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Heute ist der die Einteilung der Menschen in Rassen in allen Wissenschaften widerlegt. | Heute ist der die Einteilung der Menschen in Rassen in allen Wissenschaften widerlegt. | ||
− | == | + | == Warum und mit welcher Wirkung klassifizieren Wissenschaftler Menschen? == |
− | + | Von Prof. Dr. Ulrich Kattmann, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg | |
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− | [ | + | Die Auseinandersetzung um die biologische Klassifikation von Menschen in »Rassen« erweckt nur oberflächlich den Eindruck, als handele es sich lediglich um einen Streit um Wörter. Wer meint, es ginge darum, einen durch den Rassismus diskreditierten und missbrauchten Terminus zu vermeiden, hat nicht erfasst, dass es um die Tragfähigkeit und die Wirkungen eines wissenschaftlichen Konzeptes geht. |
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+ | Tatsächlich ist im wissenschaftlichen Bereich mit dem Begriff »Rasse« ein Konzept gemeint, also ein gedankliches Konstrukt, mit dem die Vielfalt der Menschen erfasst werden soll. Dieser Begriff bestimmt - wenn man ihn anwendet -, wie die Vielfalt der Menschen gedeutet wird. Ein Streit darüber, ob menschliche Rassen existieren oder nicht, ist müßig. Die Frage muss vielmehr lauten, ob die mit dem Wort «Rasse» verbundenen biologischen Kategorien geeignet sind, die augenfällige Vielfalt der Menschen angemessen zu erfassen. | ||
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+ | Nach Ansicht der Mehrheit naturwissenschaftlich arbeitender Anthropologen ist dieses Konzept ungeeignet, die Variabilität der Art Homo sapiens zutreffend zu erfassen. Dagegen wähnen sich die Befürworter des Konzeptes in der Tradition zoologischer Klassifikation von Formengruppen unterhalb des Artniveaus, wie sie in der Biologie üblich sei. | ||
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+ | [...] | ||
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+ | Auch von biologischer Seite wird der Kritik am Menschenrassen-Konzept oft Unverständnis und Widerstand entgegengebracht, da man bei Aufgabe des Rassenbegriffs allgemeinbiologische Prinzipien verletzt sieht: | ||
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+ | * Rassenklassifikation sei ein in der ganzen Biologie übliches Verfahren (s. Knußmann). | ||
+ | * Der Mensch habe biologisch keine Sonderstellung und sei daher wie alle anderen Tierarten zu behandeln. | ||
+ | * Das Rassenkonzept sei zum Verständnis der Evolution notwendig (s. Chopra). | ||
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+ | Die Einwände unterstellen meist, dass die Ablehnung des Menschenrassen-Konzepts nicht durch naturwissenschaftliche, sondern durch ideologische Gründe motiviert ist. Demgegenüber wird gemeint, mit dem Rassenkonzept das Panier der Biologie als unvoreingenommener Wissenschaft hochzuhalten. Der Autor gesteht, dass er selbst lange Zeit ebenso gedacht hat und es für hinreichend hielt, das typologische Rassenkonzept durch ein populationsgenetisches zu ersetzen (vgl. Kattmann 1973). Die genaue Analyse zeigt jedoch, dass keines der Argumente, am Menschenrassen-Konzept festzuhalten, biologisch stichhaltig ist. | ||
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+ | Zunächst ist festzustellen, dass der Terminus »Rasse« in der Zoologie weitestgehend obsolet ist und ausgiebig nur von Anthropologen und Haustierkundlern verwendet wird. In der Klassischen Genetik wird er noch in einigen Schulbüchern benutzt, um die reinen Linien der Mendelschen Erbgänge zu charakterisieren. Er ist in diesem Zusammenhang missleitend und gänzlich überflüssig. | ||
