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Queer Theory
Die Queer Theory entstand aus dem filosofischen Gebäude des Dekonstruktivismus, der die Anschauungen der Menschen und der Gesellschaft auf verborgene Tradierungen abklopft, die Wahrheiten konstruiert, ohne mit Realität identisch zu sein. Wichtigste AutorIn und ErfinderIn des Begriffs Zeit Judith Buter.
Nicht nur die soziale Kategorie Gender sondern auch das biologische Geschlecht und die sexuelle Orientierung wird in der Queer Theory aufgelöst (dekonstruiert).
Die Queer Theory basiert dabei inhaltlich wesentlich auf feministischen Ansätzen der 60er Jahre, der politischen Lesben- und Schwulenbewegung der 70er und den philosophischen Ansätzen von Michel Foucault und Jacques Derrida, der den Menschen als Kulturwesen begriff, dessen Wahrnehmung der Wirklichkeit durch eine überkommene kommunikative Matrix - besonders Sprache - gefiltert wird.
Konstruktion der Geschlechter
Im Laufe des 18. Jahrhunderts fand im Zuge der Etablierung der bürgerlichen industriellen Gesellschaft eine Veränderung der Idee des Geschlechts und des geschlechtlichen Körpers statt. Es entstand die Humanbiologie, der zufolge der Unterschied zwischen dem männlichen und dem weiblichen Körper nicht nur an den verschiedenen Geschlechtsorganen auszumachen ist, sondern am ganzen Körper. Durch die Annahme einer Determinierung des Geistes durch den Körper führt diese anthropologische Perspektive zu der These, dass sich Männer und Frauen grundsätzlich, also auch im Fühlen, Denken, Urteilen voneinander unterscheiden.
Während dieser Diskurs eine fundamentale angeborene und universelle Differenz der Geschlechter behauptet, dient er dazu, verschiedene Geschlechterrollen und –identitäten legitimatorisch zu begründen. Die geschlechtliche Natur der Frau wird zur Rechtfertigungsgrundlage für den Ausschluss von Frauen aus dem öffentlichen Bereich und ihrem Einschluss in die häusliche Sphäre. Gleichzeitig werden den Geschlechtern eigentümliche Eigenschaften, wie Irritabilität, Sensibilität, Moralität oder Sittlichkeit zugewiesen. Dabei sind es vor allem die Frauen, die als durch ihre natürliche Geschlechtlichkeit geprägt und determiniert gelten. Dies zeigt sich auch noch in der Begründung der Verweigerung einer Zulassung von Juristinnen in den Richterberuf zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Frauen, so wurde argumentiert, seien aufgrund ihres Geschlechts und der damit verbundenen seelischen Eigenart, nach welcher sie in weitgehendem Maße Gefühlseinflüssen unterworfen sind, nicht in der Lage, Rechtsprechung auszuüben. Die Frau werde durch Menstruation, Schwangerschaft und Klimakterium in ihrem Denken und Fühlen so sehr beeinflusst, dass sie häufig in einen geradezu anormalen Zustand gerate.
Dagegen wendet sich die zeitgenössische Geschlechterforschung: Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird es (Simone de Beauvoir). Das Geschlecht wird als sozio-kulturelles Konstrukt verstanden. Es wird davon ausgegangen, dass körperliche Merkmale an sich erst einmal neutral sind. Die Gesellschaftlichkeit des Geschlechtskörpers bezieht sich auf die jeweilige Bedeutung, die körperlichen Merkmalen innerhalb bestimmter gesellschaftlicher Kontexte zugewiesen wird. Der Diskurs um das Geschlecht als soziale Konstruktion – gender – beinhaltet darüber hinaus Kritik an der Annahme zweier eindeutig bestimmbarer Geschlechter, als auch an der Annahme einer über alle Zeiten hinweg gleichen geschlechtlichen Körperlichkeit.
Auch für andere Personen als "Frauen" bringt die Geschlechterdichotomie enorme Probleme. Seit der Einführung des Personenstandsgesetzes im Jahre 1875 ist ein Geschlechtseintrag im Geburtenbuch erforderlich, der auf "weiblich" oder "männlich" lauten muss. Diese Regelung geht auf Kosten intersexueller Menschen. Ihnen muss innerhalb weniger Tage eines dieser 2 Geschlechter willkürlich zugewiesen werden. Eine nachträgliche Änderung ist enorm schwierig, eine Eintragung als "Zwitter/Hermaphrodit/intersexuell" nicht möglich. Oft werden frisch geborene Menschen sofort operativ verstümmelt.
Den Themenkomplex Homosexualität zu erfinden war erst durch die Zweiteilung des menschlichen Geschlechts möglich. In der vorkapitalistischen Gesellschaft gab es keine Idee von Homosexualität, wohl aber - besonders in Europa - von widernatürlichem Verhalten, das mit entsetzlichen Strafen geahndet wurde. Im mittelalterlichen England wurden Verstümmelungen im Gesichtsbereich (Nase und Luippen abschneiden) bis hin zur Todesstrafe für Penetration anderer Körperöffnungen als weiblicher Genitalien verhängt, während zum Beispiel in arabischen Ländern die vollendetsten Liebesgedichte von "Männern" an "Männer" geschrieben wurden.
Die moderne Homophobie beruht auf der bürgerlich-kapitalistischen Idee der Homosexualität und ist direkte Folge der konstruierten Teilung des menschlichen Geschlechts in zwei große Geschlechter.