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− | '''Queer''' ist englisch und bedeutet übersetzt quer/schräg/pervers | + | '''Queer''' ist englisch und bedeutet übersetzt quer/schräg/pervers. |
− | Queer bedeutet heute nicht nur homosexuell, sondern ist ein Oberbegriff für alles, was sich der gängigen traditionellen konstruierten Einteilung in "Mann - Weib" oder sich im sexuellen Bereich der monogamen [[Heteronormativität]] entzieht. | + | Queer bedeutet heute nicht nur homosexuell, sondern ist ein Oberbegriff für alles, was sich der gängigen traditionellen konstruierten Einteilung in "Mann - Weib" oder sich im sexuellen Bereich der monogamen [[Heteronormativität]] entzieht. |
− | Queer | + | Queer ist ein umfassender Begriff für nicht-monogam-heteronormiertes sexuelles Verhalten und Emanzipation von der medizinischen Herrschaft über den sexuellen Diskurs sowie eigene Bestimmung über sexuelle (Nicht-)Identifikation. |
− | + | ==Flugi vom [[transgenialer CSD|transgenialen CSD]] 2006== | |
− | + | Vieles hat sich in den letzten Jahren in der Welt der Geschlechterverhältnisse getan. Es wurde darum gekämpft, queeren Utopien ein Stück näher zu kommen, Diskriminierungen abzuwenden, die Revolution mal so langsam losgehen zu lassen. Fast scheint sie erreicht, die Queertopia, schließlich ist Subversion heute sexy und Politik kann gar lustvoll sein: Volker Beck, Homoehe etc... - "Na das geht jetzt aber zu weit!" Was wir vom Antidiskriminierungsgesetz nicht mit der gleichen Sicherheit sagen können und wollen. Die Grenze zwischen gutem und bösem Queer Mainstreaming ist nicht immer leicht zu ziehen. | |
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− | + | "Die Bewegung" ist weniger schwullesbisch und eher queer geworden - und damit anschlussfähiger auch für eine linke Szene, die auf Identitätskritik genauso steht wie auf einen radikal schicken Style, der für die Ingroup auf den ersten Blick erkennbar macht: Ich habe mich auseinandergesetzt. | |
+ | Womit noch mal genau? Mit deinen eigenen Privilegien? Damit, dass weisse deutsche Männlichkeit auch crossgedresst am S-Bahn-Ring immer noch um einiges besser wegkommt als schwarze illegalisierte Lesben? Queer kann Politik lustvoller machen und Freiheiten auf dem Feld der Identität eröffnen. Aber eben auch: Dominanz und Privilegien verschleiern und schwerer angreifbar machen, Positionen schwerer benennbar werden lassen und Ausschlüsse der Normalgesellschaft reproduzieren. Ruft die alte Bewegungstante, mahnend. Und fragt: wie selbstverständlich sind eigentlich Antirassismus und Antisexismus Teil von Queer? Wenn zum Beispiel im Namen von Queer FrauenLesbenräume in Frage gestellt werden? Wenn Identitäten sich auflösen und eher als attraktive Wahlmöglichkeiten diskutiert werden statt als Zwänge, die Personen immer noch deutlich von der Mehrheitsgesellschaft zugeschrieben werden? Das Spiel mit Identitäten ist oft gar nicht so subversiv, sondern entspricht neoliberal-flexiblen Subjektvor-stellungen inklusive Tendenz zur Selbstoptimierung. Vor allem ist es aber nicht für alle gleich einfach und gleich lustig, dieses Spiel zu spielen. "Real existierendes Geschlecht", real existierende ''race und class''. Nur so lässt es sich benennen, das Zwangssystem. | ||
