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Difference between revisions of "Antispeziesismus"
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Revision as of 13:15, 26 July 2008
Antispeziesismus gibt vor, die Kritik an Herrschaft, die auf Grund einer konstruierten Spezieszugehörigkeit statt finde, zu sein. Der Begriff Speziesismus wurde um 1970 durch den Psychologen Richard Ryder konstruiert, da ihn moralische Bedenken quälten, die ihn dazu brachten, seine Tierversuche einzustellen. Der Begriff wird benutzt um die Unterscheidung nach Artzugehörigkeit zu kritisieren.
Unterschiede in Aussehen und Verhalten werden beim Speziesismus als wertende Kategorien benutzt, die Leidensfähigkeit der Tiere wird ignoriert, um Wehrlose zum eigenen Nutzen unterdrücken zu können, dass diese Sicht der Dinge bereits eine Verharmlosung von Rassismus ist, ist den Verfechtern des Antispeziesismus offenbar nicht klar, dass dies im Weiteren sogar eine rückwertige Rechtfertigung des nationalsozialistischen Euthanasieprogramms ist, will ihnen dabei anscheinend nicht mal im Ansatz bewusst werden.
Nach antispeziesistischer Logik ist Tierhaltung identisch mit Knast, und Käfighaltung von Hühnern identisch mit den KZs der Nazis. Da die meisten Menschen Mensch und Tier als unterschiedlich wertig betrachten, wird dieser Vergleich oft als Relativierung der Shoah empfunden. Dies hat dieser Sichtweise auch einige Kritik eingebracht. Ebenso gab es die Notwendigkeit sich von Rechten oder Sekten wie "Universelles Leben" zu distanzieren. Was nicht immer im nötigen Maße geschah.
Für antispeziesistische AnarchistInnen ist es verkürztes Denken, die Herrschaft des Menschen über den Menschen abschaffen zu wollen und an der Herrschaft des Menschen über das Tier nichts zu ändern. Nicht verkürzt hingegen gilt bei ihnen ihr eigenes Denken, das den Vorwurf des Speziesismus nur dem Menschen vorhält, d.h. heißt in ihren Vorwürfen agieren sie selbst als Speziesisten.
- Im Gegensatz zum Menschen wird sich der Löwe auch kaum an dieser nihilistischen Auffassung stören und weiterhin Antilopen jagen, wenn er Hunger verspürt oder müssen jetzt alle Raubtiere getötet werden, um Speziesismus zu beseitigen? Obwohl dies geht natürlich auch wieder nicht, weil das Töten wäre ja wieder Speziesismus. Vor allem wer entscheidet das und outet sich damit selbst als Speziesist? Gewöhnlich werden Grundannahmen, die sich in der Voraussetzung selbst widersprechen als Dilemma bezeichnet. Gibt es etwa ein Antispeziesismusdilemma? Schon blöde wenn mensch sich auf Esoterik und religiösen Glauben zurück ziehen muss, um bei der ganzen Widersprüchlichkeit nicht ins Rutschen zu kommen. Aber wir erinnern uns, am Anfang der Bewegung stand moralischer Zweifel. Wieviel Millionen Menschleben moralischer Fanatismus in den letzten tausend Jahren gekostet hat, darüber wird sicher von Anti-Speziesisten keine Antwort kommen. Wurden nicht die Hexenverbrennungen im Mittelalter und die Steinigungen untreuer Ehefrauen in Afrika ebenfalls moralisch begründet, meinte George Bush nach dem 11. September nicht, das moralische Recht zu haben, die Erde in Brand setzen zu dürfen? Wie halten es Antispeziesisten eigentlich mit freier Liebe? Die verstößt schließlich auch gegen moralische Vorstellungen vieler Menschen. Wenn irgendwann Vernunft an die Stelle von Moral tritt, kann die Kritik gerne gelöscht werden, nur wird die Bewegung dann in sich selbst zusammen brechen.
