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Difference between revisions of "APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Kleingruppen"
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Revision as of 17:24, 10 June 2008
Contents
Was tun die Anderen?
Dass alle Menschen in einer Gesellschaft die gleichen Vorstellungen von dieser bzw. einer anderen, in ihren Augen besseren Gesellschaft haben, ist unwahrscheinlich, wenn in dieser auf Individualität, Selbstbestimmung und kritische Reflektion von Handlungen und Prozessen Wert gelegt wird. Es ist naheliegend, dass es Menschen gibt, die mit dem bestehenden Gesellschaftssystem nicht einverstanden sind und ein anderes wollen. Im Sinne von Emanzipation und Herrschaftsfreiheit als Prozess der immer größeren Annäherung an dieses Ideal ist es auch gut, wenn es Veränderung gibt. Aber was, wenn die Bestrebungen in Richtung einer autoritären, diktatorischen, anti-emanzipatorischen Gesellschaft gehen?
Wenn Leute ihr Bedürfnis nach Machtausübung über Andere, die das nicht wollen, projizieren, entstehen notwendigerweise grundlegende Konflikte. Wie wird damit umgegangen? Werden diese aus der Gesellschaft verstoßen (unterschiedliche Auswirkungen je nachdem, ob es sich um eine weltumgreifende Gesellschaftsutopie oder eine Insellösung handelt), eingesperrt, unterdrückt, liquidiert, erzieherisch behandelt? Wie ist eine Welt der vielen Welten möglich, wenn einzelne Welten Allmachtansprüche erheben? Aber ist es richtiger, für die Idee der Herrschaftsfreiheit diesen Anspruch die Rahmenbedingungen bestimmen zu dürfen, zu erheben?
Im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf den Bielefelder JUKSS (2005/2006) wurde ein - zynisch in die Debatte um den Umgang mit verschiedenen missliebigen Personengruppen eingebrachter - Vorschlag für eine emanzipatorische Lösung dieser Frage erörtert. Es wurde vorgeschlagen, diese Menschen nicht auszugrenzen, da dies im Widerspruch mit der Idee Offener Räume stünde, sondern Bereiche zu schaffen, in denen diese sich ausleben könnten. Vorschläge waren "Sexisten-Räume", "Nazi-Räume", "Fleischfresser-Räume", auf die sich deren Ausleben ihrer Ideologien / Bedürfnisse begrenzen sollte, wo sie dies nur mit denen machen dürfen, die das auch wollen etc. Dieser Vorschlag war eher polemisch motiviert, als in der Debatte um vegane Rahmenbedingungen für den JUKSS die Meinung vertreten wurde, dass auch FleischfresserInnen ihre Bedürfnisse ausleben können sollen und wurde dann auch nicht weiter debattiert.
Dokumentation der Diskussionen beim Seminar
- Wie umgehen mit der Ideologie von Herrschaftsfreiheit? Schließlich werden Rahmenbedingungen gesetzt -> siehe Magdeburger JUKSS, keine Vorbereitung eines Plenums
- Insellösung für andere Ideen? (Flickwerk bzw. Freiräume)
- Theorie der verschiedenen Gruppen, aus denen man immer austreten kann (jedE muss immer gehen können)
- "Matrix": rote oder blaue Kapsel... wenn bestimmtes Wissen einmal da ist, gibt es kein zurück
- Vergleiche "Borg": von ihrer Ideologie überzeugt, assimilieren das Universum im Glauben das Richtige zu tun -> Anarchisten könnten genauso sein
- ist Herrschaftsfreiheit eine Ideologie? Meinungen: ja, nein
- es bildet sich eine Norm gegen Normierung heraus -> das wäre Widerspruch zur Herrschaftsfreiheit
- Selbstentfaltung/Individualistisch vs. Menschheits-Zukunftschancen
- Gefahr des Konservativismus der Anarchie
- Ständige Reflexion nötig + Metaebene
