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Sabotage
Entspringt dem französischen: "Le Sabot", in etwa "der Holzschuh".
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Artikel aus Rebel Voices, an IWW Anthology[edit]
Die amerikanischen Industrial Workers of the World (www.iww.org) sahen und sehen in der Sabotage am Arbeitsplatz und in sämtlichen Lebensbereichen ein wirksames Mittel im Klassenkampf. Da der Begriff Sabotage zumeist negativ verwendet wird, bzw. um näher zu bringen, was wir darunter verstehen, im Folgenden einige historische (aber dennoch aktuelle) Worte hierzu.
Das Wort Sabotage ist französischen Ursprungs und leitet sich von sabot = Holzschuh ab. Sabotage in der heutigen Bedeutung kommt also von: entweder einen hölzernen Schuh in eine Maschine werfen (Zerstörung, unbrauchbar machen), oder von „Travalleir a coups de sabots" - arbeiten, als träge man einen Holzschuh: langsam, behäbig, faul (Verweigerung, passiver Widerstand).
Sabotage ist eine Form der Direkten Aktion:[edit]
Direct Action (sinngemäß): „Direct Action ist die wirtschaftliche Aktion der, für und durch die Arbeiterinnen selbst ohne die Hilfe von Arbeiterinnen (Ver-)Führerln-nen oder Politikerinnen. Ein Streik der von den Arbeiterinnen selbst initiiert und kontrolliert wird, ist direkte Aktion. Direkte Aktion ist die kollektive Aktion am Arbeitsplatz mit dem Ziel reale Verbesserungen zu erreichen. Direct Action is industrial democracy."
Unter dem geläufigen Wobblie Terminus „industrial democracy" versteht man die antikapitalistische Verwandlung der Ökonomie und somit der Gesellschaft mittels gewerkschaftlich proletarischer Aktion. Hier wird ähnlich wie bei den Syndikalistinnen und Rätekommunistinnen betont, dass die Aktion/die Bewegung das Ziel vorweg nimmt. Dass Weg und Ziel dient sind, bzw. sein sollen. Direkte Aktion ist das Kampfmittel der Arbeiterinnen. Zugleich um bessere Arbeitsbedingungen zu erreichen, anderseits als „Training" für den Generalstreik.
Sabotage als wirtschaftliches Kampfmittel muss aber nicht ausschließlich in diesem Zusammenhang vordergründig revolutionär gesehen werden: Arbeiterinnen einer Baumwollmanufaktur legten die Produktion lahm indem sie eine Spule in den Webstuhl warfen, um Samstag abends ein Baseballspiel sehen zu können, (dennoch ist auch in diesem und ähnlichen Fällen, wie ich meine, Sabotage Ausdruck von Unzufriedenheit und Ausdruck der eigenen Stärke)
Ben H. Williams schreibt in Solidarity (Pennsylvania Feb. 1911):[edit]
Sabotage reicht von passivem Widerstand bis zur Zerstörung von Eigentum. Aber Sabotage bedeutet nicht zwangsläufig Zerstörung von Produktionsmittel. Williams erklärt an einem Beispiel aus Österreich eine Form des passiven Widerstandes: den Dienst nach .Vorschrift! Die Arbeiterinnen der K&K Eisenbahnen hielten sich strikt an die gesetzlichen Vorgaben. Das hatte zur Folge, dass der Eisenbahnverkehr für 24h praktisch lahm gelegt wurde. Dadurch erreichten sie ohne großen Aufwand und nur durch legale Mittel, dass ihre Forderungen von der Regierung erfüllt wurden (leider weiß ich nicht welche Forderungen das waren). Ein Nebeneffekt war, dass sie die Ineffektivltät des Staatlichen Apparats aufzeigten.
