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Unter '''Postanarchismus''' werden verschiedene theoretische Auseinandersetzungen mit poststrukturalistischen und postmodernen Theorien aus anarchistischer Perspektive zusammengefasst. Der Postanarchismus stellt keine kohärente Theorie dar, sondern umfasst wie der [[Poststrukturalismus]] ([[Michel Foucault|Foucault]], Deleuze), der [[Postfeminismus]] (Butler) und der [[Postmarxismus]] (Laclau, Mouffe) eine ganzen Reihe von unterschiedlichen theoretischen Auseinandersetzungen. Innerhalb der anarchistischen Debatten in Deutschland spielt der Begriff des Postanarchismus zur Zeit keine Rolle. Dies heißt aber nicht unbedingt, dass die Diskussionen, die anderswo unter Postanarchismus zusammengefasst werden, nicht auch hier stattfinden.
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Unter '''Postanarchismus''' werden verschiedene ''theoretische'' Auseinandersetzungen mit poststrukturalistischen und postmodernen Theorien aus anarchistischer Perspektive zusammengefasst. Der Postanarchismus stellt keine kohärente Theorie dar, sondern umfasst wie der [[Poststrukturalismus]] ([[Michel Foucault|Foucault]], [[Gilles Deleuze|Deleuze]]), der [[Postfeminismus]] ([[Judith Butler|Butler]]) und der [[Postmarxismus]] ([[Ernesto Laclau|Laclau]], Mouffe) eine ganzen Reihe von unterschiedlichen theoretischen Auseinandersetzungen.  
Das Präfix „Post“ steht für eine Infragestellung und Verwerfung von einigen Grundannahmen des klassischen Anarchismus, nicht für die Aufgabe anarchistischer Ziele. Innerhalb des Postanarchismus gilt das Menschen- und Weltbild des klassischen [[Anarchismus]] als überholt. Das Verständnis von [[Herrschaft]] hat sich verändert und erweitert. Seit der Begründung des klassischen Anarchismus hat sich die Realität des [[Staat]]es und des [[Kapitalismus]] verändert, um diese im Sinne des Anarchismus zu analysieren, ist es notwendig sich in der postmodernen und poststrukturalistischen Werkzeugskiste zu bedienen. Butler, Foucault, Deleuze, Derrida, Butler, Lacan u.a. sind keine AnarchistInnen, trotzdem sind ihre theoretische Arbeiten für eine Aktualisierung des Anarchismus von großer Bedeutung.
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Welche Ansätze des Poststrukturalismus werden im Postanarchismus übernommen:
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== Der Begriff ==
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Das Präfix „Post“ steht für eine Infragestellung und Verwerfung von einigen Grundannahmen des klassischen Anarchismus, nicht für die Aufgabe anarchistischer Ziele. Innerhalb des Postanarchismus gilt das Menschen- und Weltbild des klassischen [[Anarchismus]] als überholt. Das Verständnis von [[Herrschaft]] hat sich verändert und erweitert. Seit der Begründung des klassischen Anarchismus hat sich die Realität des [[Staat]]es und des [[Kapitalismus]] verändert, um diese im Sinne des Anarchismus zu analysieren, ist es notwendig sich in der postmodernen und poststrukturalistischen Werkzeugskiste zu bedienen. Butler, Foucault, Deleuze, [[Jacques Derrida|Derrida]], Lacan u.a. sind keine AnarchistInnen, trotzdem sind ihre theoretische Arbeiten für eine Aktualisierung des Anarchismus von großer Bedeutung.
  
* die Dezentralisierung des Subjekt und dessen diskursive Produktion
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== Verbindung zum [[Poststrukturalismus]]==
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Folgende Ansätze des [[Poststrukturalismus]] werden vom Postanarchismus übernommen:
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* die Dezentrierung des Subjekt und dessen diskursive Produktion
 
* die Denaturalisierung von Körper und Sexualität
 
* die Denaturalisierung von Körper und Sexualität
 
* die Zurückweisung der Repressionshypthese
 
* die Zurückweisung der Repressionshypthese
 
* Foucaults Genealogie der Macht: Die Macht ist produktiv und es gibt „kein außerhalb der Macht“
 
* Foucaults Genealogie der Macht: Die Macht ist produktiv und es gibt „kein außerhalb der Macht“
* die Dekonstruktion der binären Ordnung westlicher Denksysteme (Natur/Kultur – weiblich/männlich – öffentlich/privat – Geist/Materie etc.)
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* die [[Dekonstruktion]] der binären Ordnung westlicher Denksysteme (Natur/Kultur – weiblich/männlich – öffentlich/privat – Geist/Materie etc.)
 
