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APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt? (Seminar) Kleingruppen

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Hier gehts um das Utopien-Seminar Herrschaftsfreie Welt?, das in Magdeburg vom 13.-16. September 2007 stattfand.

Vorstellungen vom Menschen[edit]

Aus den bisherigen Gesprächen kristallisierte sich als wichtiges Thema heraus, was wir von Menschen überhaupt erwarten können, inwieweit Menschen überhaupt "utopiefähig" sind. Daraus entstand eine Kleingruppe.

Die Gruppe „Menschenbilder“ bezog sich auf folgende Brainstorming-Notizen:

  • „Ich glaube nicht, dass der Mensch in meinen utopischen Gedanken utopiefähig ist.“
  • „Ideales Utopia vs. krasses Chaos/Polizeistaat.“
  • Repräsentation = Herrschaft?

Diese Fragen konnten nicht direkt abgearbeitet werden, wir benötigten die Zeit, um grundlegende Gedanken mitzuteilen und ein wenig darüber zu sprechen.

Dabei stellten Sancho und Annette ihre Gedanken vor.

1. Sancho:

Sancho geht davon aus, dass Menschen über 4 Handlungspotenzen verfügen, die als Ebenen (nicht qualitative Stufen) zu beachten sind:

  • a) Dinge gestalten (allein) (Einwirkung Subjekt -> Objekt)
  • b) mit anderen Subjekten gemeinsam (über Verträge) etwas (Objekt) gestalten
  • c) dialogisch-kommunikativ zwischen Subjekten: Bestätigung oder Verletzung („Ich kann nur Ich werden, wenn es ein Du gibt.“)
  • d) Metakommunikation: Werte reflektieren, „Mensch ist dazu geboren, ein freies Subjekt zu werden"

2. Annette:

Annette versuchte, einige Gedanken aus der Kritischen Psychologie zu erläutern, die vor allem für die erste Frage (Utopiefähigkeit der Menschen) wichtig sind. Dazu gehören:

  • Individuum ist von vornherein gesellschaftliches Wesen, Vereinzelung ist Ergebnis einer bestimmten Gesellschaftsform (Kapitalismus) ->
  • Freiheit nicht gegen andere zu definieren (wäre bürgerliches Menschenbild) sondern Prinzip: „Ich kann mich nur selbst entfalten, wenn alle anderen Menschen es auch können“: d.h. die Freiheit anderer ist nicht die Grenze meiner Freiheit, sondern seine Entwicklung/Entfaltung ist die Voraussetzung für meine...
  • dies wird zum allgemeinen Motiv der vom Individuum und seinen Bedürfnissen ausgehenden Kooperation/Zusammenarbeit (sobald gesellschaftlichen Grundlagen der Vereinzelung/Entfremdung abgeschafft sind)
  • Subjektstandpunkt: verlangt: andere Menschen nicht zu Objekten unserer Politik machen (auch nicht gutgemeint).

(Mehr dazu siehe unter http://www.thur.de/philo/kp/krps.htm)

Es kam dann zur Diskussion über folgende Fragen:

  • Wie gültig können Modelle überhaupt sein? (Absolutheitsanspruch oder Beliebigkeit? Beides nicht)
    • These: Ein Funke Skepsis in einer Theorie ist gut; wen dadurch nur beschränkte Selbstsicherheit besteht, ist das positiv zu bewerten
    • Relativierung und Dekonstruktivismus: Alles wird letztlich in Frage gestellt – heißt aber nicht, dass alles egal wäre, oder die Diskussion und Theoriebildung unmöglich wären. Mit dem Bewußtsein der Relativität kann eine Annäherung an das, was als „richtig“ wahrgenommen wird, geschehen.
  • Fragen an eine Utopie:
    • Werden Menschen als Subjekte wahrgenommen/behandelt oder als Objekte (Instrumentalisiert für etwas, das andere wollen bzw. sie wollen sollen)?
    • Freiheit als Freiheit gegen andere (bürgerliches Bild von Freiheit) oder als Freiheit durch andere (Freiheit nach Hegel, Marx...)

Weitere Absprachen:

  • Ausdifferenzierung von poststrukturalistischen, relativierenden Denkweisen im Verhältnis zu anderen Möglichkeiten der Kommunikation bzw. gemeinsamer Sprache erörtern (Annette und Falk und... ev. per Mail)

(siehe hier als erster Beitrag http://www.thur.de/philo/notizen/diskurs.htm)


Ergänzungen[edit]

