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Difference between revisions of "Arbeitskraft"
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− | Unterstellt man | + | Unterstellt man Äquivalententausch, dann kann der [[Mehrwert]] nicht in der Zirkulation gebildet werden, also weder beim ersten Zirkulationsakt G-W noch beim zweiten W-G?. Es muss also zwischen den beiden Zirkulationsakten mit der Ware W eine Veränderung vorgehen. Außerhalb der Zirkulation wird aber lediglich der Gebrauchswert der gekauften Ware konsumiert. Der Geldbesitzer muss demnach auf dem Markt eine [[Ware]] vorfinden, ''deren [[Gebrauchswert]] die Eigenschaft besitzt, Quelle von Wert zu sein'', so dass der Verbrauch dieser Ware Wert schafft, und zwar mehr Wert als sie selbst kostet. |
− | Diese besondere Ware gibt es. Es ist die Ware '''Arbeitskraft'''. Mit Arbeitskraft ist die '' | + | Diese besondere Ware gibt es. Es ist die Ware '''Arbeitskraft'''. Mit Arbeitskraft ist die ''Fähikeit'' des Menschen gemeint, Arbeit zu verrichten, und unter den Bedingungen von Warenproduktion kann die Verausgabung von Arbeit zur Quelle von Wert werden. Verkaufe ich meine Arbeitskraft, dann überlasse ich diese Fähgkeit für einen bestimmten Zeitraum einem anderen. Beim Verkauf der Arbeitskraft wird nicht der ganze Mensch verkauft (ich werde nicht zum Sklaven), es wird aber auch nicht die Arbeit verkauft, Arbeit ist ja erst die ''Anwendung'' der Arbeitskraft. Dass nur die ''Fähigkeit zum Arbeiten'' und nicht die Arbeit gekauft wurde, zeigt sich u.a. dann, wenn vorübergehend Rohstoffe fehlen und der Geldbesitzer die gekaufte Fähigkeit nicht ausnutzen kann. |
− | Dass der Geldbesitzer die Arbeitskraft ''als eine [[Ware]]'' auf dem Markt vorfindet, ist nicht | + | Dass der Geldbesitzer die Arbeitskraft ''als eine [[Ware]]'' auf dem Markt vorfindet, ist nicht selbstverständlich. Zwei Bedingungen m?dazu erf?ein. Erstens muss es Menschen geben, die sich als ''freie Eigent? zu ihrer Arbeitskraft verhalten k?n, die also in der Lage sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Ein Sklave oder ein leibeigener Bauer ist dazu nicht in der Lage, denn die Verk䵦er der Arbeitskraft m?''rechtlich freie Personen'' sein. |
− | + | Verf?iese Personen aber ?roduktionsmittel und k?n selbst Waren herstellen und verkaufen oder sich von ihren Produkten ern䨲en, dann werden sie ihre Arbeitskraft wahrscheinlich nicht verkaufen. Nur wenn sie, und das ist die zweite Bedingung, keine Produktionsmittel besitzen, also nicht nur rechtlich frei, sondern auch noch ''frei von sachlichem [[Eigentum]]'' sind, sind sie ''gezwungen'' ihre Arbeitskraft zu verkaufen; dann verhalten sie sich also tats䣨lich zu ihrer Arbeitskraft wie zu einer Ware. Die Existenz dieser in doppeltem Sinne ?freien? Arbeiter und Arbeiterinnen ist die unabdingbare soziale Voraussetzung kapitalistischer Produktion. | |
− | Der kapitalistischen Produktionsweise liegt also ein ganz bestimmtes '' | + | Der kapitalistischen Produktionsweise liegt also ein ganz bestimmtes ''Klassenverh䬴nis'' zugrunde: Es muss einerseits eine ''Klasse von Eigent?' (Geld- und Produktionsmittelbesitzern) geben und auf der anderen Seite eine ''Klasse von weitgehend eigentumslosen, aber rechtlich freien Arbeitern und Arbeiterinnen''. |
− | Dass es dieses | + | Dass es dieses Klassenverh䬴nis ? Eigent?on Geld und Produktionsmitteln auf der einen Seite, eigentumslose, aber rechtlich freie Arbeiter und Arbeiterinnen auf der anderen Seite ? ?upt gibt, ist keineswegs ?nat??, sondern Resultat einer bestimmten ''historischen Entwicklung''. Diese historische Entwicklung geh?zur ''Vorgeschichte'' des Kapitalismus. Um die grundlegenden Strukturen des Kapitalismus weiter zu analysieren, gen?, das Resultat dieser Vorgeschichte vorauszusetzen. Daher wird der historische Entstehungsprozess der im Doppelsinne ?freien? Arbeiter auch erst am Ende des ersten ?Kapital?-Bandes unter dem Titel ?Die so genannte ''urspr?he Akkumulation''? skizziert: Am Beispiel Englands zeigt Marx, dass es sich dabei um einen 䵟erst gewaltsamen und blutigen Prozess gehandelt hat, der keineswegs ??en Markt?, sondern unter tä´©ger Mithilfe des Staates erfolgte. Allerdings ist die ?''urspr?he Akkumulation''? kein einmaliger Prozess: Im Zuge der weltweiten Ausbreitung des Kapitalismus kommt es immer wieder zu vergleichbaren Entwicklungen. |
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− | Um die Entstehung des [[Mehrwert]]s | + | Um die Entstehung des [[Mehrwert]]s ? trotz ıuivalententausch ? zu verstehen, m?wir uns genauer mit der Ware Arbeitskraft besch䦴igen. Wie jede Ware hat sie Gebrauchswert und Wert. Der ''Gebrauchswert'' der Arbeitskraft besteht in ihrer Anwendung, also der Arbeit selbst. Die Verausgabung der Arbeit schafft neuen Wert, der vor dem Tausch nur geschä´ºt werden kann. In welchem Ausmaß die Arbeit wertbildend war, ergibt sich aufgrund der im Tausch stattfindenden Reduktionen. |
− | Den ''Wert'' der Arbeitskraft sieht Marx analog zum Wert jeder anderen Ware | + | Den ''Wert'' der Arbeitskraft sieht Marx analog zum Wert jeder anderen Ware ?bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit?. Zur Erhaltung bedarf jedes Individuum einer Reihe von Lebensmitteln, im weitesten Sinne, also nicht nur Nahrung, sondern auch Kleidung, Unterkunft etc., so dass Marx folgert: ?Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit l?sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder ''der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel''.? ([[MEW]] 23, S. 184) |
− | Da die Fortexistenz des | + | Da die Fortexistenz des Kapitalverh䬴nisses verlangt, dass die Arbeitskraft kontinuierlich auf dem Markt angeboten wird, muss der Wert der Arbeitskraft auch die Kosten abdecken, die f? Reproduktion einer ganzen Arbeiterfamilie entstehen, einschlie߬ich der Bildungskosten f? nachwachsende Generation. |
− | Dominiert in der Gesellschaft die traditionelle Kleinfamilie, bei der sich der Mann als Lohnarbeiter verdingt und die Frau die Reproduktionsarbeit | + | Dominiert in der Gesellschaft die traditionelle Kleinfamilie, bei der sich der Mann als Lohnarbeiter verdingt und die Frau die Reproduktionsarbeit ?mmt, muss der Wert der (mä®®lichen) Arbeitskraft die Reproduktionskosten abdecken. Ist es dagegen ? geworden, dass zwei Personen erwerbstä´©g sind, beeinflusst dies auch den Wert der Arbeitskraft: Einerseits erh? sich die Reproduktionskosten, da ein Teil der Reproduktionsarbeit nicht mehr im Haushalt stattfindet und stattdessen entsprechende Produkte und Dienstleistungen gekauft oder vom Staat bereit gestellt werden, was dann ??e Steuern finanziert werden muss. Andererseits m?die Reproduktionskosten der Familie nicht mehr nur durch den Wert ''einer'' Arbeitskraft, sondern durch die Summe des Wertes ''beider'' Arbeitskr䦴e abgedeckt werden, so dass der Wert der einzelnen Arbeitskraft ? trotz gestiegener Reproduktionskosten ? eher sinken wird. |