− | [[ | + | Am krassesten für eine herrschaftsblinde und arrogante Auslegung von Queer steht wohl die Siegessäule (Homozeitschrift, Anm.d.A.), die sich mit ihrem letztjährigen Relaunch zum queeren Sprachrohr umbenannt hat und gleichzeitig wieder angefangen hat, pseudopolitische Leitartikel zu produzieren. Das politische Programm dieser queeren BILDzeitung: Schluss mit dem langweiligen Bewegungs-dogma der Politischen Korrektheit, hin zu lustigen Provo-Titeln ä la "Türken raus" - Thema Coming Out in der muslimischen Community - und zur Verdeutlichung: Das größte Problem der im Mainstream angekommenen Community ist die "muslimische" bzw. "polnische Homophobie." Für wen eigentlich das viel propagierte „tolerante Europa" ist, wird nicht gefragt. Nicht-EU-Bürgerinnen, Nicht-Weiße und andere Nicht-Mainstream-Fähige und - Willige (die gibts nämlich auch): Pech gehabt. Meint die Siegessäule, meinen die Einbürgerungstest-Fans vom LSVD. Privatsache? |
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+ | Nein: "'''KEINE Privatsache'''". Wir scheißen auf den Marsch in den Mainstream! Das Konzept Queer war mal eine Aneignung des anglo-amerikanischen Bedeutungsgehaltes von "pervers" hin zur subversiven Selbstbezeichnung und beinhaltetete Sensibilität gegenüber Ausschlussmechanismen und Solidarität mit Entprivilegierten. Die momentan manchmal anklingende Hip-ness von Queer als Lifestyle und nicht als kritische und widerständige Praxis stimmt missmutig und dann hoffentlich: trotzig. War doch immer damit angedacht, ein Risiko in der Selbstbe-zeichnung einzugehen und damit eigene wie gesellschaftliche Privilegien zu hinterfragen und letztendlich abzuschaffen. Der Mainstream queert sich, wir bleiben pervers. | ||
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+ | ==Siehe auch== | ||
+ | [[Queer Theory]], [[Queering]], [[Gender]] | ||
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+ | ==Weblinks== | ||
+ | *[http://www.anarchismus.at/txt4/homophobie2.htm Die Homophobie in der Linken] | ||
+ | *[http://www.anarchismus.at/txt4/homosexualitaet.htm "Nebenwiderspruch" Homosexualität? Auch der Anarchismus hatte und hat so seine Probleme mit dem "Laster"] | ||
+ | *[http://kanalb.org/download.php?clipId=1647&Viam=Clip Video-Rap "Mediaspree versenken"] | ||
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+ | [[Kategorie:Gender]] | ||
+ | [[Kategorie:Subkultur]] | ||
+ | [[Kategorie:Sexualität]] | ||
+ | [[fr:queer]] |
Latest revision as of 17:23, 5 October 2008
thumb|150px|right|Ein Transgendersymbol
Queer ist englisch und bedeutet übersetzt quer/schräg/pervers.
Queer bedeutet heute nicht nur homosexuell, sondern ist ein Oberbegriff für alles, was sich der gängigen traditionellen konstruierten Einteilung in "Mann - Weib" oder sich im sexuellen Bereich der monogamen Heteronormativität entzieht.
Queer ist ein umfassender Begriff für nicht-monogam-heteronormiertes sexuelles Verhalten und Emanzipation von der medizinischen Herrschaft über den sexuellen Diskurs sowie eigene Bestimmung über sexuelle (Nicht-)Identifikation.
Flugi vom transgenialen CSD 2006[edit]
Vieles hat sich in den letzten Jahren in der Welt der Geschlechterverhältnisse getan. Es wurde darum gekämpft, queeren Utopien ein Stück näher zu kommen, Diskriminierungen abzuwenden, die Revolution mal so langsam losgehen zu lassen. Fast scheint sie erreicht, die Queertopia, schließlich ist Subversion heute sexy und Politik kann gar lustvoll sein: Volker Beck, Homoehe etc... - "Na das geht jetzt aber zu weit!" Was wir vom Antidiskriminierungsgesetz nicht mit der gleichen Sicherheit sagen können und wollen. Die Grenze zwischen gutem und bösem Queer Mainstreaming ist nicht immer leicht zu ziehen.
