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Difference between revisions of "Freiwirtschaft"

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Freiwirtschaft ist eine Wirtschaftstheorie nach [[Silvio Gesell]]. Dieser entwickelte seine Theorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts und veröffentlichte seine wichtigsten Thesen erstmals im Jahre 1916 in dem Buch "Die natürliche Wirtschaftsordnung". Die Freiwirtschaftslehre bezeichnet sich dabei als "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" und gilt als "blinder Fleck der Ökonomie" und als Vorlage der [[Keynesianismus|Keynesianischen Wirtschaftstheorie]], welche bis in die 1970er Jahre die vorherrschende Wirtschaftstheorie war, bis sie vom [[Neoliberalismus]] abgelöst wurde.
 
Freiwirtschaft ist eine Wirtschaftstheorie nach [[Silvio Gesell]]. Dieser entwickelte seine Theorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts und veröffentlichte seine wichtigsten Thesen erstmals im Jahre 1916 in dem Buch "Die natürliche Wirtschaftsordnung". Die Freiwirtschaftslehre bezeichnet sich dabei als "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" und gilt als "blinder Fleck der Ökonomie" und als Vorlage der [[Keynesianismus|Keynesianischen Wirtschaftstheorie]], welche bis in die 1970er Jahre die vorherrschende Wirtschaftstheorie war, bis sie vom [[Neoliberalismus]] abgelöst wurde.
  

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Template:Überarbeiten Freiwirtschaft ist eine Wirtschaftstheorie nach Silvio Gesell. Dieser entwickelte seine Theorie zu Beginn des 20. Jahrhunderts und veröffentlichte seine wichtigsten Thesen erstmals im Jahre 1916 in dem Buch "Die natürliche Wirtschaftsordnung". Die Freiwirtschaftslehre bezeichnet sich dabei als "Marktwirtschaft ohne Kapitalismus" und gilt als "blinder Fleck der Ökonomie" und als Vorlage der Keynesianischen Wirtschaftstheorie, welche bis in die 1970er Jahre die vorherrschende Wirtschaftstheorie war, bis sie vom Neoliberalismus abgelöst wurde.

Die Freiwirtschaftliche Analyse

Die Freiwirtschaftliche Analyse des zeitgenössischen Systems von Silvio Gesell untersucht vorrangig die Auswirkungen, die Kapitaleinkommen, sog. (Gegen)Leistungslose Einkommen auf eine Marktwirtschaft hat. Desweiteren liefert sie wichtige Beiträge zur Geldtheorie: Menschen benutzen Geld, weil sie ohne Tauschmittel keine Arbeitsteilung betreiben können, entsprechend herrscht an Geld immer Bedarf, und Versuche, Geld an ein wertgleiches Medium zu koppeln (z.B. Gold) würden einer wachsenden Wirtschaft zum Verhängnis.

Die frühe Freiwirtschaftliche Analyse der Kapitaleinkommen basiert vor allem auf der Beobachtung, dass der marktübliche Geldzins nicht unterhalb einer Schwelle fällt, die "Urzins" genannt wird, die darauf basiert dass Geld im gegensatz von Waren und Dienstleistung keine Durchhaltekosten besitzt. Diese Theorie wird später von Keynes aufgegriffen, und zur Liquiditätspräferenztheorie weiterentwickelt. Diese besagt, dass Geld als Tauschmittel einen höheren Preis erhält, weil es als liquides Mittel eine einzigartige Stellung unter allen erwerbbaren Dingen hätte, ein Monopol. Die Schlussfolgerung ist aber die gleiche, diese spezielle Eigenschaft von Geld verleiht ihm die Fähigkeit, einen besonderen Preis zu verlangen: Den Zins.

Geld kann zwar von einer authorisierten Nationalbank in beliebiger Menge gedruckt werden, aber bei unsorgsamen Verteilens von Geld würde eine Inflation entstehen. Dadurch ist Geld nicht in beliebiger Menge verfügbar, sondern muss von der Nationalbank in dem Verhältnis ausgegeben werden, mit dem die Wirtschaft wächst.


