend in Italien (Genua, Rapallo, Turin) und auch in Nizza. Hin und wieder besuchte er auch die Familie in Naumburg. Besonders mit der Schwester kam es in dieser Zeit wiederholt zu Überwürfnissen und Versöhnungen. Dabei lebte er vor allem von der ihm gewährten Pension, erhielt aber auch Zuwendungen von Freunden.

Sein früherer Schüler Peter Gast (eigtl. Heinrich Köselitz) wurde dabei zu einer Art Privatsekretär; er sollte später allerdings eine zwielichtige Rolle in der Verfälschung des Nachlasses spielen (siehe Wirkung). Köselitz und Overbeck waren Nietzsches beständigste Vertraute.

Aus dem Wagnerkreis war ihm vor allem Meysenbug als mütterliche Gönnerin erhalten geblieben; Kontakt hielt er daneben mit dem Musikkritiker Carl Fuchs, zunächst auch mit Paul Rée. Anfang der 1880er erschienen mit Morgenröte und Die fröhliche Wissenschaft weitere Werke im aphoristischen Stil von Menschliches, Allzumenschliches.

1882 lernte er durch Vermittlung von Meysenbug und Rée in Rom Lou Salomé kennen. Den Sommer 1882 verbrachten die beiden gemeinsam in Tautenburg, mit der Schwester Elisabeth Nietzsche als oft ausgeschlossener Anstandsdame. Nietzsche sah Salomé allerdings bei aller Wertschätzung weniger als gleichwertige Partnerin denn als begabte Schülerin an. Er verliebte sich in sie und hielt über den gemeinsamen Freund Rée um ihre Hand an; Salomé lehnte ab. Unter anderem aufgrund von Intrigen der Schwester zerbrach die Beziehung zu Rée und Salomé im Winter 1882/1883; der angesichts neuer Krankheitsschübe und beinahe vollständiger Isolation – mit Mutter und Schwester hatte er sich der Salomé wegen überworfen – von Suizidgedanken geplagte Nietzsche flüchtete nach Rapallo, wo er in nur zehn Tagen den ersten Teil von Also sprach Zarathustra verfasste.

Waren ihm schon nach dem Bruch mit Wagner und der Schopenhauerschen Philosophie nur wenige Freunde erhalten geblieben, so stieß der völlig neue Stil im Zarathustra selbst im engsten Freundeskreis auf Unverständnis, das höchstens durch Höflichkeit überdeckt wurde. Nietzsche war sich dessen durchaus bewusst und pflegte seine Einsamkeit geradezu, wenn er auch oft darüber klagte. Den kurzzeitig gehegten Plan, als Dichter in die Öffentlichkeit zu treten, gab er auf. Daneben plagten ihn Verlegersorgen; seine Bücher wurden so gut wie nicht gekauft. Den vierten Teil des Zarathustra gab er nur noch als Privatdruck mit einer Auflage von 40 Exemplaren heraus.

1886 ließ er Jenseits von Gut und Böse auf eigene Kosten drucken. Mit diesem Buch und den 1886/87 erscheinenden Zweitauflagen von Geburt, Menschliches, Morgenröte und Fröhlicher Wissenschaft sah er sein Werk als vorerst abgeschlossen an und hoffte, dass sich bald eine Leserschaft entwickeln würde. Tatsächlich stieg das Interesse an Nietzsche nun an, wenn auch sehr langsam und von ihm selbst kaum bemerkt.

Neue Bekanntschaften Nietzsches in diesen Jahren waren Meta von Salis und Carl Spitteler, auch ein Treffen mit Gottfried Keller war zustande gekommen. 1886 war seine Schwester, inzwischen verheiratet mit dem Antisemiten Bernhard Förster, nach Paraguay abgereist, um eine „germanische“ Kolonie zu gründen – ein Vorhaben, das Nietzsche für lächerlich befand. Im brieflichen Kontakt setzte sich die Abfolge von Streit und Versöhnung fort, persönlich sollten sich die Geschwister aber erst nach Friedrichs Zusammenbruch wiedersehen.

Nietzsche hatte auch immer noch mit wiederkehrenden schmerzhaften Anfällen zu kämpfen, die längere Arbeiten unmöglich machten. 1887 schrieb Nietzsche in kurzer Zeit die Streitschrift Zur Genealogie der Moral. Er wechselte nun Briefe mit Hippolyte Taine, dann auch mit Georg Brandes, der Anfang 1888 in Kopenhagen die ersten Vorträge über Nietzsches Philosophie hielt.

Im selben Jahr schrieb Nietzsche fünf Bücher, teilweise aus umfangreichen Aufzeichnungen für das zeitweise geplante Werk Der Wille zur Macht. Seine Krankheiten schienen nachgelassen zu haben, im Sommer war er in regelrechter Hochstimmung. Ab Herbst 1888 trugen seine Schriften und Briefe stärker werdende Anzeichen von Größenwahn; die zunehmenden Reaktionen auf seine Schriften, vor allem auf die Polemik Der Fall Wagner vom Frühjahr, wurden von ihm maßlos überbewertet. An seinem 44. Geburtstag entschloss er sich, nach der Vollendung der Götzen-Dämmerung und des zunächst zurückgehaltenen Antichrist, die Autobiographie Ecce Homo („Sehet, welch ein Mensch!“ nach der Aussage des Pilatus über Jesus im Johannesevangelium 19, 5) zu schreiben. Im Dezember begann ein Briefwechsel mit August Strindberg; Nietzsche glaubte, kurz vor dem internationalen Durchbruch zu stehen, versuchte, seine alten Schriften vom ersten Verleger zurückzukaufen und wollte über Übersetzungen in die wichtigsten europäischen Sprachen verhandeln. Überdies plante er die Veröffentlichung der Kompilation Nietzsche contra Wagner und der Gedichte Dionysos-Dithyramben.

Anfang Januar 1889 erlitt er in Turin einen geistigen Zusammenbruch; kleine Schriftstücke – „Wahnzettel“ – die er an enge Freunde, aber auch zum Beispiel an Cosima Wagner und Jacob Burckhardt sandte, waren eindeutig vom Wahnsinn gezeichnet.

Als Ursache für den Zusammenbruch wurde progressive Paralyse als Folge von Syphilis vermutet. Diese Diagnose und die Ursache für Nietzsches Krankheitsbild überhaupt bleiben allerdings zweifelhaft und sind bis heute umstritten.

In geistiger Umnachtung (1889–1900)

[[Bild:Friedrich Nietzsche drawn by Hans Olde.jpg|thumb|right|„Kleiner Nietzsche-Kopf“, Radierung von Hans Olde nach der Fotoserie „Der kranke Nietzsche“, 1899]] Der durch die Wahnzettel an Burckhardt und ihn selbst alarmierte Overbeck brachte Nietzsche zunächst in eine Irrenanstalt in Basel. Von dort wurde der inzwischen geistig vollständig Umnachtete von seiner Mutter in die Psychiatrische Universitätsklinik in Jena unter Leitung Otto Binswangers gebracht. Ein Heilungsversuch Julius Langbehns, der von sich aus Kontakt zur Mutter aufgenommen hatte, scheiterte. 1890 durfte die Mutter ihn schließlich bei sich in Naumburg aufnehmen.

Über das weitere Verfahren mit den teilweise noch ungedruckten Werken berieten zunächst Overbeck und Köselitz. Letzterer begann eine erste Gesamtausgabe. Gleichzeitig begann eine erste Welle der Nietzsche-Rezeption.

Die Schwester kehrte nach dem Suizid ihres Mannes 1893 aus Paraguay zurück, ließ bald die Köselitzsche Ausgabe einstampfen und übernahm Stück für Stück sämtliche Kontrolle über Nietzsche und die Herausgabe seiner Werke. Die hochbetagte Mutter konnte dem kaum mehr Widerstand entgegensetzen, Overbeck wurde ausgebootet, Köselitz schließlich eingespannt. Nietzsche selbst bekam von alldem ohnehin nichts mit.

Nach dem Tod der Mutter 1897 lebte Nietzsche in der Villa Silberblick in Weimar, wo er von seiner Schwester gepflegt und wie ein Schaustück ausgestellt wurde. Er überstand mehrere Schlaganfälle, bevor er am 25. August 1900 an den Folgen einer Lungenentzündung starb. Auf Wunsch der Schwester wurde er an der Röckener Dorfkirche neben seinem Vater beigesetzt.

Denken und Werk

Nietzsche begann sein Werk als Philologe, begriff sich selbst aber zunehmend als Philosoph oder als „freier Denker“ (vergleiche Freidenker, Freigeist).

Er gilt als Meister der aphoristischen Kurzform und des mitreißenden Prosa-Stils. Einige Interpreten halten auch die scheinbar wenig strukturierten Aphorismenbücher für geschickt „komponiert“. Die Werke sind oft mit einem Rahmen (Rahmenhandlung, Vor- und Nachwort, Gedichte, „Vorspiel“) versehen.

Nietzsche hat wie kaum ein zweiter Philosoph die Freiheit der Methode und der Betrachtung gewählt. Eine definitive Einordnung seiner Philosophie auf eine Fragestellung oder eine bestimmte Disziplin ist daher problematisch. Nietzsches Herangehensweise an die Probleme der Philosophie ist mal die des Künstlers, mal die des Wissenschaftlers und mal die des Philosophen.