* die Dekonstruktion der Kategorie „Geschlecht“ durch den feministischen Poststrukturalismus
 
* die Dekonstruktion der Kategorie „Geschlecht“ durch den feministischen Poststrukturalismus
  
Innerhalb des Postanarchismus steht [[Todd May]] für einen „poststrukturalistischen Anarchismus“ dessen Grundlage die poststrukturalistischen Auffassungen von Macht und Herrschaft bei Foucault ist. Desweiteren bezieht er sich auf Lyotard.
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== Es gibt nicht "den" Postanarchismus ==
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Innerhalb des Postanarchismus steht [[Todd May]] für einen „poststrukturalistischen Anarchismus“ dessen Grundlage die poststrukturalistischen Auffassungen von Macht und Herrschaft bei Foucault ist. Des weiteren bezieht er sich auf Lyotard.
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Der „lacansche Anarchismus“ von [[Saul Newman]] bezieht sich dagegen mehr auf Lacan und Derrida. Newman kritisiert die klassische AnarchistInnenen, wie etwa [[Bakunin]] oder [[Kropotkin]], da sie sich auf eine menschliche Natur und eine natürliche Ordnung bezögen, die durch die Existenz des Staates zerstört werden würde. Der „klassische Anarchismus“ stehe für folgendes Menschenbild: Der Mensch ist von Natur aus gut, nur der Staat macht ihn schlecht. Für Newman ist dies ein manichäisches Weltbild, welches lediglich die Umkehrung von Thomas Hobbes’ „Leviathan“ darstellt. Nur, dass nach Hobbes der „gute“ Staat die „böse“ menschliche Natur unterwirft.  
 