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+ | Der einzige Objektbereich, in dem »Rasse« als Fachwort angewendet wird, sind die Zuchtformen der Haustiere. Bei diesen liegen tatsächlich »zoologische Formengruppen« vor, die typologisch nach »Rassekriterien« zu beschreiben sind. Die Haustierrassen sind jedoch durch gezielte Auslese und Isolation vom Menschen auf jeweils einen Typ hin enggezüchtet worden. Insofern wurden hier vom Menschen selbst »Typen« erst geschaffen, wie sie Rassenkundler beim Menschen als Naturzüchtung zu erkennen glauben. | ||
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+ | Natürliche Populationen sind jedoch genetisch vielfältig und keineswegs mit Haustierrassen vergleichbar. Geographisch deutlich differenzierte Populationen werden zoologisch als Unterarten (SubSpezies) bezeichnet. Die Unterteilung von Arten in Unterarten oder noch feineren Kategorien ist dabei keineswegs ein verpflichtendes biologisches Prinzip. Die zoologische Klassifikation ist nur auf dem Artniveau zwingend: Jeder sich zweielterlich fortpflanzende Organismus gehört notwendig einer Biologischen Art an, die als Fortpflanzungsgemeinschaft definiert ist. Unterhalb des Artniveaus ist die Unterteilung dagegen eine Frage der Zweckmäßigkeit: Es gibt Arten, die (aufgrund fehlender oder nicht erfasster geographischer Differenzierung) nicht weiter untergliedert werden, und solche, bei denen die Gliederung in Unterarten Schwierigkeiten macht und entsprechende Versuche daher in der Zoologie umstritten sind. Vielfach stellt sich die geographische Differenzierung auch bei Tieren komplexer dar, als es die Einteilung nach auffälligen Merkmalen erscheinen lässt (vgl. Senglaub 1982). Keine biologische Gesetzmäßigkeit verpflichtet also Biologen dazu, Arten in Unterarten einzuteilen. | ||
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+ | Beim Menschen ist die Vielfalt innerhalb und zwischen den Populationen so komplex, dass es unzweckmäßig ist, diese Art zoologisch weiter zu untergliedern (vgl. Gould 1984). Dieser Befund gilt nicht exklusiv für den Menschen, sondern auch für manche andere Tierart. Für die Untergliederung einer Biologischen Art ist jedoch allein wichtig, dass deren geographische Differenzierung damit angemessen beschrieben wird. Das eben ist mit dem Rassenkonzept beim Menschen nicht möglich. Das Verwerfen des Menschenrassen-Konzepts hat also mit dem Postulat einer Sonderstellung des Menschen nichts zu tun, das vom Autor vielmehr aus biologischen Gründen entschieden abgelehnt wird (vgl. Kattmann 1974). Das Rassenkonzept ist einfach untauglich, die genetische Verschiedenheit der Menschen in ihrer individuellen und geographischen Vielfalt angemessen zu erfassen." | ||
+ | [http://www.shoa.de/rassenlehre.html Quelle] | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
*[[Kulturalismus]] | *[[Kulturalismus]] | ||
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+ | [[Kategorie:Antagonistische Theorie]] | ||
+ | [[Kategorie:Herrschaft]] |
Revision as of 11:16, 4 September 2006
Contents
Einleitung
Rassismus bezeichnet eine pseudowissenschaftliche Lehre, welche die Menschheit in verschiedene Rassen unterteilt. Oftmals ist diese Unterteilung wertend und dient als Basis für eine politische Ordnung, die in Herrenrasse und Unterrassen einteilt. Die bekannteste Form des Rassismus fand sich wohl in der Zeit des dritten Reiches, welche stark antisemitisch geprägt war.
Das Wort Rassismus wird teilweise auch für jegliche Form der herkunftsbezogenen Diskriminierung verwendet.
Historische Urspruenge des Rassismus
Da die Definition von Rassismus sehr umstritten ist, gibt es auch unterschiedliche Auffassungen ueber die Urspruenge von Rassismus. Die folgende Darstellung kann daher nur einen ersten Ueberblick ueber verschiedene Elemente geben.