Viele Stellen in Nietzsches Werk können auch als psychologisch bezeichnet werden, wobei dieser Begriff erst nach Nietzsches Zeit seine heutige Bedeutung bekam. Nietzsche untersucht oft Werturteile nicht auf ihre Gültigkeit, sondern beschreibt Zusammenhänge zwischen der Erschaffung von Werten durch einen Denker oder eine Gruppe von Menschen und deren biologisch-psychologischer Verfassung. Diese Form der Kritik auf einer Meta-Ebene (vergleiche Metaethik) ist ein typisches Kennzeichen von Nietzsches Philosophie.

Ãœbersicht zum Werk

Nietzsches Denken und Werk wird oft grob in folgende Zeiträume eingeteilt:

Es gibt allerdings einige Überschneidungen und Brüche in diesem Schema; so fügte Nietzsche den Zweitauflagen der Geburt der Tragödie und der Fröhlichen Wissenschaft von 1887 ein kritisches Vorwort bzw. ein fünftes Buch hinzu. Bedeutsam ist auch die zu Lebzeiten unveröffentlichte Schrift Über Wahrheit und Lüge im außermoralischen Sinne von 1872, in der Nietzsche viele seiner späteren Gedanken vorwegnimmt. Einige Themen – etwa das Verhältnis von Kunst und Wissenschaft – behandelt Nietzsche in allen Zeiträumen, wenn auch aus unterschiedlichen Perspektiven und mit entsprechend unterschiedlichen Antworten.

Neben seinen philosophischen Betrachtungen veröffentlichte Nietzsche auch Gedichte, in denen seine philosophischen Gedanken bald heiter, bald dunkel und schwermütig ausgedrückt werden. Sie hängen mit den Prosawerken zusammen: Die Idyllen aus Messina (1882) gingen in die zweite Auflage der Fröhlichen Wissenschaft ein, während die Dionysos-Dithyramben (1888/89) teilweise aus Also sprach Zarathustra entsprungen sind.

Lange Zeit umstritten war die Frage nach dem philosophischen Rang von Nietzsches Nachlass: Extrempositionen bezogen hier einerseits Karl Schlechta, der im Nachlass nichts fand, was nicht auch in veröffentlichten Werken zu finden sei; und andererseits Martin Heidegger, der Nietzsches veröffentlichtes Werk nur als „Vorhalle“ sah, während sich die „eigentliche Philosophie“ im Nachlass befinde. Inzwischen herrscht eine mittlere Position vor, die den Nachlass als Ergänzung der veröffentlichten Werke begreift und darin ein Mittel sieht, Nietzsches Denkwege und Entwicklungen besser nachzuvollziehen. Vergleiche: Wirkung.

Schwerpunkte

Nietzsches Denken ist vielfach verschieden interpretiert worden. Es enthält Brüche, verschiedene Ebenen und fiktive Standpunkte lyrischer Personen („Ein Fälscher ist, wer Nietzsche interpretiert, indem er Zitate aus ihm benutzt. [...] Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden: Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem.“, Giorgio Colli). Eine kanonische Wiedergabe ist schwierig.

Die Frage, inwieweit das weitgehende Fehlen einer Systematik von Nietzsche beabsichtigt war oder sogar Ausdruck seiner Weltsicht ist, ist in der Rezeption ausführlich diskutiert worden. Seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wird sie eher bejaht. Vergleiche hierzu unten den Abschnitt Kritik an Religion, Metaphysik und Erkenntnistheorie.

Im Folgenden sollen einige zentrale Gedanken vorgestellt werden.

Kritik der Moral

Eines der wichtigsten Objekte von Nietzsches Kritik spätestens seit Menschliches, Allzumenschliches ist die Moral im Allgemeinen und die christliche Moral im Besonderen. Nietzsche wirft der bisherigen Philosophie und Wissenschaft vor, herrschende Moralvorstellungen unkritisch übernommen zu haben; wahrhaftig freies und aufgeklärtes Denken habe sich dagegen, wie der Titel eines Buchs sagt, Jenseits von Gut und Böse zu stellen. Er selbst führt diese Kritik mit Methoden der Geschichts-, Kultur- und Sprachwissenschaft exzessiv aus und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Herkunft und Entstehung moralischer Denkweisen, etwa in Zur Genealogie der Moral. Wichtige Begriffe seiner Moralkritik sind:

Herren- und Sklavenmoral
Herrenmoral sei die Haltung der Herrschenden, die zu sich selbst und ihrem Leben Ja sagen könnten, während sie die anderen als „schlecht“ (Wortstamm: „schlicht“) abschätzten. Sklavenmoral sei die Haltung der „Elenden, Armen, Ohnmächtigen, Niedrigen, Leidenden, Entbehrenden, Kranken, Hässlichen“ (Genealogie I Kapitel 7), die sich nur deswegen für „gut“ hielten, weil sie ihr Gegenüber – die Herrschenden, Glücklichen, Ja-Sagenden – als „böse“ bewerteten. Es sei vor allem die Moral des Christentums gewesen, die eine solche Sklavenmoral zum Teil selbst hervorgerufen, in jedem Fall aber begünstigt und sie dadurch zur herrschenden Moral gemacht habe.
Ressentiment
Dies sei das Grundempfinden der Sklavenmoral. Aus Missgunst, Neid und Schwäche (vor allem angesichts der Realität und des Lebens selbst) schüfen sich die „Missratenen“ eine imaginäre Welt (zum Beispiel das christliche Jenseits), in der sie selbst die Herrschenden sein könnten und ihren Hass auf die „Vornehmen“ auslebten.
Mitleid und Mitfreude
Während der Pessimist Schopenhauer Mitleid ins Zentrum seiner Ethik gestellt hat, um seine Philosophie der Verneinung des Lebens umzusetzen, drehte Nietzsche die These vom Mitleiden nach seinem Bruch mit der Schopenhauerschen Philosophie um: Weil das Leben zu bejahen sei, gelte das Mitleid – als Mittel zur Verneinung – als Gefahr. Es vermehre das Leiden in der Welt und stehe dem schöpferischen Willen, der immer auch vernichten müsse, entgegen. Mitfreude oder eine generelle Lebensbejahung (amor fati) seien die höheren und wichtigeren Werte.
Amor fati
Amor fati (lat. "Liebe zum Schicksal"); für Nietzsche eine Formel zur Bezeichnung des höchsten Zustands, den ein Philosoph erreichen kann, und zwar die Form der höchstgesteigerten Lebensbejahung. Diese Formel geht nach Nietzsche in den vier Grundtugenden des Philosophen auf: den Mut, die Einsicht, das Mitgefühl und die Einsamkeit (Reinlichkeit).

Die Gedankengänge werden von Nietzsche zu einer immer radikaleren Kritik am Christentum gebündelt. Dieses sei nicht nur nihilistisch – wie es in Nietzsches Verständnis auch der Buddhismus ist –, sondern im Gegensatz zu jenem auch aus Ressentiment geboren.

Das Christentum habe jede höhere Art Mensch und jede höhere Kultur und Wissenschaft behindert. In den späteren Schriften steigert Nietzsche die Kritik an allen bestehenden Normen und Werten: Sowohl in der bürgerlichen Moral als auch im Sozialismus und Anarchismus sieht er die Nachwirkungen der christlichen Lehren am Werk. Die ganze Moderne leide an décadence. Dagegen sei nun eine „Umwertung aller Werte“ nötig. Wie genau allerdings die neuen Werte ausgesehen hätten, wird aus Nietzsches Werk nicht eindeutig klar. Diese Frage und ihr Zusammenhang mit den Aspekten des Dionysischen, des Willen zur Macht, des Übermenschen und der Ewigen Wiederkunft (siehe unten) wird bis heute diskutiert.

„Gott ist tot“

Mit dem Stichwort „Gott ist tot“ wird oft die Vorstellung verbunden, dass Nietzsche den Tod Gottes beschworen oder herbeigewünscht habe. Tatsächlich trifft dies nur in einem gewissen Sinne zu. Liest man die Textstellen bei Nietzsche, so wird klar, dass er sich hier vielmehr als Beobachter verstand. Er analysierte seine Zeit, vor allem die seiner Auffassung nach inzwischen marode gewordene (christliche) Moral. Nietzsche war zudem nicht der erste, der die Frage nach dem "Tod Gottes" gestellt hat. Hegel äußerte diesen Gedanken bereits 1802 und sprach von dem "unendlichen Schmerz" als einem Gefühl, "worauf die Religion der neuen Zeit beruht - das Gefühl: Gott selbst ist tot". Dabei kam Nietzsche zu dem Schluss, dass mehrere mächtige Strömungen wie vor allem der Rationalismus und die neuen Wissenschaften daran mitgewirkt haben, den christlichen Gott unglaubwürdig gemacht und damit die christliche Weltanschauung zu Fall gebracht zu haben. Es besteht heute weitgehende Übereinstimmung, dass Nietzsche sich nicht als Befürworter des Nihilismus sah, sondern ihn als Möglichkeit in der (nach-)christlichen Moral, vielleicht auch als eine geschichtliche Notwendigkeit sah. Über den Atheismus Nietzsches im Sinne des Nichtglaubens an einen metaphysischen Gott sagen diese Stellen wenig aus, siehe hierzu den Abschnitt Kritik an Religion, Metaphysik und Erkenntnistheorie.

