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Difference between revisions of "4. November 1989"

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==Zitate==
 
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*Christa Wolf: ''"Stell dir vor, es ist Sozialismus und keiner geht weg."''
 
*Christa Wolf: ''"Stell dir vor, es ist Sozialismus und keiner geht weg."''
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*Johanna Schall: ''"Die Regierung ist eingesetzt, um dem Allgemeinwillen zur Anerkennung zu verhelfen, aber die Regierenden haben einen Individualwillen, und jeder Wille drängt zur Herrschaft."''
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*Jan Josef Liefers: ''"Die vorhandenen Strukturen, die immer wieder übernommenen prinzipiellen Strukturen lassen Erneuerung nicht zu. Deshalb müssen sie zerstört werden. Neue Strukturen müssen wir entwickeln, für einen demokratischen Sozialismus. Und das heißt für mich unter anderem auch Aufteilung der Macht zwischen der Mehrheit und den Minderheiten."''
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*Gregor Gysi ''"Allerdings, und das sage ich genauso deutlich, keinen ersten Mann der Partei und des Staates mehr ohne demokratische Kontrolle oder mit absolutistischen Herrschaftsformen und nie wieder mit Zügen von Personenkult."''
 
*Christoph Hein: ''"Schaffen wir eine demokratische Gesellschaft auf einer gesetzlichen Grundlage, die einklagbar ist! Einen Sozialismus, der dieses Wort nicht zur Karikatur macht. Eine Gesellschaft, die dem Menschen angemessen ist und ihn nicht der Struktur unterordnet. Es wird für uns alle viel Arbeit geben, auch viel Kleinarbeit, schlimmer als Stricken."''
 
*Christoph Hein: ''"Schaffen wir eine demokratische Gesellschaft auf einer gesetzlichen Grundlage, die einklagbar ist! Einen Sozialismus, der dieses Wort nicht zur Karikatur macht. Eine Gesellschaft, die dem Menschen angemessen ist und ihn nicht der Struktur unterordnet. Es wird für uns alle viel Arbeit geben, auch viel Kleinarbeit, schlimmer als Stricken."''
 
*Heiner Müller: ''""40 Jahre ohne eigene Interessenvertretung sind genug! Wir dürfen uns nicht mehr organisieren lassen, auch nicht von ›neuen Männern‹ - wir müssen uns selbst organisieren. Die nächsten Jahre werden für uns kein Zuckerschlecken. Die Daumenschrauben sollen angezogen werden. Die Preise werden steigen, die Löhne kaum. Wenn Subventionen wegfallen, trifft es vor allem uns. Der Staat fordert Leistung, bald wird er mit Entlassung drohen. Wir sollen die Karre aus dem Dreck ziehen!"''
 
