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Difference between revisions of "Hans Schmitz Junior"

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'''Hans Schmitz Junior''' (geb. 1904 [[Wuppertal]]) Sohn von [[Hans Schmitz Senior]] war ein Aktivist der Syndikalistischen Jugendbewegung [[SAJD]], der [[FAUD]] und den [[Schwarze Scharen|Schwarzen Scharen]] und war bis zu seinem Tode am 22.03.2007 Mitglied der [[FAU]].
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'''Hans Schmitz Junior''' (geb. 1914 [[Wuppertal]]) Sohn von [[Hans Schmitz Senior]] war ein Aktivist der Syndikalistischen Jugendbewegung [[SAJD]], der [[FAUD]] und den [[Schwarze Scharen|Schwarzen Scharen]] und war bis zu seinem Tode am 22.03.2007 Mitglied der [[FAU]].
  
Hans wurde in eine [[Anarchosyndikalismus|anarchosyndikalistische]] Familie geboren. Sein Vater [[Hans Schmitz Senior]] war führender Aktivist der FAUD im Rheinland seine Mutter war u.a. in der syndikalistischen Frauenbewegung tätig und führte Abtreibungen zuhause durch.
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Hans wurde in eine [[Anarchosyndikalismus|anarchosyndikalistische]] Familie geboren. Sein Vater [[Hans Schmitz Senior]] war führender Aktivist der FAUD im Rheinland, seine Mutter war u.a. in der syndikalistischen Frauenbewegung tätig und führte Abtreibungen zuhause durch.
 
Schon früh engagierte er sich in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung. Als Kind/Jugendlicher war er Mitglied bei der [[Freie Jugend Morgenröte]], der [[SAJD]] und später der FAUD und den Schwarzen Scharen, einer militanten anarchistischen Anti-Nazi Organisation.
 
Schon früh engagierte er sich in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung. Als Kind/Jugendlicher war er Mitglied bei der [[Freie Jugend Morgenröte]], der [[SAJD]] und später der FAUD und den Schwarzen Scharen, einer militanten anarchistischen Anti-Nazi Organisation.
  
Nach der Machtübernahme Hitlers lösten sich die anarchosyndikalistischen Organisationen auf, so auch die SAJD in Wuppertal. Dennoch wurde im Untergrund weiterhin gegen die Nazis gekämpft. Einer der wichtigsten Funktionen der Verdeckten Strukturen war es gesuchte politische Flüchtline über die Grenzen zu helfen. Hans Schmitz fungierte hier als Fahrradkurier, getarnt als Radsportler.
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Nach der Machtübernahme Hitlers lösten sich die anarchosyndikalistischen Organisationen auf, so auch die SAJD in Wuppertal. Dennoch wurde im Untergrund weiterhin gegen die Nazis gekämpft. Einer der wichtigsten Funktionen der verdeckten Strukturen war es, gesuchte politische Flüchtline über die Grenzen zu helfen. Hans Schmitz fungierte hier als Fahrradkurier, getarnt als Radsportler.
  
 
1935 lernte Hans Schmitz bei einer Schlägerei mit der HJ seine spätere Ehefrau kennen, die zu den "Düssel-Piraten" gehörte, die Hans und seinen FreundInnen zur Hilfe eilten.
 
1935 lernte Hans Schmitz bei einer Schlägerei mit der HJ seine spätere Ehefrau kennen, die zu den "Düssel-Piraten" gehörte, die Hans und seinen FreundInnen zur Hilfe eilten.
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Am 1. April 1937 wurde auch Hans Schmitz im Zuge einer Verhaftungswelle am Arbeitsplatz von der Gestapo besucht. Er war vorgewarnt, daher konnte die Gestapo keinerlei Indizien für antifaschistische Betätigungen finden. So wurde er zu „nur“ zwei Jahren Gefängnis verurteilt und hatte mehr Glück als viele seiner anarchosyndikalistischen GenossInnen, die in den folgenden Massenprozessen verurteilt wurden. Nach seiner Entlassung galt er als wehrunwürdig, was ihm gerade recht kam. Auch im Widerstand wurde er wieder aktiv.
 
Am 1. April 1937 wurde auch Hans Schmitz im Zuge einer Verhaftungswelle am Arbeitsplatz von der Gestapo besucht. Er war vorgewarnt, daher konnte die Gestapo keinerlei Indizien für antifaschistische Betätigungen finden. So wurde er zu „nur“ zwei Jahren Gefängnis verurteilt und hatte mehr Glück als viele seiner anarchosyndikalistischen GenossInnen, die in den folgenden Massenprozessen verurteilt wurden. Nach seiner Entlassung galt er als wehrunwürdig, was ihm gerade recht kam. Auch im Widerstand wurde er wieder aktiv.
  