Das Wort vom Tod Gottes findet sich in den Aphorismen 108 und 343 der Fröhlichen Wissenschaft; das Motiv taucht auch mehrmals im Zarathustra auf. Danach verwendete Nietzsche es nicht mehr, befasste sich aber weiter intensiv mit dem Thema. Beachtenswert ist hier etwa das nachgelassene Fragment „Der europäische Nihilismus“ (KSA 12, 5[71], datiert 10. Juni 1887), in dem es nun heißt: „,Gott′ ist eine viel zu extreme Hypothese.“

Die bedeutendste und meistbeachtete Stelle zu diesem Thema ist aber der Aphorismus 125 aus der Fröhlichen Wissenschaft mit dem Titel „Der tolle Mensch“. Der stilistisch dichte Aphorismus enthält Anspielungen auf klassische Werke der Philosophie und Tragödie. Dieser Text lässt den Tod Gottes als bedrohliches Ereignis erscheinen. Dem Sprecher darin graut vor der Aussicht, dass die zivilisierte Welt ihr bisheriges geistiges Fundament weitgehend zerstört hat:

Wohin ist Gott? rief er, ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet, – ihr und ich! Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir dies gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? Was taten wir, als wir diese Erde von ihrer Sonne losketteten? Wohin bewegt sie sich nun? Wohin bewegen wir uns? Fort von allen Sonnen? Stürzen wir nicht fortwährend? Und rückwärts, seitwärts, vorwärts, nach allen Seiten? Gibt es noch ein Oben und ein Unten? Irren wir nicht wie durch ein unendliches Nichts? Haucht uns nicht der leere Raum an? Ist es nicht kälter geworden? Kommt nicht immerfort die Nacht und mehr Nacht? [...] Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet! Wie trösten wir uns, die Mörder aller Mörder?

Dieser unfassbare Vorgang würde gerade wegen der großen Dimension lange brauchen, um in seiner Tragweite erkannt zu werden: Ich komme zu früh, sagte er dann, ich bin noch nicht an der Zeit. Dies ungeheure Ereignis ist noch unterwegs und wandert, – es ist noch nicht bis zu den Ohren der Menschen gedrungen. Und weiter wird gefragt: Ist nicht die Größe dieser Tat [Gott getötet zu haben, Anm.] zu groß für uns? Müssen wir nicht selber zu Göttern werden, um nur ihrer würdig zu erscheinen? Unter anderem aus diesem Gedanken heraus erscheint später die Idee des „Übermenschen“, wie sie vor allem im Zarathustra dargestellt wird: „Tot sind alle Götter: nun wollen wir, dass der Übermensch lebe.“ Siehe hierzu weiter unten.

Die Rede vom Tod Gottes wurde und wird oft als Prophezeiung der Heraufkunft des Nihilismus gesehen: Durch die Kritik der bestehenden Moral, wie Nietzsche selbst sie betrieb, würde die Moral hohl und unglaubwürdig und bräche schließlich zusammen. Mit dieser radikalisierten Kritik stand Nietzsche einerseits in der Tradition der französischen Moralisten wie etwa Montaigne oder La Rochefoucauld, die die Moral ihrer Zeit kritisierten, um zu einer besseren zu gelangen; andererseits betonte er mehrfach, nicht nur die Heuchelei von Moral, sondern die herrschenden „Moralen“ selbst – im wesentlichen immer die christliche – zu bekämpfen. Um dies in einen Begriff zu fassen, bezeichnete er sich selbst als „Immoralist“.

Kunst und Wissenschaft

„Apollinisch“ und „Dionysisch“ sind die Grundbegriffe, die Nietzsche in die Philosophie der Kunst eingeführt hat. Mit den Namen der griechischen Götter Apollon und Dionysos bezeichnet er in der Geburt der Trägodie zwei gegensätzliche Prinzipien der Ästhetik. Apollinisch ist demnach der Traum, der schöne Schein, das Helle, die Erhabenheit; Dionysisch ist der Rausch, die grausame Enthemmung, das Ausbrechen einer dunklen Urkraft. In der attischen Tragödie ist Nietzsche zufolge die Vereinigung dieser Kräfte gelungen. Das „Ur-Eine“ offenbare sich dem Dichter dabei in der Form von dionysischer Musik und wird mittels apollinischer Träume in Bilder umgesetzt. Auf der Bühne sei die Tragödie durch den Chor geboren, der dem Dionysischen Raum gibt. Als apollinisches Element komme der Dialog im Vordergrund und der tragische Held hinzu.

Die griechische Tragödie sei durch Euripides und den Einfluss des Sokratismus zugrunde gegangen. Hierdurch sei vor allem das Dionysische, aber auch das Apollinische aus der Tragödie getrieben worden, sie selbst sei zu einem bloß dramatisierten Epos herabgesunken. Die Kunst habe sich in den Dienst des Wissens und sokratischer Klugheit gestellt und sei zur reinen Nachahmung geworden.

Erst im Musikdrama Richard Wagners sei die Vereinigung der gegensätzlichen Prinzipien wieder gelungen.

In späteren Schriften rückt Nietzsche von dieser Position ab; insbesondere sieht er in den Werken Wagners jetzt keinen Neuanfang mehr, sondern ein Zeichen des Verfalls. Auch seine grundsätzlichen ästhetischen Betrachtungen variiert er: In den Schriften der „positivistischen“ Periode tritt die Kunst, die „große Verführerin zum Leben“, deutlich hinter die Wissenschaft zurück. Nunmehr gilt das Leben als „Mittel der Erkenntnis“ (Fröhliche Wissenschaft). Erst nach Also sprach Zarathustra greift Nietzsche wieder deutlicher auf seine frühen ästhetischen Ansichten zurück und entwickelt vor allem das Konzept des Dionysischen weiter. In den späten Schriften dient diese Gottheit zur Projektion mehrerer wichtiger Lehren, und Ecce Homo schließt mit dem Ausruf „Dionysos gegen den Gekreuzigten!“

Kritik an Religion, Metaphysik und Erkenntnistheorie

Mit der Kritik der Moral hängt eine Kritik bisheriger Philosophien zusammen. Gegen metaphysische und religiöse Konzepte ist Nietzsche grundsätzlich skeptisch; die absolute Möglichkeit einer metaphysischen Welt sei zwar „nicht widerlegbar“ (Menschliches, Allzumenschliches), aber sie gehe uns auch nichts an. Alle metaphysischen und religiösen Spekulationen seien dagegen psychologisch erklärbar; sie hätten vor allem der Legitimation bestimmter Moralen gedient. Die jeweilige Art zu denken, die Philosophien der Philosophen sind nach Nietzsche auch aus deren körperlicher und geistiger Verfassung sowie ihren individuellen Erfahrungen abzuleiten – eine These, die Nietzsche in seinen Selbstanalysen auch auf sich anwendet.

Nietzsche weist immer wieder darauf hin, dass wir die Welt notwendigerweise stets perspektivisch wahrnehmen und auslegen. Schon die Notwendigkeit, sich in Sprache auszudrücken und damit Subjekte und Prädikate anzusetzen, sei eine vorurteilsbehaftete Auslegung des Geschehens. Nietzsche würdigt die antiken Skeptiker als die einzigen „anständigen Philosophen“ (Der Antichrist) und äußert grundsätzliche Vorbehalte gegen jede Art von philosophischem System; es sei unredlich zu meinen, die Welt lasse sich in eine Ordnung einpassen, „der Wille zum System ist ein Mangel an Rechtschaffenheit“ (Götzen-Dämmerung).

