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Antideutsche

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Aufgrund ihrer Positionen, die überwiegend in diametralem Gegensatz zur übrigen Linken stehen, sind die Antideutschen Gegenstand beständiger heftiger Kontroversen. Zudem sind auch innerhalb der Strömung Zerwürfnisse und Spaltungen keine Seltenheit, wobei diese i. d. R. unter häufigem Einsatz von Antisemitismusvorwürfen (Beispiel: ([1]))ausgetragen werden.

Die im Folgenden referierte oder zitierte Kritik stammt überwiegend von Vertretern der radikalen Linken. Dies liegt in erster Linie daran, dass es sich bei der Kontroverse um antideutsche Positionen ganz überwiegend um eine innerlinke Auseinandersetzung handelt. Einige der genannten Autoren waren für die Entstehung einzelner antideutscher Politikkonzepte selbst sehr prägend. Die meisten Stellungnahmen entstammen dem von Gerhard Hanloser herausgegebenen Band Sie warn die Antideutschesten der deutschen Linken (siehe Literatur).

Kern der Kritik ist die Feststellung einer Wendung der Antideutschen nach rechts bzw. einer „Rückkehr in die bürgerliche Wertegemeinschaft“ unter Aufgabe aller linker Essentials.

Israel als Projektionsfläche für „Solidarisierungsfetischisten“

Scharfe Kritik an „solidarisierungswütigen Israelfreunden“ übt der israelische Soziologe Moshe Zuckermann. In einem Beitrag Was heißt: Solidarität mit Israel? kritisiert er den ideologischen Blick auf Israel seitens der Antideutschen.

Diese missbrauchten Israel als „pure Projektionsfläche für eigene Befindlichkeiten“. Ihre „bedingungslose Solidarität“ sei eine Farce, „die die reale Tragödie in eine Narrenposse verwandelt“.

Eingefordert wird von ihm u.a., die israelische Gesellschaft in ihrer geschichtlichen, politischen, sozialen und gesellschaftlichen Komplexität und Heterogenität wahrzunehmen. „Ideologisch durchwirkte Abstraktionen“ seien kontraproduktiv. „Besonders unappetitlich“ seien sie, so Zuckermann über das Israel-Bild der Antideutschen, wenn sie aus Deutschland kämen und die Juden beträfen.

Bellizismus

[[Bild:Antideutsche2.jpg|thumb|Antideutsche Demonstration anlässlich des Jahrestages der Bombardierung Dresdens. Der Text lautet: „Thank you Mr. Harris. No tears for Krauts. Deutsche Täter sind keine Opfer.“]] In der Unterstützung der USA im Krieg gegen den internationalen Terror und dem Irak wird die Legitimation von Krieg und staatlichem Gewaltmonopol seitens der Antideutschen grundsätzlich kritisiert. „Nein zu Krieg“ und grundsätzliche Kritik am Staat wird von Anarchisten und in neuerer Zeit auch von vielen Kommunisten als Basis jeder radikal linken Politik gesehen. Diese Kritik wird nicht nur aus generellem Pazifismus erhoben. Kritisiert wird diese Form des Bellizismus u.a. in dem Beitrag Antideutsche Kriegsführung von Wolf Wetzel in: Krieg ist Frieden, sowie von der gruppe demontage aus Hamburg.

Die Bellizismuskritik geht dabei auf innerlinke Konfrontationen um den Zweiten Golfkrieg von 1991 zurück, als damalige Linke wie Enzensberger und Dan Diner sowie der Publizist Gremliza sich für viele Linke überraschend für einen Krieg gegen den Irak aussprachen. Template:Quelle Antideutsche gehen nach Meinung von Kritikern undifferenziert davon aus, dass Zerstörungen in Deutschland im Zweiten Weltkrieg, nicht nur gerechtfertigt waren sondern zu begrüßen seien, ohne Unterschied, ob es um die legitime Bekämpfung des NS-Regimes geht oder um illegitime Angriffe auf die Zivilbevölkerung. So haben am 13. Februar 2005 einige Grüppchen Antideutscher den Gedenktag der Bombardierung Dresdens benutzt, um Parolen zu rufen: "Bomber Harris und die Flut, das tut blöden Dresdnern gut". In diesem Zusammenhang wird ihnen auch vorgeworfen, dass sie mit dieser einseitigen Geschichtsdarstellung deutsche Opfer provozieren und somit indirekt den Zuspruch von Teilen der Bevölkerung zur NPD stärken, die von der anderen Seite mit vergleichbarer Undifferenziertheit polemisiert.

Relativierung der Geschichte

Kritisiert wird hier u.a. von Wolf Wetzel sowie Ulrich Enderwitz die Gleichsetzung der geschichtlichen Konstellation von 1945 auf heute. Die Befreier von 1945 könnten heute nicht die gleichen antifaschistische Position geltend machen. Hier wird den Antideutschen vorgeworfen, mit dieser Relativierung der Geschichte einen „imperialistischen“ Krieg gegen den Irak einerseits zu legitimieren und andererseits Widersprüche des postfaschistischen deutschen Subjekts auf ein Ersatzobjekt zu projizieren.