Der „lacansche Anarchismus“ von [[Saul Newman]] bezieht sich dagegen mehr auf Lacan und Derrida. Newman kritisiert die klassische AnarchistInnenen, wie etwa [[Bakunin]] oder [[Kropotkin]], da sie sich auf eine menschliche Natur und eine natürliche Ordnung bezögen, die durch die Existenz des Staates zerstört werden würde. Der „klassische Anarchismus“ stehe für folgendes Menschenbild: Der Mensch ist von Natur aus gut, nur der Staat macht ihn schlecht. Für Newman ist dies ein manichäisches Weltbild, welches lediglich die Umkehrung von Thomas Hobbes’ „Leviathan“ darstellt. Nur, dass nach Hobbes der „gute“ Staat die „böse“ menschliche Natur unterwirft.  
[[Lewis Call]] sieht eine anarchistische Politik in der Arbeit von Nietzsche. Er bezieht sich dabei auf die Kritik des cartesianischen Konzepts des Subjekts. Bei Nietzsche finden wir eine Anarchie des Subjekts, die eine radikale Form der Anarchie ermöglicht: die Anarchie des Werdens. Das Werden der Anarchie hat keinen Zielzustand, mündet nicht in einem „Sein“. Die Anarchie ist kein Endzustand einer Entwicklung, keine statische Form der Gesellschaft, sondern ein permanentes Werden.
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[[Lewis Call]] sieht eine anarchistische Politik in der Arbeit von [[Nietzsche]]. Er bezieht sich dabei auf die Kritik des cartesianischen Konzepts des Subjekts. Bei Nietzsche finden wir eine Anarchie des Subjekts, die eine radikale Form der Anarchie ermöglicht: die Anarchie des Werdens. Das Werden der Anarchie hat keinen Zielzustand, mündet nicht in einem „Sein“. Die Anarchie ist kein Endzustand einer Entwicklung, keine statische Form der Gesellschaft, sondern ein permanentes Werden.
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== Vertreter ==
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* [[Ralf Burnicki]]
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* [[Lewis Call]]
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* [[Jens Kastner]]
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* [[Todd May]]
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* [[Jürgen Mümken]]
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* [[Saul Newman]]
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
* Call, Lewis: Postmodern Anarchism, Lanham, Lexington Books 2002
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===Bücher===
* Kastner, Jens: Politik und Postmoderne. Libertäre Aspekte in der Soziologie Zygmunt Baumans, Münster 2000
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====deutsch====
* May, Todd: The Political Philosophy of Poststrukturalist Anarchism, The Pennsylvania State University Press, University Park 1994
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* Mümken, Jürgen: Freiheit, Individualität und Subjektivität. Staat und Subjekt in der Postmoderne aus anarchistischer Perspektive, Frankfurt am Main 2003
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*Burnicki, Ralf: Anarchie als Direktdemokratie. Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit. Eine Einführung in den Gegenstand der Anarchie, [[Syndikat A]], Moers 1998
* Newman, Saul: From Bakunin to Lacan. Anti-Authoritarianism and the Dislocation of Power, Lanham, Lexington Books 2001
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*Burnicki, Ralf: Anarchismus und Konsensens. Gegen Repräsentation und Mehrheitsprinzip: Strukturen einer nichthierarchischen Demokratie, Verlag [[Edition AV]], Frankfurt am Main 2002
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*Chlada, Marvin (Hrsg.): Das Universum des Gilles Deleuze. Eine Einführung, Alibri, Aschaffenburg 2000
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*Chlada, Marvin / Demobroski, Gerd (Hrsg.): Das Foucaultsche Labyrinth. Eine Einführung, Alibri, Aschaffenburg 2002
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*Chlada, Marvin: Heterotopie und Erfahrung. Abriss der Heterotopologie nach Michel Foucault, Alibri, Aschaffenburg 2005
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*Clastres, Pierre: Staatsfeinde. Studien zur politischen Anthropologie, Frankfurt am Main 1976
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*Deleuze, Gilles / Guattari, Félix: Tausend Plateaus, Merve, Berlin 1992 - ISBN 3883960942
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*Hardt, Michael / Negri, Antonio: Empire. Die neue Weltordnung, Campus, Frankfurt am Main 2002
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*Holloway, John: Die Welt zu verändern, ohne die Macht zu übernehmen, Westfälisches Dampfboot, Münster 2002
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*Holloway, John: Die zwei Zeiten der Revolution. Würde, Macht und die Politik der Zapatistas. Mit einer Einleitung von Jens Kastner, Verlag Turia + Kant, Wien 2006
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*Kaltmeier, Olaf / Kastner, Jens / Tuider, Elisabeth (Hrsg.): Neoliberalismus - Autonomie - Widerstand. Soziale Bewegungen in Latainamerika, Westfälisches Dampfboot, Münster 2004
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*Kastner, Jens: Politik und Postmoderne. Libertäre Aspekte in der Soziologie Zygmunt Baumann, Unrast-Verlag, Münster 2000 [http://www.unrast-verlag.de/unrast,2,32,13.html]
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*Kuhn, Gabriel: Tier-Werden, Schwarz-Werden, Frau-Werden. Eine Einführung in die politische Philosophie des Postrukturalismus, Münster 2005
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*Mümken, Jürgen: Freiheit, Individualität und Subjektivität. Staat und Subjekt in der Postmoderne aus anarchistischer Perspektive, Verlag Edition AV, Frankfurt am Main 2003 [http://www.anarchismus.at/txt4/rezensionmuemken.htm]
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*Mümken, Jürgen (Hrsg.): Anarchismus in der Postmoderne. Beiträge zur anarchistischen Theorie und Praxis, Verlag Edition AV, Frankfurt am Main 2005
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*Rinas, Bernd-Udo: (Art)gerecht ist nur die Freiheit, Giessen 2000
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*Ulrich, Jörg: Individualität als politische Religion. Theologische Mucken und metaphysische Abgründe (post)moderner Subjektivität, Verlag Ulmer Manuskripte, Albeck bei Ulm 2002
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====englisch====
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*Call, Lewis: Postmodern Anarchism, Lexington Books, Lanham 2002
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*Day, Richard J. F.: Gramsci is dead. Anarchist Currents in the Newest Social Movements, London (Pluto Press) / Toronto (Between the Lines)
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*May, Todd: The Political Philosophy of Poststrukturalist Anarchism, The Pennsylvania State University Press, University Park 1994