*Heiner Müller: ''""40 Jahre ohne eigene Interessenvertretung sind genug! Wir dürfen uns nicht mehr organisieren lassen, auch nicht von ›neuen Männern‹ - wir müssen uns selbst organisieren. Die nächsten Jahre werden für uns kein Zuckerschlecken. Die Daumenschrauben sollen angezogen werden. Die Preise werden steigen, die Löhne kaum. Wenn Subventionen wegfallen, trifft es vor allem uns. Der Staat fordert Leistung, bald wird er mit Entlassung drohen. Wir sollen die Karre aus dem Dreck ziehen!"''
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*Steffi Spira: ''"Ich wünsche für meine Urenkel, daß sie aufwachsen ohne Fahnenapell, ohne Staatsbürgerkunde und daß keine Blauhemden mit Fackeln an den hohen Leuten vorübergehen."''
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*Marianne Birthler:
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<div style="margin:1em;padding:1em;border:1px dotted grey">Wir sind hier, weil wir Hoffnung haben. Auf diesem Platz ist hunderttausendfache Hoffnung versammelt. Hoffnung, Phantasie, Frechheit und Humor. Diese Hoffnung, die seit ein paar Wochen endlich in der DDR wächst, sollte, bevor sie so groß wurde wie heute, am Abend des 7. Oktober und in den Tagen und Nächten danach niedergeknüppelt werden. Ich arbeite in der Berliner Kontakt-Telefon-Gruppe mit. Wir haben über zweihundert Berichte gelesen, in denen davon die Rede ist, wie Menschen gejagt, geschlagen, gedemütigt und verurteilt wurden. Alle, die diese Berichte kennen, haben begriffen, hier handelte es sich nicht um Übergriffe einzelner, nicht nur um kleine Büttel, die künstlich in Streß versetzt wurden, drauflos knüppelten und grinsend Menschen befahlen, sich auszuziehen und Kniebeugen zu machen. Nein, das Unrecht ist auf auf Befehl geschehen. Es ist geplant, vorbereitet und befohlen worden. Es geschah auf einen Schlag, auf den Straßen, in Rummelsburg, in Blankenburg, in den Garagen und auf den Höfen der Polizeireviere, in den Kasernen der Bereitschaftspolizei, in Berlin ebenso wie in anderen Städten der DDR. Wer sich von den Polizisten solidarisch verhielt, mußte dies heimlich tun. Wer sich weigerte, mußte mit Strafe rechnen.
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Bis heute ist nicht beantwortet: Wer hat die Befehle gegeben, wer hatte die politische Verantwortung, wer hat befohlen, daß Polizisten aufgehetzt wurden und Angst vor der Bevölkerung hatten. Wer hat ihnen gesagt, daß man sie auf dem Alexanderplatz aufhängen würde. Der vom Berliner Magistrat gestern Vormittag auf öffentlichen Druck hin eingesetzte Untersuchungsausschuß befriedigt noch nicht, weder in Hinblick auf seine Zusammensetzung noch auf seine Zielsetzung. Offenbar wurde in einer eiligen Aktion versucht, der Entstehung einer wirklich unabhängigen Untersuchungskommission zuvorzukommen, die gestern nachmittag gebildet wurde.
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Dieser unabhängige Untersuchungsausschuß , zu dem beauftragte Vertreter von Künstlerverbänden, demokratischen Initiativen, der Kirche sowie Ärzte, Anwälte und Psychologen angehören, ist bereit, mit dem Untersuchungsausschuß des Magistrats zusammenzuarbeiten, wenn gewährleistet ist, daß dort auch die Fragen der politischen Verantwortung geklärt werden und daß dort niemand mitarbeitet, der in die Gesetzesverletzungen verstrickt ist. Diese Forderungen ergeben sich aus der Verantwortung jenen gegenüber, die uns ihre Berichte gegeben haben, weil sie durch ihr Erleben das Vertrauen in staatliche Instanzen verloren haben. Was auch immer sich in diesen Tagen verändert, an einem Punkt sind wir noch nicht sehr viel weiter gekommen. Wie schaffen wir die politischen Strukturen, die ein für allemal verhindern, daß so etwas noch einmal geschieht. Ich zitiere einen Diensthabenden in Rummelsburg, als eine Frau ihre Rechte einklagen wollte:" Die Verfassung der DDR interessiert mich nicht, Rechte habt ihr hier unten nicht, und die Gesetze mache ich." 48 Stunden hatte er Recht und noch ist nicht sicher, daß er nie wieder eine Chance bekommt. Es ist gut, für Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, eine besser funktionierende Wirtschaft und ein neues Bildungssystem zu kämpfen. All das ist bitter notwendig, aber ...
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All das ist bitter notwendig, aber wir sollten bei alledem nicht vernachlässigen, daß diese Rechte gesichert werden müssen, daß heißt, wir müssen über die Fragen der Macht nachdenken und darüber, wie Macht kontrolliert werden kann. Christoph Hein hat kürzlich die Frage gestellt, was Menschen veranlaßt hat, so zu handeln. Er fand eine schlimme Antwort: Weil sie dachten, wir würden weiter schweigen. Es hat nicht funktioniert. Wir haben nicht geschwiegen. Der gewaltige Unterdrückungsversuch hat eine für die DDR einmalige Welle von Mut und Solidarität bewirkt. Zu alledem, zum Leiden und zur Solidarität der letzten Wochen, gibt es zahllose Geschichten, wie Menschen verändert wurden. Wir werden uns morgen und in der nächsten Zeit nicht ausruhen können. Noch sind Menschen unschuldig in Haft, für die wir uns einsetzen werden. Wer im Zusammenhang mit dem 7. Oktober bestraft wurde, wurde zwar amnestiert, aber, eine Amnestie ist ein Gnadenakt und keine Gerechtigkeit. Wir fordern Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer. Überhaupt gibt es viel zu tun. Abrüstungsprogramme für Wasserwerfer und ähnliche Geräte müssen entwickelt und durchgesetzt werden. In dem Betrieben krempeln Werktätige ihre Gewerkschaften um oder gründen lieber gleich neue. Studenten organisieren sich. Die Oppositionsgruppen kämpfen mit Papiermangel und anderen technischen Tücken. Lehrer tun sich zusammen, um etwas zu verändern und so weiter und so weiter. Wer etwas tun will, hat viel Auswahl."</div>
  