Kolonialismus
Die koloniale Ausdehnung der europaeischen Staaten seit dem 15. Jahrhundert ging oft mit einem Ueberlegenheitsgefuehl der europaeischen Kolonisatoren einher. Zunaechst einmal wurde die angebliche europaeische Ueberlegenheit mit dem Christentum begruendet. Die "heidnischen" (d.h. nichtchristlichen) Voelker wurden oft als weniger zivilisiert betrachtet. Allerdings war diese Idee, dass die eigene Zivilisation den anderen Ueberlegen ist, keine europaeische Eigenheit, und sie existiert auch nicht erst seit dem Zeitalter des Kolonialismus. Schon die alten Griechen sahen sich als den nichtgriechischen "Barbaren" ueberlegen an. Auch die Herrscher der muslimischen Reiche des Mittelalters sah sich selbst als am zivilisiertesten an, waehrend z.B. in Nordeuropa in ihren Augen "Barbarei" herrschte. Aehnliches gilt fuer das chinesische Kaiserreich. Doch seit dem Beginn der weltweiten Ausdehnung Europas vor 500 Jahren entwickelte sich ueber die Jahrhunderte eine weltweite europaeische Vorherrschaft. Schrittweise unterwarfen sich die europaeischen Kolonialmaechte die ganze Welt. Dies ging mit Zwangschristianisierung, Zerstoerung vorkolonialer Kulturen, Vertreibung, Versklavung, Voelkermord und wirtschaftlicher Auspluenderung und Ausbeutung einher. Oftmals wurde diese Behandlung nichteuropaeischer Menschen mit deren angeblicher Unterlegenheit gerechtfertigt. Durch den "Erfolg" ihrer Politik fuehlten die europaeischen Maechte in ihrem Ueberlegenheitsgefuehl bestaetigt.
"Wissenschaftlicher" Rassismus
Der "moderne" Rassismus, der sich mit wissenschaftlich ausgefeilten Rassentheorien begruendete, ist im spaeten 19. Jahrhundert entstanden. Hier wurde mit oftmals pseudowissenschaftlichen Experimenten wie der Ausmessung von Körperteilen versucht, Rassen anhand äußerlichkeiten zu erkennen. Desweiteren sollten an diesen Messungen bestimmte Eigenschaften pauschalisiert und erklärt werden.
Heute ist der die Einteilung der Menschen in Rassen in allen Wissenschaften widerlegt.
Warum und mit welcher Wirkung klassifizieren Wissenschaftler Menschen?
Von Prof. Dr. Ulrich Kattmann, Carl von Ossietzky Universität Oldenburg
Die Auseinandersetzung um die biologische Klassifikation von Menschen in »Rassen« erweckt nur oberflächlich den Eindruck, als handele es sich lediglich um einen Streit um Wörter. Wer meint, es ginge darum, einen durch den Rassismus diskreditierten und missbrauchten Terminus zu vermeiden, hat nicht erfasst, dass es um die Tragfähigkeit und die Wirkungen eines wissenschaftlichen Konzeptes geht.
Tatsächlich ist im wissenschaftlichen Bereich mit dem Begriff »Rasse« ein Konzept gemeint, also ein gedankliches Konstrukt, mit dem die Vielfalt der Menschen erfasst werden soll. Dieser Begriff bestimmt - wenn man ihn anwendet -, wie die Vielfalt der Menschen gedeutet wird. Ein Streit darüber, ob menschliche Rassen existieren oder nicht, ist müßig. Die Frage muss vielmehr lauten, ob die mit dem Wort «Rasse» verbundenen biologischen Kategorien geeignet sind, die augenfällige Vielfalt der Menschen angemessen zu erfassen.
Nach Ansicht der Mehrheit naturwissenschaftlich arbeitender Anthropologen ist dieses Konzept ungeeignet, die Variabilität der Art Homo sapiens zutreffend zu erfassen. Dagegen wähnen sich die Befürworter des Konzeptes in der Tradition zoologischer Klassifikation von Formengruppen unterhalb des Artniveaus, wie sie in der Biologie üblich sei.
[...]
Auch von biologischer Seite wird der Kritik am Menschenrassen-Konzept oft Unverständnis und Widerstand entgegengebracht, da man bei Aufgabe des Rassenbegriffs allgemeinbiologische Prinzipien verletzt sieht:
- Rassenklassifikation sei ein in der ganzen Biologie übliches Verfahren (s. Knußmann).
- Der Mensch habe biologisch keine Sonderstellung und sei daher wie alle anderen Tierarten zu behandeln.