Affirmation des Kapitalismus

Für Gerhard Hanloser entwickelte sich die antideutsche Bewegung heute aus einer „fehlgeschlagenen Selbstkritik“ von „oftmals nationalistischen und populistischen Linken“ – insbesondere der K-Gruppen - zu einem „affirmative turn“, der die „herrschenden Verhältnisse“ nicht mehr einer „radikalen Kritik“ unterziehe. Er umschreibt diese Haltung mit einem ironischen Motto „Vereinzelt euch, seid stark, individualistisch und konsumistisch, damit auch ihr euch nicht zum deutschen Volksgenossen eignet“. Ex-Bahamas Initiator Bernhard Schmidt stellt vor diesem Hintergrund einen neoliberalen Rechtsruck bei der Bahamas fest.

Der Antisemitismusforscher Enderwitz sieht in aktuellen antideutschen Politikkonzepten den „unternommenen Versuchs, unter dem Eindruck des weltweiten Bedrohungsszenariums Gesellschaftskritik durch die obsessive Bornierung auf Faschismus und Antisemitismus in eine Affirmation des Kapitalismus und seiner globalen, alias imperialistischen, Entfaltung umzufunktionieren“.

Robert Kurz sieht die Grundlage der Affirmation der kapitalistischen Gesellschaft vor allem in der Denunziation jeglicher sozialer Bewegung insbesondere in Deutschland durch Etikettierung dieser Bewegungen als Volksbewegungen, was in „Hardcore“-antideutschen Kreisen als Synonym für völkische Bewegungen gebraucht wird so wie in der unrealistischen Forderung nach „vermittlungsloser Feindschaft“ zum Kapitalverhältnis. Hinzu kommt, dass Vertreter der Antideutschen häufig auch jeglichen linken Antikapitalismus als antisemitisch denunzieren.

Kritik am Kritikbegriff

Kritisiert wird von Ilse Bindseil (Text), dass auch die Antideutschen ebenso wie der Mainstream sich letztlich nicht mit den Konsequenzen von Auschwitz für die deutsche Gesellschaft und für die eigene Biographie beschäftigten. Sie sieht im moralischen Sektierertum der Antideutschen die „Suche nach Flucht in die Unschuld“ der Nach-68er, die erkennen mussten, dass der Bruch mit der Generation sie nicht vor den Zuständen der „Postfaschistischen Gesellschaft“ schützt. Statt der Komplexität von Themen wie Auschwitz gerecht zu werden, bestehe, wie in der Gesamtgesellschaft auch, in diesem Teil der Gesellschaft der Hang zu unterkomplexen Reflexions- und Handlungsschemata, die letztlich vom Ausgangsproblem ablenkten und dieses nicht mehr transparent erscheinen ließen. „Das Böse musste her, damit der Riss in der Biographie gekittet werden konnte“ (Ilse Bindseil). Hanloser bemängelt daran anknüpfend eine „Kritische Kritik“, wie Marx sie kritisierte, die eine „Selbstbespiegelung vermeintlich kritischer Geister“ darstelle. Kritik verkomme so als „Habitus“ und setze sich mit „Denunziation“ und „Polemik“ gleich.

Kritik an den Denkmethoden

Weiterhin kritisiert Robert Kurz in seinem Buch „Die antideutsche Ideologie“ und mehreren seiner Aufsätze, dass die duale Weltsicht mit der die Antideutschen die Welt erklären(meist die Dipole „barbarisch“ und „aufklärerisch“) von dem Dipol „gut“ und „böse“ Schemata der von ihnen bekämpften Antiimperialisten strukturell kaum zu unterscheiden sei. So würde das Modell beispielsweise in der Erklärung des 3. Reiches versagen, dass die Antideutschen als "barbarisch" bezeichnen, wobei jedoch übersehen würde, dass der systematische Vernichtungswille erst durch Zivilisation und bürgerliche Vernunft möglich sei. Gleichzeitig bewege man sich in den Denkmethoden die man als „deutsch“ bezeichne. Statt sich tatsächlich an das Individuum zu wenden und den Massenansatz abzulehnen, würde konsequent in Nationen, Rassen und Volksgemeinschaften gedacht. Weiterhin ist er der Auffassung, dass das Wort „Aufklärung“ oft zu einem Schlagwort verkomme. Ein Indiz dafür, dass diese Auffassung eine gewisse Verbreitung gefunden hat, erkennt man zum Beispiel daran, dass viele Gegner der Antideutschen diese in ihren Publikationen als (Anti-)deutsche bezeichnen, und somit eine Verbindung zwischem „typisch Deutschem“ und „Antideutschen“ herzustellen.