Weitere Konzepte

Ewige Wiederkunft
Nietzsches zuerst in Die fröhliche Wissenschaft auftretender und in Also sprach Zarathustra als Höhepunkt vorgeführter „tiefster Gedanke“ und das „größte Schwergewicht“ ist die Vorstellung, dass alles Geschehende schon unendlich oft geschehen ist und unendlich oft wiederkehren wird. Mit anderen Worten: alles dreht sich im Kreis. Dieser „tiefste Gedanke“ überfiel Nietzsche bei einer Wanderung im Engadin nahe Sils-Maria. Trotz einer nur sehr oberflächlichen naturwissenschaftlichen Bildung versuchte Nietzsche für die Ewige Wiederkunft auch wissenschaftliche Begründungen zu geben.
Im Hintergrund dieses Gedankens steht die Forderung, das Leben zu lieben und zu bejahen, um es so zu leben, dass man jeden Augenblick noch unendlich oft durchleben will. „Doch alle Lust will Ewigkeit – will tiefe, tiefe Ewigkeit“ lautet folglich ein zentraler Satz in Also sprach Zarathustra.
Ãœbermensch
Nietzsche lehnt das humanistische Ideal, das den Menschen über das Tierreich erheben soll, ab. Auch an einen Fortschritt in der Geschichte der Menschheit – oder in der Welt überhaupt – glaubt er nicht. Für Nietzsche ist folglich das Ziel der Menschheit nicht an ihrem (zeitlichen) Ende zu finden, sondern in ihren immer wieder auftretenden höchsten Individuen, den Übermenschen. Die Gattung Mensch als Ganzes sieht Nietzsche nur als einen Versuch, eine Art Grundmasse, aus der heraus er „Schaffende“ fordert, die „hart“ und mitleidlos mit anderen und vor allem mit sich selbst sind, um aus der Menschheit und sich selbst ein wertvolles Kunstwerk zu schaffen. Als negatives Gegenstück zum Übermenschen wird in Also sprach Zarathustra der letzte Mensch vorgestellt. Dieser steht für das schwächliche Bestreben nach Angleichung der Menschen untereinander, nach einem möglichst risikolosen, langen und „glücklichen“ Leben ohne Härten und Konflikte. Das „über“ kann nicht nur für eine höhere Stufe relativ zu einer anderen stehen, sondern kann auch im Sinne von „hinüber“ verstanden werden, also eine Bewegung ausdrücken. Der Übermensch ist daher nicht unbedingt als Herrenmensch über dem letzten Menschen zu sehen. Eine rein politische Deutung gilt der heutigen Nietzscheforschung als irreführend. Der „Wille zur Macht“, der sich im Übermenschen konkretisieren soll, ist demnach nicht etwa der Wille zur Herrschaft über Andere, sondern ist als Wille zum Können, zur Selbstbereicherung, zur Selbstüberwindung zu verstehen.
Wille zur Macht
Der „Wille zur Macht“ ist erstens ein Konzept, das zum ersten Mal in Also sprach Zarathustra vorgestellt und in allen nachfolgenden Büchern zumindest am Rande erwähnt wird. Seine Anfänge liegen in den psychologischen Analysen des menschlichen Machtwillens in der Morgenröte. Nietzsche führte es in seinen nachgelassenen Notizbüchern ab etwa 1885 viel umfassender aus. Es ist zweitens der Titel eines von Nietzsche auch als Umwertung aller Werte geplanten Werks, das nie zustande kam. Aufzeichnungen dazu gingen vor allem in die Werke Götzen-Dämmerung und Der Antichrist ein. Drittens ist dies der Titel einer Nachlasskompilation von Elisabeth Förster-Nietzsche und Peter Gast, die nach Ansicht dieser Herausgeber dem unter Punkt zwei geplanten „Hauptwerk“ entsprechen soll.
Die Deutung des Konzepts „Wille zur Macht“ ist stark umstritten. Für Martin Heidegger war dies Nietzsches Antwort auf die metaphysische Frage nach dem „Grund alles Seienden“: Laut Nietzsche sei alles „Wille zur Macht“ im Sinne eines inneren, metaphysischen Prinzips, so wie dies bei Schopenhauer der „Wille (zum Leben)“ ist. Die entgegengesetzte Meinung vertrat Wolfgang Müller-Lauter: danach habe Nietzsche mit dem „Willen zur Macht“ keineswegs eine Metaphysik im Sinne Heideggers wiederhergestellt – Nietzsche war ja gerade Kritiker jeder Metaphysik – sondern den Versuch unternommen, eine in sich konsistente Deutung alles Geschehens zu geben, die die nach Nietzsche irrtümlichen Annahmen sowohl metaphysischer „Sinngebungen“ als auch eines atomistisch-materialistischen Weltbildes vermeidet. Um Nietzsches Konzept zu begreifen, sei es angemessener, von den (vielen) „Willen zur Macht“ zu sprechen, die im dauernden Widerstreit stehen, sich gegenseitig bezwingen und einverleiben, zeitweilige Organisationen (beispielsweise den menschlichen Leib) bilden, aber keinerlei „ganzes“ bilden; die Welt sei ewiges Chaos. Zwischen diesen beiden Interpretationen bewegen sich die meisten anderen, wobei die heutige Nietzscheforschung derjenigen Müller-Lauters deutlich näher steht.

Einflüsse

Aus seiner Jugend im Pfarrhaus und im kleinbürgerlich-frommen „Frauenhaushalt“ ergaben sich Nietzsches erste praktische Erfahrungen mit dem Christentum. Schon sehr bald entwickelte er hier einen kritischen Standpunkt; so las er früh Schriften von Ludwig Feuerbach und David Friedrich Strauß. Wie früh diese Entfremdung von der Familie begann und wieviel Einfluss sie auf Nietzsches weiteren Denk- und Lebensweg hatte, ist Gegenstand einer andauernden Debatte in der Nietzsche-Forschung.

Auch der frühe Tod des Vaters dürfte Nietzsche beeinflusst haben, jedenfalls wies er selbst oft auf dessen Bedeutung für ihn hin. Dabei ist zu beachten, dass er ihn kaum selbst kannte, sondern sich aus Familienerzählungen ein wohl idealisiertes Bild des Vaters machte. Als freundlicher und beliebter, aber körperlich schwacher und kranker Landpfarrer taucht er in Nietzsches Selbstanalysen immer wieder auf.

Schon in seiner Jugend war Nietzsche von den Schriften Ralph Waldo Emersons und Lord Byrons beeindruckt, den seinerzeit tabuisierten Hölderlin erkor er zu seinem Lieblingsdichter. Auch Machiavellis Werk Der Fürst las er bereits privat in der Schulzeit.

Wie stark der Einfluss des Dichters Ernst Ortlepp oder die Ideen von Max Stirner beziehungsweise des ganzen Junghegelianismus' auf Nietzsche waren, ist umstritten. Der Einfluss Ortlepps ist vor allem von Hermann Josef Schmidt hervorgehoben worden. Über den Einfluss Stirners auf Nietzsche wird bereits seit den 1890ern debattiert. Einige Interpreten sahen hier höchstens eine flüchtige Kenntnisnahme, andere, als erster Eduard von Hartmann, erhoben einen Plagiatsvorwurf. Bernd Laska vertritt die These, Nietzsche habe infolge der Begegnung mit dem Werk Stirners, welches ihm vom Junghegelianer Eduard Mushacke vermittelt worden sei, eine „initiale Krise“ durchgemacht, die ihn zu Schopenhauer führte. Dies gilt in der Nietzscheforschung als Außenseitermeinung. Siehe auch: Weblinks.

Im Philologiestudium bei Ritschl lernte er neben den klassischen Werken selbst vor allem philologisch-wissenschaftliche Methoden kennen. Dies dürfte einerseits die Methodik seiner Schriften beeinflusst haben, was insbesondere in der Genealogie der Moral deutlich wird, andererseits aber auch sein Bild von der strengen Wissenschaft als mühselige Arbeit für mittelmäßige Geister. Seine eher negative Haltung zum Wissenschaftsbetrieb an den Universitäten gründete zweifellos in eigenen Erfahrungen sowohl als Student als auch als Professor.

An der Universität versuchte Nietzsche den hoch geschätzten Jacob Burckhardt zu Gesprächen zu gewinnen, las auch einige von dessen Büchern und hörte sich sogar Vorlesungen des Kollegen an. Mit dem Freund Franz Overbeck hatte er in der Basler Zeit einen regen Gedankenaustausch, auch später half ihm Overbeck in theologischen und kirchengeschichtlichen Fragen oft aus.

Werke bekannter Schriftsteller wie Stendhal, Tolstoi und Dostojewski machte Nietzsche sich für sein eigenes Denken ebenso zunutze wie solche heute eher unbekannter Autoren wie W. E. H. Lecky oder Fachgelehrter wie Julius Wellhausen. Zu seinen Ansichten über die moderne décadence las und bewertete er etwa George Sand, Gustave Flaubert und die Brüder Goncourt.

Schließlich lässt sich Nietzsches umfassendes Interesse an Wissenschaften von der Physik (besonders Roger Joseph Boscovichs System) bis zur Nationalökonomie belegen.

Wagner und Schopenhauer

Ab Mitte der 1860er übten die Werke Arthur Schopenhauers großen Einfluss auf Nietzsche aus; dabei bewunderte Nietzsche aber schon zu Beginn weniger den Kern der Schopenhauerschen Lehre als die Person und den „Typus“ Schopenhauer, das heißt in seiner Vorstellung den wahrheitssuchenden und „unzeitgemäßen“ Philosophen. Eine weitere wesentliche Inspiration war dann die Musik Wagners. Die Schriften Richard Wagner in Bayreuth (4. Unzeitgemäße Betrachtung) und vor allem die Geburt der Tragödie feiern dessen Musikdrama als Überwindung des Nihilismus ebenso wie eines platten Rationalismus. Diese Verehrung schlug spätestens 1879 nach Wagners Hinwendung zum Christentum (in Parsifal) in Feindschaft um. Über die Gründe für diese Wandlung legt Nietzsche vor allem in Der Fall Wagner und in Nietzsche contra Wagner Rechenschaft ab. Auch Schopenhauer sah er nun kritischer und meinte, gerade in dessen Pessimismus und Nihilismus ein zeittypisches und daher rückwärtsgewandtes Phänomen zu sehen.