Williams lehnt die Zerstörung von Brücken, Maschinen etc. als uneffektiv und schädlich ab. Sabotage, in welcher Form auch Immer, so Williams, ist so alt wie die Arbeiterlnnenbewegung selbst. Sie findet statt, individuell oder kollektiv! Wir müssten sie nicht „propagieren", sondern lediglich „erklären". „Kapitalismus und Sabotage bedingen sich gegenseitig. Sabotage ist der Ausdruck der Unzufriedenheit mit den herrschenden Verhältnissen. Wir müssen den Arbeiterinnen erklären, dass Sabotage, wenn sie kollektiv angewandt wird, ein wirksames, wenn nicht das wirksamste Kampf¬mittel der arbeitenden Klasse ist." (sehr sinngemäß nach „father" Haggarty, ein zum revolutionären Unionismus bekehrter Priester)
Sabotage bedeutet nicht Zerstörung[edit]
Dem landläufigen Vorwurf, Sabotage bedeute Zerstörung, entgegnete ein gewisser J.T. Doran, welchem der Staatsanwalt aus seiner Sabotage-Propaganda einen Strick drehen wollte, in dem er den Spieß umdrehte: In Californien wurde ein Staudamm gebaut, bei dem zwecks Schonung der Ausgaben und Erhöhung des Profits minderwertiges Material verwendet wurde. Dieser Damm brach und zerstörte dutzende Kleinfarmen. Sabotage von Seiten der Arbeiterinnen wäre in diesem Fall, so viel Zement wie nur möglich, so reinen Sand wie nur möglich zu verwenden und so gewissenhaft (langsam) wie nur möglich zu arbeiten: Also „korrekt" zu arbeiten. Doran selbst, der einmal an einem Vorstadt - Haus die Elektroinstallationen anfertigte wurde von seinem Boss gefragt, warum er so lange daran arbeite. Dieser antwortete, dass er einen guten Job machen wolle um ein gutes lebenswertes Haus zu hinterlassen. Der Boss sagte darauf: "Ich baue dieses Haus nicht um darin zu leben, ich baue es um es zu verkaufen" Doran führt weiter aus, dass (1918) in Californien Obst und Gemüse verrottet, da der Verkauf nicht profitabel ist, während in New York Kinder hungern (siehe Milch-Schweine- Butter- Berg etc. heute).
Welchen Schaden diese Art der „Sabotage im Auftrag der Herrschenden" verursache, wird nie erwähnt. Auf einen ähnlichen Vorwurf eines Journalisten antwortete ein Wobbly-Holzfäller: "Won't we be taking (the lumber camps) over one of these days, and what sense would there be in destroying what is going to belong to us?"
passive resistance, civil disobedience[edit]
Sabotage/direkte Aktion partiell oder generell bedeutet das Herz des Kapitals zu treffen, indem mensch die Quelle des Mehrwertes zum versiegen bringt, die Lohnarbeit! Wir erreichen durch verschränken der Arme mehr, als wenn wir sie benutzen (passive resistance, civil disobedience).
„Zurzeit arbeite ich bei einem Abriss-Unternehmen. Wir reißen das Pontchartrain Hotel ab. Überleg dir das mal; Dieses wunderbare Gebäude wurde von Arbeiterinnen gebaut, welche teilweise selbst kein Dach über dem Kopf hatten. Und nun wird ihnen angeschafft dieses Haus nieder zu reißen, um ein neues, größeres Bankgebäude zu errichten. Das nenne ich Sabotage!" (ein Wobbly)
Dies alles sind natürlich nur Fragmente. Was wir damit anfangen, müssen wir wahrscheinlich selber erst lernen. Die theoretische Auseinandersetzung mit dem was praktisch passiert, halten wir aber für notwendig. Denn der Klassenkampf findet unabhängig davon statt, ob wir es einsehen wollen oder nicht. Es geht nicht darum, Bedingungen auszumachen, welche eine revolutionäre Strömung oder gar einen Umsturz ermöglichen. Es geht darum, zu sehen was ist, die Augen zu öffnen und die Dinge beim Namen nennen.
gescannt aus Hängematte N0.4
Theorien[edit]
Theodor Plivier: Sabotage[edit]
Ein Wort, geladen mit wilden Energien, das schwanger ist von Explosionen, zusammenklappenden Eisenbahnbrücken und berstenden Hochöfen. Ein Funken der Urkraft ist beschlossen in diesem Begriff; er magnetisiert Millionen Hirne, wirft einen Strudel explosiven Tatwillen in die Massen und lähmt das Leben; er lähmt die Kraft der Lokomotiven, der Ozeandampfer und die der sausenden Riesendynamos, die die Städte und Länder mit Kraft speisen und weißen flirrenden Licht.
