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'''John Holloway''', geb. 1947 in Dublin, lehrt seit 1993 als Professor für Politikwissenschaft am Instituto de Ciencias Sociales y Humanidades der Universidad Autónoma de Puebla in Mexiko. Er hat viel über Fragen der [[marxistischen Theorie]] veröffentlicht, u.a. in der [[PROKLA]], und - in letzter Zeit - über die [[zapatistische Bewegung]]. Zuletzt erschienen: (zusammen mit Eloína Peláez) [[Zapatista]]! Reinventing Revolution in Mexico.
 
'''John Holloway''', geb. 1947 in Dublin, lehrt seit 1993 als Professor für Politikwissenschaft am Instituto de Ciencias Sociales y Humanidades der Universidad Autónoma de Puebla in Mexiko. Er hat viel über Fragen der [[marxistischen Theorie]] veröffentlicht, u.a. in der [[PROKLA]], und - in letzter Zeit - über die [[zapatistische Bewegung]]. Zuletzt erschienen: (zusammen mit Eloína Peláez) [[Zapatista]]! Reinventing Revolution in Mexico.
  
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John Holloway, geb. 1947 in Dublin, lehrt seit 1993 als Professor für Politikwissenschaft am Instituto de Ciencias Sociales y Humanidades der Universidad Autónoma de Puebla in Mexiko. Er hat viel über Fragen der marxistischen Theorie veröffentlicht, u.a. in der PROKLA, und - in letzter Zeit - über die zapatistische Bewegung. Zuletzt erschienen: (zusammen mit Eloína Peláez) Zapatista! Reinventing Revolution in Mexico.

"Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen "

Ausgangspunkt der hollowayschen Theorie ist der Schrei des Subjekts. Dieser Schrei besteht in der Dissonanz, dem [Widerspruch zwischen dem was „ist” und dem „Noch-Nicht”, zwischen der Realität der Gegenwart und einer wünschenswerten Zukunft. Nicht „das vernünftige Sich-Zurücklehnen-und-über-die-Geheimnisse-der-Existenz- nachsinnen, wie es das traditionelle Bild des ‚Denkers‛ vorsieht”(Holloway (2004: 10)), sondern die aus der Dissonanz (zwischen „Ist” und „Noch-Nicht”) hervorgehende Unzufriedenheit (Negativität), die Wut ist es, die zum Gedanken treibt.

Es sind zwei Fragen, die H. im folgenden zu beantworten versucht: Erstens die Frage nach der Notwendigkeit dieses subjektorientierten Ansatzes im wissenschaftlichen Diskurs und zweitens die Frage nach der Ursache des Schreis, eine Analyse des „Ist” mit dem Ziel, Eckpunkte einer Vision, einer möglichen anderen Zukunft herauszuarbeiten.

Der Schrei besteht im Widerspruch zwischen den gegenwärtigen gesellschaftlichen Verhältnissen und einer wünschenswerten anderen Welt, oder anders: zwischen Analyse und Vision. Nur ein dialektischer Umgang (siehe: Dialektik) mit diesen beiden Dimensionen, also ein wissenschaftlicher Diskurs, der die Vision verwirklichen will und jeden Schritt darauf zu einer neuen Analyse unterzieht und daraus neue Schritte folgert, wird dem Schrei, dem Wunsch nach Veränderung gerecht. Er grenzt sich so von den realistischen und normativen Gesellschaftstheorien ab, die entweder nur deskriptiv das „Ist” zu erklären versuchen und das Subjekt objektivieren, oder aber die Vision normativ festsetzen und somit eine immer neue Bewertung durch die Analyse ausschließen. H. bezieht sich damit, in Abgrenzung zu Michel Foucaults „Bitterkeit der Geschichte”, die zwangsläufig zu einer Anpassung der Erwartungen führt, positiv auf die frühe Kritische Theorie der Frankfurter Schule, die mit Ernst Bloch davon ausgeht, daß aus dem Entsetzen, welches der Analyse entspringt, die Hoffnung auf eine bessere Welt erwächst (ebenda: 18). Der Schrei erfährt seine theoretische Kraft nicht aus dem zukünftigen Vorhandensein des „Noch-Nicht”, sondern aus seiner gegenwärtigen Existenz als Möglichkeit. Von den gegenwärtigen gesellschaftlichen Umständen wird jede andere Welt im Jetzt negiert, sie existiert aber als eben diese Negation.