"Die Bewegung" ist weniger schwullesbisch und eher queer geworden - und damit anschlussfähiger auch für eine linke Szene, die auf Identitätskritik genauso steht wie auf einen radikal schicken Style, der für die Ingroup auf den ersten Blick erkennbar macht: Ich habe mich auseinandergesetzt. Womit noch mal genau? Mit deinen eigenen Privilegien? Damit, dass weisse deutsche Männlichkeit auch crossgedresst am S-Bahn-Ring immer noch um einiges besser wegkommt als schwarze illegalisierte Lesben? Queer kann Politik lustvoller machen und Freiheiten auf dem Feld der Identität eröffnen. Aber eben auch: Dominanz und Privilegien verschleiern und schwerer angreifbar machen, Positionen schwerer benennbar werden lassen und Ausschlüsse der Normalgesellschaft reproduzieren. Ruft die alte Bewegungstante, mahnend. Und fragt: wie selbstverständlich sind eigentlich Antirassismus und Antisexismus Teil von Queer? Wenn zum Beispiel im Namen von Queer FrauenLesbenräume in Frage gestellt werden? Wenn Identitäten sich auflösen und eher als attraktive Wahlmöglichkeiten diskutiert werden statt als Zwänge, die Personen immer noch deutlich von der Mehrheitsgesellschaft zugeschrieben werden? Das Spiel mit Identitäten ist oft gar nicht so subversiv, sondern entspricht neoliberal-flexiblen Subjektvor-stellungen inklusive Tendenz zur Selbstoptimierung. Vor allem ist es aber nicht für alle gleich einfach und gleich lustig, dieses Spiel zu spielen. "Real existierendes Geschlecht", real existierende race und class. Nur so lässt es sich benennen, das Zwangssystem.
Am krassesten für eine herrschaftsblinde und arrogante Auslegung von Queer steht wohl die Siegessäule (Homozeitschrift, Anm.d.A.), die sich mit ihrem letztjährigen Relaunch zum queeren Sprachrohr umbenannt hat und gleichzeitig wieder angefangen hat, pseudopolitische Leitartikel zu produzieren. Das politische Programm dieser queeren BILDzeitung: Schluss mit dem langweiligen Bewegungs-dogma der Politischen Korrektheit, hin zu lustigen Provo-Titeln ä la "Türken raus" - Thema Coming Out in der muslimischen Community - und zur Verdeutlichung: Das größte Problem der im Mainstream angekommenen Community ist die "muslimische" bzw. "polnische Homophobie." Für wen eigentlich das viel propagierte „tolerante Europa" ist, wird nicht gefragt. Nicht-EU-Bürgerinnen, Nicht-Weiße und andere Nicht-Mainstream-Fähige und - Willige (die gibts nämlich auch): Pech gehabt. Meint die Siegessäule, meinen die Einbürgerungstest-Fans vom LSVD. Privatsache?
Nein: "KEINE Privatsache". Wir scheißen auf den Marsch in den Mainstream! Das Konzept Queer war mal eine Aneignung des anglo-amerikanischen Bedeutungsgehaltes von "pervers" hin zur subversiven Selbstbezeichnung und beinhaltetete Sensibilität gegenüber Ausschlussmechanismen und Solidarität mit Entprivilegierten. Die momentan manchmal anklingende Hip-ness von Queer als Lifestyle und nicht als kritische und widerständige Praxis stimmt missmutig und dann hoffentlich: trotzig. War doch immer damit angedacht, ein Risiko in der Selbstbe-zeichnung einzugehen und damit eigene wie gesellschaftliche Privilegien zu hinterfragen und letztendlich abzuschaffen. Der Mainstream queert sich, wir bleiben pervers.
Siehe auch[edit]
Queer Theory, Queering, Gender