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Difference between revisions of "EZLN/Die Welt neu erschaffen"

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(Erklärung zum ersten Interkontinentalen Treffen (EZLN))
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"Niemals zuvor ist die Zerstörung so groß und irreperabel gewesen. Was sie jetzt nähmlich töten ist die Erde, die Natur, die Welt. Das zerbrechliche Gleichgewicht der Natur, das die Welt Millionen von Jahren in Gang gehalten hat, ist dabei zusammenzubrechen, doch diesmal für immer. Und da oben wird nichts unternommen, außer Erklärungen in den Massenmedien abzugeben und nutzlose Kommissionen zu bilden. Dort oben, in den Regierungen gibt es keine Hoffnung".                                                      (Zitiert in: "Land und Freiheit", Nr.61, 12 Jg. Nov.2007)        Sub Marcos, Okt. 2007.
 
"Niemals zuvor ist die Zerstörung so groß und irreperabel gewesen. Was sie jetzt nähmlich töten ist die Erde, die Natur, die Welt. Das zerbrechliche Gleichgewicht der Natur, das die Welt Millionen von Jahren in Gang gehalten hat, ist dabei zusammenzubrechen, doch diesmal für immer. Und da oben wird nichts unternommen, außer Erklärungen in den Massenmedien abzugeben und nutzlose Kommissionen zu bilden. Dort oben, in den Regierungen gibt es keine Hoffnung".                                                      (Zitiert in: "Land und Freiheit", Nr.61, 12 Jg. Nov.2007)        Sub Marcos, Okt. 2007.
  
==Erklärung zum ersten Interkontinentalen Treffen (EZLN)==
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==Erklärung zum ersten Interkontinentalen Treffen ([[EZLN]])==
  
 
Die Zapatistas (Sub Marcos) stellen sich vor, anläßlich des ersten Interkontinentalen Treffens:
 
Die Zapatistas (Sub Marcos) stellen sich vor, anläßlich des ersten Interkontinentalen Treffens:

Revision as of 08:41, 26 September 2008

DIE WELT NEU ERSCHAFFEN von Subcomandante Marcos

In den letzten Jahren hat sich die Macht des Geldes eine neue Maske über ihr Gesicht gezogen. Über Grenzen hinweg, ohne Einschränkung auf Kulturen und Hautfarben erniedrigt sie noch immer die menschliche Würde, zerstört die Ehrlichkeit und mordet die Hoffnung. Doch das historische Verbrechen der Priviligien, Reichtümer und Straffreiheiten hat sich nun umbenannt, mit dem Begriff des Neoliberalismus versucht es mit neuer Stärke Elend und Hoffnungslosigkeit zu verschleiern.

Erneut wird ein Weltkrieg ausgetragen, aber in diesem Falle richtet er sich nicht gegen einzelene Staaten, sondern gegen die gesamte Menschheit. Unter dem Namen der 'Globalisierung' rufen sie zu diesem modernen Krieg auf, der viele verschiedene Wege kennt um zu töten. Wie in allen Weltkriegen zuvor geht es um die Verteilung der Welt mit dem Ziel die Macht in der Macht zu konzentrieren und das Elend im Elend.

Die Verteilung der Welt schließt die sogenannten "Minderheiten" aus. Indigene, Jugendliche, Frauen, Schwule, Lesben, Farbige, ImmigrantInnen, ArbeiterInnen, Campesinos. Also all die Mehrheiten, die für die Macht nur solange interessant sind wie sie sich verwerten lassen.

Das Heer des Finanzkapitals und der korrupten Regierungen schreitet voran und erobert in der einzigen Art und Weise, in der es erobern kann: durch Zerstörung. Die Neuverteilung der Welt hat nur Platz für das Geld und seine Diener. Die Neuverteilung der Welt setzt Männer und Frauen mit Maschienen in ihrer Knechtschaft und ihrer Entbehrlichkeit auf eine Stufe. Die Neuverteilung der Welt zerstört die Menschen.

Die Lüge herrscht und sie wird durch die Medien weitergetragen und vervielfältigt. Eine neue Lüge wird uns nun als Geschichte verkauft. Es ist die Lüge der Niederlage der Würde, die Lüge der Niederlage der Menschlichkeit. Zum Ausgleich bietet uns der Spiegel der Macht die Lüge des Zynismus, die Lüge von der Unterwürfigkeit, die Lüge vom Sieg des Neoliberalismus. Statt Menschlichkeit bieten sie uns Börsenkurse, statt Würde bieten sie die Globalisierung des Elends, statt Hoffnung bieten sie uns die Leere, statt Leben bieten sie uns die Internationale des Schreckens.

Gegen diese Internationale des Schreckens müssen wir gemeinsam die Internationale der Hoffnung erheben. Die Einheit jenseits der Grenzen, Sprachen, Hautfarben, Kulturen, Geschlechter, Strategien und Gedanken, die Einheit all derer, die an der lebendigen Entwicklung der Menschheit interessiert sind und dafür eintreten.

