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Ãœbermensch
- Der Gedankengang dieses Artikels ist schwer ohne die Diskussion zu verstehen
Der Begriff des Übermenschen - von Friedrich Nietzsche als Begriff ausgearbeitet (der Begriff findet sich schon im 2.Jh vor Christus) - wird heute gerne mal von Nationalsozialisten benutzt, welche ihn gerne auch mit dem Begriff eines Untermenschen kombinieren, wobei es bei Nietzsche keinen "Untermenschen" gibt. (Das Gegenstück bei Nietzsche ist Der letzte Mensch)
Die Verwendung des Begriffes ist sehr kritisch und eine wirkliche Kenntniss ist im Allgemeinen selten zu finden. In seiner Originalverwendung ist er eindeutig eine elitäre, mit dem Anarchismus unvereinbare Theorie. Mit Abstraktion auf seine Zielsetzung aber kann er anarchistisch ausgelegt werden.
Contents
Der Übermensch als elitäres Gedankengut
Nietzsche entwickelte die Theorie im Angesicht seiner Vorahnung eines die Gesellschaft ergreifenden Nihilismus. Er fürchtete den Untergang der Gesellschaft sobald der Mensch erkennen würde, das bisherige dogmatische Regelungen, wie Religion, Herrschaftsordnungen oder Moralvorstellungen, auf keiner echten Wahrheit fundieren, sondern Lügen sind.
Nach Nietzsche würde nur ein Übermensch es schaffen, den Menschen einen Sinn zu geben, welcher die Gesellschaft auch ausserhalb der dogmatischen Predigten zusammenhalten könne. Der Übermensch ist hierbei beschrieben als kreativ, entschlossen und frei von jedweder Moral. (Was so zu interpretieren ist, das er die Fähigkeit besitzt derartige Werte selbst zu schaffen.) Ferner ist der Übermensch ein dem Leben positiv zugewandter, der zu neuem ja sagt, und generell Vorurteilsfrei in seinen Handlungen ist.
Nietzsche geht so weit das er das einzig Gute an den "Herdenmenschen" darin sieht, das sie schließlich den Übermenschen hervorbringen würden. Er beführwortet Menschen die sich dafür einsetzen das ein Übermensch kommen könne. Somit ist die einzige Aufgabe der Menschen bei Nietzsche das Tragen einer Elite, das einzig Nennenswerte der Geschichte sind nach ihm nicht die Masse, sondern Individuen, welche immer die jeweils höchste Entwicklung darstellen. Somit ist Nietzsches Denken hier eindeutig elitär
Antagonistische Auslegung
"Einige Analphabeten der Nazis, die wohl deshalb unter die Hitlerschen Schriftgelehrten aufgenommen worden sind, weil sie einmal einem politischen Gegner mit dem Telephonbuch auf den Kopf gehauen haben, nehmen Nietzsche heute als den ihren in Anspruch. Wer kann ihn nicht in Anspruch nehmen! Sage mir, was du brauchst, und ich will dir dafür ein Nietzsche-Zitat besorgen." - Kurt Tucholsky 1932, in: Gesammelte Werke, 1975, Bd. 10, S. 14
Durch die strukturelle Unterteilung in höherwertige und minderwertige Menschen bietet Nietzsche breite Möglichkeiten für eine rassistische und totalitär/diktatorische Auslegung. Der Gedanke scheint hier einfach zu entwickeln: "Nach Nietzsche ist die Masse der Menschen nur dazu da einzelne Individuen über sich zu erheben - Also erscheint es doch ganz klar das wir eine Elite brauchen die über die Menschen bestimmt" Hier lässt sich Nietzsche schwer mit Nietzsche wiederlegen, hat man nicht schon festgestellt das seine Theorie elitär ist. Wohl aber lässt sich angreifen das diese Elite eine privilegierte/herrschende Elite ist.
Zudem, obwohl Nietzsche deutlich gemacht hatte das rassische Merkmale unsinnig erscheinen, zumal der Übermensch keine Rasse darstellen könne, da er nur als Individuum auftreten könne, ist es ein kleiner Schritt hin zum Rassismus - ein Schritt der durch eine einfache Fehlinterpretation schnell getan ist.