Aus diesem Ansatz ergeben sich die wichtigsten Grundzüge für den weiteren Verlauf der Theorie, der Suche nach einer Möglichkeit, die Ursache des Schreis zu überwinden: Dialektik und negatives Denken. Hierin bezieht H. sich eng auf Karl Marx Kritik der politischen Ökonomie im „Kapital”. Seine „Absicht [...] ist, diejenigen Fragen, die häufig als ‚marxistische‛ beschrieben werden, in der Problematik negativen Denkens zu verorten, in der Hoffnung, damit negativem Denken Inhalt zu verleihen und die marxistische Kritik am Kapitalismus zuzuspitzen”(ebenda: 19). Er übernimmt von Marx die Annahme des gesellschaftlichen Charakters der arbeitsteiligen Arbeit ( „Die Teilung der Arbeit ist der nationalökonomische Ausdruck von der Gesellschaftlichkeit der Arbeit innerhalb der Entfremdung”, (MEW Bd.40: 557, zitiert nach Haug 2005: 111)) und abstrahiert dies auf den Begriff des Tuns. Jedes Tun ist gesellschaftlich, weil es durch das Tun anderer bedingt ist und selbst wieder das Tun anderer bedingt ( „Was immer ich tue, es ist Teil des gesellschaftlichen Flusses des Tuns, in dem die Voraussetzung meines Tuns das Tun (oder Getan-haben) anderer ist, in der das Tun anderer die Mittel meines Tuns bereitstellt.” (Holloway 2004: 39)). Diesen „gesellschaftliche Fluß des Tuns”, ein Zustand der freien Entfaltung des Subjekts, faßt H. unter dem Begriff der kreativen Macht.

Kreative Macht ist gesellschaftlich. Dem gegenüber stellt er die instrumentelle Macht. Auch diese ist ein Tun, aber sie ist ein den gesellschaftlichen Fluß des Tuns unterbrechendes Tun. Es ist ein Tun, welches das freie Tun anderer negiert, ihm die Mittel zum Tun nimmt. Wenn es instrumentelle Macht gibt, dann besteht die kreative Macht nur noch als Negation. Die Existenz der instrumentelle Macht ist Ursache des Schreis. Die Inhalte, mit denen H. den Begriff der instrumentellen Macht füllt, sind der marxschen Kapitalismusanalyse entnommen: Erstens die Enteignung der Tuenden (der ArbeiterInnen) von den Mitteln des Tuns (Produktionsmittel) durch das Privateigentum. Zweitens der Fetisch des Kapitals, das Verhalten der Menschen nach den Regeln des Warentauschs, die als selbstverständlich-naturgegeben erscheinen; ihn stellt H. ins Zentrum seiner Argumentation. In diesem Zusammenhang stellt er heraus, daß die instrumentelle zur kreativen Macht in einem abhängigen Verhältnis steht (Bei Marx wird dies im Zusammenhang der Entfremdung diskutiert. (vgl. Marx 1988: 277-280, zitiert nach Holloway 2004: 59-62)). Das eigene Tun erschafft erst das Produkt und damit auch die Grundlage des Fetisch´, „das Tun negiert sich selbst” (Holloway 2004: 61). Diese Abhängigkeit des Getanen vom Tuenden, der instrumentellen Macht vom Tun, stellt die Krise des Kapitalismus dar.

H. geht aus vom Scheitern der linken Versuche im 20.Jhd die Welt zu verändern. Im Kontext der oben beschriebenen Machtdiskussion kristallisiert er heraus, daß diesen Versuchen, ob reformistisch oder revolutionär geprägt, eine Gemeinsamkeit zugrunde liegt: Der Versuch, eine Gegen-Macht zu formen, um die Staatsmacht zu erobern. Wenn nun aber die Ursache des Schreis, der ja Ausgangspunkt allen Denkens ist, in Existenz der instrumentellen Macht liegt, dann trüge die Etablierung einer Gegen-Macht, die ja auch selbst wieder instrumentelle Macht ist, nur zum weiteren Fortbestehen dieser bei. Vielmehr muß es zur Veränderung der Welt um die Schöpfung einer Anti-Macht gehen.

Die Anti-Macht wird zur Verkörperung des Schreis. Dabei hat der Schrei eine negative (destruktive) und eine positive (konstituierende) Seite. Zum einen ist er Widerstand gegen die instrumentelle Macht, die sich ausbreitenden Eigentumsverhältnisse, zum andern konstituiert er Freiräume, in denen der Kapitalismus nicht leben kann und ermöglicht damit kreative Macht. Diese Freiräume setzen gemeinschaftliche Organisationsformen voraus, die je nach Phase des Kampfes (der Revolution) andere sind. Revolution beschreibt hier nicht einen Zeitpunkt, sondern einen Prozeß an dessen Ende der befreite Mensch steht. Dem Fetisch des Eigentums müssen das Knüpfen von Freundschaft, die Liebe, die Solidarität und die Gemeinschaft gegenüberstehen. H. schlägt keinen dogmatisch festgelegten Weg der Änderung vor, sondern besteht auf die Dialektik zwischen Analyse und Vision innerhalb einer fragmentierten Bewegung, welche die Gesellschaftlichkeit des Tuns flickenartig zusammenfügt.

Werke

  • Die Welt zu verändern, ohne die Macht zu übernehmen, Westfälisches Dampfboot, Münster 2002
  • Die zwei Zeiten der Revolution. Würde, Macht und die Politik der Zapatistas. Mit einer Einleitung von Jens Kastner, Verlag Turia + Kant, Wien 2006

Texte

Interview

Weblinks

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