Die Wehrunwürdigkeit hielt zu seinem Leidwesen nicht ewig vor. Als er 1942 heiratete, sorgte der Arbeitgeber seiner Ehefrau dafür, daß er seine Wehrwürdigkeit wiedererhielt, damit die Ehefrau weiter in seinem kriegsrelevanten Betrieb in Düsseldorf arbeiten konnte, anstatt zu ihrem Ehemann nach Wuppertal zu ziehen.
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Die Wehrunwürdigkeit hielt zu seinem Leidwesen nicht lange vor. Als er 1942 heiratete, sorgte der Arbeitgeber seiner Ehefrau dafür, daß er seine Wehrwürdigkeit wiedererhielt, damit die Ehefrau weiter in seinem kriegsrelevanten Betrieb in Düsseldorf arbeiten konnte, anstatt zu ihrem Ehemann nach Wuppertal zu ziehen.
  
Hans Schmitz gehörte nun also zur Wehrmacht. Widerstand in der Wehrmacht war sicherlich ein schwieriges Unterfangen, jedoch im bescheidenen Maße möglich: Neben „Feindsender“ hören und „möglichst weit von der Front bleiben“ gehörten Selbstzerstümmelung für Hans ebenso zum Widerstand und Überleben wie Sabotage am Kriegsgerät. Als Helfer des Waffenmeisters hatte er gegen Ende des Krieges Dienst an einer Flag-Batterie (vier Flag-Geschütze). Für jedes abgeschossene Flugzeuge bekamen die Mannschaften je einen Ring an ihre Flag. Hans sabotierte geschickt die Flag, so das es zu seiner Zeit an „seiner Batterie“ nicht einen einzigen Abschuss gab.
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Hans Schmitz gehörte nun also zur Wehrmacht. Widerstand in der Wehrmacht war sicherlich ein schwieriges Unterfangen, jedoch im bescheidenen Maße möglich: Neben „Feindsender“ hören und „möglichst weit von der Front bleiben“ gehörten Selbstverstümmelung für Hans ebenso zum Widerstand und Überleben wie Sabotage am Kriegsgerät. Als Helfer des Waffenmeisters hatte er gegen Ende des Krieges Dienst an einer Flak-Batterie (vier Flak-Geschütze). Für jedes abgeschossene Flugzeug bekamen die Mannschaften je einen Ring an ihre Flak. Hans sabotierte geschickt die Flak, so dass es zu seiner Zeit an „seiner Batterie“ nicht einen einzigen Abschuss gab.
  
 
Beim Kriegsende befand Hans Schmitz sich in Holland.  
 
Beim Kriegsende befand Hans Schmitz sich in Holland.  
  
Kaum zurückgekehrt wurde Hans Mitglied der [[Föderation freiheitlicher Sozialisten]], der Nachfolgeorganisation der FAUD. Dort machte er die frustrierende Erfahrung das die wenigen Überlebenden GenossInnen oft nichts mehr mit der Bewegung zu tun haben wollten. Viele waren körperlich und emotional gebrochen worden und starben in den ersten Jahren nach dem Krieg. Trotzdem machte er weiter und seit den 90'er ist er quasie Mitglied der Düsseldorfer Ortsgruppe der FAU. Direkt nach dem Krieg organisierte er in den "Hungerwintern" einen wilden Streik, der prompt Wirkung zeigte. Es gab nun auf Firmenkosten für jeden Arbeiter ne Stulle in der Pause und das "Recht" sich ne Heizung (in der Werkshalle) bauen zu dürfen. Natürlich gab’s auch direkt ein "Gespräch" beim Boss, der nur eine kurze Zukunft in dem Betrieb vorher sagte. Hans blieb bis zur Rente.
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Kaum zurückgekehrt wurde Hans Mitglied der [[Föderation freiheitlicher Sozialisten]], der Nachfolgeorganisation der FAUD. Dort machte er die frustrierende Erfahrung, dass die wenigen überlebenden GenossInnen oft nichts mehr mit der Bewegung zu tun haben wollten. Viele waren körperlich und emotional gebrochen worden und starben in den ersten Jahren nach dem Krieg. Trotzdem machte er weiter, und in den 1990er Jahren war er Mitglied der Düsseldorfer Ortsgruppe der FAU. Direkt nach dem Krieg organisierte er in den "Hungerwintern" einen wilden Streik, der prompt Wirkung zeigte. Es gab nun auf Firmenkosten für jeden Arbeiter eine Stulle in der Pause und das "Recht" sich eine Heizung (in der Werkshalle) bauen zu dürfen. Natürlich gab’s auch direkt ein "Gespräch" beim Boss, der nur eine kurze Zukunft in dem Betrieb vorhersagte. Hans blieb bis zur Rente.
  
Hans Schmitz stirbt am 22.03.2007 im Alter von 92 Jahren.
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Hans Schmitz starb am 22.03.2007 im Alter von 92 Jahren.
  