  • In welche praktische Richtung die Viergliederungstheorie angwendet werden kann, zeigt das Projekt "Netz Vier", das sich für eine Reform der Demokratie mit vier eigenen Parlamenten einsetzt. Mir scheint, dass es sich dabei um eine Symptombehandlung einiger auffälliger Symptome der kapitalistischen Globalisierung und der Herrschaftswirkung von Wirtschaft & co. handelt. Eine grundlegende Infragestellung des demokratischen Herrschaftssystems erfolgt nicht. Auch scheint mir, dass Herrschaft als Ursache vieler gesellschaftlicher Kritikpunkte (Ausbeutung, Chancenungleichheit, Umweltzerstörung etc.) gar nicht erkannt und dementsprechend auch nicht angegangen wird. Die Vorstellung eines zusätzlichen "Grundwerteparlaments", das u.a. religiöse und spirituelle Vorgaben machen können soll, die als Rahmen für alles weitere Handeln stehen, erscheint mir gruselig (die anderen parlamentarischen Ideen finde ich nicht weniger problematisch, aber jeweils aus unterschiedlichen spezifischen Gründen). Ein ausgeklügelter Herrschaftsapparat, der nun viel effektiver als bisher Normen setzen kann, scheint doch emanzipatorisch ein deutlicher Rückschritt zur derzeitigen, auch nicht kritiklosen, - unter gewissen Blickwinkeln positiv zu bewertenden - Religionsfreiheit, Forschungsfreiheit etc. zu sein... -- Falk 20:39, 31. Okt 2007 (UTC)

Entscheidungsfindung[edit]

Wie werden in einer utopischen Welt Entscheidungen getroffen? Die Mehrheit bestimmt? Konsensverfahren? Individuallösungen? - Vor allem in Konfliktsituationen wird es wichtig, wie mit dieser Frage umgegangen wird.

Spannende Gegenansätze zu basisdemokratischen Modellen, die für sich beanspruchen für alle und durch alle zu entscheiden, sind mit der Frage verbunden, ob überhaupt entschieden werden muss. Häufig ist gar keine Einheitsmeinung notwendig, interessanter ist es dann zu überlegen, wie die unterschiedlichen Vorstellungen nebeneinander oder miteinander realisiert werden können.

Weitere Fragen:

  • Wer entscheidet?
  • Wie wird entschieden?
  • Was oder worüber wird entschieden?
  • Warum überhaupt entscheiden?
  • Welche Relevanz oder Verbindlichkeit haben Entscheidungen?
  • Folgen von Entscheidungen, Durchsetzungsmöglichkeiten?
  • Sind Entscheidungen revidierbar?
  • grafische Idee: Wegweiser mit Dreh-Scharnier unten?


Konfliktlösung[edit]

Wenn gravierende Konflikte entstehen, Übergriffe geschehen, stellt sich die Frage nach dem Umgang damit. Üblicherweise gibt es dafür Gerichte, Polizei und Knäste. Im noch größeren Stil auch noch das Militär. Aber das alles sind Herrschaftsinstitutionen, die im Widerspruch zur Idee einer herrschaftsfreien Welt stehen. Wie sehr emanzipatorische Utopien ihren Ansprüchen gerecht werden, zeigt sich an Extrembeispielen wie MörderInnen/VergewaltigerInnen. Also doch für Knäste?

Brainstorming

  • Wie wird mit Konflikten umgegangen?
  • Was, wenn sich bei Konflikte nicht "einfach geeinigt werden" kann?
  • gibt es Strafen?
  • wie können Strafen aussehen?
  • Warum strafen?
  • wer straft?
  • Strafe + Herrschaftsabbau?


Wirtschaft/Arbeit[edit]

Wie sieht die Wirtschaft der utopischen Gesellschaft aus? Ergibt sich das Produktangebot aus der Nachfrage oder aus einem Plan? Oder ist alles chaotisch und wirr? Wie könnte ein System komplexer Produktionsprozesse aussehen?

Was ist Arbeit (produktive/reproduktive)? Sind Tätigkeiten an soziale Kategorien gekoppelt (z.B Alter,Bildungsgrad,Herkunft...)? Wer verrichtet die körperlich anstrengenden/ monotonen/ gefährlichen Tätigkeiten? Werden diese Tätigkeiten abwechseld ausgeübt (Rotationssystem)? Gibt es "Arbeitslosigkeit" in einer herrschaftsfreien Gesellschaft?

Wie werden Ressourcen zu Produkten gemacht? Was ist, wenn einige Menschen generell nicht bereit sind anstrengende/ monotone/ gefährlichen Tätigkeiten zu verrichten? Werden Roboter eingesetzt oder aus z.B. ökologischen Gründen abgelehnt?

Wie werden Ressourcen/Produkte verteilt? Bekommen alle gleichviel? Wird nach Bedürfnissen verteilt? Oder nach (abstrakter) erbrachter Leistung? Haben Menschen Zugriff auf Ressourcen/Produkte, wenn sie weder an der direkten Herstellung/dem direkten Abbau beteiligt waren, noch irgendeine andere, in der jeweiligen Gemeinschaft anfallende Tätigkeit verrichtet haben? (Nach dem Motto: Wer nicht arbeitet isst auch nicht (oder auch doch)) Reichen die Ressourcen, um die Bedürfnisse alle Menschen zu befriedigen? Was passiert wenn es nicht mehr genug für alle gibt? Funktioniert Horizontalität in solchen Extremsituationen?

Haben Dinge in einer herrschaftsfreien Witschaft einen universellen Wert, oder wird in jeder Handelssituation ein neuer Wert verhandelt? Wird getauscht, gibt es Geld oder Ist alles umsonst?