- kulturelle (selbstverständliche) Kraft der Herrschaftsfreiheit ist nötig, um gesellschaftlich genügend Kraft zur Bewahrung ohne Konserv. zu haben
- Kinder wollen manchmal etwas gegensätzliches zu dem der Eltern (kontroverse Überlegungen über einen grundlegenden Generationenkonflikt)
- Problem sind nicht die Herrschenden, sondern die, die sich beherrschen lassen
- These: bestimmte gesellschaftliche Entwicklungsstufen werden nicht mehr dauerhaft unterschritten werden, weil es Erfahrungen gibt & daraus etwas anderes entstanden ist
- Anspruch an utopische Gesellschaft: Atmosphäre des Hinterfragens, alles kann & soll in Frage gestellt werden / Prozesshaftigkeit der Gesellschaft ist elementar -> keine Verstarrung in einem Zustand
- herrschaftsfreie Gesellschaft muss sich vor den herrschaftsförmigen Ideologien schützen, um nicht unterwandert zu werden; Freiräume für andere Auffassungen sollen da sein (Stichworte: "Sexisten-Räume", "FleischfresserInnen-Räume", "Nazi-Räume", wo sich diese begrenzt auf Menschen, die sich frei dafür entscheiden - ausleben können; Ausstiegsmöglichkeit aus diesen muss erhalten bleiben)
- darf Idee der Herrschaftsfreiheit als Begründung herhalten, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die gegensätzliches (herrschaftsförmiges) benachteiligen? - gefährliche Analogie zu Ideologien, wenn davon ausgegangen wird, dass der Zweck die Mittel heiligt - "wir wissen, was gut für alle ist..."
- Gegenüberstellung: aus meinem Bedürfnis nicht unterdrückt werden zu wollen nehme ich Einfluss auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen und reduziere damit die Wahrscheinlichkeit für herrschaftsförmige Entwicklungen
Diskussion
- Anarchie/Herrschaftsfreiheit als Ideologie birgt die Gefahr des "Überstülpens" über Andere bzw. Einschränkung deren Willens/Entfaltung
- Gefahr diskursiver Herrschaft, die Herrschaftsfreiheit mit richtig/gut verknüpft, ohne hinterfragend zu dieser Erkenntnis zu kommen -> Konservativität
- "Freiräume"/"Flickwerk" verschiedener, auch widersprüchlicher Ideologien, Bedürfnisse, Praktiken -> wer Herrschaft will, kann die ausleben, solange die Beteiligten dies freiwillig tun & wieder aussteigen können
- gesellschaftliche Entwicklungen erreichen ein Level, das auf Dauer nicht mehr unterschritten wird (These) & Annahmen für die Entwicklung einer utopischen Gesellschaft umfassen Prinzipien, die sich zusätzlich positiv unterstützen und Herrschaftsfreiheit fördern (Reflektion, Veränderung der Wirtschaftsweise, Ablehnung von Zwang, andere Sozialisation...)
- Problem sind nicht die, die herrschen wollen, sondern die, die sich beherrschen lassen (in der Utopie)
- Welt ist nicht widerspruchsfrei
Ergebnisse
- Prämissen/Annahmen der Utopie: Menschen lassen sich nicht freiwillig unterdrücken; hoher Reflektionsgrad bzw. Meta-Ebene-Denken verbreitet; optimistisches Menschenbild
- Herrschaftsfreiheit nicht als Ideologie, sondern Begründung muss immer auch mitgedacht/gesagt werden (Bedürfnisse z.B.)
- keine "wehrhafte Anarchie" erdenken, sondern im Vertrauen auf das optimistische Menschenbild annehmen, dass die utopische Gesellschaft sich nicht freiwillig dauerhaft unter Zwang begibt und die Umstände und Bedingungen, die dazu führen, reflektieren & Lösungen entwickeln werden, wenn neue Herrschaft errichtet wird
- Herrschaftsfreiheit soll hinterfragbar sein; prozesshafte Weiterentwicklung der Gesellschaft ist ein Ziel
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