− | Wie bei jeder Ware | + | Wie bei jeder Ware k?n auch bei der Ware Arbeitskraft ''Preisver䮤erungen'' nicht nur Ausdruck von ''Wertver䮤erung'' sein, sondern auch die momentan g?e oder ung?e Situation des Verkaufs dieser Ware widerspiegeln (also eine momentane Knappheit oder einen momentanen Ü¢erfluss an Arbeitskr䦴en). Wirkliche Wertver䮤erungen der Arbeitskraft k?n aus zwei Quellen resultieren: aus einer Ver䮤erung des Werts der zur Reproduktion notwendigen Lebensmittel oder aus einer Ver䮤erung des Umfangs der Menge an Lebensmitteln, die f? Reproduktion als notwendig gelten. Dieser Umfang der ?notwendigen Lebensmittel? ist in den einzelnen L䮤ern und Epochen unterschiedlich, er h䮧t von dem ab, was in einem Land zu den normalen Lebensbedingungen gerechnet wird, sowie dem, was die Arbeiter und Arbeiterinnen als Anspr?eltend machen. Da die Kapitalisten diese Anspr?icht unbedingt freiwillig befriedigen, ist es der [[''Klassenkampf'']] zwischen Arbeitern und Kapitalisten, der den Wert der Arbeitskraft mitbestimmt, indem bestimmte Anspr?urchgesetzt werden ? oder eben auch nicht. In diesem Zusammenhang spricht Marx von einem ?historischen und moralischem Element?, das anders als bei allen anderen Waren, in die Wertbestimmung der [[Ware]] Arbeitskraft eingeht ([[MEW]] 23, S. 185). |
− | [ | + | [Fuß®ote: Marx spricht im ?Kapital? meist nur vom Wert ?der? Arbeitskraft, so als ob jede Arbeitskraft denselben Wert hä´´e. Dies geschieht deshalb, weil es zun䣨st auf die Analyse grundlegender Strukturen ankommt ? wie ist Mehrwert trotz ıuivalententausch m?ch ? und daf?elen Unterschiede im Wert der Arbeitskraft keine Rolle. Solche Unterschiede sieht Marx vor allem in unterschiedlichen Kosten der Qualifikation begr? wobei die Arbeitsverausgabung der qualifizierteren Arbeitskraft dann auch in h?em Maߥ wertbildend ist (vgl. [[MEW]] 23, S. 211 ff.). Allerdings lä³³t sich aus dem von Marx betonten ?historischen und moralischen Element? des Werts der Arbeitskraft auch folgern, dass dieser Wert nicht nur in verschiedenen L䮤ern, sondern auch im selben Land f?erschiedliche Teile der Arbeiterklasse (aufgrund unterschiedlicher Organisierung, Kampfst䲫e, Tradition etc.) unterschiedlich bestimmt wird und dass auch asymmetrische Geschlechterverh䬴nisse und rassistische Diskriminierung zu Unterschieden im Wert der Arbeitskraft f? da bestimmte Anspr?icht durchgesetzt werden k?n.] |
− | Allerdings gibt es noch einen weiteren Unterschied zwischen der Ware Arbeitskraft und den | + | Allerdings gibt es noch einen weiteren Unterschied zwischen der Ware Arbeitskraft und den ?n Waren, auf den Marx jedoch nicht weiter eingeht. In den Wert einer normalen Ware geht einerseits der Wert der zu ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel ein, andererseits der neue Wert, der durch die Arbeit zugesetzt wird, die aus diesen Produktionsmitteln das fertige Produkt herstellt. Bei der Ware Arbeitskraft ist dies aber nicht der Fall: Ihr Wert wird einzig durch den Wert der Lebensmittel bestimmt, die auf dem Markt gekauft werden m? Die im Haushalt, vor allem von Frauen geleistete Reproduktionsarbeit (Hausarbeit, Kindererziehung etc.) geht in den Wert der Arbeitskraft nicht ein. Feministische Autorinnen haben Marx daher vorgeworfen, dass die Kritik der politischen Ö«onomie hier einen ?blinden Fleck? habe (so etwa der programmatische Aufsatz von Claudia von Werlhof 1978). Allerdings ist nicht die Marxsche Bestimmung des Werts der Ware Arbeitskraft falsch ? er gibt wieder, wie diese Bestimmung im Kapitalismus aussieht ?, falsch ist, dass er nicht die Besonderheit dieser Wertbestimmung hervorhebt, sondern ihre Ü¢ereinstimmung mit derjenigen aller anderen Waren nachzuweisen versucht. |
− | Innerhalb des Kapitalismus ist die besondere Wertbestimmung der Ware Arbeitskraft notwendig: | + | Innerhalb des Kapitalismus ist die besondere Wertbestimmung der Ware Arbeitskraft notwendig: W?die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht nur den Wert der Lebensmittel erhalten, die sie am Markt kaufen m? dann wä²¥n sie l䮧erfristig nicht mehr eigentumslos und k?en sich vom Zwang zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zumindest teilweise frei machen. Die Beschr䮫ung des Werts der Arbeitskraft auf die Kosten der Reproduktion ist eine funktionale Notwendigkeit des Kapitalismus. Dass eine solche Beschr䮫ung immer erreicht wird, ist aber keineswegs von vornherein ausgemacht. Man k?e sich durchaus vorstellen, dass eine gut organisierte Arbeiterklasse durch Arbeitskä°fe entsprechend hohe L? durchsetzt. Wie sich diese Beschr䮫ung des Werts der Arbeitskraft im Verlaufe des kapitalistischen Akkumulationsprozesses jedoch ?von selbst? durchsetzt, ist bei Michael Heinrich: [http://www.all4all.org/2005/03/1497.shtml ?Kritik der politischen Ö«onomie. Eine Einf??] im Kapitel 5.6 nachzulesen. |
− | Die Differenz zwischen dem (Tages)Wert der Arbeitskraft (also der Wertsumme, welche die Arbeitskraft durchschnittlich zur | + | Die Differenz zwischen dem (Tages)Wert der Arbeitskraft (also der Wertsumme, welche die Arbeitskraft durchschnittlich zur t䧬ichen Reproduktion ben?t) und dem Wert den der einzelne Arbeiter an einem Tag unter normalen Umst䮤en neu produzieren kann, macht genau den Mehrwert aus, von dem oben bei der Formel G-W-G? die Rede war. Dass der t䧬iche Wert der Arbeitskraft (der Wert, den sie f?e Reproduktion ''ben?t'') geringer ist als der Wert, der durch ihren Gebrauch (d.h. durch Verausgabung der Arbeitskraft) pro Tag geschaffen werden kann, ist die Grundlage f? ?okkulte Qualitä´” des Werts, neuen Wert zu schaffen. |
− | Der ( | + | Der (t䧬iche) Wert der Arbeitskraft macht also nur einen Teil des durch den (t䧬ichen) Gebrauch der Arbeitskraft neu geschaffenen Werts aus. Wird nun durch Verausgabung der Arbeitskraft an einem z.B. achtst?n Arbeitstag ein bestimmter Wert geschaffen, [Fuß®ote: Es stellt sich erst im Tausch heraus, wie groß die an einem Arbeitstag geschaffene Wertsumme tats䣨lich ist. Ist die Ware aber ?upt verkaufbar, dann wurde eine bestimmte, groߥ oder kleine, Wertsumme geschaffen. Auf diese Wertsumme beziehen sich die folgenden Ausf?en. Wenn jetzt und in den folgenden Abschnitten davon die Rede ist, dass ein Arbeiter soundso viel Stunden arbeitet und dabei soundso groߥn Wert schafft, handelt es sich nicht um einen R?l in eine substanzialistische, prä¯netä²¥ Werttheorie, sondern lediglich um eine vereinfachte Redeweise.] dann lä³³t sich dieser neu geschaffene Wert formal in den Wert der Arbeitskraft und den Mehrwert aufteilen. Betr䧴 der t䧬iche Wert der Arbeitskraft z.B. 3/8 des Wertes, der an einem achtst?n Arbeitstag geschaffen wird, dann kann man formal davon sprechen, dass in drei Stunden der Wert der Arbeitskraft und in f?unden der Mehrwert produziert wurde. Diese drei Stunden bezeichnet Marx daher auch als ?notwendige? Arbeitszeit (Arbeitszeit, die notwendig ist, um den Wert der Arbeitskraft zu reproduzieren), die restlichen f?unden als ?Mehrarbeitszeit? (Arbeitszeit, die die einzelnen Arbeiter ?hre eigenen Reproduktionsnotwendigkeiten hinaus verrichten). Da die Arbeiter und Arbeiterinnen in unserem Beispiel den in drei Stunden geschaffenen Wert als Bezahlung erhalten, nennt Marx die notwendige Arbeitszeit auch ?bezahlte Arbeit?, die Mehrarbeitszeit, deren Wertprodukt der Kapitalist als Mehrwert erh䬴, ?unbezahlte Arbeit?. |
