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Difference between revisions of "Talk:G8:Strategie-Ideen für das Vorgehen"
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+ | Vinci, danke! Ich teile deine Kritik grösstenteils, und teilweise gehe ich noch darüber hinaus. Meine Kritik am Ritualcharakter, am Eventcharakter, und am Aktionismus hat mich früher sogar dazu gebracht, komplett aus der Politik auszusteigen. Egal wie oberflächlich oder tiefgründig die Analysen sind: der Aktionismus ist temporär, er erzeugt für die Beteiligten eine vorübergehende Scheinwirklichkeit. Es ist zwar Realität, dass die GipfelstürmerInnen niedergeknüppelt und eingeknastet werden, aber nicht ihre Wirklichkeit: sie haben kaum eine Wirkungsmöglichkeit, sondern spielen ihre Rolle in dem Spiel, sie legen die Regeln nicht selber fest. Die [[Kategorie:Spektakel|spektakuläre]] Inszenierung eines Scheinkampfes ist ein Herrschaftsinstrument. Das haben viele Leute nicht begriffen und inszenieren ihrerseits ebenfalls solche Kämpfe. | ||
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+ | Andererseits kommt die Motivation anders zu leben hauptsächlich aus der Ablehnung des Bestehenden, und dafür ist die direkte Konfrontation mit der Staatsgewalt sehr wichtig (aber nicht rituell :-) ). Die Innenwirkung ist also da. (Teilweise auch negativ: anschliessende juristische Verfahren haben weniger Event-Charakter und brechen so die beim Event empfundene Solidarität.) Die Aussenwirkung finde ich als Kriterium unbedeutend: Selbst wenn jemensch vorm Fernseher wachgerüttelt würde, sie/er würde nach ein paar Stunden wieder einschlafen, da unwirklich, nicht selbst am eigenen Leib erlebt. (Eine andere Öffentlichkeit als die KonsumentInnen von Massenmedien erreichen so zentralistische Veranstaltungen wie Anti-G8 ja kaum.) | ||
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+ | Von einem "Dialog mit der Öffentlichkeit" halte ich nicht viel: Diskussionen ändern nichts, sonst wären sie nicht unablässig im TV, sondern verboten. Was wirklich etwas ändert, sind unspektakuläre Taten, eine klandestine/schleichende Veränderung des Alltagslebens, oder "[[The revolution of everyday life]]", wie der englische Titel eines Buchs von [[Raoul Vaneigem]] heisst. Mein Ansatz in dieser Richtung ist wie der von Vaneigem antiökonomisch. | ||
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+ | --[[Benutzer:Ibu|Ibu]] 20:35, 26. Apr 2007 (UTC) |
Latest revision as of 20:35, 26 April 2007
Ich möchte an dieser Stelle mal die Anti-G8-Aktionen diskutieren. Mir ist die Strategie unklar, bzw. das was ich lese klingt unklar oder nach verstaubten Konzepten. Meine Wahrnehmung ist, das man einfach tut und Antiaktionen organisiert, ohne das es eine nachhaltige Strategie gibt. Zudem finde ich es befremdlich, das es ein massives Merchandising gibt und ich überall nur noch höre "gerne - aber dann nach G8". Es geht da also viel Aufmerksamkeit und Geld rein. Mir kam soigar der Gedanke das es einem Staat nichts besseres einfallen lassen kann um seine Gegner zu beschäftigen und sie davon abzuhalten echte Alternativen zu entwickeln. Das G8 eine beschissene Selbstinszenierung ist ist unstrittig. Allerdings sollte ja jeder wissen, das auf irgendwelchen Treffen letztlich nur das beschlossen wird, was von Beamten vorbereitet wird. D.h. auf dem G8 findet eigentlich keine grundsätzlichen Entscheidungen statt. Zynisch empfinde ich das Nennen von Hartz-IV in einem Atemzug mit der weltweiten Problematik. Sicher ist das für die Betroffenen hier schlimm. Aber relativ was weltweit passiert, wie Killerkommandos gegen arme Leute, etc. ist um ein vielfaches schlimmer. Wer das alles in einem Atemzug nennt, macht sich über die Situation dieser Leute in meinen Augen eher lächerlich. G8 im Sinne einer weitergehenden neoliberalen Aktion muss natürlich auch global betrachtet werden.das heisst aber nicht, das man versucht die Globalisierung durch eine regionale/nationale Brille zu betrachten, weil dies eher von den wesentlichen Problemen ablenkt. Es entsteht dadurch kein globales Bewusstsein und es wird dadurch eher schwerer an einem Strang zu ziehen.
Meine Wahrnehmung ist aber darüberhinaus, das es bei Anti-G8 nicht um langfristige Strategien geht. Im Grunde wird hier nur eine neuere Entwicklung aufgegriffen, um teilweise mit alten Theorien und Begriffen simpel auf einen revolutionären Zustand hinzuarbeiten. Dabei scheint mir wenig hinterfragt zu werden, auf welche Alternativen man sich einigen könnte.Meine große Befürchtung ist, das hier weltweit jedes mal Millionen von Seiten der Demonstranten investiert wird und nach jedem Gipfel dann wieder viele in ein Loch fallen und während der Vorbereitungen wie o.g. nicht viel anderes läuft. Und nach G8 ist irgendwie auch wieder vor G8. Und so entsprechen die Anti-Aktionen der gleichen Aufmerksamkeits-Ökonomie wie sie auch bei der Werbung oder der Lobbypolitik üblich ist. Der größte "Fortschritt" in der linken Szene, wo weit ich das sehe liegt darin, das man heute oftmals nicht mehr auf irgendwelchem Papier etwas in schwarz/weiss druckt, sondern, das heute vieles oder alles auf Hochglanzflyern oder Zeitschriften gedruckt wird, die sich technisch und optisch immer stärker an Pizzaflyern oder Lifestylemagazinen annähern. So muss ich mit der Zeit meine Kritik an früheren, hässlichen Flyern revidieren, das der neue Stil in meinen Augen noch abstoßender ist. Und so manch einer wird die Propaganda zu Anti-G8 sicher nutzen können, um sich das Know-How für seine Karriere im Kapitalismus nutzen können. Anti-G8 ist ein Event, wo offenbar alle politischen Gruppen mitmachen, weil sie meinen, das sie wenn sie es nicht tun sich dem Vorwurf aussetzen könnten, nicht pro Revolution tätig zu sein. In meinen Augen ist das aber ein sehr koststpieliger und fraglicher Aktionismus.Diskussion darüber scheint aber kaum möglich. Ich denke das gewisse Demonstrationen gegen G8 durchaus gut und wichtig sind. Aber die Kraftmeierei die da derzeut abläuft und die Überbewertung dieses Events streut Menschen Sand in die Augen.