Nietzsches Rezeption anderer Philosophien

Sein Wissen über Philosophie und Philosophiegeschichte hat Nietzsche sich nicht systematisch aus den Quellen angeeignet. Er hat es vornehmlich aus Sekundärliteratur entnommen: vor allem aus Diogenes Laertios zu den antiken Philosophen und aus Friedrich Albert Langes Geschichte des Materialismus sowie Kuno Fischers Geschichte der neuern Philosophie zu späteren Autoren. Platon und Aristoteles waren ihm aus der Philologie bekannt und auch Gegenstand einiger seiner philologischen Vorlesungen, aber besonders letzteren kannte er nur lückenhaft. Mit den Vorsokratikern befasste er sich zu Anfang der 1870er Jahre intensiv, vor allem auf Heraklit kam er noch später zurück. Aus Schule und Studium kannte er die Schriften von Homer, Hesiod und Thukydides.

Für die Ethik Spinozas, die Nietzsche zeitweise anregte, war ihm Fischers Werk die Hauptquelle. Kant lernte er ebenfalls durch Fischer (und Schopenhauer, s. unten) kennen; im Original las er vermutlich nur die Kritik der Urteilskraft. Zum deutschen Idealismus um Hegel übernahm er für einige Zeit die scharfe Kritik Schopenhauers. Später ignorierte er die Richtung; die Lektüre der Originalwerke hielt er offenbar für entbehrlich. Bedenkenswert ist, dass sich bei Nietzsche zu den Junghegelianern (Feuerbach, Bauer und Stirner) keine nennenswerten Äusserungen finden, obwohl er mit ihnen vertraut war, auch keine zu Karl Marx, obwohl er sich verschiedentlich über den politischen Sozialismus äußerte.

Weitere von Nietzsche rezipierte Quellen waren die französischen Moralisten wie La Rochefoucauld, Montaigne, Vauvenargues, Chamfort, Voltaire und Stendhal. Die Lektüre Pascals vermittelte ihm einige neue Einsichten zum Christentum.

Hin und wieder setzte sich Nietzsche polemisch mit den seinerzeit populären Philosophien Eugen Dührings, Eduard von Hartmanns und Herbert Spencers auseinander. Vor allem von letzterem und den deutschen Vertretern der Evolutionstheorie um Ernst Haeckel zog er sein Wissen um die Lehren Charles Darwins.

Vereinzelt ist in der Nietzsche-Forschung darauf hingewiesen worden, dass Nietzsches Kritik an anderen Philosophien und Lehren auf Missverständnissen beruhe, eben weil er sie nur durch entstellende Sekundärliteratur kannte. Dies betrifft insbesondere Nietzsches Aussagen zu Kant und der Evolutionslehre. Auch dieses Thema ist aber umstritten.

Wirkung

Insbesondere zur Publikationsgeschichte (in Deutschland)

Frühe Rezeption und das Nietzsche-Archiv

Erst nach Beginn seiner geistigen Umnachtung begannen sich Nietzsches Zeitgenossen für den bis dahin praktisch unbekannten Denker zu interessieren. Als erster Entdecker Nietzsches gilt Georg Brandes, der im Frühjahr 1888 an der Universität Kopenhagen eine Vortragsreihe über ihn hielt und noch bis zu Nietzsches Zusammenbruch in brieflichem Kontakt mit ihm blieb. Nietzsches fulminanter Stil wirkte dann, etwa gleichlaufend mit der Jugendbewegung, weit in die deutsche Intelligenz hinein.

Die nach dem geistigen Zusammenbruch rasch anwachsende Rezeption wurde bald durch Elisabeth Förster-Nietzsche und das von ihr 1894 in Naumburg gegründete (ab 1897 in Weimar befindliche) Nietzsche-Archiv bestimmt. Nietzsches Schwester hing nationalistischen, rassistischen und völkischen Ideen an, die ihr Bruder stets abgelehnt hatte. Sie verfügte über die Gesamtausgabe, schrieb eine „offizielle“ Biographie mit einer Deutung des Werks in ihrem Sinne und gab das angebliche „Hauptwerk“ Der Wille zur Macht (siehe Nietzsche-Rezeption im Nationalsozialismus) sowie Nietzsches Briefwechsel heraus. Insbesondere in letzterem konnten später Fälschungen, Auslassungen und Hinzufügungen durch Elisabeth Förster-Nietzsche nachgewiesen werden.

Im Umkreis dieser ersten Nietzsche-Rezeption sind etwa Harry Graf Kessler, Rudolf Steiner und Julius Langbehn zu finden. Sie und Förster-Nietzsche lasen aus Nietzsches Werk vor allem einen kulturpessimistischen Ansatz. Von Elisabeth Förster-Nietzsche und ihrem Nietzsche-Archiv darin bestärkt, legten völkische Kreise das Werk des Philosophen im deutschnationalen, teilweise sogar antisemitischem Sinne aus, obwohl Nietzsche in seiner Auseinandersetzung mit Richard Wagner seinen gegenteiligen Standpunkt in dieser Frage unmissverständlich dokumentiert hatte. Redensartlich hatte im Ersten Weltkrieg „jeder deutsche Soldat den Zarathustra im Tornister“ (wobei man in der Sache die Abiturienten mit dem ganzen Feldheer ineins setzte).

Gegenteilige Interpretationen, etwa ein 1894 erschienenes Buch Lou Andreas-Salomés, wurden vom Archiv und Elisabeth Förster-Nietzsche öffentlich heftig attackiert. Franz Overbeck weigerte sich, mit dem Archiv zusammenzuarbeiten, und zog so ebenfalls Schmähungen der Förster-Nietzsche auf sich; sein Schüler und Nachlassherausgeber Carl Albrecht Bernoulli, der für das Archiv unangenehme Schriftstücke publizierte, wurde von ihr mehrfach verklagt. Overbecks und Bernoullis „Basler Interpretation“ wird heute allgemein als treffender als die „Weimarer Interpretation“ angesehen.

Ehemalige Mitarbeiter des Archivs berichteten schon vor dem Ersten Weltkrieg von den fragwürdigen Editionsmethoden der Förster-Nietzsche. Erneute Kritik daran findet sich in den 1920ern beispielsweise bei Kurt Tucholsky, auf wissenschaftlicher Basis dann bei Erich Podach. Auch bei einer 1933 begonnenen „historisch-kritischen“ Ausgabe waren die Mitarbeiter und regimenahen Berater des Archivs teilweise nicht willens, teilweise nicht fähig, diesen Mangel zu beseitigen. 1942 wurde die Ausgabe kriegsbedingt abgebrochen.

Vielfältige Wirkung

Dennoch war die Nietzsche-Rezeption zu Beginn des 20. Jahrhunderts vielfältig. Von der poetischen Sprache in Also sprach Zarathustra waren von Anfang an vor allem Künstler tief beeindruckt; sehr bekannt ist Richard Strauss' gleichnamige Komposition. Weitere Bewunderer Nietzsches waren Hans Olde, Henry van de Velde und Edvard Munch. Das Nietzschebuch Ernst Bertrams und die Deutung Nietzsches als mystischer Dichter, wie sie besonders vom George-Kreis vertreten wurde, waren zu dieser Zeit zentral und wirkten etwa auf Rainer Maria Rilke, Hugo von Hofmannsthal, Heinrich Mann, Thomas Mann, Hermann Hesse, Gottfried Benn, Gabriele D'Annunzio und Georges Bataille. Insbesondere galt Nietzsche als Wegbereiter der Expressionisten.

Darüber hinaus wirkten Teile der Philosophie Nietzsches auf viele Geistes- und Sozialwissenschaftler, so zum Beispiel in der Philosophie auf Martin Heidegger, Karl Jaspers, Karl Löwith und Theodor Lessing, in der Soziologie auf Ferdinand Tönnies (der sich freilich schon 1897 gegen den „Nietzsche-Kultus“ wandte) und Max Weber, in der Geschichtstheorie auf Oswald Spengler und in der Tiefenpsychologie (Psychoanalyse) auf Sigmund Freud – der sich angeblich das weitere Lesen von Nietzsches Büchern verbot, um die darin enthaltenen Erkenntnisse selbst zu gewinnen, und über Nietzsche sagte, er habe eine größere Selbsterkenntnis gehabt, als je ein Mensch vor oder nach ihm – und Carl Gustav Jung. Auch die kritische Theorie um Theodor W. Adorno und Max Horkheimer interpretierte Teile von Nietzsches Werk.

Zeitweise wurde diskutiert, ob Nietzsche überhaupt als Philosoph gelten dürfe. Das Nietzsche-Archiv bestand unbedingt darauf, bezog sich dabei natürlich auf seine eigene, „offizielle“ Auslegung dieser Philosophie. In Literaten- und Künstlerkreisen wurde dagegen der Inhalt von Nietzsches Büchern im Vergleich zu seinem literarischen Stil, insbesondere im Zarathustra, vernachlässigt. Die Nachfolger der erwähnten Basler Interpretation wandten sich ebenfalls gegen die Deutung Nietzsches als systematischer Philosoph und sahen ihn vor allem als Aphoristiker, Moralisten, Zeitkritiker und Dichter.