Dokumentation der Diskussionen beim Seminar[edit]

Wie können ( von vielen als unangenehm wahrgenommene ) Tätigkeiten in einer, sich Herrschaftsfreiheit annähernden, Gesellschaft gleichberechtigt verteilt sein ?

Elemente der Ergebnisse aus dem eingeschränkten Open Space am großen Tisch Draußen

Es ist eine Organisierung denkbar, in der es keine Kategorisierung von Tätigkeiten gibt (reproduktive/ produktive/ Muße) und keine damit einhergehende Wertung/Anordnung. Dadurch entstünden ganz vielfältige und individuelle Bezüge zu bestimmten Tätigkeiten.

Es gibt keine objektivierbaren Empfindungen, die bei einer bestimmten Art von Betätigung auftreten. Die jeweiligen Empfindungen sind unter anderem von Motivationen, Rahmenbedingungen und persönlichem Nutzen abhängig. Außerdem hängen sie davon ab, ob Menschen bestimmte Dinge tun, weil sie sich einem Tätigkeitsfeld unterorden müssen (z.B Bei der heutigen "Arbeit") oder sich Fähigkeiten aneignen und diese Nutzen, um in bestimmten Situationen darauf zurückgreifen zu können und in ihrem Leben unterschiedliche, vielfältige Dinge tun. Auch anstrengende oder Monotone Tätigkeiten können unter Umständen als angenehm Empfunden werden.

Es ist eine Organisierung denkbar, in der sich Menschen für die Folgen ihres Handelns verantwortlich fühlen und z.B die Dinge, die sie benutzen, aufräumen, saubermachen und reparieren. Es müsste keine Dienstleister_innen geben, was jedoch nicht bedeutet, das sich alle Menschen die Fähigkeiten aneignen müssten, die erforderlich wären, um die gesammte Technik in ihrer Umgebung reparieren zu können. Mehrere Menschen, die an der Nutzung einer Infrastruktur beteiligt sind, könnten über die Funktion/Reparatur derselben bescheid wissen. Die Situation wäre passé, in der immer wieder die gleichen Menschen die Technik reparieren/ das Haus putzen, weil eben dieses Wissen bei einigen wenigen liegt und Zuständigkeiten hervorbringt.

Ich bin nicht motiviert die Mitschriften aus der Gruppe Arbeit/Wirtschaft abzutippen, die sich in der Kleingruppenphase im Schlafraum getroffen hat. Es wurden sehr viele Themensprünge gemacht und es scheint mir eine Ansammlung von sehr bedingt zusammenhängenden Aussagen zu sein. Falls irgendwer motiviert ist das zu tun, könnte ich dieser Person die Mitschriften zuschicken. Bei Interesse eine Mail an viva - vegan - basher (ät) gmx punkt de schreiben.


Eigentum und Besitz[edit]

Im Marxismus ist die Rede von der Abschaffung des Privateigentums an Produktionsmitteln, stattdessen soll Kollektiveigentum entstehen. In der DDR wurde staatliches Eigentum als "Volkseigentum" bezeichnet, und damit suggeriert, es würde allen gehören. Viele herrschaftskritische Utopien sprechen von der Abschaffung des Privateigentums, klären aber nicht die Frage des Besitzes. Und auch neben dem "Besitz" gibt es weitere, noch weniger bewusste Nutzungsbeschränkungen, die sich auf gleichberechtigte Möglichkeiten aller Menschen auswirken. Also viele Aspekte, die zu betrachten und zu diskutieren sind.

Als Eigentum wird in der Regel eine Sache definiert, die jemandem "gehört". Eigentum ist damit konstruiert, aufgrund einer Regel (z.B. Kauf, Erbe) wird etwas jemandem zugeordnet und diese Person hat das Recht (eingeschränkt in der jetzigen Gesellschaft durch die Eingriffsmöglichkeiten, die sich der Staat vorbehält) zu bestimmen, wer was mit diesen Dingen machen darf.

Besitz richtet sich nach den momentanen Nutzungsverhältnissen oder der Lokalität einer Sache. Beispiel: Ich besitze ein Auto, wenn ich gerade die Verfügungsgewalt darüber habe. Aber es muss mir deswegen nicht unbeding gehören, möglicherweise ist es das Eigentum meiner Eltern.
Auch in einer Welt ohne Privat- oder Kollektiveigentum (der Begriff des Eigentums, diese Zuschreibungsmöglichkeit, könnte einfach abgeschafft werden) kann es Besitzverhältnisse geben. Ist es möglich, auch diese zu überwinden? Ist das überhaupt sinnvoll und anstrebenswert? Welche Bedeutung hat die Zugriffsbeschränkung, die sich aus Besitz ergibt, für eine herrschaftsfreie Gesellschaft?

Weitere Nutzungsbeschränkungen machen sich gar nicht an Besitz oder Eigentum fest, sondern können beispielsweise durch technische Barrieren bedingt sein: Schlüssel, Passwörter, Ablegen an Orten, an die bestimmte (z.B. kleine Menschen) nicht herankommen. Auch diese Nutzungsbeschränkungen reduzieren den gleichberechtigten Zugang und sind im Zusammenhang mit herrschaftskritischen Utopien mit Skepsis zu behandeln.