- AnarchistInnen kämpfen gegen eine gesellschaftlich konstruierte Herrschaft. Ökokreisläufe umkehren zu wollen und die Natur zu manipulieren, ist die Sache des Anarchismus nicht.
AntispeziesistInnen sind in der Regel VeganerInnen.
Contents
Zitate
eindimensionales Denken
- Bislang schützt die verkürzte Theorie vieler veganer Denklogiken die meisten vor zu viel Erkenntnis und lässt sie sich selbst als oberradikale Richtiglebende in einem Meer von Falschlebenden empfinden... Wer aber die Frage gar nicht mehr stellt, wer die komplexen Wirkungsgefüge gar nicht mehr durchdringt und mit verkürztem Blick primitive Gut-Böse-Schemata aufstellt, um auf der Basis der eigenen Denkfaulheit andere Menschen zu verteufeln, die dem eigenen Binärmuster nicht entsprechen, der muss sich Kritik gefallen lassen. Binäres Denken in Schwarz-Weiß, Gut-Böse, d.h. nur in direkten Wirkungen, aber nicht in komplexen Wirkungsgefügen, prägt die heutige Gesellschaft überall: Terror ist die Folge von Islamismus oder von Ausbeutung (je nachdem, welche BinärdenkerInnen grad ihre verkürzten Wahrheiten daherpredigen), Arbeitslosigkeit ist die Folge von Faulheit oder des Finanzkapitals (auch hier je nach BinärdenkerIn unterschiedlich, aber eben immer binär) usw.
- Emanzipatorische Politik dagegen bedeutet das Denken erstens vom Menschen her und zweitens innerhalb komplexer ökologischer und sozialer Gefüge. Die meisten veganen Theorien und Parolen sind davon ebensoweit entfernt wie viele andere politische Theorien der Jetztzeit. Wo Antifas nur Stiefelnazis jagen und die faschistoiden Tendenzen in der Breite der Gesellschaft übersehen oder zu anstrengend als Ziel von Protest empfinden, ist ihr Blick reichlich eingeschränkt. Wo sie sogar mehr Polizei und Knast gegen Nazis fordern, übersehen sie die soziale Komplexität und fordern, da autoritäre Rahmenbedingungen eher Faschismus fördern, am Ende sogar mehr Nazis. Wo modernisierte UmweltschützerInnen mit Windrädern auf den Augen nur noch immer neue und größere Anlagen fordern, verpassen sie die Chance, gleich Mehreres zu schaffen: Neben anderen Energiequellen auch deren umweltgerechte Hergestellung, die umweltfreundliche Verteilung über möglichst geringe Entfernungen (zu den Offshore-Windanlagen im Meer müssen jetzt riesige Hochspannungstrassen gebaut werden!) und schließlich eine Veränderung der Eigentumsverhältnisse an Energieanlagen. Doch die modernen Ökos schaffen auch nur eine Ecke des Denkens und handeln binär. Und so machen es viele ... (Jörg Bergstedt)
- aus vegan - ökologisch - politisch
Soja
- Ein Beispiel für eindimensionalen Veganismus ist der Hype um Soja und Soja-Produkte, die mit einer extrem zerstörerischen und ausbeterischen Produktion u.a. in Brasilien verbunden sind. Auch wenn der Großteil von Soja als Futtermittel importiert wird, so beschaffen VeganerInnen und VegaetarierInnen, welche die Produktionsbedingungen und Handelsbeziehungen ausblenden, Akkzeptanz für diesen Schrott. (Espi)