− | Dass der einzelne Arbeiter | + | Dass der einzelne Arbeiter f?ne Arbeitskraft vom Kapitalisten weniger an Wert erh䬴, als er durch seine Arbeit produziert, bezeichnet Marx als ?Ausbeutung? ? ein Begriff, der in verschiedener Hinsicht missverst䮤lich ist. |
− | Mit Ausbeutung soll nicht auf besonders niedrige | + | Mit Ausbeutung soll nicht auf besonders niedrige L? oder besonders schlechte Arbeitsverh䬴nisse hingewiesen werden. Ausbeutung bezeichnet einzig und allein den Sachverhalt, dass die Produzenten lediglich einen Teil des von ihnen neu produzierten Wertes erhalten ? unabh䮧ig davon, ob die L? hoch oder niedrig, die Arbeitsverh䬴nisse gut oder schlecht sind. |
− | Ausbeutung ist aber auch | + | Ausbeutung ist aber auch ? entgegen einer verbreiteten Vorstellung und trotz entsprechender ĵߥrungen vieler ?Marxisten? ? nicht als ''moralische'' Kategorie gemeint. Es geht nicht darum, dass den Arbeitern etwas weggenommen wird, was ihnen ?eigentlich? geh? so dass diese Wegnahme etwas moralisch Verwerfliches wä²¥. Auch die Rede von ?bezahlter? und ?unbezahlter? Arbeit zielt nicht darauf ab, dass doch eigentlich die ?ganze? Arbeit bezahlt werden sollte. [Fuß®ote: Eine entsprechende Forderung nach dem ?vollen Arbeitsertrag? wurde z.B. von Ferdinand Lassalle (1825-1864) und seinen Anh䮧ern erhoben und von Marx scharf kritisiert.] Ganz im Gegenteil: Marx betont, dass ? entsprechend den Gesetzen des Warentausches ? der Verk䵦er der Ware Arbeitskraft genau den Wert seiner Ware erh䬴. Dass der K䵦er aus dem Gebrauchswert dieser Ware dann einen besonderen Vorteil schl䧴, geht deren Verk䵦er nichts mehr an. Marx zieht den Vergleich zu einem Ö¬h䮤ler: Dieser erh䬴 den Wert des Ö¬s bezahlt, aber nicht zusä´ºlich noch etwas f? Gebrauchswert des Ö¬s ([[MEW]] 23, S. 206). ?Ausbeutung? und die Existenz ?unbezahlter Arbeit? entspringen nicht aus einer ''Verletzung'' der Gesetze des Warentausches, sondern aus ihrer ''Befolgung''. Will man Ausbeutung abschaffen, dann geht dies nicht durch eine Reformierung der Austauschverh䬴nisse innerhalb des Kapitalismus, sondern nur durch die Abschaffung des Kapitalismus. |
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− | Wird ein Arbeitsprozess, so wie er existiert, dem [[Kapital]] untergeordnet, spricht Marx von formeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Der einzige Unterschied zum vorkapitalistischen Zustand besteht darin, dass der Arbeiter oder die Arbeiterin statt | + | Wird ein Arbeitsprozess, so wie er existiert, dem [[Kapital]] untergeordnet, spricht Marx von formeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Der einzige Unterschied zum vorkapitalistischen Zustand besteht darin, dass der Arbeiter oder die Arbeiterin statt f?h selbst nun f?en [[Kapitalist]]en arbeitet. Das kapitalistische Zwangsverh䬴nis 䵟ert sich lediglich darin, dass der Arbeiter l䮧er arbeitet, als zu seiner Selbsterhaltung notwendig ist, und dass sich der Kapitalist das dabei entstehende Mehrprodukt aneignet. Auf der Grundlage der formellen Subsumtion ist lediglich die Produktion des absoluten Mehrwerts m?ch. |
− | Wird der Arbeitsprozess umgestaltet, um die Produktivkraft zu steigern, spricht Marx von reeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Der Arbeitsprozess unter dem Kommando des Kapitals unterscheidet sich jetzt nicht nur formell, sondern reell, d.h. von der ganzen Organisation und Struktur her vom vorkapitalistischen Arbeitsprozess: Die kapitalistische Produktionsweise schafft die ihr entsprechende materielle Gestalt der Produktion. Die reelle Subsumtion ist erst | + | Wird der Arbeitsprozess umgestaltet, um die Produktivkraft zu steigern, spricht Marx von reeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Der Arbeitsprozess unter dem Kommando des Kapitals unterscheidet sich jetzt nicht nur formell, sondern reell, d.h. von der ganzen Organisation und Struktur her vom vorkapitalistischen Arbeitsprozess: Die kapitalistische Produktionsweise schafft die ihr entsprechende materielle Gestalt der Produktion. Die reelle Subsumtion ist erst m?ch auf der Grundlage der formellen. Mit der reellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital wird die Produktion des relativen Mehrwerts m?ch. |
− | Bisher haben wir bei der Betrachtung des relativen Mehrwerts angenommen, dass der | + | Bisher haben wir bei der Betrachtung des relativen Mehrwerts angenommen, dass der mengenm䟩ge Umfang der Lebensmittel, die zur Reproduktion der Arbeitskraft (bzw. der Arbeiterfamilie) notwendig sind, unver䮤ert bleibt, dass sich der Lebensstandard der Arbeiterklasse also nicht ver䮤ert. Dies ist jedoch nicht zwangsl䵦ig der Fall. |
− | Gehen wir von einem | + | Gehen wir von einem achtst?n Arbeitstag und einer Mehrwertrate von 100 Prozent aus. Dann zerf䬬t der Arbeitstag in vier Stunden notwendige Arbeitszeit, um den Wert der Arbeitskraft zu reproduzieren, und vier Stunden Mehrarbeitszeit, in welcher der Mehrwert produziert wird. Nehmen wir weiter an, der Geldausdruck des in acht Stunden geschaffenen Wertes sei unter normalen Bedingungen 160 Euro. Dann betr䧴 der Tageswert der Arbeitskraft 80 Euro, der t䧬ich produzierte Mehrwert ebenfalls 80 Euro. |
− | Nun | + | Nun m?sich die Produktivkraft der Arbeit in allen Branchen verdoppeln. [Fuß®ote: Diese enorme Zunahme wird nur unterstellt, um die folgenden Rechnungen zu vereinfachen. Vergleicht man Epochen, die einige Jahrzehnte auseinander liegen, dann ist es aber durchaus m?ch, dass sich die Produktivkraft verdoppelt hat.] Dann k?n alle G?n der H䬦te der bisherigen Arbeitszeit hergestellt werden, ihr Wert halbiert sich. Der Tageswert der Arbeitskraft wird dann statt in vier bereits in zwei Stunden produziert, er f䬬t von 80 auf 40 Euro. F? Mehrarbeit bleiben dann noch zwei weitere Stunden, ihr Umfang erh?sich von vier auf sechs Stunden, der Mehrwert steigt von 80 auf 120 Euro. Zwar hat sich der Wert der Arbeitskraft von 80 auf 40 Euro halbiert, f?Euro k?n jetzt aber genauso viele Lebensmittel gekauft werden wie fr??Euro, der Lebensstandard der Arbeiterfamilie ist also gleich geblieben. |