 
==siehe auch==
 
==siehe auch==

Revision as of 01:54, 18 May 2006

Am 4. November 1989 fand die größte Massendemonstration in der Geschichte der DDR statt. Zwischen 500.000 und 1,4 Millionen Menschen beteiligten sich an diesem Sonnabend an der Berliner Demonstration rund um den Alexanderplatz. Berliner Theaterschaffende hatten dazu aufgerufen, gemäss der Verfassung der DDR für Versammlungs- und Redefreiheit zu demonstrieren.

RednerInnen

  • Marion van de Kamp (Schauspielerin)
  • Johanna Schall (Schauspielerin)
  • Ulrich Mühe (Schauspieler)
  • Jan Josef Liefers (Schauspieler)
  • Gregor Gysi (Rechtsanwalt)
  • Marianne Birthler (Katechetin, Initiative für Frieden und Menschenrechte)
  • Kurt Demmler (Sänger, sang das Lied »Irgendwer ist immer dabei«)
  • Markus Wolf (Generaloberst a.D. des Ministeriums für Staatssicherheit in der DDR)
  • Jens Reich (Molekularbiologe, Neues Forum)
  • Manfred Gerlach (Vorsitzender der Liberal-Demokratischen Partei Deutschlands)
  • Ekkehard Schall (Schauspieler)
  • Günter Schabowski (1. Sekretär der SED-Bezirksleitung Berlin, stellv. Mitglied des Politbüros)
  • Stefan Heym (Schriftsteller)
  • Friedrich Schorlemmer (Theologe, Demokratischen Aufbruch)
  • Christa Wolf (Schriftstellerin)
  • Tobias Langhoff (Schauspieler)
  • Annekathrin Bürger (Schauspielerin, sang »Worte eines politischen Gefangenen an Stalin«)
  • Joachim Tschirner (Dokumentarfilmregisseur)
  • Klaus Baschleben (Journalist)
  • Heiner Müller (Schriftsteller)
  • Lothar Bisky (Kulturwissenschaftler, Rektor der Filmhochschule Potsdam-Babelsberg)
  • Roland Freitag (Student, Humboldt-Universität zu Berlin)
  • Christoph Hein (Schriftsteller)
  • Robert Juhoras (Student, Universität Budapest)
  • Konrad Elmer (Dozent)
  • Steffi Spira (Schauspielerin)

Auswirkungen

Die darauf folgenden Montagsdemos am 6. November hatten solche landesweiten Zuströme, daß der Ministerpräsident der DDR Willi Stoph, sowie das Politbüro des ZK der SED (die DDR-Schattenregierung) am 7. und 8. November geschlossen ihren Rücktritt erklärten.

Einen Tag später verkündete Günter Schabowski am 9.November während der Spätnachmittagsausgabe der "Aktuellen Kamera" (DDR-Tagesschau) die Öffnung der Mauer.