Nietzsche-Rezeption durch Rudolf Rocker

Rudolf Rocker schreibt über Nietzsche:

"(...) seine innere Zerrissenheit, sein stetes Schwanken zwischen überlebten autoritären Anschauungen und wahrhaft freiheitlichen Gedankengängen ihn zeitlebens daran hinderten, die natürlichen Folgerungen daraus zu ziehen. Nichtsdestoweniger ist das, was er über den Verfall der Kultur in Deutschland geschrieben, von eindringlichster Bedeutung und findet seine Bestätigung in dem Niedergang jeder wie immer gearteten Kultur." Rocker zitiert Nietzsche daraufhin so: "Die Kultur und der Staat - man betrüge sich hierüber nicht - sind Antagonisten: 'Kultur-Staat' ist bloß eine moderne Idee. Der eine lebt vom anderen, das eine gedeiht auf Unkosten des anderen. Alle großen Zeiten der Kultur sind politische Niedergangszeiten: was groß ist im Sinne der Kultur, war unpolitisch, selbst antipolitisch." (S. 73) Unter anderem mit diesem Zitat stützt Rocker seine Hauptthese in seinem Hauptwerk "Nationalismus und Kultur", welche besagt, dass Zentralismus und kulturelle Entfaltung im stetigen Gegensatz zueinander standen und stehen. Je mächtiger z.B. Staat oder Kirche in der Geschichte waren, desto weniger konnte sich gesellschaftliche Kultur entfalten. Hohe Kultur dagegen entstand zumeist dort, wo Staaten weniger mächtig waren. Dies erläutert Rocker anhand zahlreicher Beispiele.

Weiter schreibt Rocker: "Ãœbrigens hat schon Nietzsche den inneren Gegensatz zwischen Polis (griechischer Stadtstaat) und Kultur erkannt und den angeblich notwendigen Zusammenhang zwischen beiden als ein Trugbild bezeichnet." (S. 363)

„Oder um mit Nietzsche zu reden: jedes Volk ebenso wie jeder Mensch verfügt nur über eine gewisse Summe schöpferischer Kräfte und Fähigkeiten, und was von dieser Summe für Weltherrschaft und machtpolitische Bestrebungen verausgabt wird, muß notwendigerweise dem kulturellen Wirken entzogen werden.“ (S. 381)

„Nietzsche hatte schon recht, wenn er sagte: ‚Als die Deutschen den anderen Völkern anfingen interessant zu werden, geschah es vermöge eine Bildung, die sie jetzt nicht mehr besitzen, ja die sie mit einem blinden Eifer abgeschüttelt haben, wie als ob sie eine Krankheit gewesen sei; und doch wussten sie nichts Besseres dagegen einzutauschen als den politischen und nationalen Wahnsinn.“ (Nietzsche, Werke, Band V, S. 179, zit.n. Rocker S. 427)

„Man lese die hirnverbrannten Urteile deutscher Rassentheoretiker über die angebliche Minderwertigkeit der Briten und die Degeneration der Franzosen, und man begreift ohne weiteres die Maxime Nietzsches: ‚Mit keinem Menschen umgehen, der an dem verlogenen Rassenschwindel einen Anteil hat.’“ (S. 435)

Nietzsche: „Oft sitzt der Schlamm auf dem Thron – und oft der Thron auf dem Schlamm“ (Rocker, S. 496)

Alle Zitate aus: Rudolf Rocker: Nationalismus und Kultur, Münster 1999

Nationalsozialismus

Vergleiche hierzu: Vordenker des Nationalsozialismus – Sonderfall Nietzsche

Der deutsche Nationalsozialismus und der italienische Faschismus bezogen sich selektiv auf Bruchstücke aus Nietzsches Werk. Besonders Benito Mussolini war von Nietzsche begeistert und wurde in seiner Lesart aus dem Nietzsche-Archiv bestärkt. Die Rezeption im Nationalsozialismus ist in erster Linie auf die schon erwähnten Manipulationen von Nietzsches Schwester und dem Nietzsche-Archiv zurückzuführen. Während der Zeit des Nationalsozialismus (und nach dem Tod der Förster-Nietzsche 1935) betrieb Alfred Baeumler die Vereinnahmung Nietzsches für das Dritte Reich energisch weiter.

Wer mochte, konnte sich bei den provozierenden Schlagworten Nietzsches wie denen vom „Übermenschen“, dem „Willen zur Macht“, der „Herrenmoral“, und nicht zuletzt von der „blonden Bestie“ bedienen, um daraus Rechtfertigungen für seine eigenen Ideen zu finden. Ob Nietzsche dafür verantwortlich gemacht werden kann, ist allerdings fragwürdig. Zweifelsfrei war Nietzsche aufgrund seiner elitären Gesinnung anti-demokratisch, und er hielt auch im Hinblick auf die Befürwortung der weiblichen Emanzipation kritische Distanz. Nietzsche glorifizierte Stärke und Krieg - als Instrumente der Überwindung der decadence. Das was von ihm allerdings überwiegend geistig-metaphorisch gemeint war, wurde während des Dritten Reiches im Rahmen der nationalsozialistischen Gesellschaftspolitik ins Konkret-Praktische übertragen. Dabei blieben Nietzsches vor allem im Spätwerk immer wieder auftretende ablehnende Haltung gegenüber Antisemitismus und Nationalismus unterbelichtet.

Antisemitismus und Nationalismus

In der Genealogie der Moral und an anderen Stellen finden sich dabei Gedanken zum Judentum, die durchaus in Einklang mit Ideen des modernen Antisemitismus zu bringen sind. Teile von Kapitel 7 und 8 der ersten Abhandlung der Genealogie der Moral ähneln in Inhalt und Sprache typischen antisemitischen Motiven: So erscheinen die Juden als Volk des „Hasses“ und der „Rache“; es wird ein Gegensatz zwischen „den Juden“ und allen anderen konstruiert; und ihnen wird – wenn auch spekulativ – eine „geheime schwarze Kunst“ zugeschrieben, so dass sie mit „vorausrechnende[r] Rache“ und „Raffinement“ über die Welt und insbesondere die „Vornehmen“ triumphieren konnten. Es ist nicht schwierig, solche Bemerkungen im Rahmen einer Lehre von der jüdischen Weltverschwörung oder der zersetzenden Tätigkeit des Judentums zu lesen.

Aber Nietzsche distanzierte sich an anderen Stellen eindeutig von antijüdischen oder antisemitischen Haltungen, ja er legte ihnen ganz ähnliche Attribute wie zuvor „den Juden“ zu. So spricht er von „Hass“ und „Rache“, ja „bissiger Verlogenheit“ und sieht einen „stille[n] Kampf zumeist mit kleinen Giftpulvern“ etwa bei dem „Rache-Apostel Dühring“, dem „erste[n] Moral-Großmaul [...] selbst noch unter Seinesgleichen, den Antisemiten“ (GM III 14). Auch findet sich in Nietzsches Schriften eine Vielzahl von Polemiken gegen die Antisemiten als politische Bewegung in Nietzsches Zeit, welche oft in Zusammenhang mit seinen Polemiken gegen alles „Deutsche“ sowie Richard Wagner und die Wagnerianer stehen. So fehle in der „haarsträubende[n] Gesellschaft“ von Bayreuth „keine Missgeburt, nicht einmal der Antisemit“ (EH MA 2). Nietzsche selbst erkannte die Ähnlichkeit der von ihm für Juden einerseits und Antisemiten andererseits verwandten Beschreibungen „Definition des Antisemiten: Neid, ressentiment, ohnmächtige Wut als Leitmotiv im Instinkt; der Anspruch des „Auserwählten“ [...] sie merken nicht einmal wem sie damit zum Verwechseln ähnlich sehn? ein Antisemit ist ein neidischer d.h. stupidester Jude“ (KSA 13, 21[7]), und schließlich wog er sie zu Ungunsten der Antisemiten ab „der Jude weiß, dass er lügt, wenn er lügt: der Antisemit weiß nicht, dass er immer lügt“ (KSA 13, 21[6]); „die Kunst zu lügen, das „unbewusste“ Ausstrecken langer, allzulanger Finger, das Verschlucken fremden Eigentums [ist] mir an jedem Antisemiten bisher handgreiflicher erschienen als an irgend welchem Juden“ (KSA 13, 23[9]). Man wird schließlich mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen können, dass Nietzsche zu diesem Thema im selben Geiste verfuhr wie letztlich mit allen anderen Themen: Wo Positionen Dritter zu sehr auf Täuschung, Schwäche oder Unkenntnis beruhten, wurden sie bloßgestellt.