− | Nehmen wir nun weiter an, dass es den Arbeitern und Arbeiterinnen, z.B. aufgrund von | + | Nehmen wir nun weiter an, dass es den Arbeitern und Arbeiterinnen, z.B. aufgrund von Arbeitskä°fen oder Arbeitskr䦴eknappheit, gelingt, als Lohn nicht nur den in zwei Stunden geschaffenen Wert zu erhalten, sondern den in drei Stunden geschaffenen, statt 40 also 60 Euro. In diesem Fall wä²¥ der Wert der Arbeitskraft immer noch gefallen (von 80 auf 60 Euro), die Mehrarbeit wä²¥ immer noch um eine Stunde gestiegen (von vier auf f?unden, der Mehrwert wä²¥ jetzt 100 Euro), allerdings wä²¥ jetzt auch der Lebensstandard der Arbeiterfamilie gestiegen. Denn der Wert der Lebensmittel hat sich aufgrund der Verdoppelung der Produktivkraft halbiert, der Arbeiterhaushalt hat aber nicht nur die H䬦te, sondern drei Viertel des fr? Lohnes zur Verf? Wenn sich unser Arbeiterhaushalt heute f?Euro genauso viele Lebensmittel kaufen kann wie fr??Euro, er heute aber 60 Euro zur Verf?hat, dann kann er den Umfang der Lebensmittel um 50 % steigern. Oder in heute gebräµ£hlichen Begriffen ausgedr?Die Nominall? (d.h. die in Geld ausgedr? L?) sind um 25 % gefallen (von 80 auf 60 Euro), die Reall? (d.h. die L? ausgedr?n Kaufkraft) sind um 50 % gestiegen (es k?n 50 % mehr G?ekauft werden). |
− | Die Steigerung der Produktivkraft hat bewirkt, dass eine | + | Die Steigerung der Produktivkraft hat bewirkt, dass eine Erh?g des Lebensstandards der Arbeiterklasse mit einer Erh?g des von den Kapitalisten angeeigneten Mehrwerts einhergeht. Verringerung des Werts der Arbeitskraft bei gleichzeitiger Vergr?ung des von der einzelnen Arbeitskraft produzierten Mehrwerts bedeutet, dass sich die Mehrwertrate m/v und damit auch die Ausbeutung der Arbeitskraft vergr?t hat. Erh? Ausbeutung (d.h. ein gr?er Teil des Arbeitstages dient der Mehrarbeit) und Erh?g des Lebensstandards der Arbeiterklasse schlieߥn sich also keineswegs aus. |
− | + | Schlie߬ich kann es in unserem Beispiel auch noch zu einer Verk? der Arbeitszeit kommen. Nehmen wir an, die t䧬iche Arbeitszeit werde von 8 Stunden auf 7,5 Stunden verringert. Wenn die Arbeitskraft nach wie vor 60 Euro (den in drei Stunden geschaffenen Wert) erh䬴, bleiben als Mehrarbeitszeit noch 4,5 Stunden (eine halbe Stunde mehr als vor der Produktivkraftsteigerung), der Mehrwert wä²¥ 90 Euro (10 Euro mehr als vor der Produktivkraftsteigerung). | |
− | [ | + | [Fuß®ote: Bei Arbeitszeitverk?en kommt es regelm䟩g zu einer Intensivierung der Arbeit (in derselben Zeit wird ein gr?es Wertprodukt produziert), was einer weiteren Erh?g des Mehrwerts zugute kä¥. In unserer Beispielrechnung bleibt dies aber unber?htigt.] |
− | Das zuletzt skizzierte Beispiel entspricht | + | Das zuletzt skizzierte Beispiel entspricht ? nicht von den genauen quantitativen Relationen, aber von seiner Tendenz her ? der Entwicklung in den fortgeschrittenen kapitalistischen L䮤ern. Dass die Arbeiterklasse in diesen L䮤ern heute einen h?en Lebensstandard und k? Arbeitszeiten hat als vor 50 oder 100 Jahren, heiß´ keineswegs ? wie immer wieder behauptet wird ?, dass die Ausbeutung abgenommen habe oder gar verschwunden sei. Bereits im letzten Kapitel wurde betont, dass mit Ausbeutung nicht ein besonders schlechter und erbä²licher Zustand gemeint ist, sondern der Sachverhalt, dass die Arbeiter und Arbeiterinnen einen gr?en Wert schaffen, als sie in Gestalt des Lohnes erhalten. Gemessen wird der Grad der Ausbeutung nicht mit dem Lebensstandard, sondern mit der Mehrwertrate. Und da ist es durchaus m?ch, dass Erh?g des Lebensstandards und Verk? der Arbeitszeiten mit einer Steigerung von Mehrwert und Mehrwertrate einhergehen. |
− | Die gerade skizzierte, von der Produktion des relativen Mehrwerts ausgehende Dynamik (beschleunigte technische Entwicklung, steigender Lebensstandard der Arbeiterklasse bei gleichzeitig steigenden Gewinnen) hat allerdings eine bislang noch nicht angesprochene Voraussetzung: Die Mehrzahl der Lebensmittel, die in den Konsum der Arbeiterhaushalte eingehen, muss kapitalistisch produziert sein. Solange Arbeiterhaushalte einen | + | Die gerade skizzierte, von der Produktion des relativen Mehrwerts ausgehende Dynamik (beschleunigte technische Entwicklung, steigender Lebensstandard der Arbeiterklasse bei gleichzeitig steigenden Gewinnen) hat allerdings eine bislang noch nicht angesprochene Voraussetzung: Die Mehrzahl der Lebensmittel, die in den Konsum der Arbeiterhaushalte eingehen, muss kapitalistisch produziert sein. Solange Arbeiterhaushalte einen groߥn Teil ihrer Lebensmittel selbst herstellen oder von Kleinbauern und kleinen Handwerkern beziehen, f?ie Produktivkraftsteigerung in kapitalistischen Betrieben zwar zu einem kurzfristigen Extramehrwert, aber nur zu einer geringen Senkung des Werts der Arbeitskraft. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es soweit, dass der Groß´eil der von einem Arbeiterhaushalt verbrauchten G?ats䣨lich kapitalistisch produziert wurde. Dabei spielte der so genannte Fordismus eine entscheidende Rolle: Henry Ford war es in seinen Automobilwerken seit 1914/15 gelungen, gest?uf die tayloristische Zerlegung des Arbeitsprozesses, das Model T als standardisiertes Massenprodukt am Flieߢand zu produzieren und ganz erheblich zu verbilligen, so dass dieses Auto f?ite Bev?rungsschichten zu einem Konsumgut werden konnte. Gleichzeitig erh? Ford die L? weit ?en damaligen Durchschnitt, um die Fluktuation der Arbeitskr䦴e zu vermindern. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Fordismus in den USA und Westeuropa auf breiter Ebene durch: Einerseits wurden durch Taylorismus und Flieߢandproduktion Massenkonsumg?ie Autos, K?r䮫e, Waschmaschinen, Fernsehgerä´¥ etc. immer weiter verbilligt, andererseits die Reall? erh? Da der Wert der Arbeitskraft trotz steigender Reall? sank, konnten die Gewinne dennoch wachsen. Standardisierte Massenproduktion, eine Ausweitung der Massenkonsumtion und steigende Gewinne gingen f?pp zwei Jahrzehnte Hand in Hand und waren eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Grundlage des ?Wirtschaftswunders? der Nachkriegszeit. |
Revision as of 15:56, 30 November 2006
Unterstellt man Äquivalententausch, dann kann der Mehrwert nicht in der Zirkulation gebildet werden, also weder beim ersten Zirkulationsakt G-W noch beim zweiten W-G?. Es muss also zwischen den beiden Zirkulationsakten mit der Ware W eine Veränderung vorgehen. Außerhalb der Zirkulation wird aber lediglich der Gebrauchswert der gekauften Ware konsumiert. Der Geldbesitzer muss demnach auf dem Markt eine Ware vorfinden, deren Gebrauchswert die Eigenschaft besitzt, Quelle von Wert zu sein, so dass der Verbrauch dieser Ware Wert schafft, und zwar mehr Wert als sie selbst kostet.
