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Karl Popper

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Karl Raimund Popper (* 28. Juli 1902 in Wien; † 17. September 1994 in London) war ein österreichischer und britischer Philosoph und Wissenschaftstheoretiker.

Gesellschaftstheorie[edit]

Poppers in der Öffentlichkeit bekanntestes Werk ist das in alle Weltsprachen (und laut Popper leider schlecht ins Deutsche) übersetzte „The Open Society and Its Enemies“ (dt. „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“) 1945. Darin rechnet er detailliert mit den Gedankenmodellen von Platon, Hegel und Marx ab, die seiner Meinung nach totalitäre Systeme befördert haben. Als Gegenbild dieser "geschlossenen Gesellschaften" entwirft er eine "Offene Gesellschaft", die nicht am Reißbrett geplant, sondern pluralistisch ist und sich in einem nicht endenden Prozess von Kritik und Verbesserungen fortentwickelt. Der Begriff Offene Gesellschaft ist in die politische Sprache eingegangen.

Dem „göttlichen Philosophen“ Platon wirft Popper vor, insbesondere mit seinen späteren Werken Politeia (Der Staat) und Nomoi (Die Gesetze) das Grundmodell des totalitären Staates ausgearbeitet und propagandiert zu haben. Damit habe er auch Verrat an seinem Lehrer Sokrates begangen, der, wie Popper darlegt, in Platons "idealem Staat" als Aufrührer hingerichtet worden wäre. Platons Ablehnung der damals in Entstehen begriffenen attischen Demokratie und seine Bevorzugung eines Autoritätsregimes sogenannter "Philosophenkönige", die nichts mehr mit dem sokratischen Philosophen zu tun haben und explizit Lügenpropaganda verwenden dürfen, versucht Popper mit vielen Textstellen zu belegen. Platon sei damit der erste und wichtigste Propagandist einer geschlossenen Gesellschaft gewesen, in der es keine Veränderung gibt und Eliten diktatorisch herrschen. Auch sei Platon ein Verbreiter der Verfallstheorie der Gesellschaft, nach der die Gesellschaft ursprünglich in einem "guten" (geschlossenen) Naturzustand ("Mythos von der Horde") war und jede Öffnung, Liberalisierung und Emanzipation Zeichen von Dekadenz und Verfall sind. Diese Lehre sei wichtiger Bestandteil der Propaganda aller Diktaturen geworden. Ähnliche, aber weniger umfangreiche Kritik übt Popper an Aristoteles. Popper gesteht ein, dass Platon (und Aristoteles) ein großes, bedeutendes Werk geleistet haben und für die abendländische Philosophie und Wissenschaft von überragender Bedeutung sind. Aber "große Männer begehen große Fehler", und es sei nötig, die totalitären Tendenzen in ihren Werken zu kritisieren.

Der zweite Band des Werkes gilt der Kritik der "orakelnden Philosophen" des 19. Jahrhunderts, insbesondere G.W.F. Hegel und Karl Marx. Hegel hält Popper neben Fichte in erster Linie für einen Betrüger, in zweiter Linie für einen Apologeten der Staatsmacht, dessen Philosophie ebenfalls totalitäre Systeme begünstigt habe. Den Vorwurf des Betrugs - der übrigens von Arthur Schopenhauer und anderen, gegen Fichte auch von Immanuel Kant geteilt wurde - erhebt Popper mit Hinweis auf die "dialektischen" Methoden der Hegelschen Philosophie. Diese seien - soweit sie überhaupt verständlich sind - allein postuliert, um die Regeln der Logik auszuhebeln und etwa das autoritäre Preußen als Verwirklichung der Freiheit glorifizieren zu können. Hegel sei ein offizieller Staatsphilosoph gewesen, der mit seinem Rechtspositivismus ("Was wirklich ist, ist vernünftig") die bestehende Staatsmacht hofiert habe. Ein größerer Teil der Hegelschen Schriften sei des weiteren absichtlich unverständlich formuliert, um Kritik unmöglich zu machen. Popper weist Verbindungen dieses Denkens zu Zentralismus, Etatismus und Nationalismus nach.

Der im Band ebenfalls kritisierte, „vielgescholtene“ Karl Marx kommt etwas besser weg. Popper bezeichnet Marx als bedeutenden Ökonomen und Soziologen und räumt ein, dass Marx nicht ausgeschlossen habe, dass der Weg zum Kommunismus auch auf nicht-revolutionäre Weise erreichbar wäre. Vehement kritisiert er jedoch Marx' von Hegel übernommene dialektische und historizistische Methode, die letztlich zu einem geschlossenen Weltbild führe. Auch große Teile der marxistischen Kapitalismustheorie seien verfehlt. Ihm zugute hält er ein ehrliches Mitgefühl an den Leiden der sozial Schwachen und echtes Interesse an einer Verbesserung der Welt; in einer später zugefügten Anmerkung revidiert Popper diese Meinung allerdings: Marx sei offenbar "weit weniger menschlich und freiheitsliebend gewesen", als er es angenommen hatte; er verweist hierzu auf Leopold Schwarzschilds Buch "Der rote Preuße".

Die Veröffentlichung wirkte 1945 als politisches Signal. Sie greift kenntnisreich geschlossene Denkstrukturen und Ideologiekonstruktionen an. Obwohl weder der Nationalsozialismus noch der stalinistische Sozialismus explizit genannt werden, wird deutlich, dass sich die Kritik gegen sie richtet. Popper entwirft das Modell einer offenen und pluralistischen Gesellschaft, in der sich Fortschritt langsam einstellt.

Ein weiteres Werk aus diesem Themengebiet ist „What is Dialectic“; in diesem kritisiert er die Marxsche und Hegelsche Dialektik nach den Begriffen der formalen Logik. Das 1957 schließlich als Buch erschienene „The Poverty of Historicism“ (dt: „Das Elend des Historizismus“) greift wieder vor allem Marx und Hegel aufgrund ihrer Methodik an. Im Historizismus, dem Glauben, die Gechichte verlaufe gesetzmäßig und Gesellschaften ließen sich planen, sieht Popper ein Grundübel der Gesellschaftstheorie.


Zitate[edit]

  • "Ein anderes Kochrezept ist: Schreibe schwer verständlichen Schwulst und füge von Zeit zu Zeit Trivialitäten hinzu. Das schmeckt dem Leser, der geschmeichelt ist, in einem so 'tiefen' Buch Gedanken zu finden, die er selbst schon mal gedacht hat."

Weblinks[edit]

Kategorie:PhilosophInnen