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August Krcal

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Geboren wurde Krcal 1862 in Deutschbrod (Heute: Havlíčkův Brod) in Böhmen. Schon um 1885 war der junge Bäcker einer der wichtigsten Radikalen in Wien. In der Zeit des Ausnahmezustands sprach er sich deutlich gegen die von Viktor Adler betriebene Annäherung von Radikalen und Gemäßigten aus. In seinem Büchlein "Zur geschichte der Arbeiterbewegung Oesterreichs 1867-1894", erteilte er im Hinblick auf die Anbiederung der sozialdemokratischen Partei an die Fraktionen der Bourgeoisie und der Beobachtung "[...]daß der denkbar ärgste Schacher mit Stimmen getrieben wird, daß die im Elend schmachtenden Massen ihre Stimmen verkaufen, ja, daß es selbst die Führer der Sozialdemokratie sind, welche die sozialdemokratischen Massen mit "Wahlrecht als Agitationsmittel" köderten und ködern und diese dann durch allerlei Winkelzüge an Bourgeoisparteien ausliefern" (Krcal, Arbeiterbewegung, S. 68) dem Wahlrecht eine deutliche Absage:

"Wir sehen deutlich genug, wohin es [das Wahlrecht] treibt-nicht in die Richtung der Freiheit, sondern der Unfreiheit, einer verbesserten Knechtschaft.Aber Wahlrecht ist ein Recht, und deshalb fordern wir es! so rufen weiter die Sozialdemokraten. Ein Recht? Wo ist das begründet? Das ist ein vernunftwidriges, knechtisches Recht! Hat die Natur einen Teil Menschen bestimmt, daß sie die Interessen des anderen Teiles vertreten soll? - daß es ewig Lenker und Lenkende, ewig Befehlende und Gehorchende geben müsse? Hat nicht vielmehr die Mutter Natur jedem menschlichen Individuum das Selbstbestimmungsrecht verliehen, auf daß es sich selbst lenken soll und demgemäß als Verstandeswesen handelt?' 'Das also nennt ihr "Recht" damit ein Anderer Eure Interessen vertritt? Dokumentiert ihr damit nicht Eure Geistesarmut, indem ihr Euch Euer natürlichen Rechte begebt, weil ihr Euch nicht für fähig haltet, Eure Interessen selbst zu vertreten, Euren Wünschen selbst Ausdruck zu verleihen? Und ihr wollt Euch 'klassenbewusste' Menschen nennen? Schafsköpfe seid Ihr!" (Krcal, Arbeiterbewegung, S. 68)

Krcal war auch ein leidenschaftlicher Gewerkschafter und Redakteur der radikalen “Bäckerzeitung“. Ende 1887 wurde er festgenommen und aus Wien fortgewiesen. Im Anschluss emigrierte Krcal in die USA, wo er sich für den autonomen “Radikalen Arbeiterbund New-Yorks“ engagierte.Im Jahr 1892 kehrte er nach Österreich zurück wo er von Graz aus, gemeinsam mit Johann Rißmann die “antiautoritäre Partei“ formte. Krcal war Mitherausgeber der “Zukunft“ des neugegründeten Organs der Anarchisten. Die anarchistische Bewegung propagierte strikten Antizentralismus, weswegen die “Zukunft“ auch nur als Koordinationspunkt verschiedener föderalistischer Gruppen gedacht war; auch eine einheitliche theoretische Linie wurde abgelehnt. Als einzig gemeinsames Prinzip galt die Beseitigung des Kapitalismus. 1893 war er Leiter des “Internationalen Korrespondenzbureaus“ der anarchistisch dominierten Bäckergewerkschaft. Als Autor des Büchleins “Geschichte der Arbeiterbewegung Oesterreichs 1867-1892“, wurde Krcal, gemeinsam mit Johann Rißmann (dem Verfasser des Vorworts) im Juni 1893 in Graz verhaftet. Im August wurde in Wien auch Ferdinand Barth wegen Beteiligung an den Herstellungsarbeiten verhaftet und nach Graz überstellt. Die zum Erscheinen fertige Schrift wurde als staatsgefährlich und hochverräterisch bezeichnet und seine Herausgabe verhindert.

Im Prozess bekannten sich die Angeklagten als theoretische Anarchisten und erklärten in ausführlichen Reden die Grundsätze und Theorien des Anarchismus. Nach sechs Monaten in Untersuchungshaft endete das Gerichtsverfahren mit dem Freispruch sämtlicher Angeklagten. Allerdings wurde durch die Untersuchungshaft Krcals ohnehin schlechter Gesundheitszustand dermaßen geschwächt, dass er nach wenigen Monaten der Freiheit am 18.8.1894 an Tuberkulose verstarb.

Werk[edit]

  • Zur Geschichte der Arbeiterbewegung Oesterreichs 1867-1894, Monte Verita Verlag, Wien 1985 (Nachdruck der Ausgabe von 1894).

Sekundärliteratur[edit]

  • Anna Staudacher, Sozialrevolutionäre und Anarchisten. Die andere Arbeiterbewegung vor Hainfeld (=Österreichische Texte zur Gesellschaftskritik, Bd. 39), Wien 1988.
  • Gerfried Brandstetter, Anarchismus und Arbeiterbewegung in Österreich 1889 – 1914, phil. Diss. Salzburg 1977, S. 185.
  • Gerfried Brandstetter, Sozialdemokratische Opposition und Anarchismus in Österreich 1889-1918, in: Karl R. Stadler (Hrsg.), Im Schatten der Arbeiterbewegung. Zur Geschichte des Anarchismus in Österreich und Deutschland (=Schriftenreihe des Ludwig Boltzmann Instituts für Geschichte der Arbeiterbewegung, Bd. 6), Wien 1977, S. 29-97.

Kategorie:AnarchistInnen