Eine ähnliche Beobachtung wird gemacht beim Boden: Kein Gut der Welt kann "Boden" ersetzen, jeder Mensch benötigt Boden um zu leben. Boden ist aber nicht beliebig vermehrbar. Das bedeutet, mit einem stetigen Bevölkerungszuwachs würde der Boden immer knapper werden.

Probleme, die sich daraus ergeben

Dadurch dass die beiden Produktionsfaktoren Geld und Boden nicht in beliebiger Menge hergestellt werden können, aber durch die auf Arbeitsteilung basierende Wirtschaftsform (welche die Grundlage allen wirtschaftlichen Wohlstands ist) konstant mit der Bevölkerung wachsende Nachfrage an Geld und Land, können Besitzer von Geld und Land ein Gegenleistungsloses Einkommen erzielen, sprich, der Zins und die Grundrente.

Dadurch vergrößert sich das Vermögen dieser Besitzer, und damit auch die Kapitaleinkommen, exponentiell. Gleichzeitig steigt die Nachfrage an Geld exponentiell, da jedes Verliehene Geld durch den Zinsmechanismus eine stetig höhere Geldschuld bewirkt. Geld wird durch die exponentiell steigende Nachfrage also immer knapper, was einen Preisverfall zur Folge hat, dem aber die Nationalbank durch eine ständige Vergrößerung der Geldmenge (Inflation) entgegen wirken kann. Beim Land wird das Land mit wachsender Bevölkerung immer knapper, was einen Preisanstieg bei Boden zur Folge hat, den sich die Landbesitzer mit höheren Landrenten bezahlen lassen.

Beim Geld ist das Problem nicht so misszuverstehen, dass der Zins an sich das Problem wäre - er dient als Allokationsmechanismus. Das Problem, auch das der Inflation, entsteht erst dann, wenn das Zinsniveau unterhalb der Liquiditätsprämie, bzw. des Urzinses fällt. In einer Wirtschaft in der immer weniger Knappheit herrscht, werden auch die Renditen immer kleiner. Sinkt nun aber die Rendite auf dem Markt unterhalb des Niveaus der Liquiditätsprämie, wird kein Geld mehr investiert, Gesell spricht hier vom "Horten" des Geldes, und Keynes präzisiert die Situation im Mathematischen Modell der Liquiditätsfalle. Die Folge sind Deflation und dadurch Massenarbeitslosigkeit und Massenarmut. Um dem Problem teilweise vorzubeugen, kann ein ständiges Wachstum angestrebt werden, so dass die Wirtschaft mindestens so schnell wächst, wie sich das Vermögen der Reichen multipliziert. Leider lässt sich dies nicht als dauerhafte Lösung verstehen, denn die Kosten des erwzungenen, dauernden, wirtschaftlichen Wachstums sind immer stärker werdender Raubbau an Mensch und Natur.

Gesell's Lösung: Freiwirtschaft

Um eine stabile Wirtschaft, in der wenig Knappheit herrscht, also niedrige Renditeraten vorherrschen, zu erhalten, muss also die Liquiditätsprämie neutralisiert werden, damit weiter investiert wird, auch wenn die Renditen immer weiter sinken. Gesells Vorschlag beim Geld ist das der Umlaufgesicherten Währung, die er Freigeld nennt: Sie zu "horten" verursacht dauernde kosten, weswegen es ökonomisch vorteilhaft ist, sie auch dann zu investieren, wenn die Kapitalmarktrenditen nahe Null sind.

Um weiter die Aufspaltung in Arm und Reich zu stoppen und eine weitere Quelle Gegenleistungslosen Einkommens zu eliminieren, muss die Landrente neutralisiert werden. Die einfachste Lösung wäre eine Steuer nach dem Modell von Henry George, die Freiwirtschaftlichen Modelle sehen aber Freiland als weitergehendes Konzept: Verstaatlichung des Landes und Vergabe von Bau- und Nutzrechtverträgen durch die Gemeinden vor. Durch diese Massnahme würde der Landpreis sinken, und die Leistungslosen Einkommen an die Allgemeinheit abgeführt werden. (Gesell sprach von einer Mutterrente)

Als Letztes Element der Freiwirtschaft gilt der Freihandel, der Ländergrenzen niederreissen soll, und den Handel mit allen Produkten rund um die Welt erlauben soll. Freihandel gilt als das einzige Ziel der Freiwirtschaftlichen Bewegung, das - ohne ihr zutun - im Begriffe ist, realisiert zu werden, durch Organisationen wie die WTO.