Zitate

  • Christa Wolf: "Stell dir vor, es ist Sozialismus und keiner geht weg."
  • Johanna Schall: "Die Regierung ist eingesetzt, um dem Allgemeinwillen zur Anerkennung zu verhelfen, aber die Regierenden haben einen Individualwillen, und jeder Wille drängt zur Herrschaft."
  • Jan Josef Liefers: "Die vorhandenen Strukturen, die immer wieder übernommenen prinzipiellen Strukturen lassen Erneuerung nicht zu. Deshalb müssen sie zerstört werden. Neue Strukturen müssen wir entwickeln, für einen demokratischen Sozialismus. Und das heißt für mich unter anderem auch Aufteilung der Macht zwischen der Mehrheit und den Minderheiten."
  • Gregor Gysi "Allerdings, und das sage ich genauso deutlich, keinen ersten Mann der Partei und des Staates mehr ohne demokratische Kontrolle oder mit absolutistischen Herrschaftsformen und nie wieder mit Zügen von Personenkult."
  • Christoph Hein: "Schaffen wir eine demokratische Gesellschaft auf einer gesetzlichen Grundlage, die einklagbar ist! Einen Sozialismus, der dieses Wort nicht zur Karikatur macht. Eine Gesellschaft, die dem Menschen angemessen ist und ihn nicht der Struktur unterordnet. Es wird für uns alle viel Arbeit geben, auch viel Kleinarbeit, schlimmer als Stricken."
  • Heiner Müller: ""40 Jahre ohne eigene Interessenvertretung sind genug! Wir dürfen uns nicht mehr organisieren lassen, auch nicht von ›neuen Männern‹ - wir müssen uns selbst organisieren. Die nächsten Jahre werden für uns kein Zuckerschlecken. Die Daumenschrauben sollen angezogen werden. Die Preise werden steigen, die Löhne kaum. Wenn Subventionen wegfallen, trifft es vor allem uns. Der Staat fordert Leistung, bald wird er mit Entlassung drohen. Wir sollen die Karre aus dem Dreck ziehen!"
  • Steffi Spira: "Ich wünsche für meine Urenkel, daß sie aufwachsen ohne Fahnenapell, ohne Staatsbürgerkunde und daß keine Blauhemden mit Fackeln an den hohen Leuten vorübergehen."

Reden

  • Marianne Birthler:
Wir sind hier, weil wir Hoffnung haben. Auf diesem Platz ist hunderttausendfache Hoffnung versammelt. Hoffnung, Phantasie, Frechheit und Humor. Diese Hoffnung, die seit ein paar Wochen endlich in der DDR wächst, sollte, bevor sie so groß wurde wie heute, am Abend des 7. Oktober und in den Tagen und Nächten danach niedergeknüppelt werden. Ich arbeite in der Berliner Kontakt-Telefon-Gruppe mit. Wir haben über zweihundert Berichte gelesen, in denen davon die Rede ist, wie Menschen gejagt, geschlagen, gedemütigt und verurteilt wurden. Alle, die diese Berichte kennen, haben begriffen, hier handelte es sich nicht um Übergriffe einzelner, nicht nur um kleine Büttel, die künstlich in Streß versetzt wurden, drauflos knüppelten und grinsend Menschen befahlen, sich auszuziehen und Kniebeugen zu machen. Nein, das Unrecht ist auf auf Befehl geschehen. Es ist geplant, vorbereitet und befohlen worden. Es geschah auf einen Schlag, auf den Straßen, in Rummelsburg, in Blankenburg, in den Garagen und auf den Höfen der Polizeireviere, in den Kasernen der Bereitschaftspolizei, in Berlin ebenso wie in anderen Städten der DDR. Wer sich von den Polizisten solidarisch verhielt, mußte dies heimlich tun. Wer sich weigerte, mußte mit Strafe rechnen.

