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Tommyhaus

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Das Tommy-Weisbecker-Haus (TWH) ist seit März 1973 ein selbstverwaltetes Wohnkollektiv im Berliner Ortsteil Kreuzberg. Es ermöglicht selbstorganisiertes Leben und Wohnen für Jugendliche und junge Erwachsene mit Notschlafstellen für Trebegänger, Primärversorgung und Beratung in Problemlagen und Ämterangelegenheiten. Das Tommy-Weisbecker-Haus bietet auch die Möglichkeit eines festen Einzugs für Treber. Der freie Träger ist der gemeinnützige Verein Sozialpädagogische Sondermaßnahmen Berlin (SSB e. V.).

Geschichte

Im Februar 1973 wurde das Jugendzentrum Drugstore in Berlin besetzt, mit der Forderung nach dem leerstehenden Haus in der Wilhelmstraße 9. Am 2. März 1973, ein Jahr nach dem Tod Thomas Weisbeckers, kam eine Nutzungsvereinbarung und ein Nutzungsvertrag zustande.

Zwischen Ende des Jahres 1974 Anfang 1975 kam es zum Konflikt mit der Senatsverwaltung um die Heimaufsicht im TWH. Es wurde eine Sozialarbeiterstelle gefördert. Noch während des Konfliktes kam es am 5. März 1975 zu größeren Zerstörungen im TWH durch eine Polizeirazzia, die auf der Suche nach dem von der terroristischen Vereinigung Bewegung 2. Juni entführten CDU-Abgeordneten Peter Lorenz war. Diese Razzia war Teil der größten Polizeiaktion in West-Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg mit Durchsuchung von 80 linken Projekten. In die Geschichte ging die Polizeiaktion als ‚Aktion Wasserschlag‘ ein. Am 11. Februar 1976 veröffentlichte die Berliner CDU ein mit hoher Auflage in Kreuzberg verteiltes Flugblatt gegen das Georg-von-Rauch-Haus und das Tommy-Weisbecker-Haus.

Der Berliner Senat zahlte Mitte des Jahres 1976 für die Zerstörungen durch die Polizei 10.000 DM Schadensersatz. 1980 wurde ein Finanzierungsantrag für die Renovierung des TWH gestellt, der 1982 im Rahmen der Selbsthilfe und der Internationalen Bauausstellung vom Berliner Senat bewilligt wurde.

1989 wurde mit Fertigstellung des Fassadenbildes die letzte Baumaßnahme am TWH abgeschlossen. Federführend für die Umsetzung der Wandbilder war der Künstler und ehemalige Sozialarbeiter Andreas Dornbusch.[1] Die Bauarbeiten liefen in Selbsthilfe.

1990 erfolgte die Eröffnung des Cafés Linie 1. Durch die Fertigstellung des Veranstaltungssaals ‚Schicksaal‘ sind größere Konzerte möglich. Unter anderem spielten Rage Against The Machine (1996), Queens of the Stone Age, No Respect (2006) Moskovskaya (Januar 2007) und im Frühjahr 2007 spielten Chumbawamba.

Durch die zentrale Lage zwischen Willy-Brandt-Haus und der Bannmeile um das Regierungsviertel wurde das TWH Anfang der 1990er Jahre von Teilen der Berliner Politik als Sicherheitsrisiko eingestuft.

In den 1990er-Jahren entwickelten sich im TWH unter anderem die selbstständigen Projekte Kinderferien/Tagungsort Wernsdorf und der Kulturhof Berlin.

1994 entstand aus den ‚Hanftagen‘ im TWH das Hanfmuseum. 1997 fand im Tommy-Weisbecker-Haus das erste Planungstreffen des Bündnisses Hanf-Parade statt.[2]

Im Mai 1997 fand die Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht in Jugoslawien 1941–1944 statt.[3]

Nach dem Jahr 2000 gab es Gedenktage zum Tod von Carlo Giuliani[4] und zum Tod von Thomas Weisbecker[5] sowie Geburtstagsfeiern zur Geschichte vom Tommy-Weisbecker-Haus.[6]

Im Jahr 2007 stellte der Berliner Senat die Förderung der Arbeitsstellen von einer Sozialarbeiterin, einer halben Verwaltungsstelle und einer teilfinanzierten Hausmeisterstelle ein. Als Begründung wurde der Sparzwang des Landes Berlin angegeben. Trotz Wegfall der Förderungen blieb das Tommy-Weisbecker-Haus auch weiterhin ein Zufluchtsort und Schutzraum für Treber.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Interview mit Dorni (ehemaliger Sozialarbeiter im TWH)
  2. Unterlagen zur Gründung des Bündnisses Hanfparade e.V.: Haschrebellen
  3. Ausstellung Verbrechen der Wehrmacht in Jugoslawien 1941–1944 und Begleitprogramm im Mai 1997 im TWH
  4. Gedenkveranstaltung zum Tod von Carlo Giuliani im Juli 2001 im TWH
  5. Gedenkveranstaltung zum Tod von Thomas Weisbecker am 2. März 2002 im TWH
  6. Aktionswoche 2.–8. März 2003: 30 Jahre TWH