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Mehrwert
Mehrwert der Produktion - Begriff aus der Politischen Ökonomie nach Marx[edit]
- (nach Marx Das Kapital (Kritik der politischen Ökonomie) )
Kapitalismus im Unterschied zu früheren Produktionsweisen[edit]
Der Mehrwert ist laut Marx die spezifisch kapitalistische Form des Mehrprodukts. In vorkapitalistischen Klassengesellschaften eignen sich die Herrschenden einen Teil der Arbeit unmittelbar durch Zwang an (z.B. als Fronarbeit). Durch die Theorie des Mehrwerts erklärt Marx, wie im Kapitalismus Ausbeutung möglich ist, obwohl die Lohnarbeiter als formal freie Subjekte, wenn sie ihre Arbeitskraft wie eine Ware verkaufen, wie alle anderen Warenbesitzer das bekommen, was ihre Ware wert ist.
Marx unterscheidet noch
Der Mehrwert im Verhältnis zum variablen Kapital ist die Mehrwertrate.
Der Wert der Ware Arbeitskraft[edit]
Der Wert der Ware Arbeitskraft bemisst sich wie der aller Waren nach der im gesellschaftlichen Durchschnitt notwendigen Arbeitszeit, die zur "Herstellung" dieser Ware aufgewendet wird. Das kann die Arbeitszeit sein, die für Lebensmittel und für Unterkunft (Lebenshaltungskosten) aufgewendet werden muss. Hinzu kommen die Kosten einer Ausbildung zur Qualifikation der Arbeitskraft (etwa als Facharbeiter oder durch ein Studium). Außerdem gehören noch die Kosten dazu, um die "Ersatzmannschaft", also um die Kinder der Arbeiter, die diese eines Tages ersetzen sollen, groß zu ziehen. Die Gesamtheit dieser Kosten entspricht dem Wert dessen, was der sog. Arbeitnehmer, eigentlich Geber der Arbeit, auch als Lohn auf dem (Arbeits-)Markt angeboten bekommt (besser gesagt angeboten bekommen sollte), denn der Arbeiter befindet sich mit seiner einzigen Ware permanent in der Situation eines Notverkaufs: Er muss die Ware losschlagen, egal zu welchem Preis, weil er sonst verhungert oder einen massiven Abstieg zu befürchten hat. Ein ständiger ökonomischer Klassenkampf ist nötig, um zu verhindern, dass der Arbeiter für seine Arbeitskraft unter Wert (im oben definierten Sinne) bezahlt wird.
Neuwert, Wertschöpfung[edit]
Der Wert, den die Arbeitskraft selbst aber wiederum im Arbeitsprozess schafft, der Neuwert, richtet sich nach der Produktivität der geleisteten Arbeit im Verhältnis zur gesellschaftlich durchschnittlich notwendigen Arbeitszeit, wobei Marx auch andere Aspekte, als die Arbeitszeit in die Wertschöpfung einfließen lässt. Dies ist allerdings im traditionellen Marxismus vernachlässigt worden, weshalb Marx auch heute noch in der bürgerlichen Wirtschaftstheorie als Anhänger der Arbeitswertlehre verschrien ist. Da der geschaffene Wert einen ganz anderen Bestimmungsgrund hat, kann er auch viel größer sein als der Wert der Ware Arbeitskraft, und dies ist die Praxis. Darin unterscheidet sich diese Ware grundsätzlich z.B. von Maschinen, die bei ihrer Vernutzung nur den Wert wieder übertragen, der in ihnen steckt.
Die Kapitalformel[edit]
Marx analysiert die kapitalistischen Marktbeziehungen in zwei Formeln:
Bei dem Austauschprozess Ware-Geld-Ware (W-G-W) geht es um den (in der Regel äquivalenten) Austausch von Gebrauchswerten; Geld hat eine Vermittlerfunktion.