Bis heute ist nicht beantwortet: Wer hat die Befehle gegeben, wer hatte die politische Verantwortung, wer hat befohlen, daß Polizisten aufgehetzt wurden und Angst vor der Bevölkerung hatten. Wer hat ihnen gesagt, daß man sie auf dem Alexanderplatz aufhängen würde. Der vom Berliner Magistrat gestern Vormittag auf öffentlichen Druck hin eingesetzte Untersuchungsausschuß befriedigt noch nicht, weder in Hinblick auf seine Zusammensetzung noch auf seine Zielsetzung. Offenbar wurde in einer eiligen Aktion versucht, der Entstehung einer wirklich unabhängigen Untersuchungskommission zuvorzukommen, die gestern nachmittag gebildet wurde. Dieser unabhängige Untersuchungsausschuß , zu dem beauftragte Vertreter von Künstlerverbänden, demokratischen Initiativen, der Kirche sowie Ärzte, Anwälte und Psychologen angehören, ist bereit, mit dem Untersuchungsausschuß des Magistrats zusammenzuarbeiten, wenn gewährleistet ist, daß dort auch die Fragen der politischen Verantwortung geklärt werden und daß dort niemand mitarbeitet, der in die Gesetzesverletzungen verstrickt ist. Diese Forderungen ergeben sich aus der Verantwortung jenen gegenüber, die uns ihre Berichte gegeben haben, weil sie durch ihr Erleben das Vertrauen in staatliche Instanzen verloren haben. Was auch immer sich in diesen Tagen verändert, an einem Punkt sind wir noch nicht sehr viel weiter gekommen. Wie schaffen wir die politischen Strukturen, die ein für allemal verhindern, daß so etwas noch einmal geschieht. Ich zitiere einen Diensthabenden in Rummelsburg, als eine Frau ihre Rechte einklagen wollte:" Die Verfassung der DDR interessiert mich nicht, Rechte habt ihr hier unten nicht, und die Gesetze mache ich." 48 Stunden hatte er Recht und noch ist nicht sicher, daß er nie wieder eine Chance bekommt. Es ist gut, für Meinungsfreiheit, Reisefreiheit, eine besser funktionierende Wirtschaft und ein neues Bildungssystem zu kämpfen. All das ist bitter notwendig, aber ...

All das ist bitter notwendig, aber wir sollten bei alledem nicht vernachlässigen, daß diese Rechte gesichert werden müssen, daß heißt, wir müssen über die Fragen der Macht nachdenken und darüber, wie Macht kontrolliert werden kann. Christoph Hein hat kürzlich die Frage gestellt, was Menschen veranlaßt hat, so zu handeln. Er fand eine schlimme Antwort: Weil sie dachten, wir würden weiter schweigen. Es hat nicht funktioniert. Wir haben nicht geschwiegen. Der gewaltige Unterdrückungsversuch hat eine für die DDR einmalige Welle von Mut und Solidarität bewirkt. Zu alledem, zum Leiden und zur Solidarität der letzten Wochen, gibt es zahllose Geschichten, wie Menschen verändert wurden. Wir werden uns morgen und in der nächsten Zeit nicht ausruhen können. Noch sind Menschen unschuldig in Haft, für die wir uns einsetzen werden. Wer im Zusammenhang mit dem 7. Oktober bestraft wurde, wurde zwar amnestiert, aber, eine Amnestie ist ein Gnadenakt und keine Gerechtigkeit. Wir fordern Rehabilitierung und Entschädigung der Opfer. Überhaupt gibt es viel zu tun. Abrüstungsprogramme für Wasserwerfer und ähnliche Geräte müssen entwickelt und durchgesetzt werden. In dem Betrieben krempeln Werktätige ihre Gewerkschaften um oder gründen lieber gleich neue. Studenten organisieren sich. Die Oppositionsgruppen kämpfen mit Papiermangel und anderen technischen Tücken. Lehrer tun sich zusammen, um etwas zu verändern und so weiter und so weiter. Wer etwas tun will, hat viel Auswahl."

siehe auch


Weblinks


Kategorie:Kämpfe für die Freiheit!