Antisemitismus-Vorwurf

Seit den 1970er Jahren wird Gesell und seine Freiwirtschaftstheorie scharf von der radikal-linken Seite angegriffen. Die betont unsachlich-polemischen Hasstiraden unterstellen der Wirtschaftstheorie Gesells "strukturellen Antisemitismus".

Tatsächlich bedient sich Gesell in seinen Werken gelegentlich rassischer Stereotypen, aber ein Antisemitismus lässt sich nicht daraus bestimmt nicht ableiten. Ein Zitat:

"Die Judenhetzerei ist eine colossale Ungerechtigkeit und eine Folge einer ungerechten Einrichtung, eine Folge des heutigen Münzwesens." ... "Die Münzreform schützt die Juden nicht allein vor jeder weiteren Verfolgung, sondern sie sichert auch der deutschen Wissenschaft und Gesetzgebung die Mitwirkung jüdischen Scharfsinnes."

Im Gegenteil empfand sich Gesell als Weltenbürger und wollte die Länder als solches Abschaffen, und warnte vor "Rassischen Irrlehren". Er lachte auch über das Konzept der Überlegenheit des weissen Mannes - dieser lässt er in vieler seiner Propagandageschichten z.B. von aufgeweckten Insulanern über die Irrwege der "weissen" Wirtschaft aufklären.

Die Vorwürfe gegen Gesell haben vor allem den Grund, dass die Marxisten Gesell's Theorie als Konkurrenz empfinden, und einzig der Marxismus zum Seelenheil führen könnte, während Gesell in seiner "Natürlichen Wirtschaftsordnung" das Marx'sche "Kapital" genüßlich demontiert.

Situation heute

In den 1950er Jahren hatten die Freiwirtschafter ihren größten Zulauf in den "Liberalsozialen" Parteien. Bis zu den 90er Jahren wurden die Liberalsozialen allerdings immer kleiner, und ging schliesslich in die "Initiative für eine Natürliche Wirtschaftsordnung" über. Bis auf den Freihandel konnte die Freiwirtschaftliche Bewegung keines ihrer Ziele wirklich durchsetzen.

In Deutschland und der Schweiz operiert die INWO, hauptsächlich als Kaffeekränzchen, ökonomischer Think Tank und selten als Koordinationsstelle für freiwirtschaftlichen Aktivismus.

2004 wurden INWO-Mitglieder von der attac mit "Freiwirte verpisst euch, niemand vermisst euch" von der Bühne gebuht, nachdem der bekennende Marxist Elmar Altvater Flyer verteilen ließ, die die INWO und die Freiwirtschaft als antisemitisches Nazipack verunglimpften. In der Folge dessen übernahm die rechtsextreme Partei PNOS die Einführung der Freiwirtschaft in ihr Parteiprogramm auf, direkt zwischen der staatlichen Förderung von Traditioneller Chinesischer Medizin, der Kassenpflichtigkeit von Homöopathischen Behandlungsweisen, und der Endlösung der Ausländerfrage. Die Freiwirtschafter reagierten darauf mit gemischten Gefühlen.

Referenzen, Quellen

  1. Gesell, Silvio; Die Natürliche Wirtschaftsordnung, ISBN 3879984212, online-version
  2. Bernd Senf, die Blinden Flecke der Ökonomie, ISBN 978-3-87998-452-7

Siehe auch

Bioregionalismus, Silvio Gesell

Weblinks

Kategorie:Ökonomie Kategorie:Antagonistische Theorie Kategorie:Kapitalismus Kategorie:verkürzte Kapitalismuskritik