Diese besondere Ware gibt es. Es ist die Ware Arbeitskraft. Mit Arbeitskraft ist die Fähikeit des Menschen gemeint, Arbeit zu verrichten, und unter den Bedingungen von Warenproduktion kann die Verausgabung von Arbeit zur Quelle von Wert werden. Verkaufe ich meine Arbeitskraft, dann überlasse ich diese Fähgkeit für einen bestimmten Zeitraum einem anderen. Beim Verkauf der Arbeitskraft wird nicht der ganze Mensch verkauft (ich werde nicht zum Sklaven), es wird aber auch nicht die Arbeit verkauft, Arbeit ist ja erst die Anwendung der Arbeitskraft. Dass nur die Fähigkeit zum Arbeiten und nicht die Arbeit gekauft wurde, zeigt sich u.a. dann, wenn vorübergehend Rohstoffe fehlen und der Geldbesitzer die gekaufte Fähigkeit nicht ausnutzen kann.
Dass der Geldbesitzer die Arbeitskraft als eine Ware auf dem Markt vorfindet, ist nicht selbstverständlich. Zwei Bedingungen m?dazu erf?ein. Erstens muss es Menschen geben, die sich als freie Eigent? zu ihrer Arbeitskraft verhalten k?n, die also in der Lage sind, ihre Arbeitskraft zu verkaufen. Ein Sklave oder ein leibeigener Bauer ist dazu nicht in der Lage, denn die Verk䵦er der Arbeitskraft m?rechtlich freie Personen sein.
Verf?iese Personen aber ?roduktionsmittel und k?n selbst Waren herstellen und verkaufen oder sich von ihren Produkten ern䨲en, dann werden sie ihre Arbeitskraft wahrscheinlich nicht verkaufen. Nur wenn sie, und das ist die zweite Bedingung, keine Produktionsmittel besitzen, also nicht nur rechtlich frei, sondern auch noch frei von sachlichem Eigentum sind, sind sie gezwungen ihre Arbeitskraft zu verkaufen; dann verhalten sie sich also tats䣨lich zu ihrer Arbeitskraft wie zu einer Ware. Die Existenz dieser in doppeltem Sinne ?freien? Arbeiter und Arbeiterinnen ist die unabdingbare soziale Voraussetzung kapitalistischer Produktion.
Der kapitalistischen Produktionsweise liegt also ein ganz bestimmtes Klassenverh䬴nis zugrunde: Es muss einerseits eine Klasse von Eigent?' (Geld- und Produktionsmittelbesitzern) geben und auf der anderen Seite eine Klasse von weitgehend eigentumslosen, aber rechtlich freien Arbeitern und Arbeiterinnen.
Dass es dieses Klassenverh䬴nis ? Eigent?on Geld und Produktionsmitteln auf der einen Seite, eigentumslose, aber rechtlich freie Arbeiter und Arbeiterinnen auf der anderen Seite ? ?upt gibt, ist keineswegs ?nat??, sondern Resultat einer bestimmten historischen Entwicklung. Diese historische Entwicklung geh?zur Vorgeschichte des Kapitalismus. Um die grundlegenden Strukturen des Kapitalismus weiter zu analysieren, gen?, das Resultat dieser Vorgeschichte vorauszusetzen. Daher wird der historische Entstehungsprozess der im Doppelsinne ?freien? Arbeiter auch erst am Ende des ersten ?Kapital?-Bandes unter dem Titel ?Die so genannte urspr?he Akkumulation? skizziert: Am Beispiel Englands zeigt Marx, dass es sich dabei um einen 䵟erst gewaltsamen und blutigen Prozess gehandelt hat, der keineswegs ??en Markt?, sondern unter t䴩ger Mithilfe des Staates erfolgte. Allerdings ist die ?urspr?he Akkumulation? kein einmaliger Prozess: Im Zuge der weltweiten Ausbreitung des Kapitalismus kommt es immer wieder zu vergleichbaren Entwicklungen.
Der Wert der Ware Arbeitskraft, Mehrwert und Ausbeutung
Um die Entstehung des Mehrwerts ? trotz ıuivalententausch ? zu verstehen, m?wir uns genauer mit der Ware Arbeitskraft besch䦴igen. Wie jede Ware hat sie Gebrauchswert und Wert. Der Gebrauchswert der Arbeitskraft besteht in ihrer Anwendung, also der Arbeit selbst. Die Verausgabung der Arbeit schafft neuen Wert, der vor dem Tausch nur geschä´ºt werden kann. In welchem Ausmaß die Arbeit wertbildend war, ergibt sich aufgrund der im Tausch stattfindenden Reduktionen.
Den Wert der Arbeitskraft sieht Marx analog zum Wert jeder anderen Ware ?bestimmt durch die zur Produktion, also auch Reproduktion, dieses spezifischen Artikels notwendige Arbeitszeit?. Zur Erhaltung bedarf jedes Individuum einer Reihe von Lebensmitteln, im weitesten Sinne, also nicht nur Nahrung, sondern auch Kleidung, Unterkunft etc., so dass Marx folgert: ?Die zur Produktion der Arbeitskraft notwendige Arbeitszeit l?sich also auf in die zur Produktion dieser Lebensmittel notwendige Arbeitszeit, oder der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel.? (MEW 23, S. 184)
Da die Fortexistenz des Kapitalverh䬴nisses verlangt, dass die Arbeitskraft kontinuierlich auf dem Markt angeboten wird, muss der Wert der Arbeitskraft auch die Kosten abdecken, die f? Reproduktion einer ganzen Arbeiterfamilie entstehen, einschlie߬ich der Bildungskosten f? nachwachsende Generation.