- Das Rassenkonzept sei zum Verständnis der Evolution notwendig (s. Chopra).
Die Einwände unterstellen meist, dass die Ablehnung des Menschenrassen-Konzepts nicht durch naturwissenschaftliche, sondern durch ideologische Gründe motiviert ist. Demgegenüber wird gemeint, mit dem Rassenkonzept das Panier der Biologie als unvoreingenommener Wissenschaft hochzuhalten. Der Autor gesteht, dass er selbst lange Zeit ebenso gedacht hat und es für hinreichend hielt, das typologische Rassenkonzept durch ein populationsgenetisches zu ersetzen (vgl. Kattmann 1973). Die genaue Analyse zeigt jedoch, dass keines der Argumente, am Menschenrassen-Konzept festzuhalten, biologisch stichhaltig ist.
Zunächst ist festzustellen, dass der Terminus »Rasse« in der Zoologie weitestgehend obsolet ist und ausgiebig nur von Anthropologen und Haustierkundlern verwendet wird. In der Klassischen Genetik wird er noch in einigen Schulbüchern benutzt, um die reinen Linien der Mendelschen Erbgänge zu charakterisieren. Er ist in diesem Zusammenhang missleitend und gänzlich überflüssig.
Der einzige Objektbereich, in dem »Rasse« als Fachwort angewendet wird, sind die Zuchtformen der Haustiere. Bei diesen liegen tatsächlich »zoologische Formengruppen« vor, die typologisch nach »Rassekriterien« zu beschreiben sind. Die Haustierrassen sind jedoch durch gezielte Auslese und Isolation vom Menschen auf jeweils einen Typ hin enggezüchtet worden. Insofern wurden hier vom Menschen selbst »Typen« erst geschaffen, wie sie Rassenkundler beim Menschen als Naturzüchtung zu erkennen glauben.
Natürliche Populationen sind jedoch genetisch vielfältig und keineswegs mit Haustierrassen vergleichbar. Geographisch deutlich differenzierte Populationen werden zoologisch als Unterarten (SubSpezies) bezeichnet. Die Unterteilung von Arten in Unterarten oder noch feineren Kategorien ist dabei keineswegs ein verpflichtendes biologisches Prinzip. Die zoologische Klassifikation ist nur auf dem Artniveau zwingend: Jeder sich zweielterlich fortpflanzende Organismus gehört notwendig einer Biologischen Art an, die als Fortpflanzungsgemeinschaft definiert ist. Unterhalb des Artniveaus ist die Unterteilung dagegen eine Frage der Zweckmäßigkeit: Es gibt Arten, die (aufgrund fehlender oder nicht erfasster geographischer Differenzierung) nicht weiter untergliedert werden, und solche, bei denen die Gliederung in Unterarten Schwierigkeiten macht und entsprechende Versuche daher in der Zoologie umstritten sind. Vielfach stellt sich die geographische Differenzierung auch bei Tieren komplexer dar, als es die Einteilung nach auffälligen Merkmalen erscheinen lässt (vgl. Senglaub 1982). Keine biologische Gesetzmäßigkeit verpflichtet also Biologen dazu, Arten in Unterarten einzuteilen.
Beim Menschen ist die Vielfalt innerhalb und zwischen den Populationen so komplex, dass es unzweckmäßig ist, diese Art zoologisch weiter zu untergliedern (vgl. Gould 1984). Dieser Befund gilt nicht exklusiv für den Menschen, sondern auch für manche andere Tierart. Für die Untergliederung einer Biologischen Art ist jedoch allein wichtig, dass deren geographische Differenzierung damit angemessen beschrieben wird. Das eben ist mit dem Rassenkonzept beim Menschen nicht möglich. Das Verwerfen des Menschenrassen-Konzepts hat also mit dem Postulat einer Sonderstellung des Menschen nichts zu tun, das vom Autor vielmehr aus biologischen Gründen entschieden abgelehnt wird (vgl. Kattmann 1974). Das Rassenkonzept ist einfach untauglich, die genetische Verschiedenheit der Menschen in ihrer individuellen und geographischen Vielfalt angemessen zu erfassen." Quelle