Aus diesen Aspekten ergeben sich weitere Fragestellungen an Alternativen: wie kann ein eigentums- und besitzfreier Umgang mit Sachen aussehen? Wie kann dabei auf die Bedürfnisse der Menschen (z.B. Wunsch nach eigener Zahnbürste) eingegangen werden? Wie können weitere Nutzungsbeschränkungen abgebaut werden? Gibt es sinnvolle Nutzungsbeschränkungen in einer herrschaftsfreien Welt?


Teilhabe und Mitmachzwang[edit]

Wie werden anfallende Arbeiten organisiert? Gibt es Verpflichtungen oder Zwang zur Beteiligung an bestimmten Arbeiten? Wie wird "sichergestellt", dass die Gesellschaft funktioniert, dass also gesellschaftlich notwendige Arbeit erledigt wird? Wieviel Nicht-Beteiligung verträgt die Gesellschaft? Wie kann vermieden werden, dass die notwendigen Arbeiten immer an bestimmten Leuten "hängen bleiben", während Andere nur das machen worauf sie wirklich Lust haben? Wie wird damit umgegangen, wenn Leute sich nicht an gesellschaftlich notwendigen Arbeiten (woraus definieren sich diese?) beteiligen? Wird der Zugang zu den erarbeiteten Ressourcen dann beschränkt?


Komplexe Gesellschaft[edit]

In Bezug auf die Komplexität einer utopischen Gesellschaft sind beide Pole häufig vertreten: beispielsweise gehen Ansätze wie der Anarchoprimitivismus davon aus, dass eine bessere Gesellschaft einfacher organisiert sein soll; hochkomplexe Organisierung gibt es da nicht, manchmal wird auch unterstellt, dass in der Entfremdung, die durch komplexe Strukturen entsteht, diverse negative Auswirkungen entstehen (Umweltzerstörung, Bezugslosigkeit zu den genutzten Produkten etc.). Andere Modelle (Marxismus oder auch die Welt der "Freien Menschen in Freien Vereinbarungen") versuchen der in der Gesellschaft notwendigerweise angelegten Komplexität gerecht zu werden oder sehen diese als besonders erstrebenswert an.

Ist komplexe Arbeitsteilung überhaupt herrschaftsfrei organisierbar? Wieweit sind Spezialisierung und Hierarchie-Abbau miteinander vereinbar? In wieweit kann dieser Widerspruch durch Transparenzschaffung ausgeglichen werden? Hat diese Methode Grenzen? Welche Abhängigkeiten werden durch Spezialisierung geschaffen? Wie werden Andere durch die besonderen Handlungsmöglichkeiten der SpezialistInnen eingeschränkt?

Welchen Bedeutung haben Forschung und Technik? Was sollte akzeptiert werden, gibt es Grenzen?

Oder verlangt Herrschaftsfreiheit die Rückbesinnung zur Einfachheit? Wäre das überhaupt wünschenswert? Herrschaftsfrei? Möglich?


Gibt es Eliten?[edit]

Auch wenn Hierarchien kritisch zu betrachten sind, lassen sich unterschiedliche Wissensstände und Erfahrungen kaum vermeiden. Die daraus resultierenden verschiedenen Handlungsmöglichkeiten können durch verstärkte Transparenz und niedrigschwellige Möglichkeiten zur Informationsaneignung angeglichen werden. Trotzdem ist aufgrund von Spezialisierungen und Bedürfnissen naheliegend, dass sich Einzelne mehr Wissen, Überblick und Kompetenzen aneignen als Andere. Bedeutet das automatisch die Herausbildung von Eliten? Wie definieren sich diese überhaupt? Welche Probeleme ergeben sich daraus?

In der Praxis lassen sich "CheckerInnen" (Leute, die Wert auf eine Meta-Ebene legen, den Überblick bewahren, koordinierend wirken und durch die damit verbundene Bedeutung auch mehr Einfluss als Andere haben) z.B. anhand folgender Fragen identifizieren: Wer hat den Überblick? Wer wird im Zweifelsfall immer noch einmal gefragt? Bei wem sammelt sich besonders viel Wissen? Welche Vorteile bringt das? Gibt es versteckte Autoritäten?

Nach Außen wirken[edit]

Die Frage, wie eine utopische Gesellschaft nach außen wirkt, macht vor allem dann Sinn, wenn es sich um eine Insellösung (Kommune, Teilgesellschaft, jedenfalls nicht weltumfassend) handelt. Dann ist es von Bedeutung, ob und wie diese Gesellschaft oder Teile daraus mit anderen, externen Menschen in Kontakt treten. Dies kann sowohl relevant sein, um sich vor Angriffen zu schützen oder auch um die eigenen Ideen zu verbreiten oder insgesamt Weiterentwicklung zu verstärken.

Eine utopische Gesellschaft kann sich von dem was sie umgibt distanzieren und vor allem selbstbezogen weiterentwickeln. Oder sie tritt in Interaktion, zeigt durch ihre Existenz, dass es Alternativen gibt oder wirkt als "Brückenkopf" utopischer Ideen in der jetzt-Welt.