Damit Geld zu Kapital wird, braucht ein Kapitalist einen anderen, ihm gemäßen Umgang mit dem Geld: Geld-Ware-mehr Geld (G-W-G'). Damit diese Formel für den Kapitalisten nicht tautologisch und sinnlos ist, kommt es auf das "G' " am Ende an, also auf die Vergrößerung der ursprünglichen Geldsumme ("Mehrwert").
G' - das den so genannten Mehrwert beinhaltet - wird als neues G wieder Ausgangspunkt der Formel, der Kreislauf beginnt von vorne; diese Formel zielt also auf eine endlose, spiralförmige Bewegung ab. Entscheidend ist hier alleine die Vermehrung des Werts, der Gebrauchswert ist bloße Bedingung für die Verkäuflichkeit. Diese Kapitalisierung aller Lebensbereiche scheint heutzutage noch mehr als zu Marx' Zeiten durch die Globalisierung gegeben.
Doppeltfreier Lohnarbeiter[edit]
Laut Marx kann die Kapitalvermehrung nicht aus der Sphäre der Waren-Zirkulation erklärt werden: Wenn z. B. der Kapitalist als Verkäufer einen Preisaufschlag erheben könnte, müsste er ihn als Käufer beim "G-W" wieder verlieren. Die Wertvergrößerung muss also aus der Benutzung der gekauften Ware entspringen: Sie entsteht durch Kauf und produktive Anwendung der menschlichen Arbeitskraft. Damit das Geld in der Hand des Kapitalisten zum Kommandomittel über menschliche Arbeit wird, ist das Vorhandensein einer eigentumslosen Klasse unterstellt, die keine Mittel besitzt, um selbst für ihren Lebensunterhalt zu sorgen - also auch kein anderes Lebensmittel hat, als ihre eigene Arbeitskraft zu verkaufen: Der "doppelt freie Lohnarbeiter" (Marx). Doppelt frei in dem Sinne, dass der Lohnarbeiter im Unterschied zum Sklaven oder Leibeigenen frei ist seine Arbeitskraft zu verkaufen an wen er will, aber auch "frei" ist von Eigentum an Produktionsmitteln, so dass er dann doch wieder gezwungen ist - aber eben anders als Sklave und Leibeigener -, seine Arbeitskraft zu verkaufen.
Rechnerisch[edit]
Rechnerisch ist der Mehrwert dann die Differenz zwischen dem Wert geleisteter Lohnarbeit - dem Erlös aus ihrem Ergebnis (Produkt) - und dem gezahlten Lohn.
Mehrwertproduktion:
- C1 + V + M = C2
wobei
- C1 = vorgeschossenes ("Constantes") Kapital (Maschinen, Bauten, Material)
- V = Lohn ("Variables Kapital" (Historisch-gesellschaftliche Reproduktionskosten der Arbeitskraft)
- M = Mehrwert (Ergebnis der unbezahlten Mehrarbeit)
- C2 = Verwertetes, erweitertes Kapital
Einige Schlussfolgerungen[edit]
An ein gegebenes Quantum Kapital (Produktionsmittel, c) werden Arbeitende (klassisch "Arbeiter" oder Proletarier) zur Produktion gestellt. Sie erhalten dafür Lohn, müssen dem Kapitalisten aber den Mehrwert m lassen, den er aus dem Verkauf der produzierten Waren zieht.
Wenn also Geld angelegt wird und Rendite bringt, steckt dahinter - nach Marx - letztlich immer der Mehrwert, den Andere mit ihrer Arbeitskraft geschaffen haben (obwohl man auch gerne sagt: das Geld arbeitet).
Zentral für das Verständnis der Marx'schen politischen Ökonomie ist die Unterscheidung von abstrakten, gesellschaftlich durchschnittlich zu verstehenden Begriffen wie Wert und Mehrwert einerseits und konkreten Preisen und Profiten im vorgefundenen Einzelfall.