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Faschismus

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Faschismus (italienisch fascismo) bezeichnete ursprünglich die vom englischen Agenten Benito Mussolini in Italien 1922 zur Macht geführte politische Bewegung (movimento) der »Schwarzhemden«. Heute wird der Begriff Faschismus für verschiedene Ideologien und Gruppen verwendet, ohne dass eine inhaltliche Gemeinsamkeit besteht. Der bzw. das jeweils andere wird als Faschist bzw. faschistisch bezeichnet.

Heutige Bedeutung

Durch die sog. Antifa wurde der Faschismusbegriff beliebig gemacht. Die von den Geheimdiensten gesteuerte Antifa denunziert Personen und Gruppen, die dem System gefährlich werden, als Faschisten. Tatsächlich handelt es sich bei der Antifa um eine faschistische Organisation im Sinne Wilhelm Reichs, der Faschismus als politisch organisierten Ausdruck der durchschnittlichen menschlichen Charakterstruktur definierte.

Definition

Wilhelm Reich hat ein gesellschaftlichen Phänomen Faschismus genannt. Es gibt keine sinnvollere Definition von Faschismus als seine. Ein Ausschnitt aus dem Vorwort zur dritten korrigierten und erweiterten Auflage von Die Massenpsychologie des Faschismus von Wilhelm Reich im August 1942:

Der Faschismus wurde zur Zeit der ersten Niederschrift dieses Buches allgemein als eine »politische Partei« betrachtet, die wie andere »soziale Gruppierungen« eine »politische Idee« organisiert vertrat. Demzufolge »führte die faschistische Partei den Faschismus mittels Gewalt oder durch »politische Manöver« ein«.
 
Im Gegensatz dazu hatten mich meine ärztlichen Erfahrungen mit Menschen vieler Schichten, Rassen, Nationen, Glaubensbekenntnissen etc. gelehrt, daß »Faschismus« nur der politisch organisierte Ausdruck der durchschnittlichen menschlichen Charakterstruktur ist, eine Struktur, die weder an bestimmte Rassen oder Nationen gebunden ist, die allgemein und international ist. In diesem charakterlichen Sinne ist »Faschismus« die emotionelle Grundhaltung des autoritär unterdrückten Menschen der maschinellen Zivilisation und ihrer mechanistisch-mystischen Lebensauffassung.
 
Der mechanistisch-mystische Charakter der Menschen unserer Epoche schafft die faschistischen Parteien und nicht umgekehrt.
 
Der Faschismus wird auch heute noch, infolge des politischen Fehldenkens, als eine spezifische Nationaleigenschaft der Deutschen oder der Japaner aufgefaßt. Aus der ersten Fehlauffassung folgen alle weiteren Fehldeutungen.
 
Der Faschismus wurde und wird noch immer, zum Schaden der echten Freiheitsbestrebungen, als die Diktatur einer kleinen reaktionären Clique aufgefaßt.
 
Die Hartnäckigkeit dieses Irrtums ist der Angst vor dem Erkennen der wirklichen Sachlage zuzuschreiben: Der Faschismus ist eine internationale Erscheinung, die sämtliche Körperschaften der menschlichen Gesellschaft aller Nationen durchsetzt. Dieser Schluß ist in Übereinstimmung mit den internationalen Vorgängen der letzten 15 Jahre.
 
Meine charakteranalytischen Erfahrungen überzeugten mich dagegen, daß es heute keinen einzigen lebenden Menschen gibt, der nicht in seiner Struktur die Elemente des faschistischen Fühlens und Denkens trüge. Der Faschismus als politische Bewegung unterscheidet sich von anderen reaktionären Parteien dadurch, daß er von Menschenmassen getragen und vertreten wird.
 
Mir ist die Verantwortungsfülle solcher Behauptungen voll bewußt. Ich wünschte im Interesse dieser zerschundenen Welt, daß der arbeitenden Menschenmasse ihre Verantwortung für den Faschismus ebenso klar wäre.
 
Man muß scharf zwischen gewöhnlichem Militarismus und Faschismus unterscheiden. Das Wilhelminische Deutschland war militaristisch, aber nicht faschistisch.
 
Da der Faschismus stets und überall als eine von Menschenmassen getragene Bewegung auftritt, verrät er alle Züge und Widersprüche der Charakterstruktur des Massenmenschen: Er ist nicht, wie allgemein geglaubt wird, eine rein reaktionäre Bewegung, sondern er stellt ein Amalgam dar zwischen rebellischen Emotionen und reaktionären sozialen Ideen.
 
Versteht man unter Revolutionärsein die rationale Auflehnung gegen unerträgliche Zustände in der menschlichen Gesellschaft, den rationalen Willen, »allen Dingen auf den Grund zu gehen« (»radikal« â€“ »radix« = »Wurzel«) und sie zu bessern, dann ist der Faschismus nie revolutionär. Er mag zwar im Gewande revolutionärer Emotionen auftreten. Aber man wird nicht den Arzt revolutionär nennen, der gegen eine Krankheit mit ausgelassenen Schimpfworten vorgeht, sondern denjenigen, der still, mutig und gewissenhaft die Ursachen der Krankheit erforscht und bekämpft. Faschistisches Rebellentum entsteht immer dort, wo eine revolutionäre Emotion durch Angst vor der Wahrheit in die Illusion umgebogen wird.
 
