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Bewegung 2. Juni

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Die Bewegung 2. Juni war eine anarchistische Stadtguerilliagruppe, die in den 70ern in Westberlin aktiv war.

Enstehung: 68er und der Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen[edit]

Die Bewegung 2. Juni entstand aus den Resten der deutschen 68er-Bewegung, und setzte deren Radikalisierung in puncto Militanz fort. Hierbei spielte insbesondere die Ermordung von Benno Ohnesorg am 2. Juni 1967 durch einen Polizisten (hierauf bezieht sich auch der Name der Gruppe), sowie der Anschlag auf Rudi Dutschke am 11. April 1968, an dessen Spätfolgen er am 24. 12. 1979 starb, durch einen von der Springerpresse aufgehetzten Nationalisten eine wichtige Rolle. Als Folge darauf kam es zu schweren Ausschreitungen vor dem Springergebäude in Berlin, an denen sich viele der späteren Gruppenmitglieder beteiligten.

Die Gruppe entstand aus einem eher subkulturellen Umfeld, in dem das Zusammenleben in Kommunen (z.B. die Kommune 1 und die Wielandkommune) , Ladendiebtstahl, Militanz sowie der Konsum und Verkauf von Drogen prägender war als intelektuelle Diskussionen. Aus diesen Kifferkreisen entstand der Zentralrat der umherschweifenden Haschrebellen, der in gewißer Weise eine Art Vorgängerorganisation war. Allerdings war es keine wirklich feste Gruppe, der Name sollte eine ironische Anspielung auf die damals entstehenden Polit-Sekten sein. U.a. organisierte der Zentralrat ein öffentliches Massenkiffen im berliner Tiergarten, um auf die Repression gegen Kiffer zu reagieren.

In diesem Zusammenhang sind aber insbesondere mehrere Straßenschlachten vor linken Clubs zu erwähnen, die als Reaktion auf versuchte Drogenrazzien stattfanden, und bei denen es zum Teil gelang, die Polizei zu vertreiben. Sie galten als eine neue Stufe von Militanz in der zerfallenden 68er-Bewegung, und waren prägend für die späteren Mitglieder des 2. Juni.

1969-74: Erste Anschläge, Tote, Verhaftungen[edit]

Am 9. November 1969 scheiterte ein Anschlag auf das jüdische Gemeindehaus in Berlin. Dieser wurde aus antisemitischen Beweggründen verübt, und kam aus dem Umfeld, aus dem später der 2.Juni entstand.Nachdem Ende 1970 bei einer Hausdurchsuchung 2 Bomben gefunden wurden, waren die ersten Mitglieder gezwungen, in die Illegalität abzutauchen.

Am 29. September überfielen RAF und 2. Juni gemeinsam 3 west-berliner Banken ("Dreierschlag"). Ab da verübte der 2. Juni immer wieder Banküberfälle. Mit einem Teil der Gelder finanzierten sie immer wieder Kampagnen, Kinderläden, Radiosender, Zeitungen etc. der legalen Linken. Legendär wurden 2 Banküberfälle, bei dem der 2. Juni Flügblätter und Schokoküsse an die Bankkunden verteilten.

Am 4. Dezember 1971 wurde Georg von Rauch unter ungeklärten Umständen von einem Polizeibeamten erschossen.

Im Januar 1972 schloßen sich verschiedene militante Gruppen aus West-Berlin (bis dahin unter dem Namen "Blues" zusammengefasst) zur Bewegung 2. Juni zusammen.

Nachdem britische Soldaten auf eine Demonstration nordirischer Bürgerrechtlerschießen und 13 Menschen töteten, verübte der 2. Juni am 2. Februar einen Sprengstoffanschlag auf den britischen Yachtclub und 2 PKWs der allierten Streitkräfte. Der Hausmeister Erwin Beelitz versuchte eine der Bomben zu entschärfen, und starb dabei.

