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Libertärer Individualismus
Der traditionell als Individualanarchismus bezeichnete libertäre Individualismus ist eine Form des Anarchismus, der das Hauptaugenmerk auf die persönliche Freiheit, in der Extremform mit Beibehaltung persönlichen Eigentums legt und nicht auf den Sozialismus. Individualanarchistische Ansätze als freiheitliche Philosophie gehören grundsätzlich zum anarchistischen Kanon und bieten wertvolle Anregungen für Antipädagogik und Kritik von Unterdrückung durch Mehrheiten auch in freien Organisationen, sind aber z.B. mit der Auffassung des Anarcho-Syndikalismus nicht vereinbar.
Contents
Die zwei Traditionen des anarchistischen Individualismus[edit]
Max Stirner wird als der Gründer und der erste Theoretiker des anarchistischen Individualismus angesehen, selbst wenn er sich einmal dagegen gewehrt hat, anarchistisch zu sein. In der Tat hat der Stirnersche Individualismus wenig Auswirkung auf die Entwicklung des Anarchismus im 19. Jahrhundert gehabt. Es waren die Erscheinung der Werke von John Henry Mackay, die den Stirnerschen Individualismus wiederentdeckt, popularisiert und an die anarchistischen Forderungen angepaßt haben. Mackay kann so als der Hauptinitiator der Anarchistisch-individualistischen Tendenz angesehen werden. Die gesammelten Theorien Stirners sind gelesen und kommentiert und in Frankreich und in den Vereinigten Staaten hauptsächlich angeglichen worden, wo sie zwei verschiedene Arten von anarchistischem Individualismus aus der Taufe gehoben haben.
Die amerikanische Schule[edit]
Die radikale holistische Anschauung hatte sehr wenig Bezug zur US-amerikanischen ArbeiterInnenbewegung. Der amerikanische individualistische Gedanke entwickelt sich im Laufe des 19. Jahrhunderts von einem Liberalismus, der von John Stuart Mill und Spencer in Richtung einer antistaatlichen und antiautoritären ultraliberalen Position beeinflußt wurde. Antistaatliche Personen wie Lysander Spooner, die dem Strirnerschen Individualismus und dem Mutualismus ausgesetzt waren, sowie der ultraliberale Strom stützen sich auf praktische Erfahrungen der freien privaten Unternehmen (wie es der Fall für Josiah Warren ist), des Lebens in Autarkie (wie es Thoreau an Walden experimentiert hat) und oder von proudhonistischen Rechtsaktionen, mit einer Art originalen und spezifisch amerikanischen Anarchismus. Der Titel der Nummer vom Januar 1901 der amerikanischen individualistischen anarchistischen Zeitung war "Lucifer"; ins Leben gerufen durch Moses Harman. Zwei Denker machen Darstellung von inspirateurs: Josiah Warren und James L. Walker, das von den Jahren an die 1860 Grundlagen einer Philosophie die des Egoismus stellen, die einmalige Basis aller menschlichen Aktionen macht. Die anarchistischen Thesen von Warren und von Walker werden danach durch Lysander Spooner und besonders Benjamin Tucker wieder aufgenommen, das lange vor Mackay den stirnerschen Egoismus wiederentdeckt und popularisiert hat. Allgemein befürworten die amerikanischen individualistischen Anarchisten die freie Assoziation und lehnen die gewalttätigen Revolutionen ab. Sie wählen eher den passiven Widerstand und die Gehorsamablehnung als Mittel, die Anarchie kommen zu lassen. Zum Beispiel befürwortet Tucker die Ablehnung, die Steuer sowie die Schaffung unabhängiger Genossenschaften zu zahlen, die Handelsfreihandel und sogar die Gründung eines freigesetzten Banksystems des Einflusses des Staates praktizieren. Die amerikanischen individualistischen Anarchisten werden also nicht aus Prinzip der privaten Eigenschaft entgegengesetzt, sondern kritisieren deren Benutzung, die davon die Institutionen sozialer Beherrschung machen, daß das große Unternehmen und der Staat sind. Sie erkennen in der Hauptsache das Besitzkonzept, wie seit Proudhon definiert, und widersetzen sich dem nackten-Eigentum in Wirklichkeit nur, und also mit jedem Einkommen des Darlehens - wie die Gewinne oder die Mieten und die Arbeitnehmerschaft - und erkennen davon jedem nur das Recht an, seine Wohnung zu besitzen oder ihre Erde zu arbeiten. Es ist nach individualistischen Anarchisten in diesem Sinn nur der Gebrauch, der die individuelle Eigenschaft schmilzt und legitimiert.
Nach dem zweiten Weltkrieg sind die Hauptthemen des amerikanischen anarchistischen individualistischen Gedanken durch Ayn Rand, die als Studentin aus der Sowjetunion geflohen war aufgegriffen worden. Sie gilt als Gründerin des amerikanischen Libertarismus (teilw. auch Libertarianismus genannt).