Dominiert in der Gesellschaft die traditionelle Kleinfamilie, bei der sich der Mann als Lohnarbeiter verdingt und die Frau die Reproduktionsarbeit ?mmt, muss der Wert der (m䮮lichen) Arbeitskraft die Reproduktionskosten abdecken. Ist es dagegen ? geworden, dass zwei Personen erwerbst䴩g sind, beeinflusst dies auch den Wert der Arbeitskraft: Einerseits erh? sich die Reproduktionskosten, da ein Teil der Reproduktionsarbeit nicht mehr im Haushalt stattfindet und stattdessen entsprechende Produkte und Dienstleistungen gekauft oder vom Staat bereit gestellt werden, was dann ??e Steuern finanziert werden muss. Andererseits m?die Reproduktionskosten der Familie nicht mehr nur durch den Wert einer Arbeitskraft, sondern durch die Summe des Wertes beider Arbeitskr䦴e abgedeckt werden, so dass der Wert der einzelnen Arbeitskraft ? trotz gestiegener Reproduktionskosten ? eher sinken wird.
Wie bei jeder Ware k?n auch bei der Ware Arbeitskraft Preisver䮤erungen nicht nur Ausdruck von Wertver䮤erung sein, sondern auch die momentan g?e oder ung?e Situation des Verkaufs dieser Ware widerspiegeln (also eine momentane Knappheit oder einen momentanen ܢerfluss an Arbeitskr䦴en). Wirkliche Wertver䮤erungen der Arbeitskraft k?n aus zwei Quellen resultieren: aus einer Ver䮤erung des Werts der zur Reproduktion notwendigen Lebensmittel oder aus einer Ver䮤erung des Umfangs der Menge an Lebensmitteln, die f? Reproduktion als notwendig gelten. Dieser Umfang der ?notwendigen Lebensmittel? ist in den einzelnen L䮤ern und Epochen unterschiedlich, er h䮧t von dem ab, was in einem Land zu den normalen Lebensbedingungen gerechnet wird, sowie dem, was die Arbeiter und Arbeiterinnen als Anspr?eltend machen. Da die Kapitalisten diese Anspr?icht unbedingt freiwillig befriedigen, ist es der ''Klassenkampf'' zwischen Arbeitern und Kapitalisten, der den Wert der Arbeitskraft mitbestimmt, indem bestimmte Anspr?urchgesetzt werden ? oder eben auch nicht. In diesem Zusammenhang spricht Marx von einem ?historischen und moralischem Element?, das anders als bei allen anderen Waren, in die Wertbestimmung der Ware Arbeitskraft eingeht (MEW 23, S. 185).
[Fu߮ote: Marx spricht im ?Kapital? meist nur vom Wert ?der? Arbeitskraft, so als ob jede Arbeitskraft denselben Wert h䴴e. Dies geschieht deshalb, weil es zun䣨st auf die Analyse grundlegender Strukturen ankommt ? wie ist Mehrwert trotz ıuivalententausch m?ch ? und daf?elen Unterschiede im Wert der Arbeitskraft keine Rolle. Solche Unterschiede sieht Marx vor allem in unterschiedlichen Kosten der Qualifikation begr? wobei die Arbeitsverausgabung der qualifizierteren Arbeitskraft dann auch in h?em Maߥ wertbildend ist (vgl. MEW 23, S. 211 ff.). Allerdings l䳳t sich aus dem von Marx betonten ?historischen und moralischen Element? des Werts der Arbeitskraft auch folgern, dass dieser Wert nicht nur in verschiedenen L䮤ern, sondern auch im selben Land f?erschiedliche Teile der Arbeiterklasse (aufgrund unterschiedlicher Organisierung, Kampfst䲫e, Tradition etc.) unterschiedlich bestimmt wird und dass auch asymmetrische Geschlechterverh䬴nisse und rassistische Diskriminierung zu Unterschieden im Wert der Arbeitskraft f? da bestimmte Anspr?icht durchgesetzt werden k?n.]
Allerdings gibt es noch einen weiteren Unterschied zwischen der Ware Arbeitskraft und den ?n Waren, auf den Marx jedoch nicht weiter eingeht. In den Wert einer normalen Ware geht einerseits der Wert der zu ihrer Produktion verbrauchten Produktionsmittel ein, andererseits der neue Wert, der durch die Arbeit zugesetzt wird, die aus diesen Produktionsmitteln das fertige Produkt herstellt. Bei der Ware Arbeitskraft ist dies aber nicht der Fall: Ihr Wert wird einzig durch den Wert der Lebensmittel bestimmt, die auf dem Markt gekauft werden m? Die im Haushalt, vor allem von Frauen geleistete Reproduktionsarbeit (Hausarbeit, Kindererziehung etc.) geht in den Wert der Arbeitskraft nicht ein. Feministische Autorinnen haben Marx daher vorgeworfen, dass die Kritik der politischen ֫onomie hier einen ?blinden Fleck? habe (so etwa der programmatische Aufsatz von Claudia von Werlhof 1978). Allerdings ist nicht die Marxsche Bestimmung des Werts der Ware Arbeitskraft falsch ? er gibt wieder, wie diese Bestimmung im Kapitalismus aussieht ?, falsch ist, dass er nicht die Besonderheit dieser Wertbestimmung hervorhebt, sondern ihre ܢereinstimmung mit derjenigen aller anderen Waren nachzuweisen versucht.
Innerhalb des Kapitalismus ist die besondere Wertbestimmung der Ware Arbeitskraft notwendig: W?die Arbeiter und Arbeiterinnen nicht nur den Wert der Lebensmittel erhalten, die sie am Markt kaufen m? dann wä²¥n sie l䮧erfristig nicht mehr eigentumslos und k?en sich vom Zwang zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zumindest teilweise frei machen. Die Beschr䮫ung des Werts der Arbeitskraft auf die Kosten der Reproduktion ist eine funktionale Notwendigkeit des Kapitalismus. Dass eine solche Beschr䮫ung immer erreicht wird, ist aber keineswegs von vornherein ausgemacht. Man k?e sich durchaus vorstellen, dass eine gut organisierte Arbeiterklasse durch Arbeitskä°fe entsprechend hohe L? durchsetzt. Wie sich diese Beschr䮫ung des Werts der Arbeitskraft im Verlaufe des kapitalistischen Akkumulationsprozesses jedoch ?von selbst? durchsetzt, ist bei Michael Heinrich: ?Kritik der politischen Ö«onomie. Eine Einf?? im Kapitel 5.6 nachzulesen.
Die Differenz zwischen dem (Tages)Wert der Arbeitskraft (also der Wertsumme, welche die Arbeitskraft durchschnittlich zur t䧬ichen Reproduktion ben?t) und dem Wert den der einzelne Arbeiter an einem Tag unter normalen Umst䮤en neu produzieren kann, macht genau den Mehrwert aus, von dem oben bei der Formel G-W-G? die Rede war. Dass der t䧬iche Wert der Arbeitskraft (der Wert, den sie f?e Reproduktion ben?t) geringer ist als der Wert, der durch ihren Gebrauch (d.h. durch Verausgabung der Arbeitskraft) pro Tag geschaffen werden kann, ist die Grundlage f? ?okkulte Qualit䴔 des Werts, neuen Wert zu schaffen.
