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Liebe

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Die Anarchistische Liebe. Liebe hat verschiedene Facetten. Als Gefühl versuchen wir sie in Verschiedene Arten aufzuschlüsseln. Damit soll keine Entgültige Trennung zwischen der Liebe zu Freund_inn oder Partner_innen vorgenommen werden, sondern eine hierarchiefreie Möglichkeit geschaffen werden Liebe in ihren verschiedenen Formen beschreibbar zu machen [1] Desweiteren ist Liebe nicht nur als Gefühl zu definieren, dem wir passiv ausgesetzt sind, sondern auch als Fähigkeit, die wir selbst ausbilden müssen. [2].

Liebe als Gefühl

"Wie andere Gefühle (Trauer, Freude, Wut) ist [Liebe] ein - in einem gesellschaftlichen Kontext eingebundenes - subjektives Erleben. In der Wechselwirkung zwischen Erleben und Handeln ist die Liebe eine Grundlage für das Handeln der Subjekte. Sie befinden sich damit auch im Zentrum machtpolitischer Interessen. In diesem Zentrum bildet Liebe zwischen den gesellschaftlichen Ensembles von Sexualität, Freundschaft, Solidarität und Glauben ein Dispositiv."Schroedter / Vetter, [3]

Als Gefühl ist Liebe nur zu fassen innerhalb eines kulturellen Kontextes. So ist aller biologisierungsversuche zu Trotz klar, das Liebe sich im Laufe der Menschheitsgeschichte immer wieder gewandelt hat und auch wandelt. Was als Liebe gewertet wird und was nicht unterliegt kulturellen Codes, einem Kulturellen Diskurs.

Liebe als Fähigkeit

"Hinter der Einstellung, daß man nichts lernen müsse, um lieben zu können, steckt [...] die Annahme, es gehe bei dem Problem der Liebe um ein Objekt und nicht um eine Fähigkeit." Erich Fromm [4]

Fromm sieht Lieben als Fähigkeit an. Damit will er Liebe nicht zu etwas erklären das gänzlich unter der Kontrolle unseres Bewusstseins steht. Aber er sieht durchaus die Möglichkeit durch das Erkennen unserer Gefühle und dem Ergründen ihres Ursprungs Einfluss zu nehmen. Dieser Schluss führt ihn dazu, das wir die "Kunst des Liebes" nur erlenen können, wenn wir einige andere Disziplinen beherrschen.

Als Grundlage unsere Liebesfähigkeit auszuschöpfen sieht Fromm Disziplin an. Ohne diese sei es uns nicht Möglich in irgend einer Kunst den Meistergrad zu erreichen. Desweiteren sieht er Geduld und Konzentration als Notwendig an. Er unterscheidet dabei zwischen autoritärer Disziplin die uns von außen aufgenötigt wird um uns zu Entfremden (Lohnarbeit), und Selbstdisziplin um uns die Möglichkeit zu geben die ihn uns schlafenden Potentziale zu wecken [5]

Erich Fromm sieht die Fähigkeit zu Lieben also in Abhängigkeit zu der Charakterentwicklung des jeweiligen Menschen. Daher gibt es bei einem Menschen der sich noch nicht voll Entfaltet hat eine ganze Reihe an "pseudolieben".

Liebe als Fähigkeit wird nach Fromm durch vier Eigenschaften gekennzeichnet:

- Fürsorge - Verantwortungsgefühl - Achtung vor dem Anderen - Erkenntnis

Pseudolieben

Der Sadismus, der einen anderen Menschen vereinnahmt. Das eigene Ego wird aufgebläht, schluckt das andere Individuum. Fromm sieht das in Abgrenzung zu einer reifen Liebe in der sich die Liebenden gegenseitig als Eigenständige Wesen begreifen.

Der Masochismus, der einen anderen Menschen von sich Besitz ergreifen lässt. Er ist nicht der Gegensatz, sondern die andere Seite des Sadismus. Zumeist neigen Masochist_innen zu Sadismus gegenüber Menschen die sie als "Tieferstehend" begreifen, sowie Sadist_innen zu Masochismus neigen bei Führungspersonen etc.




Verschiedene Arten der Liebe

Diese Einteilung dient dazu Liebe hierarchiefrei in ihren Verschiedenen Facetten zu definieren.

Die Unterscheidung in verschiedene Arten der Liebe wird uns im weiteren Helfen mit dem Begriff der Liebe Konstruktiv umzugehen.

Eros

Unter Eros verstehe man eine Liebe die sich an idealen Schönheitsbildern orientiert. Dieser "Liebesstil" ist geprägt von der Suche nach einem_einer perfekten Geliebten

Ludus

Der Begriff Ludus wird genutzt um eine spielerische Liebe zu beschreiben, in Abgrenzung zu einer ernsthaften Liebe.

Storge

Bezeichnet geschwisterliche Liebe, oder die Liebe zwischen sehr alten Freund_innen.

Manie 

Manie ist die bezeichnung für jede Art der Zwanghaften oder Paranoiden Art der Liebe

Agape

Agape ist die selbstlose Liebe, die "Nächstenliebe" das Neuen Testaments und die Mutterliebe

Pragma

Bezeichnet Vernunft-Ehen (bzw. Vernunft-Beziehungen), besonderns zu beginn der Aufklärung ein Ideal des Bürgertums, desen kleinbürgerliche Familie von den "Romantikern" bedroht wurde.