Nachdem Thomas Weißbecker von einem Polizeibeamten erschossen wurde, verübte die Gruppe am 3.März einen Sprengstoffanschlag auf das LKA Berlin. Am 5. Mai folgte ein Brandanschlag auf die Juristische Fakultät in Berlin, diesmal als Reaktion auf die Einstellung der Verfahren gegen die Todesschützen. Am 7. Mai wurden Inge Viett und Ulrich Schmücker verhaftet. Inge Viett konnte im August 1973 fliehen. Ulrich Schmücker kooperierte mit dem Verfassungsschutz, wurde entlassen und am 4. Juni 1974 von Mitgliedern des 2. Juni im Grunewald erschossen.

Nachdem Holger Meins trotz Zwangsernährung während eines Hungerstreikes starb, erschoß der 2. Juni am 10. November 1974 den berliner Kammergerichtspräsidenten Günter von Drenkman.

Februar/März 1975: Die Lorenz-Entführung[edit]

Am 27. Februar, mitten im berliner Wahlkampf, entführte die Bewegung 2. Juni den berliner CDU- Landesvorsitzenden und Spitzenkandidaten Peter Lorenz. Anschließend hielten sie ihn 5 Tage im Keller eines Ladens in der Schneckendorferstraße gefangen. Sie forderten die Freilassung aller Personen die bei einer militanten Demonstration 3 Monate zuvor verhaftet worden waren, sowie die Freilassung von 6 Personen aus den Stadtguerilliagruppen 2. Juni, den Revolutionären Zellen, der RAF, der Roten Ruhr Armee sowie den Tupamaros München. Alle Forderungen wurden erfüllt, und Peter Lorenz am 4. März freigelassen. Er sagte später, er sei "korrekt behandelt worden". Die Mitglieder des 2. Juni fanden in seiner Aktentasche unter anderem Unterlagen einer geplanten BVG-Fahrpreierhöhung sowie Massenentlassungen bei den "Deutschen Telephonwerken", welche sie veröffentlichten. Die Fahrpreiserhöhungen wurden um ein halbes Jahr verschoben, die Pläne für die Massentlassungen dementiert. Außerdem schrieb der 2. Juni die Broschüre "Die Entführung aus unserer Sicht", in der sie ihre Beweggründe darlegten. Der 2.Juni und die legale Linke verteilten gemeinsam 30.000 Exemplare in einer halben Stunde, später wurden weitere nachgedruckt.

1975/76: Das Ende der Bewegung[edit]

Während der Jahre 1975 und 1976 wurden alle bekannten Mitglieder des 2 Juni verhaftet. Am 2. Juni 1980 erklärte ein Teil der Bewegung 2. Juni seine Auflösung und Übertritt zur RAF. Anfang der 90er kamen die letzten Gefangenen des 2. Juni frei. Zum Teil sind sie noch heute in der legalen Linken aktiv.

Unterschiede zur RAF[edit]

Während die RAF eine streng hierachische, marxistische-leninistische Kaderorganisation war, war die Bewegung 2. Juni libertär-anarchistisch ausgerichtet. Allerdings verfasste sie nur eine einzige theoretische Schrift (die die meisten Mitglieder nicht einmal kannten). Während die RAF eine rein studentische Gruppe war, waren im 2. Juni auch viele Menschen mit proletarischen Hintergrund aktiv. Während alle RAF-Mitglieder sofort in die Illegalität gingen, tauchten die Mitglieder des 2. Junis erst unter, wenn die Polizei nach ihnen fahndete. Anders als die RAF hielt der 2. Juni immer Kontakt zur legalen Linken, unterstützte sie und beteiligte sich gelegentlich auch an legalen und halblegalen Aktionen. Die Bewegung 2. Juni versuchte nur solche Personen zu treffen, denen sie eine besondere Stellung im kapitalistischen System zuschrieb (was aber mißlang - siehe Erwin Beelitz). Deshalb warf die RAF ihr Populismus vor.

Bekannte Mitglieder[edit]

Weblinks[edit]


Kategorie:Widerstand Kategorie:68er