Und jetzt zu konkreten Gegenvorschlägen: Anstatt sich die Agenda von der G8, Medien und Politik diktieren zu lassen, sollten ANARCHISTINNEN zumindest versuchen eine eigene Agenda und eine eigene Strategie zu entwickeln und diese dann auch propagieren und einen Dialog mit der Öffentlichkeit zu beginnen. Anti-G8 ist nicht der Ort um Alternativen zu diskutieren. Leider scheint es aber so, das es ausser Anti-Aktionen mit Fun-Faktor es keine nachhaltige politische Arbeit möglich ist. Was auch fehlt ist der Dialog um Einzelfragen mit einzelnen Bürgern aus welchem politischen Zusammenhang auch immer. Stattdessen werden eher Bündnisse geschlossen zwischen Vereinigung. Wer vom Burgfrieden der G8 redet sollte auch vom Burgfrieden bei Anti-G8 reden. Die Strukturen, die ich sehe und die öffentliche Kommunikation haben sehr wenig mit dem Anarchismus zu tun, den ich erstrebenswert finde. Mir ist es auch wichtig gewesen, diese Kritik hier mal öffentlich zu formulieren, weil in meiner Wahrnehmung es auch einen Mangel an Öffentlichkeit zu Anti-G8 aus dem Szeneumfeld gibt. Sich Kritik zu enthalten ist aber m.E. eine falsch verstandene Solidarität. Vielleicht ist offene Kritik auch oft wichtiger, als eine Kritik in internen Zirkeln.
Ich würde mir an sich sowieso mehr transparenz wünschen, weil ich auch der festen Überzeugung bin, das nur transparente Aktionen und Organisationen die richtigen Rezepte für einen Wandel haben. Ich glaube nicht daran, das aus Aktionen, die unter Luftabschluss entstehn etwas entstehen kann was hinterher atmen kann. Sicher liegt eine Geheimhaltung dann nahe, wenn man illegale Aktionen plant - aber das ist eben auch das Problem der ganzen Anti-Aktion, da dies bedeutet das:
- Es die Leute abschreckt, die aus Prinzip Gewalt ablehnen.
- Es nicht möglich ist Leute von aussen einzubinden und daher die Aussenwirkung naturgemäß reduziert ist.
-- Vinci 09:08, 26. Apr 2007 (UTC)
Vinci, danke! Ich teile deine Kritik grösstenteils, und teilweise gehe ich noch darüber hinaus. Meine Kritik am Ritualcharakter, am Eventcharakter, und am Aktionismus hat mich früher sogar dazu gebracht, komplett aus der Politik auszusteigen. Egal wie oberflächlich oder tiefgründig die Analysen sind: der Aktionismus ist temporär, er erzeugt für die Beteiligten eine vorübergehende Scheinwirklichkeit. Es ist zwar Realität, dass die GipfelstürmerInnen niedergeknüppelt und eingeknastet werden, aber nicht ihre Wirklichkeit: sie haben kaum eine Wirkungsmöglichkeit, sondern spielen ihre Rolle in dem Spiel, sie legen die Regeln nicht selber fest. Die spektakuläre Inszenierung eines Scheinkampfes ist ein Herrschaftsinstrument. Das haben viele Leute nicht begriffen und inszenieren ihrerseits ebenfalls solche Kämpfe.
Andererseits kommt die Motivation anders zu leben hauptsächlich aus der Ablehnung des Bestehenden, und dafür ist die direkte Konfrontation mit der Staatsgewalt sehr wichtig (aber nicht rituell :-) ). Die Innenwirkung ist also da. (Teilweise auch negativ: anschliessende juristische Verfahren haben weniger Event-Charakter und brechen so die beim Event empfundene Solidarität.) Die Aussenwirkung finde ich als Kriterium unbedeutend: Selbst wenn jemensch vorm Fernseher wachgerüttelt würde, sie/er würde nach ein paar Stunden wieder einschlafen, da unwirklich, nicht selbst am eigenen Leib erlebt. (Eine andere Öffentlichkeit als die KonsumentInnen von Massenmedien erreichen so zentralistische Veranstaltungen wie Anti-G8 ja kaum.)
Von einem "Dialog mit der Öffentlichkeit" halte ich nicht viel: Diskussionen ändern nichts, sonst wären sie nicht unablässig im TV, sondern verboten. Was wirklich etwas ändert, sind unspektakuläre Taten, eine klandestine/schleichende Veränderung des Alltagslebens, oder "The revolution of everyday life", wie der englische Titel eines Buchs von Raoul Vaneigem heisst. Mein Ansatz in dieser Richtung ist wie der von Vaneigem antiökonomisch.
--Ibu 20:35, 26. Apr 2007 (UTC)