Es gibt aber auch einen weiteren Aspekt dieser Fragestellung: Gibt es ein "Außen"? Wo fängt dieses an? (Wie) grenzen "wir" uns von diesem Außen ab? Warum? Wie wird mit diesem "Außen" umgegangen? Werden Einflüsse von Außen zugelassen?

Die Frage der Wechselwirkung zwischen einem "Innen" und "Außen" wird auch dann relevant, wenn mensch eine allmähliche Übergangsphase zu einer utopischen Gesellschaft betrachtet: Wenn es also die Situation gibt, dass bestimmte Teile der Gesellschaft "utopischer" sind als andere. Auch hier macht es Sinn, darüber nachzudenken wie mit diesem "Außen" (auch wenn es nicht explizit als solches definiert wird) umgegangen wird. Abgrenzung oder Missionarsgeist? Wieviel Energie wird in den Einfluss auf die Umwelt gesteckt, wieviel in die internen Prozesse? Wieviele Einflüsse aus dem Umfeld werden zugelassen?


Was tun die Anderen?[edit]

Dass alle Menschen in einer Gesellschaft die gleichen Vorstellungen von dieser bzw. einer anderen, in ihren Augen besseren Gesellschaft haben, ist unwahrscheinlich, wenn in dieser auf Individualität, Selbstbestimmung und kritische Reflektion von Handlungen und Prozessen Wert gelegt wird. Es ist naheliegend, dass es Menschen gibt, die mit dem bestehenden Gesellschaftssystem nicht einverstanden sind und ein anderes wollen. Im Sinne von Emanzipation und Herrschaftsfreiheit als Prozess der immer größeren Annäherung an dieses Ideal ist es auch gut, wenn es Veränderung gibt. Aber was, wenn die Bestrebungen in Richtung einer autoritären, diktatorischen, anti-emanzipatorischen Gesellschaft gehen?

Wenn Leute ihr Bedürfnis nach Machtausübung über Andere, die das nicht wollen, projizieren, entstehen notwendigerweise grundlegende Konflikte. Wie wird damit umgegangen? Werden diese aus der Gesellschaft verstoßen (unterschiedliche Auswirkungen je nachdem, ob es sich um eine weltumgreifende Gesellschaftsutopie oder eine Insellösung handelt), eingesperrt, unterdrückt, liquidiert, erzieherisch behandelt? Wie ist eine Welt der vielen Welten möglich, wenn einzelne Welten Allmachtansprüche erheben? Aber ist es richtiger, für die Idee der Herrschaftsfreiheit diesen Anspruch die Rahmenbedingungen bestimmen zu dürfen, zu erheben?

Im Zusammenhang mit der Vorbereitung auf den Bielefelder JUKSS (2005/2006) wurde ein - zynisch in die Debatte um den Umgang mit verschiedenen missliebigen Personengruppen eingebrachter - Vorschlag für eine emanzipatorische Lösung dieser Frage erörtert. Es wurde vorgeschlagen, diese Menschen nicht auszugrenzen, da dies im Widerspruch mit der Idee Offener Räume stünde, sondern Bereiche zu schaffen, in denen diese sich ausleben könnten. Vorschläge waren "Sexisten-Räume", "Nazi-Räume", "Fleischfresser-Räume", auf die sich deren Ausleben ihrer Ideologien / Bedürfnisse begrenzen sollte, wo sie dies nur mit denen machen dürfen, die das auch wollen etc. Dieser Vorschlag war eher polemisch motiviert, als in der Debatte um vegane Rahmenbedingungen für den JUKSS die Meinung vertreten wurde, dass auch FleischfresserInnen ihre Bedürfnisse ausleben können sollen und wurde dann auch nicht weiter debattiert.


Dokumentation der Diskussionen beim Seminar[edit]

