Still working to recover. Please don't edit quite yet.

Sich-Behaupten

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Sich-Behaupten">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Revision as of 10:59, 24 March 2011 by Stefan Otto (Talk | contribs) (Sich-Behaupten der Organismen - ein Begriff aus der gestalteten Kombination von Evolutionstheorien)

(diff) ← Older revision | Latest revision (diff) | Newer revision → (diff)
Jump to: navigation, search

Nach darwinistischen Vorstellungen über die Evolution, die auf der Dominanz der Fremdeinflüsse beruhen, erfolgen erst die Veränderungen in der Umwelt und dann die Eigenentwicklung (Anpassung). Bei Vorstellungen, in denen die Eigenentwicklung dominiert, verändert sich zuerst die Eigenentwicklung und dann wird ein anderer Bezug zur Umwelt aufgebaut (Auf-Sich-Selbst-Beziehen). Die vielschichtige Vorstellung, dass sich Organismen (nicht einzelne Lebewesen) in ihrer Umwelt behaupten, beinhaltet auch, dass die Eigenentwicklung und die indirekte Verkopplung mit der Umwelt gleichzeitig erfolgen. Diese vielschichtige Vorstellung nähert sich den beiden konträren Vorstellungen (Anpassung und Auf-Sich-Selbst-Beziehen) an, ohne dass diese integriert werden.


Thesen

Zwischenthese, Anpassung – Auf-Sich-Selbst-Beziehen: Es existieren zwei gegensätzliche Vorstellungen über Organismen: die Selektion der angepassten Organismen und das Auf-Sich-Selbst-Beziehen, aus dem heraus sich die Organismen mit der Umwelt verbinden. Die Vorstellungen werden entweder mit Hilfe der gegenstandsorientierten oder der methodenorientierten Forschung begründet. Die erste Vorstellung beinhaltet, dass die Entwicklung der Organismen den äußeren Bedingungen alternativlos unterworfen ist, wobei nur sekundär Möglichkeiten der Eigenentwicklung zugelassen werden. Und die zweite Vorstellung beinhaltet die Abhängigkeit von der Eigenentwicklung, wobei sekundär die Möglichkeiten von Fremdeinflüssen eingeschlossen sind.

These, Sich-Behaupten von Organismen: Die vielschichtige Vorstellung, dass sich Organismen (nicht einzelne Lebewesen) in ihrer Umwelt behaupten, beinhaltet, dass sie die Veränderungen des Selbstbezugs und die indirekte Verkopplung mit der Umwelt gleichzeitig erfolgen. Diese Vorstellung, die aus den Vorstellungen der reinen Anpassung und des reinen Auf-Sich-Selbst-Beziehens erzeugt wird, kann diese nicht integrieren, ist demzufolge selbst begrenzt. Aber in der vielschichtigen Vorstellung des Sich-Behauptens bedingen sich die relativierte Vorstellung des Auf-Sich-Selbst-Beziehens (auf der Basis der direkten Eigenentwicklung) und die relativierte Vorstellung des Anpassens (auf der Basis indirekter Fremdeinflüsse) gegenseitig, so dass die beiden Vorstellungen jeweils in ihren Geltungsbereich präzisiert werden können.