Es geht um die Internationale der Hoffnung. Nicht die Bürokratie der Hoffnung, nicht die Kehrseite, die dadurch dem so ähnlich ist, das uns zerstört. Nicht die Macht mit neuen Symbolen, in neuen Kostümen. Es geht um einen Atemzug - ja, es geht um den Atemzug der Würde. es geht um eine Blume - ja, um die Blume der Hoffnung. Es geht um ein Lied - ja, um ein Lied des Lebens.

Die Würde ist jenes Land ohne Nationalität, jener Regenbogen, der gleichzeitig eine Brücke ist, jenes Pulsieren des Herzens, egal wessen Blut durch die Adern fließt, jene rebellische Erfurchtlosigkeit, die Grenzen, Zölle und Kriege verhöhnt.

Die Hoffnung ist jene Aufsäßigkeit, die sich der Anpassung verweigert, sich der Niederlage widersetzt. Das Leben von dem wir sprechen ist das Leben in einer Gesellschaft der Freiheit, die nicht auf Ausbeutung basiert, in der die Gerechigkeit der Maßstab ist für das, was wir geben und bekommen. Das Leben ist das, was sie uns schulden: das Recht selbstbestimmt zu entscheiden, zu denken und zu handeln.

Aus all diesen Gründen gehen wir den Weg des Widerstandes. Gemeinsam mit denen, die mit uns gegen die Zerstörung kämpfen, mit uns den Atemzug der Würde und die Blume der Hoffnung teilen, mit uns das Lied des Lebens singen.

Wir alle tragen die Menschlichkeit in unseren Herzen. Es liegt an uns sie zu erwecken. Dabei ist es nicht notwendig, die Welt zu erobern.
Es geht vielmehr darum, sie neu zu schaffen.
Durch uns. Heute.


Aus den Bergen des mexikanischen Südostens
Subcomandante Marcos

"Niemals zuvor ist die Zerstörung so groß und irreperabel gewesen. Was sie jetzt nähmlich töten ist die Erde, die Natur, die Welt. Das zerbrechliche Gleichgewicht der Natur, das die Welt Millionen von Jahren in Gang gehalten hat, ist dabei zusammenzubrechen, doch diesmal für immer. Und da oben wird nichts unternommen, außer Erklärungen in den Massenmedien abzugeben und nutzlose Kommissionen zu bilden. Dort oben, in den Regierungen gibt es keine Hoffnung". (Zitiert in: "Land und Freiheit", Nr.61, 12 Jg. Nov.2007) Sub Marcos, Okt. 2007.

Erklärung zum ersten Interkontinentalen Treffen (EZLN)

Die Zapatistas (Sub Marcos) stellen sich vor, anläßlich des ersten Interkontinentalen Treffens:

"Wir möchten uns vorstellen. Wir sind das Ejercito Zapatista de Liberacion Nacional. Unser Leben war weniger wert als die Maschinen und Tiere auf den Haciendas. Wir waren wie Stein, wie Gräser auf den Wegen. Wir hatten kein Wort. Wir hatten kein Gesicht. Wir hatten keinen Namen. Wir hatten kein Morgen. Wir existierten einfach nicht.

Für die Macht, die sich heute weltweit mit dem Namen „Neoliberalismus“ kleidet, zählten wir nicht, wir produzierten nicht, wir kauften nicht, wir verkauften nicht. Wir waren eine nutzlose Nummer für die Konten des Großkapitals.

Die Berge, in denen wir leben, rieten uns, zu den Waffen zu greifen, um so eine Stimme zu haben, er riet uns, unser Gesicht zu bedecken, um so ein Gesicht zu haben, er riet uns, unsere Namen zu vergessen, um so genannt zu werden, er riet uns, unsere Vergangenheit zu bewahren, um so ein Morgen zu haben.

Wir haben euch zu diesem Treffen eingeladen, um uns auf die Suche zu begeben, und um euch zu treffen und um uns zu treffen. Ihr sollt erkennen, daß wir nichts Besonderes sind. Ihr sollt erkennen, daß wir der rebellische Spiegel sind, er zu Glas werden will und zerbrechen will.

Ihr sollt erkennen, daß wir sind, was wir sind, um nicht mehr zu sein, was wir sind, um die Ihr zu werden, die wir sind. Wir sind die Zapatistas. Wir laden euch alle ein, daß wir uns zuhören und miteinander sprechen, um uns alle zu erkennen, die wir sind…

Hinter unserem schwarzen Anlitz, hinter unserer bewaffneten Stimme, hinter unserem unsagbaren Namen, hinter uns sind wir ihr.

Dahinter sind wir die gleichen gewöhnlichen Leute, die sich in allen Ethnien und Hautfarben wiederholen, die in allen Sprachen sprechen und an allen Orten leben.