  • Wie umgehen mit der Ideologie von Herrschaftsfreiheit? Schließlich werden Rahmenbedingungen gesetzt -> siehe Magdeburger JUKSS, keine Vorbereitung eines Plenums
  • Insellösung für andere Ideen? (Flickwerk bzw. Freiräume)
  • Theorie der verschiedenen Gruppen, aus denen man immer austreten kann (jedE muss immer gehen können)
  • "Matrix": rote oder blaue Kapsel... wenn bestimmtes Wissen einmal da ist, gibt es kein zurück
  • Vergleiche "Borg": von ihrer Ideologie überzeugt, assimilieren das Universum im Glauben das Richtige zu tun -> Anarchisten könnten genauso sein
  • ist Herrschaftsfreiheit eine Ideologie? Meinungen: ja, nein
  • es bildet sich eine Norm gegen Normierung heraus -> das wäre Widerspruch zur Herrschaftsfreiheit
  • Selbstentfaltung/Individualistisch vs. Menschheits-Zukunftschancen
  • Gefahr des Konservativismus der Anarchie
  • Ständige Reflexion nötig + Metaebene
  • kulturelle (selbstverständliche) Kraft der Herrschaftsfreiheit ist nötig, um gesellschaftlich genügend Kraft zur Bewahrung ohne Konserv. zu haben
  • Kinder wollen manchmal etwas gegensätzliches zu dem der Eltern (kontroverse Ãœberlegungen über einen grundlegenden Generationenkonflikt)
  • Problem sind nicht die Herrschenden, sondern die, die sich beherrschen lassen
  • These: bestimmte gesellschaftliche Entwicklungsstufen werden nicht mehr dauerhaft unterschritten werden, weil es Erfahrungen gibt & daraus etwas anderes entstanden ist
  • Anspruch an utopische Gesellschaft: Atmosphäre des Hinterfragens, alles kann & soll in Frage gestellt werden / Prozesshaftigkeit der Gesellschaft ist elementar -> keine Verstarrung in einem Zustand
  • herrschaftsfreie Gesellschaft muss sich vor den herrschaftsförmigen Ideologien schützen, um nicht unterwandert zu werden; Freiräume für andere Auffassungen sollen da sein (Stichworte: "Sexisten-Räume", "FleischfresserInnen-Räume", "Nazi-Räume", wo sich diese begrenzt auf Menschen, die sich frei dafür entscheiden - ausleben können; Ausstiegsmöglichkeit aus diesen muss erhalten bleiben)
  • darf Idee der Herrschaftsfreiheit als Begründung herhalten, um Rahmenbedingungen zu schaffen, die gegensätzliches (herrschaftsförmiges) benachteiligen? - gefährliche Analogie zu Ideologien, wenn davon ausgegangen wird, dass der Zweck die Mittel heiligt - "wir wissen, was gut für alle ist..."
  • Gegenüberstellung: aus meinem Bedürfnis nicht unterdrückt werden zu wollen nehme ich Einfluss auf gesellschaftliche Rahmenbedingungen und reduziere damit die Wahrscheinlichkeit für herrschaftsförmige Entwicklungen


Diskussion[edit]

  • Anarchie/Herrschaftsfreiheit als Ideologie birgt die Gefahr des "Ãœberstülpens" über Andere bzw. Einschränkung deren Willens/Entfaltung
  • Gefahr diskursiver Herrschaft, die Herrschaftsfreiheit mit richtig/gut verknüpft, ohne hinterfragend zu dieser Erkenntnis zu kommen -> Konservativität
  • "Freiräume"/"Flickwerk" verschiedener, auch widersprüchlicher Ideologien, Bedürfnisse, Praktiken -> wer Herrschaft will, kann die ausleben, solange die Beteiligten dies freiwillig tun & wieder aussteigen können
  • gesellschaftliche Entwicklungen erreichen ein Level, das auf Dauer nicht mehr unterschritten wird (These) & Annahmen für die Entwicklung einer utopischen Gesellschaft umfassen Prinzipien, die sich zusätzlich positiv unterstützen und Herrschaftsfreiheit fördern (Reflektion, Veränderung der Wirtschaftsweise, Ablehnung von Zwang, andere Sozialisation...)
  • Problem sind nicht die, die herrschen wollen, sondern die, die sich beherrschen lassen (in der Utopie)
  • Welt ist nicht widerspruchsfrei


Ergebnisse[edit]

  • Prämissen/Annahmen der Utopie: Menschen lassen sich nicht freiwillig unterdrücken; hoher Reflektionsgrad bzw. Meta-Ebene-Denken verbreitet; optimistisches Menschenbild
  • Herrschaftsfreiheit nicht als Ideologie, sondern Begründung muss immer auch mitgedacht/gesagt werden (Bedürfnisse z.B.)
  • keine "wehrhafte Anarchie" erdenken, sondern im Vertrauen auf das optimistische Menschenbild annehmen, dass die utopische Gesellschaft sich nicht freiwillig dauerhaft unter Zwang begibt und die Umstände und Bedingungen, die dazu führen, reflektieren & Lösungen entwickeln werden, wenn neue Herrschaft errichtet wird
  • Herrschaftsfreiheit soll hinterfragbar sein; prozesshafte Weiterentwicklung der Gesellschaft ist ein Ziel


Vom Hier und Jetzt zur Utopie[edit]

Die Überlegungen zu einer herrschaftsfreien Welt als Utopie sind idealisiert, abstrakt und im wesentlichen in einem anderen, nicht-realen Kontext gedacht. Mensch überlegt, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit diese Welt funktioniert, bzw. definiert einfach wie die Menschen sein sollen. Damit wird ein Bild von einer besseren Welt entworfen, dem mensch sich annähern möchte.

Um vom Hier & Jetzt näher an diese utopische Gesellschaft heranrücken zu können, muss vieles - realisitisch und kritisch - analysiert werden: die Ausgangszustände (jetzt) und Zielzustände (Utopie), die Mechanismen, die jeweils wirken, die jeweiligen Rahmenbedingungen und auch Thesen dazu, wie sich Faktoren (z.B. Sozialisation) verändern, wenn sich die Gesellschaft in Richtung Utopie verändert. Es können Prinzipien erkannt werden, die mehr Einfluss erhalten sollten (z.B. die Idee Offener Räume zu etablieren) und kleine Etappen in Richtung einer herrschaftsfreien Welt sein können.