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*[[Saul Newman|Newman, Saul]]: From Bakunin to Lacan. Anti-Authoritarianism and the Dislocation of Power, Lexington Books, Lanham 2001
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*Newman, Saul: Power and Politics in Poststrukturalist Thought. New Theories of the Politics, Routlegde 2005
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====türkisch====
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*Evren, Süreyyya - Ogdul, Rahmi G.: Bagbozumlari, Kultur, Politika ve Gundelik Hayat Uzerine, Studyo Imge, Istanbul 2002
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*Evren, Süreyyya - Ogdul, Rahmi G. (ed.): Baska Bir Dunya Mumkun, Studyo Imge, Istanbul 2002
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===Artikel===
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*Bamford, B. “Letter to Editor”, FREEDOM Nov. 15 1997
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*[[Murray Bookchin|Bookchin, Murray]]: “New Social Movements: The Anarchic Dimension”, in D. Goodway, D (ed.) For Anarchism: History, Theory and Practice, (London: Routledge, 1989) , 259-274
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*Caputo, J. “Beyond Aestheticism: Derrida’s Responsible Anarchy” Research in Phenomenology 18(1988): 59-73
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*Call, L. “Anarchy in the Matrix: Postmodern Anarchism in the Novels of William Gibson and Bruce Sterling”. Anarchist Studies, 7: 99-117
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*Derrida, J. 1992 “Force of Law: The Mystical Foundation of Authority” in Deconstruction and the Possibility of Justice ed. Drucilla Cornell et. Al. (New York, Routledge, 3-67)
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*Easterbrook, N. (1997) “Anarchy, State and Heterotopia: The Political Imagination in Henlein, Leguin and Delany” in C. Wilcox and D. Hassler (eds.) Political Science Fiction (Columbia: University of South Carolina Press): 43-75
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*Ferguson, K. 1982 “Saint Max Revisited: A Reconsideration of Max Stirner” Idealistic Studies. 12(3), 276-292
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*Ferrer, C. (org.) El Lenguaje Libertario. Vol. 1 e 2. Montevidéu: Editorial Nordan-Comunid, 1991
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*Gemie, S. (1994) “Counter-Community: An Aspect of Anarchist Political Culture” Journal of Contemporary History. 29: 349-367
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*Gill, S (2000) Toward a Postmodern Prince? The Battle in Seattle as a Moment in the New Politics of Globalization”, Millennium 29 (1) 131-140
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*Friedman, J. “Postmodernism Versus Postlibertarianism” Critical Review 5, no. 2 (spring 1991) 145-158
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*Hartley, D. 1995 “Communitarian Anarchism and Human Nature” Anarchist Studies 3
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*Hunt, L. “Politics and Anti-Politics: Nietzsche’s View of the State” History of Philosophy Quarterly 2, no. 4 (October 1985) 453-468
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*Lucia, M. “Anarchy and the Condition of Contemporary Humanism” in History of European Ideas, v16/n4-6/p577
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*May, T. "Kant the Liberal, Kant the Anarchist: Rawls and Lyotard on Kantian Justice", The Southern Journal of Philosophy, Vol. 28, #4, Winter 1990
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*May, T. “Between Genealogy and Epistemology: Psychology, Politics and Knowledge in the Thought of Michel Foucault” University Park: Pennsylvania State University Press, 1993
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*May, T. "Is Post-Structuralist Political Theory Anarchist?",Philosophy and Social Criticism, Vol. 15, #2, 1989
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*May, T. “Anarchismo Ontologico in Gilles Deleuze, Ovvero Come Diventare Un Nomade Ontologico,” tr. Lorenzo Fabbri. Antisofia 1: Potere, 2003
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*May, T. "Morality and Poststructuralism", Encyclopedia of Applied Ethics, 1997
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*May, T. "Beyond Foundationalism and its Opposites: Toward a Reasoned Ethics for Progressive Action" (co-authored with Mark Lance)", American Behavioral Science, Vol. 38, #7, June/July 1995
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*May, T. "The Politics of Life in the Thought of Gilles Deleuze", SubStance, Volume 20, #3, 1991
 +
*May, T. "The Community's Absence in Lyotard, Nancy, and Lacoue-Labarthe", Philosophy Today, Vol. 37, #3, Fall 1993
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*Merquior, José Guilherme . Michel Foucault, ou o Niilismo de Cátedra. Rio de Janeiro: Nova Fronteira, 1985, p.217, 238 e segs
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*Morland, D. "Anarchism, Human Nature and History:Lessons for the Future." Twenty-First Century Anarchism. Ed. Jon Purkis and James Bowen. London: Cassell, 1997. 8-23.
 +
*Moore, J. “Anarchism and Poststructuralism” Anarchist Studies 5 (1997) , 157-161
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*[[Jürgen Mümken|Mümken, Jürgen]]: (1998) ‘Keine Macht für Niemand’, [[Schwarzer Faden]] 19 (1): 34-46
 +
*Passetti, E. "Foucault Libertário". In: Revista Margem. Temporalidades Faculdade de Ciências Sociais da PUC-SP. São Paulo: Educ-SP, 1996
 +
*Ritter, A., “Anarchism: A Theoretical Analysis (Cambridge: Cambridge University Press, 1980)
 +
*Schalow, F. “Revisiting Anarchy: Toward a Critical Appropriation of Reiner Schurmann’s Thought” Philosophy Today 41 (4) 556 (1997)
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*Schrift, A. “Reading, Writing, Text: Nietzsche’s Deconstruction of Author-ity” International Studies in Philosophy 17, no. 2 (1985) 55-64
 +
*Schurmann, R. 1986 “On Constituting Oneself an Anarchistic Subject” Praxis International 6(3): 294-310
 +
*Schurmann, R. “What Can I Do?” Journal of Philosophy 82 (1985) 540 –547
 +
*Schurmann, R. “Adventures of the Double Negation: On Richard Bernstein’s Call for Anti-Anti Humanism” Praxis International 5:3 (1985) 289-290
 +
*Schurmann, R. “On Self-Regulation and Transgression” Social Research 49 (4) 1038 (1982)
 +
*Simpson, J. “Archaeology and Politicism: Foucault’s Epistemic Anarchism” Man and World 27, no. 1 (1994) 23-35
 +
*Surin, K. “The Undecideable and the Fugitive: Mille Plateaux and the State-Form” Substance 66 (1991) 102-113
 +
*Tifft, L. “The Coming Redefinitions of Crime: An Anarchist Perspective” Social Problems 26, no. 4 (1979) 392-402
 +
*Vaccaro, Salvo. "Foucault e o Anarquismo". In: Margem, op. cit., p. 158
 +
*Woolsey, W. W. “Libertarianisms: Mainstream, Radical and Post” Critical Review 8, no. 1 (1994) 73 – 84
 +
 