Es bleibt anzumerken, dass Nietzsche einige Klischees über Juden, etwa die vom „jüdischen Geist“ und „Geld“z.B KSA 13, 14[182], sein Leben lang in Schriften benutzt hat noch im beginnenden Wahnsinn sah er „die jüdischen Bankiers“ auf seiner Seite (KSA 13, 25[11]), schließlich habe er für seine „internationale Bewegung das ganze jüdische Großkapital nötig“ (KSB 8, Nr. 1181). Ähnliche Klischees benutzte er freilich auch in Beiträgen über die „oberflächlichen“ Engländer, den französischen „Geschmack“ (JGB 254, Wagner-Schriften) oder die deutsche Freude am „Widerspruch“ (M Vorrede), nationaler Politik, „Wolken“ (JGB 164) und Bier (GD, Was den Deutschen abgeht). Wie weit er selbst daran glaubte, ist fraglich. Im Blick auf seine Beiträge unter anderem zu den Juden schrieb er: „Möge man mir verzeihn, dass auch ich [...] nicht völlig von der Krankheit [u. a. der „antijüdischen“] verschont blieb.“ (JGB 251) und gab zu: „[A]uch wir haben Stunden, wo wir uns eine herzhafte Vaterländerei, einen Plumps und Rückfall in alte Lieben und Engen gestatten [...], Stunden nationaler Wallungen [und] patriotischer Beklemmungen“, aber mit der Absicht „solche atavistischen Anfälle von Vaterländerei und Schollenkleberei zu überwinden und wieder zur Vernunft [...] zurückzukehren.“ Nietzsche glaubte weniger an Unterschiede zwischen den Völkern als an unterschiedlich wertvolle Individuen innerhalb jedes Volkes. Dennoch stellt sich die Frage, warum er die genannten Klischees immer wieder benutzte.

Seine mit der Zeit zunehmende Ablehnung alles Deutschen und das ihn zeitlebens verfolgende Gefühl, in Deutschland ein Außenseiter zu sein, gründete sich zum Teil auch auf die familiäre Überlieferung, von einem polnischen Adelsgeschlecht Niëtzky (poln. Nicki oder Niecki) abzustammen, was er beispielsweise in seiner Physiognomie bestätigt sah. Eine polnische Abstammung der Familie gilt allerdings aus Sicht der heutigen genealogischen Forschung als sehr unwahrscheinlich, insbesondere ist kein polnisches Adelsgeschlecht dieses Namens nachweisbar.

Nach 1945

Nach 1945 galt Nietzsche als Nazi-Philosoph. In den Staaten des Ostblocks wurde Nietzsche fast überhaupt nicht rezipiert; Georg Lukács reihte ihn in die „irrationalistische“ bürgerliche Philosophie Deutschlands ein, die Faschismus und Nationalsozialismus den Weg bereitet habe.

Im Westen wuchs besonders in Frankreich, dann auch in Italien und anderen Ländern neues Interesse an Nietzsches Philosophie. Der zu der Zeit einflussreiche Existenzialismus um Jean-Paul Sartre und Albert Camus zog offen wichtige Anregungen aus seinem Denken. Im englischen Sprachraum popularisierte Walter Kaufmann Nietzsches Werk; in Deutschland wurde er weiterhin zurückhaltend aufgenommen.

1954 wurde im Rahmen einer dreibändigen Ausgabe von Karl Schlechta zum ersten Mal die verfälschende Tätigkeit des Nietzsche-Archivs einer breiteren Öffentlichkeit bekannt. Schlechta beanspruchte für sich, als erster Werk und Teile des Nachlasses nach anerkannten literaturwissenschaftlichen Methoden herauszugeben. Allerdings wurde auch seine Ausgabe als mangelhaft kritisiert, beispielsweise vom schon genannten Erich Podach.

Der italienische Philosoph Giorgio Colli und sein Schüler, der Germanist Mazzino Montinari, entschlossen sich nach Durchsicht sämtlicher Materialien 1962, statt einer geplanten italienischen Übersetzung eine vollständig neue Kritische Gesamtausgabe (KGW) herauszugeben. Seit 1967 erscheint diese auch auf deutsch. 1972 wurden zudem die jährlich erscheinenden Nietzsche-Studien gegründet. Curt Paul Janz gab 1975 zum ersten Mal den musikalischen Nachlass heraus und veröffentlichte 1979 eine dreibändige Biographie, die viele Materialien zum Leben Nietzsches erstmals publizierte. Colli, Montinari und ihre Nachfolger begannen zudem mit der kritischen Ausgabe der Briefe (KGB).

In die 1970er fällt auch eine Welle der Nietzsche-Interpretationen in der neueren französischen Philosophie. Nietzsche diente dem Poststrukturalismus und der Dekonstruktion als Inspirationsquelle. Intellektuelle wie Michel Foucault, Gilles Deleuze, Jacques Derrida und Felix Guattari nahmen sein Werk auf und interpretierten es neu.

Seit 1980

Mit dem Erscheinen der 15-bändigen Kritische Studienausgabe (KSA) im Jahr 1980, die textidentisch mit der KGW sämtliche philosophische Werke und Nachlass ab 1869 umfasst, liegt zum ersten Mal eine vollständige unverfälschte Ausgabe der Schriften Nietzsches vor. Die KSA gilt heute als Standardausgabe; Jugendschriften, Philologica und ein erweiterter Apparat sind in der KGW zu finden. Mit den heutigen technischen Möglichkeiten gibt es auch digitalisierte Ausgaben von Werk, Briefen und Nachlass (siehe auch: Weblinks).

Die seither erfolgte Nietzsche-Forschung versucht durch eine genaue Texterschließung zu einer nüchternen Rezeption Nietzsches zu kommen. Die früheren, oft sehr unterschiedlichen und widersprüchlichen Nietzsche-Interpretationen bei den genannten Personen werden als zweifelhaft abgelehnt. Besondere Beachtung findet seitdem Nietzsches Vorwegnahme von sprach- und philosophiekritischen Ansätzen des 20. Jahrhunderts, seine Kritik am Wahrheitsbegriff und sein Perspektivismus. In jüngster Zeit ist seine Christentums- und Religionskritik wieder stärker herausgestellt worden, auch eine Rezeption von Nietzsches Moralkritik (Immoralismus) findet statt. Ein weiterer Bereich der jüngeren Nietzscheforschung ist die Auffindung und Auswertung der von Nietzsche benutzten Quellen.

Nietzsche wird auch immer wieder als Vorläufer der Postmoderne, in der die neue Anwendung vorhandener Ideen eine wichtige Rolle spielt sowie Medien und Technik als Träger und Vermittler von Kultur an Bedeutung gewinnen, genannt. Mit solchen Ansätzen der Postmoderne einhergehend finden sich teilweise entstellte und verkürzte Aspekte aus Nietzsches Werk in der populären Kultur. Aus der Nietzsche-Forschung gibt es allerdings auch Kritik an dieser als „Verharmlosung“ empfundenen Deutung Nietzsches.

Werke und Ausgaben

Werke

Eingeklammerte Jahreszahlen geben das Jahr der Entstehung, mit Kommata abgetrennte das Jahr der Erstveröffentlichung an.

Philologisches

  • Zur Geschichte der Theognideischen Spruchsammlung, 1867
  • De Laertii Diogenis fontibus, 1868/69
  • Homer und die klassische Philologie, 1869
  • Analecta Laertiana, 1870
  • Das florentinische Tractat über Homer und Hesiod, 1870

Philosophisches, Dichtungen und Autobiografisches

Musik

In seiner Jugend komponierte Nietzsche viele kleinere Stücke, auch als Erwachsener musizierte er immer wieder. Bedeutend sind:

  • Manfred-Meditation, 1872. Zum Manfred von Lord Byron. Nach der vernichtenden Kritik Hans von Bülows (siehe [1]) gab Nietzsche das Komponieren größtenteils auf.
  • Hymnus an die Freundschaft, 1874. Hörprobe
  • Gebet an das Leben, NWV 41, 1882, und Hymnus an das Leben, Chor und Orchester, 1887: Nietzsche vertonte 1882 ein Gedicht von Lou Andreas-Salomé. Peter Gast arbeitete dies zu einer Komposition für gemischten Chor und Orchester um, die 1887 unter Nietzsches Namen veröffentlicht wurde. Hörprobe

Mehr zu Nietzsches Musik und weitere Hörbeispiele hier.

Ausgaben

Zur ausführlichen Publikationsgeschichte siehe: Nietzsche-Ausgabe

Gesamtausgaben – vollständige, ausführlich kommentierte Ausgaben, die in jeder guten Bibliothek zu finden sind:

  • Werke. Kritische Gesamtausgabe Sigle: KGW [auch: KGA (Verlag)], hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Berlin und New York 1967ff.
  • Briefe. Kritische Gesamtausgabe Sigle: KGB, hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. Berlin und New York 1975–2004

Studienausgaben – Taschenbuchausgaben, für den interessierten Leser als erschwingliche Werkausgabe zu empfehlen:

  • Sämtliche Werke, Kritische Studienausgabe in 15 Bänden Sigle: KSA, hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München und New York 1980. ISBN 3-423-59065-3
  • Sämtliche Briefe. Kritische Studienausgabe Sigle: KSB, hg. von Giorgio Colli und Mazzino Montinari. München und New York 1986. ISBN 3-423-59063-7

sonstige:

  • Die Geburt der Tragödie. Schriften zu Literatur und Philosophie der Griechen. Herausgegeben von Manfred Landfester. Frankfurt/Main: Insel 1994 (Umfassend kommentierte Einzelausgabe)

Literatur

(Folgende, alphabetisch nach Verfasser-Namen sortierte Liste ist eine Auswahl aus der sehr großen Fülle an Forschungsliteratur. Nähere bibliographische Angaben finden sich in den meisten der aufgeführten Bücher und Titel, siehe auch Weblinks.)