Neben diesen abstrakten Überlegungen können auch konkrete, bestehende Projekte analysiert werden: Welche Ansätze gibt es? Welchen emanzipatorischen Gehalt haben diese? Beispiele: Umsonstläden, Projektwerkstätten, bedingungsloses Grundeinkommen, Selbstversorgung, Permakultur, OpenSource, Offene Räume etc.

Welche Aspekte sind zu berücksichtigen, wenn utopische Projekte aus dem Hier & Jetzt entstehen sollen?

  • selbstkritischer Blick darauf, dass herrschaftsfreie Ideen in einer herrschaftsförmigen Gesellschaft kaum komplett umgesetzt werden können - Kompromisse finden, die praktikabel, akzeptabel und zielführend sind
  • Modellcharakter - wie könnten Utopien (bezogen auf bestimmte Aspekte) aussehen?
  • Reibung erzeugt Wärme - die offensive Vermittlung der Ideen und der Kritik an der bestehenden Gesellschaft ist ein Ausgangspunkt für den utopischen Prozess
  • was muss alles "weg", damit die Utopie erreichbar wird (Staat, Herrschaft, Militär, etc.)?


Dokumentation der Diskussionen beim Seminar[edit]

  • Rahmenbedingungen in Frage stellen
  • Thema "Offene Räume <-> Heterotopie" (lose, subjektive Sammlung an kontroversen Argumentationen einer wirren Diskussion)
    • Offener Raum: kein Hausrecht, keine formalen Hierarchien, kein Eigentum; Beispiel: ProWe Saasen
    • Kritik:
      • Probleme (Dominanzen, Hierarchien, Regeln) verschleiert + verdrängt statt bearbeitet
      • Menschen mit problematischen Verhaltensweisen werden angelockt, produktives Verhalten abgeschreckt ("aussichtslos")
      • Nischenlösung
    • wichtig: Diskurs um Raum nötig, sonst schleifen sich Regeln/Verhaltensweisen ein
    • Regeln sollen klar sein, verhandelbar, veränderbar (nicht: Räume sollen geschlossen sein), Transparenz darüber wie Regeln veränderbar sind
    • Offener Raum = utopischer Ort hier; Reibung mit Normalität = wichtige Erkenntnis, Scheitern ist ein wichtiges Element des Offenen Raumes (Anmerkung Falk: Scheitern als einkalkuliertes Element des Prozesses um den Offenen Raum verstehen -> Scheitern und Analyse dessen zeigt die Reibungspunkte deutlicher auf, die zu verändern sind); Praxis: Wahrscheinlichkeit des Scheiterns = hoch (Scheitern: Raum wird "untragbar", z.B. "Fuchs im Hühnerstall"-Effekt
    • "ist doch klar: wenn ich Regellosigkeit vorgebe, meine Bedürfnisse (die hab ich natürlich) nicht transparent mache, werden sie natürlich missachtet"
    • Ansatz: Ãœberlegungen anregen, Grenzen aufzeigen, an Lösungen arbeiten - nicht Wohlfühlraum schaffen
    • Reibungen in Großstadt stärker als im Dorf
    • Wohnen im Offenen Raum schwer handhabbar: Wohnende wollen auch Rückzug, auch mal nicht reflektieren
    • damit Offener Raum Experimentierfeld sein kann, muss auch abgewägt werden wieviel Energie da reingesteckt werden kann

Bruch: Einwurf, dass es merkwürdig ist, dass Offener Raum erstmal als dominanter Diskussionsansatz diskutiert wird zum Thema "Wege vom Hier & Jetzt zur Utopie" Erwiderung, niemand hatte andere Vorschläge gebracht und dann kam eben der Vorschlag, mit diesem Beispiel zu beginnen (Anmerkung Falk: komisch, dass dieser Vorwurf nachgeschoben wurde, obwohl niemand mal etwas anderes vorgeschlagen hat - vielmehr schien es mir, dass es ein Streit zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen des "Offener Raum"-Ansatzes war, die das ausfechten wollten; Kritik kam dann auch aus den Reihen derer, die selbst diese dominante Diskussion geführt haben)