Der (t䧬iche) Wert der Arbeitskraft macht also nur einen Teil des durch den (t䧬ichen) Gebrauch der Arbeitskraft neu geschaffenen Werts aus. Wird nun durch Verausgabung der Arbeitskraft an einem z.B. achtst?n Arbeitstag ein bestimmter Wert geschaffen, [Fuß®ote: Es stellt sich erst im Tausch heraus, wie groß die an einem Arbeitstag geschaffene Wertsumme tats䣨lich ist. Ist die Ware aber ?upt verkaufbar, dann wurde eine bestimmte, groߥ oder kleine, Wertsumme geschaffen. Auf diese Wertsumme beziehen sich die folgenden Ausf?en. Wenn jetzt und in den folgenden Abschnitten davon die Rede ist, dass ein Arbeiter soundso viel Stunden arbeitet und dabei soundso groߥn Wert schafft, handelt es sich nicht um einen R?l in eine substanzialistische, prä¯netä²¥ Werttheorie, sondern lediglich um eine vereinfachte Redeweise.] dann lä³³t sich dieser neu geschaffene Wert formal in den Wert der Arbeitskraft und den Mehrwert aufteilen. Betr䧴 der t䧬iche Wert der Arbeitskraft z.B. 3/8 des Wertes, der an einem achtst?n Arbeitstag geschaffen wird, dann kann man formal davon sprechen, dass in drei Stunden der Wert der Arbeitskraft und in f?unden der Mehrwert produziert wurde. Diese drei Stunden bezeichnet Marx daher auch als ?notwendige? Arbeitszeit (Arbeitszeit, die notwendig ist, um den Wert der Arbeitskraft zu reproduzieren), die restlichen f?unden als ?Mehrarbeitszeit? (Arbeitszeit, die die einzelnen Arbeiter ?hre eigenen Reproduktionsnotwendigkeiten hinaus verrichten). Da die Arbeiter und Arbeiterinnen in unserem Beispiel den in drei Stunden geschaffenen Wert als Bezahlung erhalten, nennt Marx die notwendige Arbeitszeit auch ?bezahlte Arbeit?, die Mehrarbeitszeit, deren Wertprodukt der Kapitalist als Mehrwert erh䬴, ?unbezahlte Arbeit?.
Dass der einzelne Arbeiter f?ne Arbeitskraft vom Kapitalisten weniger an Wert erh䬴, als er durch seine Arbeit produziert, bezeichnet Marx als ?Ausbeutung? ? ein Begriff, der in verschiedener Hinsicht missverst䮤lich ist.
Mit Ausbeutung soll nicht auf besonders niedrige L? oder besonders schlechte Arbeitsverh䬴nisse hingewiesen werden. Ausbeutung bezeichnet einzig und allein den Sachverhalt, dass die Produzenten lediglich einen Teil des von ihnen neu produzierten Wertes erhalten ? unabh䮧ig davon, ob die L? hoch oder niedrig, die Arbeitsverh䬴nisse gut oder schlecht sind.
Ausbeutung ist aber auch ? entgegen einer verbreiteten Vorstellung und trotz entsprechender ĵߥrungen vieler ?Marxisten? ? nicht als moralische Kategorie gemeint. Es geht nicht darum, dass den Arbeitern etwas weggenommen wird, was ihnen ?eigentlich? geh? so dass diese Wegnahme etwas moralisch Verwerfliches w䲥. Auch die Rede von ?bezahlter? und ?unbezahlter? Arbeit zielt nicht darauf ab, dass doch eigentlich die ?ganze? Arbeit bezahlt werden sollte. [Fu߮ote: Eine entsprechende Forderung nach dem ?vollen Arbeitsertrag? wurde z.B. von Ferdinand Lassalle (1825-1864) und seinen Anh䮧ern erhoben und von Marx scharf kritisiert.] Ganz im Gegenteil: Marx betont, dass ? entsprechend den Gesetzen des Warentausches ? der Verk䵦er der Ware Arbeitskraft genau den Wert seiner Ware erh䬴. Dass der K䵦er aus dem Gebrauchswert dieser Ware dann einen besonderen Vorteil schl䧴, geht deren Verk䵦er nichts mehr an. Marx zieht den Vergleich zu einem ֬h䮤ler: Dieser erh䬴 den Wert des ֬s bezahlt, aber nicht zus䴺lich noch etwas f? Gebrauchswert des ֬s (MEW 23, S. 206). ?Ausbeutung? und die Existenz ?unbezahlter Arbeit? entspringen nicht aus einer Verletzung der Gesetze des Warentausches, sondern aus ihrer Befolgung. Will man Ausbeutung abschaffen, dann geht dies nicht durch eine Reformierung der Austauschverh䬴nisse innerhalb des Kapitalismus, sondern nur durch die Abschaffung des Kapitalismus.
Formelle und reelle Subsumtion, Fordismus, produktive und unproduktive Arbeit
Wird ein Arbeitsprozess, so wie er existiert, dem Kapital untergeordnet, spricht Marx von formeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Der einzige Unterschied zum vorkapitalistischen Zustand besteht darin, dass der Arbeiter oder die Arbeiterin statt f?h selbst nun f?en Kapitalisten arbeitet. Das kapitalistische Zwangsverh䬴nis 䵟ert sich lediglich darin, dass der Arbeiter l䮧er arbeitet, als zu seiner Selbsterhaltung notwendig ist, und dass sich der Kapitalist das dabei entstehende Mehrprodukt aneignet. Auf der Grundlage der formellen Subsumtion ist lediglich die Produktion des absoluten Mehrwerts m?ch.
Wird der Arbeitsprozess umgestaltet, um die Produktivkraft zu steigern, spricht Marx von reeller Subsumtion der Arbeit unter das Kapital. Der Arbeitsprozess unter dem Kommando des Kapitals unterscheidet sich jetzt nicht nur formell, sondern reell, d.h. von der ganzen Organisation und Struktur her vom vorkapitalistischen Arbeitsprozess: Die kapitalistische Produktionsweise schafft die ihr entsprechende materielle Gestalt der Produktion. Die reelle Subsumtion ist erst m?ch auf der Grundlage der formellen. Mit der reellen Subsumtion der Arbeit unter das Kapital wird die Produktion des relativen Mehrwerts m?ch.
Bisher haben wir bei der Betrachtung des relativen Mehrwerts angenommen, dass der mengenm䟩ge Umfang der Lebensmittel, die zur Reproduktion der Arbeitskraft (bzw. der Arbeiterfamilie) notwendig sind, unver䮤ert bleibt, dass sich der Lebensstandard der Arbeiterklasse also nicht ver䮤ert. Dies ist jedoch nicht zwangsl䵦ig der Fall.
Gehen wir von einem achtst?n Arbeitstag und einer Mehrwertrate von 100 Prozent aus. Dann zerf䬬t der Arbeitstag in vier Stunden notwendige Arbeitszeit, um den Wert der Arbeitskraft zu reproduzieren, und vier Stunden Mehrarbeitszeit, in welcher der Mehrwert produziert wird. Nehmen wir weiter an, der Geldausdruck des in acht Stunden geschaffenen Wertes sei unter normalen Bedingungen 160 Euro. Dann betr䧴 der Tageswert der Arbeitskraft 80 Euro, der t䧬ich produzierte Mehrwert ebenfalls 80 Euro.