Zur Biografie

  • Andler, Charles: Nietzsche, sa vie et sa pensée. Brossard, Paris 1920–1931 (6 Bände), spätere Auflagen (3 Bände, jeweils zwei zusammengefasst) bei Gallimard, ISBN 2-07-020127-9, ISBN 2-07-020128-7, ISBN 2-07-020129-5. (Detaillierte Gesamtdarstellung, Rezeptionsgrundlage vieler französischer Autoren.)
  • Andreas-Salomé, Lou: Friedrich Nietzsche in seinen Werken. Insel, Frankfurt am Main 2000 (erste Auflage 1894), ISBN 3-458-34292-3 (Interessanter, weil sehr früher Zugang einer Freundin Nietzsches.)
  • Benders, Raymond J. und Oettermann, Stephan: Friedrich Nietzsche: Chronik in Bildern und Texten. dtv, München 2000, ISBN 3-423-30771-4
  • Frenzel, Ivo: Friedrich Nietzsche in Selbstzeugnissen und Bilddokumenten. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg, Neuausgabe 2000, ISBN 3-499-50634-3.
  • Janz, Curt Paul: Friedrich Nietzsche. Biographie. Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1981, ISBN 3-423-04383-0 (Das Standardwerk zu Nietzsches Leben, in drei umfangreichen Bänden.)
  • Koch, Hans-Joachim: Nietzsche tanzt. Beiträge zur Nietzsche-Forschung IV. Laatzen:Wehrhahn. ISBN 3-932324-65-X
  • Ottmann, Henning (Hg.): Nietzsche-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung. Metzler, Stuttgart/Weimar 2000. ISBN 3-476-01330-8
  • Ross, Werner: Der ängstliche Adler. 1980, ISBN 3-423-30736-6 und
  • Ross, Werner: Der wilde Nietzsche oder Die Rückkehr des Dionysos. dva, Stuttgart 1994, ISBN 3-421-06668-X (zwei antithetische Akzentuierungen von Nietzsches Charakter aus der Sicht eines Literaturwissenschaftlers)
  • Safranski, Rüdiger: Friedrich Nietzsche. Biographie seines Denkens. Hanser, München 2000, ISBN 3-446-19938-1 (Stellt Nietzsches Leben in den Zusammenhang seiner Zeit; kulturphilosophisch.)
  • Schmidt, Hermann Josef, Nietzsche absconditus oder Spurenlesen bei Nietzsche (4 Bände), Berlin/Aschaffenburg 1991–1994, ISBN 3-922-60123-5 (akribische psychologische Studie über Nietzsches Kindheit und Jugend)

Zur Philosophie

  • Abel, Günter: Nietzsche. Die Dynamik der Willen zur Macht und die ewige Wiederkehr. de Gruyter, Berlin und New York 1998 (2., erw. Auflage), ISBN 3-11-015191-X (gelungener Ansatz zur Klärung des häufig missverstandenen Begriffes)
  • Ansell Pearson, Keith (Ed.): A Companion to Nietzsche, Oxford / Malden: Blackwell 2006, ISBN 1-405-11622-6.
  • Danto, Arthur C.: Nietzsche als Philosoph. Fink, München 1998, ISBN 3-770-53230-9.
  • Deleuze, Gilles: Nietzsche und die Philosophie. Europäische Verlagsanstalt/eva, Hamburg 1976, ISBN 3-434-46183-3. (Klassiker der französischen Nietzsche-Rezeption.)
  • Derrida, Jacques: Sporen. Die Stile Nietzsches. Frankfurt 1969. (Versucht zu zeigen, dass Nietzsches Denken kein Zentrum hat.)
  • Figal, Günter: Nietzsche – Eine philosophische Einführung. Reclam, Stuttgart 1999, ISBN 3-15-009752-5.
  • Fink, Eugen: Nietzsches Philosophie. Kohlmann, Stuttgart 1960 / 1992, ISBN 3-17-012130-8.
  • Gerhardt, Volker: Vom Willen zur Macht, Anthropologie und Metaphysik der Macht am exemplarischen Fall Friedrich Nietzsches. de Gruyter, Berlin und New York 1996, ISBN 3-11-012801-2. (Untersucht die Struktur der Formel vom „Willen zur Macht“.)
  • Habermas, Jürgen: Nachwort in: Friedrich Nietzsche: Erkenntnistheoretische Schriften. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1968, ISBN 3-518-06021-X. (Wichtiger Beitrag aus der Frankfurter Schule.)
  • Heidegger, Martin: Nietzsche (I und II). Pfullingen 1961, ISBN 3-7885-0115-4. (Basierend auf Vorlesungen von 1936 – 1940. Versucht, Nietzsches Philosophie auf den Gedanken der „ewigen Wiederkehr des Gleichen“ zurückzuführen. Nietzsche erscheint als letzter Vertreter der abendländischen Metaphysik, Heidegger als ihr erster Ãœberwinder.)
  • Jaspers, Karl: Nietzsche. Einführung in das Verständnis seines Philosophierens. de Gruyter, Berlin und New York 1981 (Erstauflage 1935), ISBN 3-11-008658-1. (Jaspers sucht als Philosoph und als Psychiater Zugang zu Nietzsches Denken.)
  • Kaufmann, Walter: Nietzsche: Philosoph – Psychologe – Antichrist. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1988, ISBN 3-534-80023-0. (Wichtiges Werk der angelsächsischen Nietzsche-Interpretation.)
  • Kynast, Pierre. Friedrich Nietzsches Ãœbermensch. Eine philosophische Einlassung. Projekte Verlag 188. Halle (Saale) 2006. ISBN 3-866-158-X
  • Montinari, Mazzino: Friedrich Nietzsche: eine Einführung. de Gruyter, Berlin und New York 1991, ISBN 3-11-012213-8. (Von einem der Herausgeber der kritischen Gesamtausgabe Nietzsches.)
  • Ries, Wiebrecht: Nietzsche zur Einführung. Junius, Hamburg 2004, ISBN 3-88506-393-X
  • Tongeren, Paul J. M. van: Reinterpreting Modern Culture. An Introduction to Friedrich Nietzsche's Philosophy, West Lafayette, Ind.: Purdue University Press, 2000. ISBN 155753156-0. (Beste englischsprachige Einführung.)
  • Türcke, Christoph: Der tolle Mensch. Nietzsche und der Wahnsinn der Vernunft. Fischer, Frankfurt am Main 1989, ISBN 3-924245-89-4. (Deutung aus der Perspektive der Dialektik der Aufklärung.)
  • Vattimo, Gianni: Friedrich Nietzsche: eine Einführung. Metzler, Stuttgart 1992, ISBN 3-476-10268-8

Antisemitismus

  • Mittmann, Thomas: Friedrich Nietzsche - Judengegner und Antisemitenfeind. Sutton-Verlag, Erfurt 2001 ISBN 3-89702-305-9
  • Taureck, Bernhard H. F.: Nietzsche und der Nationalsozialismus - Ein Politikum. Reclam Verlag, Leipzig 2000 ISBN 3-379-01687-X
  • Zumbini, Massimo Ferari: Die Wurzeln des Bösen. Gründerjahre des Antisemitismus: Von der Bismarckzeit zu Hitler, 773 S., Vittorio Klostermann, Frankfurt a. M. 2003 ISBN 3-465-03222-5

Zur Rezeptionsgeschichte

Kommentare zu einzelnen Werken Nietzsches

  • Gerhardt, Volker (Hg.): Friedrich Nietzsche: Also sprach Zarathustra. Klassiker Auslegen, Bd. 14. Berlin 2000.
  • Pieper, Annemarie: „Ein Seil geknüpft zwischen Tier und Ãœbermensch“. Philosophische Erläuterungen zu Nietzsches erstem „Zarathustra“. Stuttgart 1990.
  • Schacht, Richard (Hg.): Nietzsche, Genealogy, Morality. London 1994.
  • Sommer, Andreas Urs: Friedrich Nietzsches „Der Antichrist“. Ein philosophisch-historischer Kommentar. Basel 2000. (Beiträge zu Friedrich Nietzsche. Bd. 2). ISBN 3-7965-1098-1.
  • von Reibnitz, Barbara: Ein Kommentar zu Friedrich Nietzsche ,Die Geburt der Tragodie aus dem Geiste der Musik′. Stuttgart 1992.

Jahrbücher

  • Nietzsche-Studien: Internationales Jahrbuch für die Nietzsche-Forschung. Berlin: de Gruyter.
  • Nietzscheforschung: Jahrbuch der Nietzsche-Gesellschaft / hrsg. im Auftrag der Förder- und Forschungsgemeinschaft Friedrich Nietzsche e. V. - Berlin: Akad.-Verl.
  • New Nietzsche Studies. The Journal of the Nietzsche Society (published once per calendar year, binding two double-number issues of the journal in one volume).

Weblinks

Texte

Linksammlungen, Bibliografie und Untersuchungen

Sonstiges


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