  • Fortführung der Diskussion um Offene Räume
    • Offene Räume opfern sich für eine Idee, mit der sie Menschen überzeugen wollen <-> utopische Orte sollen an die Bedürfnisse von Menschen angepasst sein (nicht an Gesellschaft)
    • Warum soll ein normaler Bürger ein Interesse haben in einen offenen Raum zu gehen?
      • z.B. wegen der Ressourcen
    • eine Vision: Raum, welcher Beteiligungsmöglichkeiten jeden Grades gibt
    • funktionierende Projekte?
      • Projekte mit dem Ziel Außenwirkung, offene Projekte - oft nicht "angenehm" zu leben
      • Kommuneprojekte laufen manchmal intern gut, aber politische Außenwirkung gegen Null
    • vorprogrammiert: frühere Eliten etc. wollen sich Raum aneignen, sobald Außenwirkung interessant ist
    • desweiteren (Diskussionsverlauf): Klatsch + Tratsch aus der Szene...
  • vom Hier & Jetzt zur Utopie: Utopie analysieren, wie kann sie erreicht werden? Welche Prinzipien wirken dort, die die Herrschaftsfreiheit ermöglichen => diese Prinzipien im Hier & Jetzt implementieren
    • Beispiel: Prinzip Kooperation wird von den Rahmenbedingungen gefördert statt Konkurrenz
    • solche Prinzipien entdecken
    • Projekte entwerfen, die diese Prinzipien thematisieren oder zum Teil verwirklichen
  • Experimente, in denen andere, herrschaftsfreie Organisierung probiert wird, Methoden entwickelt werden, Debatten über Ziele und Strategien geführt werden, neue Projekte entstehen können
  • möglichst weitgehend im Alltag Herrschaftslogik in Frage stellen und im eigenen Handeln nicht reproduzieren
  • Aktionen, die Normalität, Herrschaft hinterfragen & Offenheit für Anderes schaffen
  • Offenheit für gesellschaftliche Utopien schaffen, Bereitschaft für experimentelle Projekte anregen
  • Unabhängigkeit als Voraussetzung für möglichst weitgehende Selbständigkeit/Entscheidungsfreiheit schaffen, z.B. Selbstorganisation
  • Sicherheitsbedürfnisse hinterfragen, Alternativen schaffen (Kooperativen, Umsonstläden, Organisierung von unten)
  • Fragen stellen, eigene Vorstellungen erklären, sich austauschen - andere Art zu leben verbreiten


Diskussion[edit]

  • haben Offene Räume ein Potential für die Entwicklung einer herrschaftsfreien Welt oder versuchen sie etwas unmögliches und sind damit schlimmstenfalls kontraproduktiv, weil sie zeigen, dass es scheinbar nicht geht?
  • utopische Projekte sollten möglichst viel Herrschaftsfreiheit beinhalten, ein deutlicher Unterschied zu den herrschenden Verhältnissen ist nötig, weil sie ansonsten doch nur ein anders angestrichene Kopie derer sind
  • ist es überhaupt möglich, utopische Projekte im Hier & Jetzt zu errichten? Wenn nein, was bringen dann linke "Alternativprojekte" mehr als eine kleine Nische für Leute mit ähnlichem Denken? Ist der Weg vom Hier & Jetzt zur herrschaftsfreien Welt vielleicht notwendigerweise steinig, weil er ansonsten nur wieder zurückführt?
  • welchen Sinn machen Projekte, die im wesentlichen nur Angebote der herrschenden Gesellschaft nutzen (z.B. nicht-subversive Nutzung von Vereins- und Gesellschaftsrecht), für die Erreichung einer herrschaftsfreien Welt?


Ergebnisse[edit]

da die Diskussionen am Ende wenig konstruktiv und konzentriert abliefen, ist der folgende Teil nicht Ergebnis der Gesamtrunde, sondern von Teilgesprächen

  • Zusammenwirken mehrerer Aspekte wichtig:
    • Normalität-brechende Aktionen/Projekte, die Sensibilisierung erzeugen
    • Alternativprojekte bzw. "anderer" Umgang miteinander als Beispiele dafür, dass es auch anders geht
    • Diskurse verändern, dabei Kritik an Zwang und Fremdbestimmung vermitteln, Alternativen aufzeigen, herrschaftsfreie Welt vorstellbar machen
    • ständiger Entwicklungsprozess, in dem erkannte Probleme/Widersprüche analysiert und Lösungen gesucht werden; kritische Reflektion der eigenen Vorstellungen
    • Herrschaft insgesamt in Frage stellen und bekämpfen (eine Eskalation der widerstrebenden Kräfte Emanzipation vs. Herrschaft ist wahrscheinlich, da ernsthafte Infragestellung des Systems zu verstärkter Repression führen wird -> Strategien entwickeln)
  • Prinzipien und Mechanismen erkennen, die herrschaftsförmiges Verhalten fördern und solche, die herrschaftskritisches Verhalten unterstützen
    • überlegen, wie letztere verbreitet werden können; kritische Analyse, welche Strategie geeignet erscheint, sich einer herrschaftsfreien Gesellschaft anzunähern - wenn der Ausbau einzelner herrschaftskritischer Elemente insgesamt systemstabilisierend zu wirken scheint, nach Auswegen suchen
    • Selbstorganisation als Prinzip, das Unabhängigkeit und damit mehr Handlungsspielräume schafft, fördern
      • dabei kritisch auf die "real-existierende Selbstorganisation" in linken Projekten schauen, hinterfragen, weiterentwickeln
    • Horizontalität als Prinzip der umfassenden Gleichberechtigung verbreiten und Projekte entwickeln, die diese möglichst weitgehend zu erreichen versuchen
      • formalisierte Herrschaft abbauen (z.B. Vorstände, Hausrecht, Eigentum) - informelle Herrschaft muss aus eigenem Willen der Beteiligten abgebaut werden; reflektieren, inwiefern das Verschwinden formaler Herrschaft (z.B. in einem Offenen Raum) die Wirkung - unbemerkter - informeller Herrschaft verstärkt -> Auswege finden
  • "Organisierung von unten" verbindet verschiedene Strategien, Experimente und Debatten -> sollte weiter verbreitet und vor allem wieder stärker reflektiert werden


Kategorie:APO-Calypse:Herrschaftsfreie Welt (Seminar)