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Anarchokommunismus

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Die Idee des Anarchokommunismus (synonym: "anarchistischer Kommunismus", "libertärer Kommunismus", "freier Kommunismus" oder "kommunistischer Anarchismus", auch einfach "Anarchismus" oder "Kommunismus") geht zurück auf den russischen Anarchisten Pjotr Kropotkin. Dieser formulierte die These, dass Anarchismus und Kommunismus (Bedürfnisprinzip) nur zusammen funktionieren könnten, da sie einander gegenseitig bedingten. Dabei gehen AnarchistInnen von einem Kommunismusbegriff jenseits der Staatsideologie und der Parteigefolgschaft aus. Anarchokommunistische Vorstellungen überschneiden sich teilweise mit anderen anarchistischen Ideen. So gehen beispielsweise alle Strömungen davon aus, daß die Selbstorganisation der Menschen Grundbedingungen einer freien Gesellschaft ist und die Existenz eines Staates egal in welcher Form immer die Freiheit der Menschen beschneidet. Weitere Übereinstimmungen gibt es mit SyndikalistInnen und KollektivistInnen in der Ablehnung des Privateigentums, was wie manchmal fälschlich angenommen wird, nicht identisch mit dem Besitz ist. Hier lassen sich die vorgenannten Strömungen deutlich von individualistischen Strömungen abgrenzen, bei denen das Eigentum von zentraler Bedeutung ist.[1]

AnarchokommunistInnen lehnen das Eigentum aber nicht deshalb ab, weil sie sich bescheiden und dem Luxus entsagen wollen, vielmehr gilt es die Basis der Freiheit zu sichern, die nur unter Gleichen existieren kann. Gleichheit heißt nicht Gleichmacherei sondern bedeutet für alle Menschen die gleichen Vorraussetzungen zu schaffen und zwar nicht nur in der Theorie oder auf dem Papier sondern in der Realität. Der Anarchokommunismus teilt die marxistische Kritik der politischen Ökonomie aber nicht die marxistischen Vorstellungen, die zur Überwindung führen sollen. Kropotkin und andere kommunistische Anarchisten kritisierten bereits während der russischen Revolution den von Lenin propagierten pseudomarxistischen Kommunismus (Staatskapitalismus) als totalitär und elitär. Im Unterschied zu staatskommunistischen Ansichten wird es nach anarchokommunistischer Überzeugung keine Übergangsgesellschaft geben, nur der direkte Weg zu einer freien anarchokommunistischen Ordnung schafft die Möglichkeit das Zeitalter des bürgerlichen Gewalt- und Chaossystems zu überwinden.

Eine künftige anarchokommunistische Gesellschaft wird keine homogene Ordnung sondern ein pluralistisches System sein, in dem grundsätzlich alles möglich ist, was nicht zu neuen Herrschaftsformen führt. Mit der Zeit wird ein neues Denken des Miteinanders das bürgerliche Konkurrenzdenken ersetzen, somit bedarf es keiner Korrekturmechanismen wie z.B. Gesetze oder Polizei. Daß sich ein solches Denken von heute auf morgen durchsetzen kann und keiner Generationen bedarf, hat die Geschichte in Spanien (siehe Spanischer Bürgerkrieg) und der Ukraine (siehe Machno-Bewegung) bewiesen, zwei Systeme die in sich stabil waren und von außen durch Faschisten bzw. Bolschewisten zerstört wurden. Das neue Denken wird auch einen neuen Umgang der Menschen miteinander hervorbringen, so kann z.B. die freie Vereinbarung eine Möglichkeit zur Bildung freier Kooperationen bieten. Die ständige Hinterfragung von Hierarchien und der Abbau von entsprechenden Strukturen wird aber ein dynamischer Prozess bleiben.