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== Web-Texte ==
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* Oskar Lubin: [http://www.graswurzel.net/318/post-a.shtml Postanarchismus] in: graswurzelrevolution Nr. 318 - April 2007
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* Jürgen Mümken: [http://www.postanarchismus.net/postanarchismus.htm Postanarchismus. Anarchistische Theorie (in) der Postmoderne]
 +
* MPunkt: [http://mpunkt.blogsport.de/images/Postanarchismus.pdf Fragmente zum Postanarchismus & seiner Kritik]
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== siehe auch ==
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[[Poststrukturalismus]]
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== Weblinks ==
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* ('''deu''') [http://www.postanarchismus.net postanarchismus.net]
 +
* ('''eng''') [http://www.geocities.com/ringfingers/postanarchism2.html Postanarchism Clearinghouse]
 +
* ('''eng''') [http://www.anarchist-studies.org Institute for Anarchist studies]
 +
* ('''eng''') [http://community.livejournal.com/siyahi/ Siyahi interlocal] Journal of Postanarchist Theory, Culture and Politics
  
== Web-Links ==
+
[[Kategorie:Philosophie]]
* [http://www.postanarchismus.net postanarchismus]
+
[[Kategorie:Anarchismus]]
* [http://www.geocities.com/ringfingers/postanarchism2.html Postanarchism Clearinghouse]
+
[[Kategorie:Postanarchismus]]
* [http://www.postanarki.net postanarki] (türkisch/englisch)
+
* [http://www.anarchist-studies.org Institute for Anarchist studies]
+
  