Inhalt

In den darwinistischen Theorien ist die Vorstellung über die Anpassung sehr allgemein gefasst, so dass eine Widerlegung nicht möglich ist. Die Anpassung lässt sich nur dann in sich widerspruchsfrei rekonstruieren, wenn sie als ein alternativloses Unterwerfen unter die Umwelt verstanden wird. Die Vorstellung der Anpassung von Organismen setzt voraus, dass diese Grenzen zur Umwelt besitzen, wobei innerhalb dieser Grenzen sich ihr Selbstbezug entfalten kann. Ein vollständig angepasster Organismus hätte keine eigenen Grenzen mehr und würde mit der Umwelt verschmelzen und so nicht mehr existieren. In dieser Vorstellung über die Anpassung dominieren die Fremdeinflüsse gegenüber der Eigenentwicklung. Das Gegenteil von Anpassung ist nicht eine autarke Eigenentwicklung, die unabhängig von Fremdeinflüssen verläuft, sondern eine autonome Eigenentwicklung mit einer Dominanz der Eigenentwicklung gegenüber den Fremdeinflüssen. Die Eigenentwicklung zeigt sich im Selbstbezug (Auf-Sich-Selbst-Beziehen), wobei indirekte Beziehungen zu den äußeren Bedingungen vorhanden sind, wie es zum Beispiel in der Theorie der Autopoiesis gedeutet wird. Anhänger der Kritischen Evolutionstheorie widersprechen der Vorstellung der Anpassung, da sie die Evolution wie in der Theorie der Autopoiesis aus der Dominanz der Eigenentwicklung heraus untersuchen (vgl. das Buch „Evolution ohne Anpassung“ von Karl Edlinger, Wolfgang Gutmann und Michael Weingarten 1991): „Selektion ist nicht darwinistische Auslese, sondern Sicherung von Organisation von Lebewesen durch Selbstzerstörung und Selbstbehinderung der defekten Konstruktionen, wodurch deren Eigenschaften untergehen und aus der Population der weiteren Generationsfolge beseitig werden.“ (Wolfgang Gutmann 1995, 174) So besitzt Selektion nach dem Verständnis der Kritischen Evolutionstheorie eine lokale Bedeutung, aber eine vielschichtig verstandene Evolution kann nicht auf die darwinistische Auslese (und spontane Mutationen) reduziert werden. In meinem Konzept (siehe These 10) nähert sich die vielschichtige Vorstellung des Sich-Behauptens der Organismen dann der Vorstellung der Anpassung an, wenn Bedingungen für eine Dominanz der Fremdeinflüsse vorliegen. Diese Vorstellung des Sich-Behauptens erreicht aber diesen Grenzfall der “reinen“ Anpassung nicht, wie er in den darwinistischen Theorien vertreten wird, aber auch den Grenzfall des Selbstbezugs nicht, wie er in der Theorie der Autopoiesis erklärt wird. Damit kann die begrenzte Vorstellung des Sich-Behauptens die beiden einseitigen Vorstellungen nicht integrieren, verknüpft aber beide indirekt und systematisch. Nach darwinistischen Vorstellungen über die Evolution, die auf der Dominanz der Fremdeinflüsse beruhen, erfolgen erst die Veränderungen in der Umwelt und dann die Eigenentwicklung (Anpassung). Bei Vorstellungen, in denen die Eigenentwicklung dominiert, verändert sich zuerst die Eigenentwicklung und dann wird ein anderer Bezug zur Umwelt aufgebaut (Auf-Sich-Selbst-Beziehen). Die vielschichtige Vorstellung, dass sich Organismen (nicht einzelne Lebewesen) in ihrer Umwelt behaupten, beinhaltet auch, dass die Eigenentwicklung und die indirekte Verkopplung mit der Umwelt gleichzeitig erfolgen. Diese vielschichtige Vorstellung nähert sich den beiden konträren Vorstellungen (Anpassung und Auf-Sich-Selbst-Beziehen) an, ohne dass diese integriert werden.

Literatur

  • Darwin, Charles (1988): Ãœber die Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl. Darmstadt.
  • Edlinger, Karl/ Wolfgang Gutmann, Michael Weingarten (1991): Evolution ohne Anpassung, Frankfurt a.M.
  • Gutmann, Wolfgang (1995): Die Evolution hydraulischer Konstruktionen, Frankfurt a.M.
  • Margulis, Lynn (1999): Die andere Evolution, Heidelberg.
  • Maturana, Humberto (1982): Erkennen: Die Organisation und die Verkörperung der Wirklichkeit, Braunschweig
  • – / Francisco Varela (1987): Der Baum der Erkenntnis. Die biologischen Wurzeln menschlichen Erkennen. Bern und München.
  • – (1994): Was ist Erkennen? München.
  • – (1998): Biologie der Realität, Frankfurt a.M.
  • Mayr, Ernst (1984): Die Entwicklung der biologischen Gedankenwelt, Berlin
  • – (1991): Eine neue Philosophie der Biologie, München
  • – (1994): ... und Darwin hat doch Recht, München
  • – (2003): Das ist Evolution, München
  • Wesson, Robert (1995): Chaos, Zufall und Auslese in der Natur, Frankfurt a.M. und Leipzig.
  • Weingarten, Michael (1992): Organismuslehre und Evolutionstheorie, Hamburg.
  • – (1993) Organismen – Objekte oder Subjekte der Evolution, Darmstadt.
  • Wuketits, Franz M. (1988): Evolutionstheorien, Darmstadt.
  • Zrzavý, Jan / David Storch und Stanislav Mihulka (2009): Evolution: Ein Lese-Lehrbuch, Heidelberg


Weblinks

Kategorie:eine vielschichtig verstandene Evolution