Hinter unseren Pasamontanas verbirgt sich das Gesicht aller ausgeschlossenen Frauen, aller vergessenen Indigenas, aller verfolgten Homosexuellen, aller verachteten Jugendlichen, aller Migranten, aller Gefangenen aufgrund ihres Wortes und Denkens, aller erniedrigten Arbeiter, aller Toten des Vergessens, aller einfachen und gewöhnlichen Männer und Frauen, die nicht zählen, die nicht gesehen werden, die nicht genannt werden, die kein Morgen haben… Wir sind die gleichen Ihr. Hinter uns sind wir ihr.

Wir gingen uns sagten den Mächtigen: „Hier sind wir!“, und der ganzen Welt riefen wir zu: „Hier sind wir!“ Und schaut, wie die Dinge stehen: Damit ihr uns seht, haben wir unser Gesicht verborgen; damit ihr über uns sprecht, verweigern wir unsere Namen; und um zu leben – sterben wir. Und dann kamen die Flugzeuge und Hubschrauber, die Panzer und die Bomben, die Kugeln und der Tod und viele Leute aus vielen Orten sagten: „Sprecht mit ihnen!“, und die Mächtigen sagten zu uns: „Sprechen wir miteinander!“, und wir sprachen miteinander, und wir sagten ihnen, daß wir Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit wollten, und sie machten ein Gesicht, als würden sie nicht verstehen, und gingen ihre makro-ökonomischen Pläne und ihre ganzen Aufzeichnungen über den Neoliberalismus durch und diese Wörter waren nirgends zu finden und „Wir verstehen nicht“, sagten sie zu uns und boten uns eine hübschere Ecke im Museum der Geschichte an und einen längerfristigen Tod und eine goldene Kette, um die Würde zu fesseln.

Und wir, damit sie verstanden, was wir wollten, machten in unseren Gebieten also das, was wir machen wollten. Wir organisierten uns und machten uns daran, Demokratie, Freiheit und Gerechtigkeit zu leben.

Kämpfen -- selber schaffen, selber die Utopie leben – in der Begrenztheit von La Realidad, der Realität, wie der Ort im Urwald hieß, an dem wir uns damals versammelt haben.

Gleichzeitig werfen sie die Frage auf, wie es zu erreichen ist, daß die Welt weder so ist, wie die Macht sie will, noch so wie wir sie wollen, sondern zu einer Welt wird, in der viele Welten Platz haben. So viele Welten wie nötig sind, damit jede Frau und jeder Mann ein würdiges Leben führen können. Daß wir alle in Würde leben können, das ist die Welt, die wir Zapatistas wollen".

Es ist ein Treffen zwischen denjenigen, die ihr jeweiliges „Ya Basta – Es reicht!“ zu ihren jeweiligen Alpträumen sagen oder sagen wollen. Um herauszufinden, wie die Geschichte erneut in Bewegung gesetzt werden kann.

Das also meinen die Zapatistas, wenn sie sagen: für eine Welt, in die Viele Welten passen und Wir müssen die Welt neu erschaffen. Und Marcos fügt hinzu:

"Man muß viel lachen, um eine neue Welt zu schaffen. Andernfalls wird uns die neue Welt quadratisch geraten und sich nicht drehen und bewegen."

Literatur:

  • Subcomandante Marcos: “Botschaften aus dem lakandonischen Urwald”. Edition Nautilus, Hamburg 2005. ISBN 3-89401-417-7. Erweiterte Neuausgabe mit aktualisierter Chronik der zapatistischen Bewegung. 352 Seiten. 14,90 Euro. * "Ein Buch, das mich begeistert hat wie lange keines mehr." Kommentar von Roger Willemsen[1] (Fernsehjournalist). *"Politische Literatur, wie man sie nie gelesen hat." Tages-Anzeiger
  • Hanna Mittelstädt/Lutz Schulenburg (Hg.): “Der Wind der Veränderung. die Zapatisten und die soziale Bewegung in den Metropolen.Kommentare und Dokumente”. edition nautilus, Hamburg 1997. ISBN 3-89401-276-5. 7,50 Euro. www.edition-nautilus.de
  • Manuel Vázquez Montalbán: “Marcos – Herr der Spiegel”. Klaus Wagenbach Verlag, Berlin 2000.
  • Luz Kerkeling: “!La Lucha Sigue! (Der Kampf geht weiter!). EZLN - Ursachen und Entwicklung des zapatistischen Aufstands”. Unrast Verlag, Münster 2003. ISBN 3-89771-017-X. 16,- Euro. www.unrast-verlag.de

Internet Ressourcen:


"Wir sind nicht der neue Mann oder die neue Frau. Der Zapatismus ist nicht die neue Welt.

Der Zapatismus ist eine Anstrengung, eine Einrichtung.

Er ist die Lust auf den Kampf für Veränderung, um alles zu verändern, einschließlich uns selbst."


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