[[Kategorie:Philosophie]][[Kategorie:Anarchismus]]
+
[[en:Post-anarchism]]
 +
[[es:Postanarquismo]]
 +
[[fr:Post-anarchisme]]
 +
[[it:post-anarchismo]]
 +
[[ru:Пост-анархизм]]

Latest revision as of 22:39, 21 September 2010

Unter Postanarchismus werden verschiedene theoretische Auseinandersetzungen mit poststrukturalistischen und postmodernen Theorien aus anarchistischer Perspektive zusammengefasst. Der Postanarchismus stellt keine kohärente Theorie dar, sondern umfasst wie der Poststrukturalismus (Foucault, Deleuze), der Postfeminismus (Butler) und der Postmarxismus (Laclau, Mouffe) eine ganzen Reihe von unterschiedlichen theoretischen Auseinandersetzungen.

Der Begriff[edit]

Das Präfix „Post“ steht für eine Infragestellung und Verwerfung von einigen Grundannahmen des klassischen Anarchismus, nicht für die Aufgabe anarchistischer Ziele. Innerhalb des Postanarchismus gilt das Menschen- und Weltbild des klassischen Anarchismus als überholt. Das Verständnis von Herrschaft hat sich verändert und erweitert. Seit der Begründung des klassischen Anarchismus hat sich die Realität des Staates und des Kapitalismus verändert, um diese im Sinne des Anarchismus zu analysieren, ist es notwendig sich in der postmodernen und poststrukturalistischen Werkzeugskiste zu bedienen. Butler, Foucault, Deleuze, Derrida, Lacan u.a. sind keine AnarchistInnen, trotzdem sind ihre theoretische Arbeiten für eine Aktualisierung des Anarchismus von großer Bedeutung.

Verbindung zum Poststrukturalismus[edit]

Folgende Ansätze des Poststrukturalismus werden vom Postanarchismus übernommen:

  • die Dezentrierung des Subjekt und dessen diskursive Produktion
  • die Denaturalisierung von Körper und Sexualität
  • die Zurückweisung der Repressionshypthese
  • Foucaults Genealogie der Macht: Die Macht ist produktiv und es gibt „kein außerhalb der Macht“
  • die Dekonstruktion der binären Ordnung westlicher Denksysteme (Natur/Kultur – weiblich/männlich – öffentlich/privat – Geist/Materie etc.)
  • die Dekonstruktion der Kategorie „Geschlecht“ durch den feministischen Poststrukturalismus

Es gibt nicht "den" Postanarchismus[edit]

Innerhalb des Postanarchismus steht Todd May für einen „poststrukturalistischen Anarchismus“ dessen Grundlage die poststrukturalistischen Auffassungen von Macht und Herrschaft bei Foucault ist. Des weiteren bezieht er sich auf Lyotard.

Der „lacansche Anarchismus“ von Saul Newman bezieht sich dagegen mehr auf Lacan und Derrida. Newman kritisiert die klassische AnarchistInnenen, wie etwa Bakunin oder Kropotkin, da sie sich auf eine menschliche Natur und eine natürliche Ordnung bezögen, die durch die Existenz des Staates zerstört werden würde. Der „klassische Anarchismus“ stehe für folgendes Menschenbild: Der Mensch ist von Natur aus gut, nur der Staat macht ihn schlecht. Für Newman ist dies ein manichäisches Weltbild, welches lediglich die Umkehrung von Thomas Hobbes’ „Leviathan“ darstellt. Nur, dass nach Hobbes der „gute“ Staat die „böse“ menschliche Natur unterwirft.