- Bis vor 30 Jahren war die Landwirtschaft Argentiniens stark von Fruchtfolge und kombiniertem Anbau geprägt, mit wenig Einsatz chemischer Düngemittel und geringem Pestizidverbrauch. Das Land war mit Fleisch und Getreide selbstversorgt, da es in der Lage war, davon bis zu achtmal mehr als den eigenen Bedarf zu produzieren. Hunger war unbekannt selbst unter den Armutsschichten (...). Diese änderte sich jedoch rasch mit der Industrialisierung und der Entvölkerung ländlicher Gebiete. [...] Während in den 70er-Jahren lediglich 5 % der Bevölkerung unter der Armutsgrenze zu bezeichnen waren, stieg diese auf 15 % in den 80er-Jahren, auf 30 % in den 90er-Jahren und schließlich auf den derzeitigen Höhepunkt von 45 %. Zur selben Zeit ist die Sojaproduktion angestiegen zu Ungunsten des Anbaus anderer Pflanzen(insbesondere des Linsen- und Erbsenanbaus) und der Fleischproduktion. Soja ist jedoch wie in Brasilein kein Bestandteil der heimischen Ernährung. Sie ist auf den Export nach Asien und Europa gerichtet (...). (Antônio Inácio Andrioli )
Leidensfähigkeit
- Peter Singer prägte analog zu Rassismus und Sexismus einen dritten Begriff: Speziesismus. Dieses Wort sitzt bis heute wie ein Stachel im moralischen und anthropologischen Diskurs. Es tastet wie keines zuvor die Sonderstellung des Menschen an und läßt alle Fähigkeiten, die Lebewesen auszeichnen, hinter einer einzigen zurücktreten: ihrer Fähigkeit, zu leiden. (Christoph Türcke, »Mensch und Tier. Philosophie der Psychologie«)
- Ist es nicht wunderschön? Radikaler als alles bisher da gewesene, modern, einfach, eindeutig! Nein, es ist gar nicht schön. Es ist gruselig. Es ist der Ausstieg aus kritischem Denken und Geschichtsbewusstsein. Und das, was so verlockend nach Ausdehnung der Utopie der Gleichheit aller auf Tiere klingt, ist eher die weitere Ausdehnung der Barbarei auf Menschen.
- Türcke thematisiert in seinem Artikel das Abwägen von Todesurteilen. Für seinen ›Kriterienkatalog‹, wer denn getötet werden soll und wer nicht, beruft er sich auf ›biologische Fakten‹, wie das »Nervensystem«, dessen unterschiedliche Entwicklung sich in Türckes Logik auf das Schmerzempfinden auswirkt. Und somit müsse das Kriterium der Leidensfähigkeit nach entsprechenden Abstufungen ausgerichtet werden. Leidensfähigkeit wird bei Türcke also biologisch determiniert. Der aktuell dominante biologische Diskurs und seine Machtförmigkeit werden selbst nicht hinterfragt, ganz im Gegenteil. (AK Gibraltar)
Euthanasie
- Manche Angehörigen anderer Gattungen sind Personen; manche Angehörigen unserer eigenen Spezies sind es nicht. Keine objektive Beurteilung kann den Standpunkt unterstützen, daß es immer schlimmer ist, Mitglieder unserer eigenen Spezies, die keine Personen sind, zu töten, als Mitglieder anderer Spezies, die es sind. (Peter Singer, prägender Guru der Antispe-Bewegung)
Holocaustrelativierung
- Umgekehrt: Daß Hitler um Schäferhunde besorgt war, während er Behinderte, Juden, Sinti und Roma umbringen ließ, ist inzwischen ein beliebter Vorwand für gemeinen Speziesismus geworden,... (C. Türcke)
Filmtip
"Unser täglich Brot" (Nikolaus Geyrhalter) - Dokumentiert die moderne Tierhaltung
Literaturtip
Pro Antispe:
- Espi: Mensch. Macht. Tier. Antispeziesismus und Herrschaft. SeitenHieb, ISBN 978-3-86747-013-1
Contra Antispe:
- Jutta Ditfurth: "Entspannt in die Barbarei: Esoterik, (Öko-)Faschismus und Biozentrismus" Konkret Literatur Verlag, August 2002, ISBN 3894581484
Weblinks
- Da steht ein Pferd auf dem Flur Kritik aus antideutscher Sicht
- antiSpe Seite mit vielen Texten zum Thema (ohne libertären Hintergrund), einer relativiert den Holocaust
- antispe.org herrschaftskritische-antispeziesistische Plattform
- Spezieswiki