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Anarchismus und Marxismus
Contents
Einleitung
Oftmals werden in der Linken Anarchismus und Marxismus als "verfeindete Lager" gegenuebergestellt. So sehen z.B. einige AnarchistInnen den Marxismus als "autoritaere Ideologie" an, waehrend einige MarxistInnen im Anarchismus eine "kleinbuergerliche Ideologie" erblicken. Dabei gibt es jedoch weder "den Anarchismus" noch "den Marxismus". So gibt es z.B. im "anarchistischen Lager" Anarcho-KommunistInnen, Individual-AnarchistInnen, Kollektivistische AnarchistInnen, und AnarchosyndikalistInnen. Im "marxistischen Lager" gibt es libertaere MarxistInnen/KommunistInnen, MLer (Marxisten-Leninisten), Trotzkisten etc. Es gibt Linke, die sich als AnarchistInnen definieren, sich aber auch auf Ideen von Marx beziehen und solche, die sich als MarxistInnen oder KommunistInnen bezeichnen, die aber auch mit anarchistischen Ideen sympathisieren. Die Gemeinsamkeiten z.B. zwischen libertaeren MarxistInnen und AnarchosyndikalistInnen oder kollektivistischen AnarchistInnen sind weitaus groesser als zwischen libertaeren MarxistInnen und MLern oder zwischen IndividualanarchistInnen und kollektivistischen AnarchistInnen. Aus diesen Gruenden ist die Spaltung in Anarchismus und Marxismus hoechst problematisch und historisch ueberholt.
Historische Urspruenge der Spaltung in Anarchismus und Marxismus
Die historischen Urspruenge der Spaltung zwischen Anarchismus und Marxismus liegen im 19. Jahrhundert, in der Zeit der Ersten Internationale, und dem Streit zwischen Marx und Bakunin, bei dem u.a. Marx Bakunin mit Mord gedroht hat. ... Trotz des Streites hat Bakunin den Wert der Marxschen kapitalismuskritischen Schriften anerkannt.
Ebenfalls bekannt ist der Streit zwischen Pierre Joseph Proudhon und Marx.
Im Spanischen Bürgerkrieg (1936-9) , der heute fuer die Selbstdefinition vieler AnarchistInnen nach wie vor eine grosse Rolle spielt, kaempften Anarcho-SyndikalistInnen (CNT und FAI) zusammen mit der marxistischen POUM gegen die von der Sowjetunion unterstützten PCE (Kommunistische Partei).
Es gab historisch auch immer wieder Grenzgaenger zwischen Anarchismus und Marxismus, wie z.B. Victor Serge [1], Murray Bookchin [2], Alfred Rosmer [3] oder die Situationisten. Starke Berührungspunkte gibt es weiterhin zwischen Anarchismus und Rätekommunismus.
Auch im Zuge der StudentInnenbewegung Ende der 60er Jahre kam es zu neuen Verbindungen zwischen Anarchismus und Marxismus. In Frankreich steht für die "Anarcho-Marxismus" u.a. Daniel Cohn-Bendit. Im Anarcho-Marxismus geht es um die Verbindung von marxistischer Analyse und Kritik der Gesellschaft mit anarchistischen Praxisformen (Direkte Aktion, Sabotage etc.). Heute gibt es einige die sich als liberätäre MarxistInnen bezeichnen (z.B der französische Krimiautor Frédéric H Fajardie).
kritische Literatur
- Bini Adamczak (2004). Kommunismus. Kleine Geschichte, wie endlich alles anders wird. Unrast-Verlag. ISBN 3-89771-430-2
Unpatetische Erzählung über die Notwendigkeit des kommunistischen bzw. eben auch anarchistischen Begehren, die Welt zu verändern, mit einem kleinen Abriss über die vielfältige Geschichte der Vorstellungen vom Kommunismus.
- Broschüre: Daniel Guerin: Anarchismus und Marxismus; Noam Chomsky: Anmerkungen zum Anarchismus. U.a. bei FAU-Mat (2 Euro)