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Klassismus

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Klassismus ist die Bezeichnung für die Diskriminierung und Unterdrückung von Angehörigen einer als 'niedriger' bezeichneten sozialen Klasse. Der Begriff ist eine aus dem Englischen kommende Parallelbildung zu Rassismus.

Begriffsbildung

Klassismus ist die deutsche Übersetzung des englischen Begriffs Classism, der Anfang der 1970er Jahre in den USA gebildet wurde. Er entstand unmittelbar nach dem Begriff Sexismus im gleichen feminstischen Umfeld. Mit dem Begriff sollte betont werden, dass klassenspezifische Diskriminierung genauso existiere und bekämpft werden müsse wie Rassismus oder Sexismus.

Theorie

Innerhalb der Diskussionen um Klassismus unterscheiden zwischen Diskriminierung gegenüber Arbeitern (working class) und armen Menschen (poverty class).

Der Ökonom Chuck Barone unterscheidet drei Ebenen von Klassismus:

  • Makro-Ebene: Unterdrückung einer Klasse durch eine andere vor allem durch ein bestimmtes polit-ökonomisches System. In diesem Bereich fällt beispielsweise die Ausbeutung durch zu schlecht bezahlte Arbeit. Das heißt auch, dass der Kapitalismus an sich bereits klassistisch ist, bzw. das Antiklassismus auf dieser Ebene notwendigerweise antikapitalistisch sein muss.
  • Meso-Ebene: Unterdrückung einer Klasse durch den Aufbau von negativen Vorurteilen gegenüber Angehöriger einer „niedrigeren“ Klasse mit Hilfe der Medien. Antiklassismus auf dieser Ebene umfasst die Forderung nach einer anderen Medienkultur.
  • Mikro-Ebene: Individuelle Erlebnisse von klassistischer Gewalt. In den USA gibt es seit einigen Jahren Anti-Klassimus-Trainings analog zu den Anti-Rassismus-Trainings, um individuelle klassistische Einstellungen zu überwinden.

Im Unterschied zu beispielsweise maoistischen Marxisten gehen Theoretiker des Klassismus nicht unbedingt davon aus, dass die Auseinandersetzung zwischen Klassen ein so genannter „Hauptwiderspruch“, Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht oder Ethnizität hingegen nur so genannte „Nebenwidersprüche“ seien. Es geht ihnen vor allem darum, zu verhindern, dass die Diskussion über die von ihnen angenommene Klassendiskriminierung gegenüber den heute dominierenden Diskussionen über die beiden anderen genannten Formen von Diskriminierung weiter in den Hintergrund gerät. Betont wird auch die Überschneidung verschiedener Unterdrückungsformen, wie sie beispielsweise von der Triple Oppression-Theorie formuliert wird.

Klassismustheoretiker gehen davon aus, dass Klassenzugehörigkeit „sozialer Vererbung“ unterliege. Ihrer Ansicht nach existieren besonders im Bildungsbereich klassistische Selektionsmechanismen, die dazu führen würden, dass Menschen oftmals in der sozialen Klasse verbleiben, in der sie geboren wurden. In den USA haben sich Gruppen wie die Workingclass Academics gebildet, die ihre Aufgabe darin sehen, gegen derartige Mechanismen anzukämpfen.

Die Klassismustheorie hat Deutschland bisher kaum erreicht. Im deutsch- und französischsprachigen Diskurs spielen - vor allem im Bezug auf die soziale Vererbung von Klasse - eher die Begriffe Kapitalsorten, Habitus und symbolische Gewalt von Pierre Bourdieu eine Rolle, die wiederum in den USA weniger gebräuchlich sind.

Klassistische Ideologien und Schlagworte

Eine besondere klassistische Ideologie ist der Elitarismus, wie ihn beispielsweise Friedrich Nietzsche oder der George-Kreis vertreten haben.

Klassistisch abwertende Schlagworte sind unter anderem: Proll, White Trash, Mob, Pöbel

Literatur

  • Maurianne Adams, Warren J. Blumenfeld, Rosie Castaneda, Heather W. Hackman, Madeline L. Peters, Ximena Zuniga (Hrsg.): Readings for Diversity and Social Justice: An Anthology on Racism, Antisemitism, Heterosexism, Ableism, and Classism. Routledge, New York/London 2000, ISBN 0-4159-2634-3
  • Marcia Hill, Esther D. Rothblum (Hrsg.): Classism and Feminist Therapy. Counting Costs. Harrington Park Press, New York 1996, ISBN 1-56023-092-4
  • Bell Hooks: Where We Stand. Class Matters. Routledge, New York 2000, ISBN 0-415-92911-3
  • Betsy Leondar-Wright: Class Matters: Cross-Class Alliance Building for Middle Class Activists. New Society Publishers, Gabriola Island 2005. ISBN 0-865-71523-8
  • Anja Meulenbelt: Scheidelinien. Ãœber Sexismus, Rassismus und Klassismus. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 1988, ISBN 3-498-04316-1
  • John Russo, Sherry Lee Linkon (Hrsg.): New Working-Class Studies. ILR Press, Ithaca 2005, ISBN 0-801-48967-9
  • Alphons Silbermann: Von der Kunst der Arschkriecherei. Rowohlt. Berlin 1997 [1]
  • Heike Weinbach: Social Justice statt Kultur der Kälte. Alternativen zur Diskriminierungspolitik in der Bundesrepublik Deutschland. Karl Dietz Verlag Berlin 2006 ISBN 3-320-02911-8 ISBN 978-3-320-02911-1 [[2]]

Weblinks