Möglichkeit einer anarchistischen Auslegung
"Es ist nicht nötig, nicht einmal erwünscht, Partei für mich zu nehmen: im Gegenteil, eine Dosis Neugierde, wie vor einem fremden Gewächs, mit einem ironischen Widerstande, schiene mir eine unvergleichlich intelligentere Stellung zu mir." - an Carl Fuchs, 29. Juli 1888
"Ein Fälscher ist, wer Nietzsche interpretiert, indem er Zitate aus ihm benutzt. […] Im Bergwerk dieses Denkers ist jedes Metall zu finden: Nietzsche hat alles gesagt und das Gegenteil von allem." - Giorgio Colli, "Nach Nietzsche" S. 209
Es erscheint schwer eine so deutlich elitäre Auslegung der Gesellschaft für eine anti-elitäre Ordnung wie die Anarchie auslegen zu können. Dennoch ist es unter den Gesichtspunkten einer weiterentwickelten Interpretation deutlich zu sehen, dass selbst das oft von Nazis gebrauchte Prinzip schließlich und letzten Endes eine Richtung weg von der Herrschaft als zu ihr hin zeigen sollte.
"Eliten" in der Anarchie
Es ist unsinnig anzunehmen es gäbe keine Eliten mehr in einer anarchistischen Ordnung - es gibt Unterschiede zwischen Individuen, und sicherlich werden sich Individuen herausbilden die Idolfunktion besitzen aufgrund Talenten, oder Lebenseinstellungen. Dies ist in der Tat eine Eigenart der Gesellschaft die sich nicht durch Anarchie beseitigen lässt, was sie auch nicht sollte.
Der Unterschied zu den Eliten einer herrschaftlichen Gesellschaft, ist dass Eliten in einer Anarchie keine zusätzlichen Privilegien erhalten, sondern sich einzig durch Kompetenz auszeichnen.
Hier findet sich ein Kritikpunkt unendlich vieler halbgarer Ansätze von Gegnern libertärer Ordnungen. "In so einem Fall fehlt solchen Menschen doch die Motivation um die Leistung zu erbringen, die sie zur Elite erhebt" - so oder ähnlich schallt es aus den Mündern der Kritiker. Bei näherer Betrachtung unsinnig, und eine Grundsatzfrage der Anarchie, die immer wieder diskutiert wird und wurde, weshalb an anderer Stelle mehr als Genug Beispiele zu finden sind, welche solche haltlosen Kritiken zurückweisen.
- (Anmerkung: dieser Abschnitt gibt eine Einzelmeinung wieder. Zur Diskussion siehe Diskussion:Übermensch)
"Ãœbermensch"-Konzept in der Anarchie
Stellt man sich die Frage: "Wenn der Sinn der Menschheit es sein sollte, höchste Individuen hervorzubringen, was müssen die Vorraussetzungen sein, um dies zu ermöglichen?" so erhält man bald bei genauerem nachdenken eine klare Antwort: Wenn der Übermensch nach Nietzsche ein kreativer, Vorurteilsfreier Mensch sein sollte, der eine Gesellschaftsordnung ohne Dogmatismus errichten kann, so weist dies eigentlich klar auf eine freie Gesellschaft hin.
In der Tat ist bei Nietzsche nie wirklich die Rede von einem Privilegierten, einem herrschenden Übermenschen. Innerhalb einer Gesellschaft ist die Ausprägung individueller Talente und die Aufklärung ausserhalb von Dogmatismen, bis hin zu einem Niveau das als "übermenschlich" bezeichnet werden könnte dann gegeben, wenn Herrschaftsordnungen das Individuum eben nicht mehr einschränken. Zugleich ist eine Sicht wie im Anarchokapitalismus, also eine absolute Freiheit aller, ohne Rücksicht auf die anderen, unsinnig, da hier die Freiheit des Individuums wieder massiv gestört würde.
Die Regel "Die Freiheit endet erst da wo die Freiheit des anderen beginnt" in einer Gesellschaft welche in sich auf Werte wie Aufklärung und Schöpfung neuer Prinzipien setzt, ist aus dieser Sicht das Prinzip welches den Nihilismus ohne Dogmatismen überwindet, und dadurch ein quasi "übermenschliches" Prinzip darstellt.