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Dialektik
thumb|upright=1.2|verzweigen und verknüpfen (von Sandra Uhlitzsch)
Während früher Dialektik für eine Methode der Gesprächsführung stand, steht sie heute für Methoden zum Darstellung der Entwicklung sowohl in der Wirklichkeit als auch im Denken. Diese methodologischen Ansätze unterscheiden sich zum Bespiel bei Gottfried Wilhelm Leibniz, Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Karl Marx bis hin in der Dialektik der Aufklärung, da mit diesen Methoden auch andere Vorstellungen der Entwicklung erzeugt werden und umgekehrt andere Vorstellungen von Entwicklung andere Methode erfordern.
Contents
Dialektik (HKWM)
Der Artikel Dialektik beginnt im historischen und kritischen Wörterbuch des Marxismus (HKWM) wie folgt:
„»Algebra der Revolution« hat Alexander Herzen die hegelsche D genannt, und als »lebendige Seele« des Marxismus pflegt man zumal in der Nachfolge Lenins die materialistische D zu bezeichnen. Sie ist ein Schlüssel zum philosophischen Denken und zur sprachlich-ästhetischen Produktionsweise Brechts, der sie die Große Methode nennt. Was D bedeutet, ist umstritten, und der Streit um D ist immer zugleich ein Streit um den richtigen Weg gewesen. »In ihrer mystifizierten Form«, gemeint ist die hegelsche, »ward die D deutsche Mode, weil sie das Bestehende zu verklären schien«; in der Form, die Marx ihr gibt und die er im Nachwort zur 2. Auflage des Kapital (1873) »ihre rationelle Gestalt« nennt, »ist sie dem Bürgertum und seinen doktrinären Wortführern ein Ärgernis und Greuel«; sie ist es, weil sie subversiv ist, weil sie in die herrschende Ordnung als die Ordnung der Herrschaft Bewegung bringt, »weil sie in dem positiven Verständnis des Bestehenden zugleich auch das Verständnis seiner Negation« seines notwendigen Untergangs einschließt, jede gewordne Form im Flusse der Bewegung, also auch nach ihrer vergänglichen Seite auffaßt, sich durch nichts imponieren läßt, ihrem Wesen nach kritisch und revolutionär ist« (…)." 1
Dialektik aus der Sicht der Trialektik
In der formalen Logik (unter anderem im Satz der Identität und im Satz der Nichtidentität) wird von isolierten Prozessen ausgegangen, die dann in einen Zusammenhang gebracht werden. Dagegen wird in der Dialektik von Zusammenhängen ausgegangen, wobei die zunächst stabil gewordenen Prozesse in den Zusammenhängen „ihre Fixiertheit, Natürlichkeit und angebliche Ursprünglichkeit verlieren und sich auf diese Weise als abgeleitete und vermittelte Erscheinungen [...] zeigen“ 2. Dialektische Vorstellungen gehen demzufolge nicht von etwas Fertigem aus, sondern versuchen mit ihren Methoden die Entwicklung in der Natur, der Gesellschaft und im Denken zu begründen.
Eine Stärke dialektischer Herangehensweisen ist es, die Grenzen zum Beispiel zwischen biologischer und gesellschaftlicher Entwicklung zu bestimmen, das heißt, dass die biologische Eigenentwicklung eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für die gesellschaftliche Eigenentwicklung darstellt 3. Auch im Denken nähert sich die sich wandelnde und damit relative Wahrheit der Grenze – der absoluten Wahrheit – an, ohne diese zu erreichen (Wahrheit).
Mit Hilfe des methodologischen Konzept der Trialektik werden Geltungsbereiche von Theorie bestimmt, um Theorien untereinander zu verknüpfen zu können. Dabei werden neben analytischen und konstruktiven Methoden auch dialektische verwendet.
Dialektik von Diskontinuität und Kontinuität
Nach dieser Vorstellung (unter anderem von Peter Beurton) wird der kontinuierliche Verlauf bei einem Strukturwechsel nicht unterbrochen, aber in andere Bahnen gelenkt. Diese Vorstellung zeichnet sich durch mehrere Übergänge zur neuen Diskontinuität (wie zum Beispiel zu einer neuen Struktur) aus (Sprung, These 9).
Während die Vorstellungen des stetigen und sprunghaften Verlaufs nur isoliert voneinander betrachtet werden können (in der Verwendung der formalen Logik), stehen die Vorstellungen des kontinuierlichen und diskontinuierlichen Verlaufs auch miteinander in Beziehung.
Die Vorstellung über den stetigen Verlauf in der Evolution verwandelt sich nach der indirekten Verknüpfung mit der Vorstellung des sprunghaften Verlaufs in die Vorstellung des kontinuierlichen Verlaufs. Sie nähert sich der Vorstellung des stetigen Verlaufs an, aber erreicht sie nicht, da die kontinuierlichen Veränderungen immer in einer Diskontinuität wie eine Struktur erfolgen. Auch die Vorstellung des diskontinuierlichen Verlaufs nähert sich der Vorstellung des sprunghaften Verlaufs an, aber erreicht diesen nicht, da der stetige Fluss nicht unterbrochen, sondern in andere Bahnen gelenkt wird.
Die Dialektik von Diskontinuität und Kontinuität ist eine Grundlage des Fünf-Stufen-Qualitätssprungs.
Literatur
- Beurton, Peter: Zur Dialektik in der biologischen Evolution. – Deutsche Zeitschrift für Philosophie 23, H.7 S. 913-925, Berlin 1975.
- – : Fragen der Wissenschaftsentwicklung seit Darwin unter besonderer Berücksichtung von Otto Heinrich Schindewolf, in: Herbert Hörz u.a. (Hrsg.), Gesetz – Entwicklung – Information, S. 134-157 Berlin 1979.
- Haug, Wolfgang Fritz: Historisches und kritisches Wörterbuch des Marxismus (HKWM) Bd. 2, 1995.
- Kosik, Karel: Die Dialektik des Konkreten, Eine Studie zur Problematik des Menschen und der Welt, Frankfurt a.M 1986.
- Otto, Stefan: Eine vielschichtig verstandene Evolution - 24 Thesen zum systematischen und indirekten Verknüpfen von Evolutionstheorien, Jena 2011.
Weblinks
- Eine vielschichtig verstandene Evolution: http://www.evva-evo.info
- Methodologisches Konzept der Trialektik: http://www.trialektik.info
- Blog: http://evva-evo.info/cgi-bin/weblog_basic//index.php
- Historisches und kritisches Wörterbuch des Marxismus (HKWM): http://www.inkritpedia.de
Fußnote
1) Wolfgang Fritz Haug 1995, Spalte 657: http://www.inkrit.de/e_inkritpedia/e_maincode/doku.php?id=d:dialektik
2) Karel Kosik: 1986, Seite 16
3) Stefan Otto: 2011, Abschnitt 3.1.6
Kategorie: Trialektik (Wandel der Erkenntnismittel)