Sabotage ist das letzte verzweifelte Mittel einer an den Rand des Nichts gedrängten Arbeiterschaft; sie taucht die großen Stadte in Finsternis und macht Enfernungen wieder zu Entfernungen.
Sabotage reduziert unsere Zivilisation bis zum Anfang, bis zum Urbeginn zurück, bis auf das Nichts.
Sabotage ist der Zündpunkt der Revolution, die Alarmtrommel für die Geknechteten; sie ist der Tigersprung der Enterbten und Unterdrückten, ist die Pranke der Arbeit an der Kehle des Kapitals.
Mögen sie schmähen, die Reichen und Mächtigen dieser Erde. Das Recht ist nicht bei ihnen. Arbeit hat die Länder fruchtbar, Ströme und Meer schiffbar gemacht; Arbeit hat Straßen, Schienenwege und drahtlose Telegraphiestationen gebaut und Arbeiter geben Funktürmen, Lokomotiven und Dampfpflügen Leben, Bewegung und Triebkraft.
Arbeiter sind die Erdenker, Erbauer und Träger der Zivilisation; in den Fäusten der Arbeiter liegt die Macht dieser Zivilisation, die sie geschaffen, zu zertrümmern. Und wer will ihnen wehren, solches zu tun, wenn alle Maschinen, alle Räder und Turbinen, die sie treiben, nicht genügen, wenn aller Reichtum, den sie schaffen, von einer Gesellschaft von Prassern und Hetären in wahnsinnigen Wirbeln der Verschwendung aufgebrannt wird; sie selbst aber im Dunkel hocken und nicht Brot genug haben, um ihren Hunger zu stillen und keine Kleidung, damit sie ihre Blöße decken.
Hedoniker, Damen und Dirnen baden in den Fluten weißen elektrischen Lichtes; durch ihre schlanken Finger rinnen die Arbeitsfrüchte von Generationen, verrinnen in Staub, in Schmutz und Vergessen. Und die Mütter der Erde bleichen im Schatten, mit leeren Brüsten, gebeugt, an den Boden gedrückt, tragen sie eine Welt von Überfluß, Wahnsinn und Verschwendung.
Sabotage ist die Kampffanfare, die Kampfansage an die Welt der Herren, der Ausbeuter und Unterdrücker.
Sabotage en masse ist der Anfang vom Ende, ist Aufbruch der Knechte.
Sabotage ist das Feuerwerk, in dem Weltuntergang und Anfang lodert. Die aus dem Weh, dem Wissen und Wollen der Arbeiterschaft herausgeborene Sabotage der kapitalistischen Ordnung, trägt in sich Werden und Zukunft; sie ist Form, gewordener Vernichtungs- und Schöpfungswille, ist Tat und Zukunftsmusik.
Aus: „Der Syndikalist“, 4. Jg. (1922), Nr. 9 (neu auf: http://www.fau-bremen.tk [1])
Detlef Hartmann: Leben als Sabotage[edit]
Das Buch Leben als Sabotage[1] von Detlef Hartmann ist eine Kritik sowohl am modernen Kapitalismus als auch am Real existierenden Sozialismus. In beiden Systemen hat der Determinismus das gesammte gesellschaftliche Leben erfasst. Die Bankdirektorin, die Fabrikarbeiterin, die Schuelerin und auch die Arbeitslose haben in diesen Systemen zu determinieren, d.h. ein vorhersehbares Verhalten zu zeigen. Leben an sich ist jedoch nicht vorhersehbar, und ist dadurch schon von selbst eine Sabotage am System. Das Buch betrachtet die historischen Form der Fabriksabotage, die als Protest gegen den Determinismus der Fliessbandes entstanden ist, und uebertraegt diese auf das Leben im modernen System. Es ist eine Aufforderung an den Leser das System und seine Grenzen zu betrachten, und mit dem Leben anzufangen.
Möglichkeiten zur Sabotage[edit]
Siehe auch[edit]
Quellen[edit]
- ↑ Detlef Hartmann: Leben als Sabotage. Zur Krise der technologischen Gewalt, Berlin 1988, zuerst Tübingen 1981, ISBN 3-924737-03-7
- Fachgruppe Betrieb & Gewerkschaft der GAL Hamburg: Maschinenstürmerei und Sabotage - Produzenten in der Verantwortung (1987, pdf), kurze Einleitung hier