Der Faschismus ist in seiner reinen Form die Summer aller irrationalen Reaktionen des durchschnittlichen menschlichen Charakters. Dem bornierten Soziologen, dem der Mut zur Anerkennung der überragenden Rolle des Irrationalen in der Menschheit fehlt, erscheint die faschistische Rassentheorie bloß als imperialistisches Interesse oder, milder, als »Vorurteil«. Ebenso dem verantwortungslosen, phrasenhaften Politikanten. Die Rasanz und die weite Verbreitung dieser »Rassenvorurteile« bezeugt ihre Herkunft aus dem irrationalem Teil des menschlichen Charakters. Die Rassentheorie ist keine Schöpfung des Faschismus. Umgekehrt: Der Faschismus ist eine Schöpfung des Rassehasses und sein politisch organisierter Ausdruck. Demzufolge gibt es einen deutschen, italienischen, spanischen, anglosächsischen, jüdischen und arabischen Faschismus. Die Rasseideologie ist ein echt biopathischer Charakterausdruck des orgastisch impotenten Menschen.

Ãœberwindung des Faschismus

Die Lösung ist gewiß nicht, die Faschisten zu vernichten. Es ist rücksichtslose Aufklärung nötig, um die Menschheit zu retten. Dies kann nur über einige Generationen hinweg funktionieren. Wir müssen vermeiden, unsere Neurosen an die Nachgeborenen zu übertragen.

Wer bringt den Optimismus auf, zu hoffen, daß sich ein ähnliches Maß an Einsicht und Bewußtheit bei der Masse der Erzieher je einstellen wird? Das ließe hoffen, daß die Neurosen der Erwachsenen und ihre Äquivalente, wie die selbstverschuldete soziale Not und die unglücklichen Ehen, je zu existieren aufhören werden. Die Frage der Erziehung ist aber von der der Gesellschaftsordnung und der der Neurosen nicht zu trennen.
 
Es ist mir bewußt, daß dieser Pessimismus wenig geeignet ist, zur Lösung der aktuellen Frage »Wie soll man das Kind erziehen?« beizutragen. Aber ist anderes besser geeignet?
 
[… über der Optimismus der Schule Alfred Adlers …]
 
Mit dem Optimismus ist es also nichts, er beruhigt nur das Gewissen der Erwachsenen und ist ein Symptom ihres Erziehungszwanges. Auf weite Sicht dürfte noch der berechtigte Pessimismus fruchtbarer sein; er zwingt zur Selbstkontrolle und führt so zu wertvollen Fragestellungen, während der Optimismus in der Erziehungsfrage die Schwierigkeiten nur verschleiert.
 
Eine solche Schwierigkeit ist, daß Erziehung, wenn sie einen Sinn haben soll, Massenarbeit sein muß. Auf die Gesellschaft wird es kaum einen Einfluß üben, wenn in einer Millionenstadt fünf oder fünfzig Kinder richtig aufgezogen werden. Das wünschenswerte Optimum, eine rein sachliche, affektfreie Beurteilung der Erziehungsobjekte, wäre derzeit nur durch die Analyse des Erziehers zu erzielen und kommt daher für die Masse nicht in Betracht. Es ist vorläufig nur eine utopische Vorstellung, daß es gelingen könnte, durch einzelne, ihrer selbst voll bewußte Erzieher Verständnis in die Massen der Erzieher zu tragen. Wenn Eltern und Erzieher wissen werden, aus welchem Grunde und wozu sie wirklich erziehen, wenn die maßgebenden Autoritäten zu glauben aufhören werden, daß sie in ihren Bestrebungen nur das »Wohl der Menschheit« im Auge haben, wenn die Masse wissen wird, daß das Verhältnis zwischen Kindern und Erwachsenen den Gegensatz verschiedener Welten bedeutet, dann – vielleicht – wird es eine Möglichkeit geben, an aktive Erziehungsmaßnahmen zu denken.
 
Und bis dahin? Die Hoffnungslosigkeit aller derzeitigen Erziehungsmaßnahmen, die Tatsache, daß, was immer man macht, man es verkehrt macht, ergibt außer der Forderung, die Erziehungsfehler zu erkennen und zu verstehen, nur eine negative Regel: Enthaltsamkeit in der Erziehung bis zum äußersten, Einschränkung der Erziehungsmaßnahmen auf die allernotwendigsten Versagungen, Wissen, daß man sein Kind aus ganz natürlichen Gründen nicht nur liebt, sondern auch haßt. Und die Gefahren des Gewährenlassens? Sie dürften kaum größer sein als die, die der Erziehungszwang mit sich bringt. Wir müssen daran denken, daß die ursprüngliche lebendige Kraft, die der Erziehungszwang zähmen will, aus sich selbst heraus einmal Kultur geschaffen hat. Man darf großes Zutrauen zu ihr haben. Ist es zu gewagt, zu behaupten, daß sich das Leben seine notwendigen Daseinsformen selbst am besten zu schaffen vermag?

– Wilhelm Reich: Eltern als Erzieher. I. Der Erziehungszwang und seine Ursachen. Zeitschrift für Psychoanalytische Pädagogik, Jg. I, Heft 3 (Dezember 1926), S. 65–74. http://LSR-Projekt.de/wrzwang

Kategorie:Faschismus Kategorie:Antagonistische Theorie