Lewis Call sieht eine anarchistische Politik in der Arbeit von Nietzsche. Er bezieht sich dabei auf die Kritik des cartesianischen Konzepts des Subjekts. Bei Nietzsche finden wir eine Anarchie des Subjekts, die eine radikale Form der Anarchie ermöglicht: die Anarchie des Werdens. Das Werden der Anarchie hat keinen Zielzustand, mündet nicht in einem „Sein“. Die Anarchie ist kein Endzustand einer Entwicklung, keine statische Form der Gesellschaft, sondern ein permanentes Werden.

Vertreter[edit]

Literatur[edit]

Bücher[edit]

deutsch[edit]

  • Burnicki, Ralf: Anarchie als Direktdemokratie. Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit. Eine Einführung in den Gegenstand der Anarchie, Syndikat A, Moers 1998
  • Burnicki, Ralf: Anarchismus und Konsensens. Gegen Repräsentation und Mehrheitsprinzip: Strukturen einer nichthierarchischen Demokratie, Verlag Edition AV, Frankfurt am Main 2002
  • Chlada, Marvin (Hrsg.): Das Universum des Gilles Deleuze. Eine Einführung, Alibri, Aschaffenburg 2000
  • Chlada, Marvin / Demobroski, Gerd (Hrsg.): Das Foucaultsche Labyrinth. Eine Einführung, Alibri, Aschaffenburg 2002
  • Chlada, Marvin: Heterotopie und Erfahrung. Abriss der Heterotopologie nach Michel Foucault, Alibri, Aschaffenburg 2005
  • Clastres, Pierre: Staatsfeinde. Studien zur politischen Anthropologie, Frankfurt am Main 1976
  • Deleuze, Gilles / Guattari, Félix: Tausend Plateaus, Merve, Berlin 1992 - ISBN 3883960942
  • Hardt, Michael / Negri, Antonio: Empire. Die neue Weltordnung, Campus, Frankfurt am Main 2002
  • Holloway, John: Die Welt zu verändern, ohne die Macht zu übernehmen, Westfälisches Dampfboot, Münster 2002
  • Holloway, John: Die zwei Zeiten der Revolution. Würde, Macht und die Politik der Zapatistas. Mit einer Einleitung von Jens Kastner, Verlag Turia + Kant, Wien 2006
  • Kaltmeier, Olaf / Kastner, Jens / Tuider, Elisabeth (Hrsg.): Neoliberalismus - Autonomie - Widerstand. Soziale Bewegungen in Latainamerika, Westfälisches Dampfboot, Münster 2004
  • Kastner, Jens: Politik und Postmoderne. Libertäre Aspekte in der Soziologie Zygmunt Baumann, Unrast-Verlag, Münster 2000 [1]
  • Kuhn, Gabriel: Tier-Werden, Schwarz-Werden, Frau-Werden. Eine Einführung in die politische Philosophie des Postrukturalismus, Münster 2005
  • Mümken, Jürgen: Freiheit, Individualität und Subjektivität. Staat und Subjekt in der Postmoderne aus anarchistischer Perspektive, Verlag Edition AV, Frankfurt am Main 2003 [2]
  • Mümken, Jürgen (Hrsg.): Anarchismus in der Postmoderne. Beiträge zur anarchistischen Theorie und Praxis, Verlag Edition AV, Frankfurt am Main 2005
  • Rinas, Bernd-Udo: (Art)gerecht ist nur die Freiheit, Giessen 2000
  • Ulrich, Jörg: Individualität als politische Religion. Theologische Mucken und metaphysische Abgründe (post)moderner Subjektivität, Verlag Ulmer Manuskripte, Albeck bei Ulm 2002

englisch[edit]

