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Robert Kurz

Robert Kurz (* 24. Dezember 1943 in Nürnberg) ist ein wertkritischer Publizist, Journalist und Referent in Nürnberg.

Robert Kurz stammt aus einer Nürnberger Arbeiterfamilie und studierte dort in den 60-ziger Jahren Philosophie, Geschichte und Pädagogik.

In den 70-iger Jahren war Kurz Mitglied im Kommunistischen Arbeiterbund Deutschlands (KABD), von dem er sich jedoch schon bald wieder aufgrund theoretischer Differenzen trennte und dem das 1979 erschienene legendäre Pamphlet "Vorhut oder Nachtrab" gewidmet ist. Ab den 80-iger Jahren entwickelte Kurz ausgehend von der Frage nach den strukturellen Ursachen der ineffizienten Ostblockökonomie eine fundamentale Kritik der basalen Vergesellschaftungsformen in der modernen Welt. Er wendete sich gegen die kritiklose Affirmation des Arbeitsbegriffes durch die marxistische Arbeiterbewegung. Sein 1991 im Eichborn-Verlag erschienenes Buch "Der Kollaps der Modernisierung" entfaltet eine Zusammenbruchstheorie der modernen Weltgesellschaft, welche davon ausgeht, dass aufgrund von Rationalisierungsprozessen die kapitalistische Arbeit sukzessive verschwindet und das Gesamtsystem auf ein barbarisches Ende zusteuert.

Bis April 2004 war Kurz Mitherausgeber der Zeitschrift „Krisis“ und Mitglied der gleichnamigen Gruppe. Dann kam es jedoch zur Spaltung und Neugründung der Gruppe „Exit!“, in der Robert Kurz seitdem Mitglied ist. Der Konflikt beruhte nach den Äußerungen beider Parteien nicht auf wesentlichen inhaltlichen Differenzen. Die Fraktion der Krisis-Redaktion, die nach der Spaltung unter diesem Namen weitermachte, begründete den Trennungsprozess mit der für sie nicht mehr akzeptablen Arbeitsatmosphäre (vor allem in der Redaktion).

Die Gegenseite um Robert Kurz und Roswitha Scholz hingegen warf ihren nun als „Putschisten“ und „Rest-Krisis“ bezeichneten ehemaligen Mitstreitern die Ausnützung formaljuristischer Mittel zur „Machtübernahme“ vor. Dokumentationen des Spaltungsprozesses sowie der strukturellen und personellen Hintergründe finden sich sowohl auf der Website von Exit! wie auch auf jener von Krisis.

In dem Buch "Die antideutsche Ideologie" setzte Robert Kurz sich bewusst polemisch mit dem seines Erachtens nach „ideologiekritischen Reduktionismus“ der Berliner Zeitschrift „Bahamas“ auseinander. Im Zuge der innerlinken Kontroverse über den Irakkrieg hatte sich die „Bahamas“ für die US-Intervention ausgesprochen. Kurz warf den sog. „Antideutschen“ daraufhin eine militante Affirmation [Zustimmung, Anbiederung] der Aufklärungsideale sowie der „westlichen Werte“ vor.

In der Vergangenheit profilierte Robert Kurz sich durch eine radikale Kritik am „Arbeits- und Klassenkampffetisch“ des traditionellen (Arbeiterbewegungs-)Marxismus. Die von ihm maßgeblich mitkonzipierte Wertkritik, die auf den Überlegungen von Karl Marx basiert und diese weiterentwickelte, und Wertabspaltungskritik richtet sich gegen ein soziologistisch verkürztes Verständnis von Herrschaftsverhältnissen und identifiziert in der Wertvergesellschaftung eine totalitäre Tautologie [Gleichbedeutung verschiedener Wörter] der Akkumulation [anhäufen, ansammeln] von „toter Arbeit“, die ad infinitum [bis ins Unendliche] die gesamte physische wie auch gesellschaftlich-symbolische Welt einem einzigen abstrakten Formprinzip unterwirft. Der Begriff des Fetischismus postuliert [fordert] eine Analyse des gesellschaftlichen Reproduktionsprinzips.

Robert Kurz' bekannteste Publikation ist das „Schwarzbuch Kapitalismus“. Die Wochenzeitung "Die Zeit" bezeichnete es als "die wichtigste Veröffentlichung der letzten 10 Jahre".


Veröffentlichungen

1979, Vorhut oder Nachtrab
1991, Honeckers Rache. Zur politischen Ökonomie des wiedervereinigten Deutschlands, Tiamat, ISBN 3923118627
1993, Der Letzte macht das Licht aus. Zur Krise von Demokratie und Marktwirtschaft, Tiamat, ISBN 3923118880
1994, Der Kollaps der Modernisierung, Reclam Leipzig, ISBN 3379015032
1999, Die Welt als Wille und Design, Bittermann, ISBN 389320024X
1999, Manifest gegen die Arbeit
2000, Marx lesen, Eichborn, ISBN 3821816449
2001, Schwarzbuch Kapitalismus, Ullstein, ISBN 3548363083
2002, Weltordnungskrieg, Horlemann, ISBN 3895021490
2003, DIE ANTIDEUTSCHE IDEOLOGIE. Vom Antifaschismus zum Krisenimperialismus: Kritik des neuesten linksdeutschen Sektenwesens in seinen theoretischen Propheten. ISBN 3-89771-426-4
2004, BLUTIGE VERNUNFT. Essays zur emanzipatorischen Kritik der kapitalistischen Moderne und ihrer westlichen Werte, Horlemann, ISBN 3895021822
2005, Das Weltkapital, Tiamat, ISBN 3893200851
2005, Der Alptraum der Freiheit, Verlag Ulmer Manuskripte, ISBN 3934869386

Literatur

  • Hildebrandt, Volker: Epochenumbruch in der Moderne. Eine Kontroverse zwischen Robert Kurz und Ulrich Beck. Münster 1996
  • Van der Linden, Marcel: Zur historischen Grenze des Arbeitswiderstandes. Moishe Postone, "Krisis" und die Warenlogik. In: Geisen, Thomas, Kraus, Katrin und Veronika Ziegelmayer (Hrsg.): Zukunft ohne Arbeit? Beiträge zur Krise der Arbeitsgesellschaft. Frankfurt am Main 1998. S.191-206
  • Initiative Sozialistisches Forum: Der Theoretiker ist der Wert. Eine ideologische Skizze der Wert- und Krisentheorie der Krisis-Gruppe. Freiburg 2000
  • Bürmann, Jörg: Die Gesellschaft nach der Arbeit. Münster/Hamburg/London 2003. S.216-260
  • GegenStandpunkt Nr. 3/2000. R. Kurz: "Schwarzbuch Kapitalismus - ein Abgesang auf die Marktwirtschaft". Die Intellektuellenfibel für den Abgesang auf Kapitalismuskritik. München 2000

Siehe auch

Weblinks

Kategorie:Postmarxismus