 
== Literatur ==
 
== Literatur ==
*Schmitz, Hans: Umsonst is dat nie, [[edition wahler]]
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* Hans Schmitz: "Umsonst is dat nie". Widerstands-Erinnerungen eines Anarchosyndikalisten, [[edition wahler]], Grafenau 2004
 +
* Helge Döhring: Schwarze Scharen. Anarcho-Syndikalistische Arbeiterwehr (1929-1933), [[Verlag Edition AV]], Lich 2011, ISBN 978-3-86841-054-9
  
 
== Weblinks ==
 
== Weblinks ==

Latest revision as of 11:49, 12 May 2011

Hans Schmitz auf einer Veranstaltung in Leverkusen

Hans Schmitz Junior (geb. 1914 Wuppertal) Sohn von Hans Schmitz Senior war ein Aktivist der Syndikalistischen Jugendbewegung SAJD, der FAUD und den Schwarzen Scharen und war bis zu seinem Tode am 22.03.2007 Mitglied der FAU.

Hans wurde in eine anarchosyndikalistische Familie geboren. Sein Vater Hans Schmitz Senior war führender Aktivist der FAUD im Rheinland, seine Mutter war u.a. in der syndikalistischen Frauenbewegung tätig und führte Abtreibungen zuhause durch. Schon früh engagierte er sich in der anarchistischen und syndikalistischen Bewegung. Als Kind/Jugendlicher war er Mitglied bei der Freie Jugend Morgenröte, der SAJD und später der FAUD und den Schwarzen Scharen, einer militanten anarchistischen Anti-Nazi Organisation.

Nach der Machtübernahme Hitlers lösten sich die anarchosyndikalistischen Organisationen auf, so auch die SAJD in Wuppertal. Dennoch wurde im Untergrund weiterhin gegen die Nazis gekämpft. Einer der wichtigsten Funktionen der verdeckten Strukturen war es, gesuchte politische Flüchtline über die Grenzen zu helfen. Hans Schmitz fungierte hier als Fahrradkurier, getarnt als Radsportler.

1935 lernte Hans Schmitz bei einer Schlägerei mit der HJ seine spätere Ehefrau kennen, die zu den "Düssel-Piraten" gehörte, die Hans und seinen FreundInnen zur Hilfe eilten.

Am 1. April 1937 wurde auch Hans Schmitz im Zuge einer Verhaftungswelle am Arbeitsplatz von der Gestapo besucht. Er war vorgewarnt, daher konnte die Gestapo keinerlei Indizien für antifaschistische Betätigungen finden. So wurde er zu „nur“ zwei Jahren Gefängnis verurteilt und hatte mehr Glück als viele seiner anarchosyndikalistischen GenossInnen, die in den folgenden Massenprozessen verurteilt wurden. Nach seiner Entlassung galt er als wehrunwürdig, was ihm gerade recht kam. Auch im Widerstand wurde er wieder aktiv.

Die Wehrunwürdigkeit hielt zu seinem Leidwesen nicht lange vor. Als er 1942 heiratete, sorgte der Arbeitgeber seiner Ehefrau dafür, daß er seine Wehrwürdigkeit wiedererhielt, damit die Ehefrau weiter in seinem kriegsrelevanten Betrieb in Düsseldorf arbeiten konnte, anstatt zu ihrem Ehemann nach Wuppertal zu ziehen.

Hans Schmitz gehörte nun also zur Wehrmacht. Widerstand in der Wehrmacht war sicherlich ein schwieriges Unterfangen, jedoch im bescheidenen Maße möglich: Neben „Feindsender“ hören und „möglichst weit von der Front bleiben“ gehörten Selbstverstümmelung für Hans ebenso zum Widerstand und Überleben wie Sabotage am Kriegsgerät. Als Helfer des Waffenmeisters hatte er gegen Ende des Krieges Dienst an einer Flak-Batterie (vier Flak-Geschütze). Für jedes abgeschossene Flugzeug bekamen die Mannschaften je einen Ring an ihre Flak. Hans sabotierte geschickt die Flak, so dass es zu seiner Zeit an „seiner Batterie“ nicht einen einzigen Abschuss gab.

Beim Kriegsende befand Hans Schmitz sich in Holland.

Kaum zurückgekehrt wurde Hans Mitglied der Föderation freiheitlicher Sozialisten, der Nachfolgeorganisation der FAUD. Dort machte er die frustrierende Erfahrung, dass die wenigen überlebenden GenossInnen oft nichts mehr mit der Bewegung zu tun haben wollten. Viele waren körperlich und emotional gebrochen worden und starben in den ersten Jahren nach dem Krieg. Trotzdem machte er weiter, und in den 1990er Jahren war er Mitglied der Düsseldorfer Ortsgruppe der FAU. Direkt nach dem Krieg organisierte er in den "Hungerwintern" einen wilden Streik, der prompt Wirkung zeigte. Es gab nun auf Firmenkosten für jeden Arbeiter eine Stulle in der Pause und das "Recht" sich eine Heizung (in der Werkshalle) bauen zu dürfen. Natürlich gab’s auch direkt ein "Gespräch" beim Boss, der nur eine kurze Zukunft in dem Betrieb vorhersagte. Hans blieb bis zur Rente.

Hans Schmitz starb am 22.03.2007 im Alter von 92 Jahren.

Literatur[edit]

Weblinks[edit]

Kategorie:AnarchistInnen Kategorie:Anarcho-SyndikalistInnen