Nun m?sich die Produktivkraft der Arbeit in allen Branchen verdoppeln. [Fu߮ote: Diese enorme Zunahme wird nur unterstellt, um die folgenden Rechnungen zu vereinfachen. Vergleicht man Epochen, die einige Jahrzehnte auseinander liegen, dann ist es aber durchaus m?ch, dass sich die Produktivkraft verdoppelt hat.] Dann k?n alle G?n der H䬦te der bisherigen Arbeitszeit hergestellt werden, ihr Wert halbiert sich. Der Tageswert der Arbeitskraft wird dann statt in vier bereits in zwei Stunden produziert, er f䬬t von 80 auf 40 Euro. F? Mehrarbeit bleiben dann noch zwei weitere Stunden, ihr Umfang erh?sich von vier auf sechs Stunden, der Mehrwert steigt von 80 auf 120 Euro. Zwar hat sich der Wert der Arbeitskraft von 80 auf 40 Euro halbiert, f?Euro k?n jetzt aber genauso viele Lebensmittel gekauft werden wie fr??Euro, der Lebensstandard der Arbeiterfamilie ist also gleich geblieben.
Nehmen wir nun weiter an, dass es den Arbeitern und Arbeiterinnen, z.B. aufgrund von Arbeitskä°fen oder Arbeitskr䦴eknappheit, gelingt, als Lohn nicht nur den in zwei Stunden geschaffenen Wert zu erhalten, sondern den in drei Stunden geschaffenen, statt 40 also 60 Euro. In diesem Fall wä²¥ der Wert der Arbeitskraft immer noch gefallen (von 80 auf 60 Euro), die Mehrarbeit wä²¥ immer noch um eine Stunde gestiegen (von vier auf f?unden, der Mehrwert wä²¥ jetzt 100 Euro), allerdings wä²¥ jetzt auch der Lebensstandard der Arbeiterfamilie gestiegen. Denn der Wert der Lebensmittel hat sich aufgrund der Verdoppelung der Produktivkraft halbiert, der Arbeiterhaushalt hat aber nicht nur die H䬦te, sondern drei Viertel des fr? Lohnes zur Verf? Wenn sich unser Arbeiterhaushalt heute f?Euro genauso viele Lebensmittel kaufen kann wie fr??Euro, er heute aber 60 Euro zur Verf?hat, dann kann er den Umfang der Lebensmittel um 50 % steigern. Oder in heute gebräµ£hlichen Begriffen ausgedr?Die Nominall? (d.h. die in Geld ausgedr? L?) sind um 25 % gefallen (von 80 auf 60 Euro), die Reall? (d.h. die L? ausgedr?n Kaufkraft) sind um 50 % gestiegen (es k?n 50 % mehr G?ekauft werden).
Die Steigerung der Produktivkraft hat bewirkt, dass eine Erh?g des Lebensstandards der Arbeiterklasse mit einer Erh?g des von den Kapitalisten angeeigneten Mehrwerts einhergeht. Verringerung des Werts der Arbeitskraft bei gleichzeitiger Vergr?ung des von der einzelnen Arbeitskraft produzierten Mehrwerts bedeutet, dass sich die Mehrwertrate m/v und damit auch die Ausbeutung der Arbeitskraft vergr?t hat. Erh? Ausbeutung (d.h. ein gr?er Teil des Arbeitstages dient der Mehrarbeit) und Erh?g des Lebensstandards der Arbeiterklasse schlieߥn sich also keineswegs aus.
Schlie߬ich kann es in unserem Beispiel auch noch zu einer Verk? der Arbeitszeit kommen. Nehmen wir an, die t䧬iche Arbeitszeit werde von 8 Stunden auf 7,5 Stunden verringert. Wenn die Arbeitskraft nach wie vor 60 Euro (den in drei Stunden geschaffenen Wert) erh䬴, bleiben als Mehrarbeitszeit noch 4,5 Stunden (eine halbe Stunde mehr als vor der Produktivkraftsteigerung), der Mehrwert w䲥 90 Euro (10 Euro mehr als vor der Produktivkraftsteigerung).
[Fuß®ote: Bei Arbeitszeitverk?en kommt es regelm䟩g zu einer Intensivierung der Arbeit (in derselben Zeit wird ein gr?es Wertprodukt produziert), was einer weiteren Erh?g des Mehrwerts zugute kä¥. In unserer Beispielrechnung bleibt dies aber unber?htigt.]
Das zuletzt skizzierte Beispiel entspricht ? nicht von den genauen quantitativen Relationen, aber von seiner Tendenz her ? der Entwicklung in den fortgeschrittenen kapitalistischen L䮤ern. Dass die Arbeiterklasse in diesen L䮤ern heute einen h?en Lebensstandard und k? Arbeitszeiten hat als vor 50 oder 100 Jahren, heiß´ keineswegs ? wie immer wieder behauptet wird ?, dass die Ausbeutung abgenommen habe oder gar verschwunden sei. Bereits im letzten Kapitel wurde betont, dass mit Ausbeutung nicht ein besonders schlechter und erbä²licher Zustand gemeint ist, sondern der Sachverhalt, dass die Arbeiter und Arbeiterinnen einen gr?en Wert schaffen, als sie in Gestalt des Lohnes erhalten. Gemessen wird der Grad der Ausbeutung nicht mit dem Lebensstandard, sondern mit der Mehrwertrate. Und da ist es durchaus m?ch, dass Erh?g des Lebensstandards und Verk? der Arbeitszeiten mit einer Steigerung von Mehrwert und Mehrwertrate einhergehen.
Die gerade skizzierte, von der Produktion des relativen Mehrwerts ausgehende Dynamik (beschleunigte technische Entwicklung, steigender Lebensstandard der Arbeiterklasse bei gleichzeitig steigenden Gewinnen) hat allerdings eine bislang noch nicht angesprochene Voraussetzung: Die Mehrzahl der Lebensmittel, die in den Konsum der Arbeiterhaushalte eingehen, muss kapitalistisch produziert sein. Solange Arbeiterhaushalte einen groߥn Teil ihrer Lebensmittel selbst herstellen oder von Kleinbauern und kleinen Handwerkern beziehen, f?ie Produktivkraftsteigerung in kapitalistischen Betrieben zwar zu einem kurzfristigen Extramehrwert, aber nur zu einer geringen Senkung des Werts der Arbeitskraft. Erst im Laufe des 20. Jahrhunderts kam es soweit, dass der Groߴeil der von einem Arbeiterhaushalt verbrauchten G?ats䣨lich kapitalistisch produziert wurde. Dabei spielte der so genannte Fordismus eine entscheidende Rolle: Henry Ford war es in seinen Automobilwerken seit 1914/15 gelungen, gest?uf die tayloristische Zerlegung des Arbeitsprozesses, das Model T als standardisiertes Massenprodukt am Flieߢand zu produzieren und ganz erheblich zu verbilligen, so dass dieses Auto f?ite Bev?rungsschichten zu einem Konsumgut werden konnte. Gleichzeitig erh? Ford die L? weit ?en damaligen Durchschnitt, um die Fluktuation der Arbeitskr䦴e zu vermindern. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich der Fordismus in den USA und Westeuropa auf breiter Ebene durch: Einerseits wurden durch Taylorismus und Flieߢandproduktion Massenkonsumg?ie Autos, K?r䮫e, Waschmaschinen, Fernsehger䴥 etc. immer weiter verbilligt, andererseits die Reall? erh? Da der Wert der Arbeitskraft trotz steigender Reall? sank, konnten die Gewinne dennoch wachsen. Standardisierte Massenproduktion, eine Ausweitung der Massenkonsumtion und steigende Gewinne gingen f?pp zwei Jahrzehnte Hand in Hand und waren eine wichtige, wenn auch nicht die einzige Grundlage des ?Wirtschaftswunders? der Nachkriegszeit.