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Anarchokommunistische Vorstellungen sind konzeptionell mit Ideen der anarchosyndikalistischen Bewegung verwandt, die in Deutschland im Verlauf und Gefolge der Novemberrevolution eine gewisse Anhängerschaft fand und heute noch größtenteils in der FAU und international in der Internationale ArbeiterInnen-Assoziation organisiert ist. Sie stellte das Konzept einer Arbeiterselbstverwaltung in den Betrieben gegen das Konzept einer revolutionären Kaderpartei oder parlamentarischen "Vertretung" der Arbeiterinteressen, um so neuen Herrschaftsformen zu widerstehen. Damit grenzte sie sich sowohl gegen den bürgerlichen Reformismus etwa in der Weimarer Republik als auch gegen jeden Marxismus und dessen als autoritär verstandenen Staatssozialismus ab. In Deutschland vertrat Erich Mühsam ähnliche Gedanken.

Die Anhänger des anarchistischen Kommunismus, sehen die Anarchie als Herrschaftsfreiheit und interpretieren ihren Begriff des Kommunismus als eine bloße, freiwillige Form des gütergemeinschaftlichen Wirtschaftens, die nichts mit anderen Intensionen zu tun hat. Ihr anarchistischer Begriff des Kommunismus steht im Gegensatz zum allgemein gebrauchten Begriff des Kommunismus, der häufig mit dem marxistischen Staatssozialismus und der nur daraus entstehenden klassenlosen Gesellschaft gleichgesetzt wird.

Bereits zu Beginn der Arbeiterbewegung standen sich Anarchisten und Marxisten, im Gefolge des Konflikts zwischen Michail Alexandrowitsch Bakunin und Karl Marx, ideologisch gegenüber. Während die Marxisten die Diktatur des Proletariats anstrebten, in der irgendwann die Organisation des Staates überflüssig sei und absterbe, wollten dem entgegengesetzt die anarchistischen Gruppen den Staat generell abschaffen; deshalb lehnten sie jede Parteiorganisation ab. Auch die im Marxismus vorhergesagte Zukunftsgesellschaft nach dem Absterben des Staates beschreibt also eine ganz andere Situation und geistige Position als eine Gesellschaft des Anarchismus nach Abschaffung des Staates. Beide Ideologien stehen im Widerspruch zueinander.

Der anarchistische Kommunismus propagiert eine egalitäre und selbstverwaltete Gesellschaftsordnung ohne hierarchische Strukturen und Gesetze, in der die freie Entfaltung des Einzelnen sowohl zu finden sein soll wie die gemeinsame freie Entfaltung Aller und in der eine gerechte Aneignung des gesellschaftlichen Reichtums bestehe.

Anmerkungen

  1. Dieses ist natürlich völlig unsinnig, was sich schon daran zeigt, daß Eigentum ja einen Rechtsanspruch auf eine Sache definiert, in einer anarchistischen Gesellschaft wird aber niemand mehr sein, der diesen Rechtsanspruch durchsetzen kann. Dies ist somit auch der Grund warum "Anarchoindividualismus" einen Antagonismus darstellt, d.h. es ist unmöglich, daß es ihn geben kann, es kann nur Anarchismus oder Individualismus geben. Dies gilt natürlich erst recht für den so genannten "Anarchokapitalismus". Es bedeutet jedoch nicht, daß es in einer künftigen anarchistischen Gesellschaft keinen Individualismus mehr gibt. Es meint nur, daß das Gesamtkonzept als Ganzes widersprüchlich ist.

siehe auch

kritische Literatur

  • Bini Adamczak (2004). Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird. Unrast-Verlag. ISBN 3-89771-430-2

Unpatetische Erzählung über die Notwendigkeit des kommunistischen bzw. eben auch anarchistischen Begehren, die Welt zu verändern, mit einem kleinen Abriss über die vielfältige Geschichte der Vorstellungen vom Kommunismus.

  • H. (FAU-Bremen): Syndikalismus, kommunistischer Anarchismus und Rätekommunismus. Eine Erwiderung auf die rätekommunistische Kritik am "Gewerkschaftsfetischismus" und am kommunistischen Anarchismus Erich Mühsams, Bremen 2005.

Weblinks

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