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Anarchismus/Begriffsgeschichte
Der Begriff der Anarchie (griechisch αναÏχία d.h. an-archia; deutsch: ohne Herrschaft) bezeichnet die Idee einer herrschaftsfreien und gewaltlosen Gesellschaft, in der Menschen ohne politischen Zwang (Macht) und Herrschaft gleichberechtigt und ohne Standesunterschiede miteinander leben und sich so frei entfalten können. Ein Mensch, der nach diesen Idealen lebt und/oder der eine herrschaftsfreie Gesellschaft anstrebt, wird als Anarchist beziehungsweise Anarchistin bezeichnet.
Die daraus resultierenden politischen Denkansätze, die die Notwendigkeit und die Nützlichkeit des Staates und des staatlichen Gewaltmonopols bestreiten, bezeichnet man als Anarchistische Theorien.
Bisweilen wird das Adjektiv libertär als Synonym für „anarchistisch“ benutzt. Anarchie wird fälschlicherweise als Zustand gesellschaftlicher Unordnung, Gewaltherrschaft und Gesetzlosigkeit beschrieben, in den Medien häufig im Schlagwort „Chaos und Anarchie“. Die tatsächliche Bezeichnung für einen solchen Zustand ist jedoch Anomie. Anarchie ist Herrschaftslosigkeit.
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Wortgeschichte[edit]
Aristoteles (384 bis 322 v. u. Z.) beschrieb Anarchie als „Umstand von Sklaven ohne Herren“. Bei Xenophon (um 580 bis 480 v. u. Z.) wird der Begriff erstmals für Herrscherlosigkeit verwendet: die anarchia ist das Jahr ohne archon.
Der Girondist Jacques Pierre Brissot benutzte in einer Rede zum Einzug in die französische Nationalversammlung vom 23. Mai 1793 den Begriff Anarchist zur Herabsetzung politischer Widersacher.
1808 dichtet Johann Wolfgang von Goethe über Anarchie: „Ob wir gleich, was Wissenschaft und Kunst betrifft, in der seltsamen Anarchie leben, die uns von jedem erwünschten Zweck immer mehr zu entfernen scheint, so ist es doch eben diese Anarchie, die uns nach und nach aus der Weite ins Enge, aus der Zerstreuung zur Vereinigung treiben muß.“
1821 schreibt er in Zahmen Xenien:
Warum mir aber in neuester Welt
Anarchie gar so gut gefällt ?
Ein jeder lebt nach seinem Sinn,
Das ist nun also auch mein Gewinn.
Ich lass einem jeden sein Bestreben,
Um auch nach meinem Sinne zu leben.
Ludwig Börne (1786 bis 1837) sprach sich im deutschsprachigen Raum als ErsteR für Anarchie in der Gesellschaft aus:
- Nicht darauf kommt es an, daß die Macht in dieser oder jener Hand sich befinde: die Macht selbst muß vermindert werden, in welcher Hand sie sich auch befinde. Aber noch kein Herrscher hat die Macht, die er besaß, und wenn er sie auch noch so edel gebrauchte, freiwillig schwächen lassen. Die Herrschaft kann nur beschränkt werden, wenn sie herrenlos – Freiheit geht nur aus Anarchie hervor. Von dieser Notwendigkeit der Revolution dürfen wir das Gesicht nicht abwenden, weil sie so traurig ist. Wir müssen als Männer der Gefahr fest ins Auge blicken und dürfen nicht zittern vor dem Messer des Wundarztes. Freiheit geht nur aus Anarchie hervor – das ist unsere Meinung, so haben wir die Lehren der Geschichte verstanden.
Weblink[edit]
- Aufsatz zur Begriffsgeschichte(Artikel im "Lexikon der Anarchie")
Literatur:[edit]
- Horst Stowasser: "Freiheit pur. Die Idee der Anarchie, Geschichte und Zukunft", Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 1995. "Freiheit pur" als kostenloses pdf Erweiterte Neuauflage bei der Edition Nautilus erschienen, siehe hier:
- Horst Stowasser: "ANARCHIE Idee - Geschichte - Perspektiven". ISBN 978-3-89401-537-4 .
- Achim von Borries/Ingeborg Weber-Brandies (Hg.): "ANARCHISMUS - Theorie, Kritik, Utopie." (Textsammlung) Verlag Graswurzelrevolution, Nettersheim, 2007. ISBN 3-939045-00-4. Buchvorstellung: http://www.graswurzel.net/verlag/a.shtml
Film[edit]
- Die Utopie leben (Vivir la utopia). Dokumentarfilm zu gelebter Anarchie (Anarchismus/Anarchosyndikalismus) in Spanien von Juan Gamero, 1997. Mit ausführlicher Literatur- und Filmliste.