  • Call, Lewis: Postmodern Anarchism, Lexington Books, Lanham 2002
  • Day, Richard J. F.: Gramsci is dead. Anarchist Currents in the Newest Social Movements, London (Pluto Press) / Toronto (Between the Lines)
  • May, Todd: The Political Philosophy of Poststrukturalist Anarchism, The Pennsylvania State University Press, University Park 1994
  • Newman, Saul: From Bakunin to Lacan. Anti-Authoritarianism and the Dislocation of Power, Lexington Books, Lanham 2001
  • Newman, Saul: Power and Politics in Poststrukturalist Thought. New Theories of the Politics, Routlegde 2005

türkisch[edit]

  • Evren, Süreyyya - Ogdul, Rahmi G.: Bagbozumlari, Kultur, Politika ve Gundelik Hayat Uzerine, Studyo Imge, Istanbul 2002
  • Evren, Süreyyya - Ogdul, Rahmi G. (ed.): Baska Bir Dunya Mumkun, Studyo Imge, Istanbul 2002

Artikel[edit]

  • Bamford, B. “Letter to Editor”, FREEDOM Nov. 15 1997
  • Bookchin, Murray: “New Social Movements: The Anarchic Dimension”, in D. Goodway, D (ed.) For Anarchism: History, Theory and Practice, (London: Routledge, 1989) , 259-274
  • Caputo, J. “Beyond Aestheticism: Derrida’s Responsible Anarchy” Research in Phenomenology 18(1988): 59-73
  • Call, L. “Anarchy in the Matrix: Postmodern Anarchism in the Novels of William Gibson and Bruce Sterling”. Anarchist Studies, 7: 99-117
  • Derrida, J. 1992 “Force of Law: The Mystical Foundation of Authority” in Deconstruction and the Possibility of Justice ed. Drucilla Cornell et. Al. (New York, Routledge, 3-67)
  • Easterbrook, N. (1997) “Anarchy, State and Heterotopia: The Political Imagination in Henlein, Leguin and Delany” in C. Wilcox and D. Hassler (eds.) Political Science Fiction (Columbia: University of South Carolina Press): 43-75
  • Ferguson, K. 1982 “Saint Max Revisited: A Reconsideration of Max Stirner” Idealistic Studies. 12(3), 276-292
  • Ferrer, C. (org.) El Lenguaje Libertario. Vol. 1 e 2. Montevidéu: Editorial Nordan-Comunid, 1991
  • Gemie, S. (1994) “Counter-Community: An Aspect of Anarchist Political Culture” Journal of Contemporary History. 29: 349-367
  • Gill, S (2000) Toward a Postmodern Prince? The Battle in Seattle as a Moment in the New Politics of Globalization”, Millennium 29 (1) 131-140
  • Friedman, J. “Postmodernism Versus Postlibertarianism” Critical Review 5, no. 2 (spring 1991) 145-158
  • Hartley, D. 1995 “Communitarian Anarchism and Human Nature” Anarchist Studies 3
  • Hunt, L. “Politics and Anti-Politics: Nietzsche’s View of the State” History of Philosophy Quarterly 2, no. 4 (October 1985) 453-468
  • Lucia, M. “Anarchy and the Condition of Contemporary Humanism” in History of European Ideas, v16/n4-6/p577
  • May, T. "Kant the Liberal, Kant the Anarchist: Rawls and Lyotard on Kantian Justice", The Southern Journal of Philosophy, Vol. 28, #4, Winter 1990
  • May, T. “Between Genealogy and Epistemology: Psychology, Politics and Knowledge in the Thought of Michel Foucault” University Park: Pennsylvania State University Press, 1993
  • May, T. "Is Post-Structuralist Political Theory Anarchist?",Philosophy and Social Criticism, Vol. 15, #2, 1989
  • May, T. “Anarchismo Ontologico in Gilles Deleuze, Ovvero Come Diventare Un Nomade Ontologico,” tr. Lorenzo Fabbri. Antisofia 1: Potere, 2003
  • May, T. "Morality and Poststructuralism", Encyclopedia of Applied Ethics, 1997
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Web-Texte[edit]

siehe auch[edit]

Poststrukturalismus

Weblinks[edit]

Kategorie:Philosophie Kategorie:Anarchismus Kategorie:Postanarchismus