Murray Rothbard, ein Ökonom der österreichischen Schule, entwickelte in den sechziger Jahren eine Gesellschaftliche Utopie, die er Anarchokapitalismus nannte. Die ihr zugrunde liegende Ethik konstruiert er aus Naturrechten, dem Selbsteigentumsprinzig, dem Homesteading-Prinzip (Aneignung von herrenlosen Gütern durch Urbarmachung und/oder Nutzung), sowie dem Nichtaggressionsprinzip (Gewalt ist nur aus Gründen der Verteidigung legitim). Den Staat, als institutionalisierte Initiation von Gewalt, z.B. durch Besteuerung, Bestrafung von opferlosen Straftaten (z.B. Drogenkonsum) ab. Aufgaben, die heute vom Staat übernommen werden, sollen in seiner Utopie entweder auf freiwilliger, privater Basis gelöst werden (z.B. Justiz, Polizei oder Bildung) oder Mangels Bedürfnis wegfallen (Verwaltung).
Die Erben des amerikanischen anarchistischen Individualismus werden momentan zwischen den Minarchisten (BefürworterInnen eines aufs Minimum reduzierten Staates; "Nachtwächterstaat") und AnarchokapitalistInnen geteilt, die die Steuerung des Staates auf den Markt durch die Ergreifung seiner Befugnisse durch das private Unternehmen wünschen.
Die französische Schule[edit]
Die erste Seite einer Nummer vom einmaligen Monatszeitschrift, die durch E. Armand 1956 belebt wurde. In Frankreich entwickelt sich die Philosophie von Stirner in einer reichen Muttererde einer langen Tradition sozialer Kämpfe. Während der Individualismus sich in den Vereinigten Staaten auf einem liberalen und kapitalistischen Träger veredelt, veredelt sich dieser selbe Individualismus in Frankreich auf einem revolutionäreren und entschlossen antikapitalistischen Träger. Der französische anarchistische Individualismus behält also soziale und egalitäre Anliegen bei, die nicht bei den amerikanischen anarchokapitalistischen Individualisten paarten. Einige Anarchisten, wie Charles-Auguste Bontemps gehen, dazu über, vom sozialen Individualismus zu sprechen, indem sie den Markt und das Eigentum als Phantome ansehen, die Stirners bedrückende Ideen des Individuums als Opfer weiterführen. Dieses doppelte Erbe sorgt dafür, daß einige amerikanische Anarchisten, Mitarbeiter der Anarchie-Zeitschrift Journal of Desire Armed (wie Jason McQuinn, Hakim Bey oder Bob Black) wünschen, dass die individualistische Etikette, selbst wenn ihr Gedanke in der Hauptsache jenen der französischen anarchistischen Individualisten wieder trifft, hauptsächlich durch Bemühung, sich von den LibertarierInnen und von den Anarcho-KapitalistInnen abzugrenzen. Sie erklären sich dann zu PartisanInnen der postlinken Anarchie (Post-Left Anarchy) oder ganz einfach der Anarchie.
Kritik[edit]
- Der Individualanarchismus ist aber nichts anderes als eine Extremform des Liberalismus. Der Individualanarchismus wendet sich zwar gegen den Staat, weil er die Freiheit der Individuen einschränke, der Weg zu einer “freien Gesellschaft†erfolge aber durch Aufklärung und Überzeugung, durch Evolution. Kampf gegen die herrschenden Zustände auch in vorrevolutionären Zeiten ist weniger Sache des Individualanarchismus.
- Der Individualanarchismus verfolgt kein Revolutionskonzept, er lehnt Gewalt und Zwang mehr oder weniger ab, das gilt bei vielen Anhängern und Anhängerinnen des Individualanarchismus auch für revolutionäre Gewalt. Es ist kein Wundern, dass eine bedeutende Strömung des Individualanarchismus die sogenannten Anarchokapitalisten sind. Kapitalismus light, ohne Monopole aber bei freier Konkurrenz. Die Lohnarbeit an sich wird von dieser Strömung des Individualanarchismus nicht angegriffen.
FAU
Kritik an der Kritik[edit]
Die IndividualanarchistInnen lehnen zwar größtenteils Gewalt selbst ab, hindern aber keineN daran, Gewalt gegen Unterdrückungsmechanismen auszuüben. JedeR soll selbst wählen können, wie gegen ebendiese vorgegangen wird. Auch würden individualistische AnarchistInnen nie zB. die FAU dermaßen diffarmieren, da sie alle libertären Ansätze für unterstützenswert halten und syndikalistische oder auch kommunistische Wirtschaftsformen nicht behindern, solange sie auf Freiwilligkeit beruhen. Der Individualanarchismus stellt also keinen Absolutheitsanspruch, wodurch andere libertäre Formen leider oft geprägt sind. Außerdem stellt er keine (verschäfte) Form des "Anarcho"-Kapitalismus dar, da dieser möglichst die absolute Freiheit des Individuums fordert, der ind. Anarchismus sich aber bewusst ist, dass es nur die gleiche Freiheit aller geben kann. Auch unterscheiden sich beide Strömungen in ihrer Wirtschaftsform deutlich. So akzeptiert der Individualanarchismus zwar Eigentum, dieses ist aber aufgrund des Wegfalls kapitalistisch-staatlicher Monopole, wie der des Bodens oder des Zinses, nicht mit kapitalistischem Eigentum zu vergleichen. Dieses Eigentum kann lediglich aus eigener Arbeit entspringen und nicht dazu genutzt werden, andere, auch sich anders organisierende Menschen (libertäre kommunistInnen, SyndikalistInnen, ...) zu ünterdrücken. Den Wegfall der Möglichkeit des Eigentums betrachtet der Individualanarchismus als Zwang und nicht zu vertrenden Eingriff in das Leben jedes einzelnen Menschens.