Kritik an der klassischen Zweierbeziehung im Westen

Die klassische Zweierbeziehung im Westen ist zum großen Teil aufgebaut auf der Propaganda der Katholischen Kirche, die sich nach dem Verlust der weltlichen Macht und dem Auflösen größerer gesellschaftlicher Zusammenhänge auf ein letztes Rückzugsgebiet zurückggezogen hat. So hatte die Paarbeziehung in früheren Jahrhunderten nicht die herausragende Stellung in der westlichen Gesellschaft, wie sie sie heute hat. Die gemischtgeschlechtliche Paarbeziehung wird hier als Ausgangs- und Bezugspunkt für alles Glück gesehen und somit auch mit Erwartungen überfrachtet. Nicht zuletzt hat sich in den letzten Jahren der Druck vermehrt, dass gemischtgeschlechtliche Paarbeziehungen Kinder kriegen. Dafür ist mensch nun teilweise auch bereit, die Ehe als Voraussetzung aufzugeben. Erst seit kurzem werden gesellschaftlich auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften einigermaßen toleriert, die noch in den 1950er Jahren illegalisiert wurden. Somit stellt sich die Liebe in der Partnerschaft vielerorts als Schlachtfeld für eine Vielzahl an gesellschaftlichen Konflikten dar, nicht zuletzt auch die lange Zeit seitens der Gesellschaft verweigerte Emanzipation der Frauen.

Wie kann anarchistische Liebe aussehen?

Liebe sollte nicht besitzergreifend sein und der Partnerin bzw. dem Partner immer Freiraum einräumen. Problematisch sind dabei sicher oft gesellschaftliche Konzepte in unseren Köpfen oder Gefühle der Eifersucht. Hier kann uns auch die Psychologie helfen zu ergründen, was tatsächlich in uns angelegt ist (dem wir auch immer Raum geben sollten) und was in uns lediglich ein verqueres gesellschaftliches Konzept (das wir bemühen sollten abzulegen).

In der Liebe sind Regeln tödlich, denn sie töten das unmittelbare Gefühl ab. Deswegen lehnen AnarchistInnen auch Schwüre wie die Ehe ab. Die Vielzahl an Ehescheidungen deutet auch darauf hin, dass das Konzept ewiger Treue dem Menschen nicht gerecht wird und eher zu mehr Leiden führt.

Nicht jede/r ist aber auch bereit zur absolut Freien Liebe. Wir suchen in Beziehungen auch oft ein Stück Sicherheit, gerade in Zeiten, in denen nichts mehr sicher scheint (Arbeitsplatz, Gesundheitssystem, Rente). Aber auch hier werden Beziehungen sehr oft mit Erwartungen überfrachtet, die aus einem allgemeinen Unsicherheitsgefühl oder Minderwertigkeitskomplexen erwachsen.

Die Liebe hat immer auch etwas Suchendes. Deswegen bringt es wenig, die Liebe an irgendeiner Theorie oder Ideologie auszurichten, an der gemessen mensch dann nur wieder ein Minderwertigkeitsgefühl entwickelt, weil es nicht gelingt, irgendeiner idealisierten Liebe gerecht zu werden. Wir lieben, weil (oder obwohl?) wir Menschen sind und weil wir Menschen sind, machen wir Fehler (auch in der Liebe). Die Liebe kann helfen uns selbst zu befreien und kann somit einer echten, gelebten Anarchie Bahn brechen. Aber nur dann, wenn wir nicht versuchen sie in ein enges Korsett aus Konzepten zu stecken!


Zitate

  • Wenn man Liebe nicht bedingungslos geben und nehmen kann, ist es keine Liebe, sondern ein Handel. Emma Goldman
  • Die Liebe ist eine Verächterin aller Gesetze, aller Vorschriften (...). Wenn die Welt jemals Gleichheit und Einigkeit hervorbringen wird, wird es nicht mehr die Ehe, sondern nur noch liebe geben! Emma Goldman

siehe auch

Freie Liebe, Polyamorie, Sexualität

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Die weitere Einteilung der Liebe in Eros, Ludus, Storge, Manie, Agape und Prage übernehmen wir von John Alan Lee (1976): The Clors of Love. Englewood Cliffs, N.J.: Prentice-Hall, mit den Änderungen von Thomas Schroedter / Christina Vetter in (2010): Polyamorie. Stuttgart
  2. Fromm, Erich (1956); Die Kunst des Liebens
  3. Thomas Schroedter / Christina Vetter in (2010): Polyamorie. Stuttgart Seite 21
  4. Fromm, Erich (1956); Die Kunst des Liebens, Seite 12
  5. "Aber als Reaktion auf [die autoritäre Disziplin] besteht heute in zunehmenden Maß die Tendenz, jeder Art von Disziplin mit Argwohn zu begegnen und in einem undisziplinierten, trägen sich-gehen-lassen einen Ausgleich für die Routine zu suchen, du uns während unseres achstündigen Arbeitstages aufgezwungen wird. Fromm, Erich (1956); Die Kunst des Liebens, Seite 122

Weblinks

Kategorie:Liebe Kategorie:Leben