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Difference between revisions of "vorauseilender Gehorsam"

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Als '''vorauseilenden Gehorsam''' bezeichnet man die freiwillige Vorwegnahme vermuteten erwünschten Verhaltens im Rahmen gruppendynamischer Prozesse ([[Gruppenzwang]]). Dabei handelt es sich um eine Selbstsuggestion, die den Zwang durch eine eingebildete Freiwilligkeit substituiert, wodurch demütigende Erfahrung vermieden werden sollen. Ursache dieser [[Unterwürfigkeit]] sind u.a. Emotionen, diffuse Ängste, Unsicherheiten und mangelnde [[Selbstwertgefühl]]e gegenüber vermuteten [[Autorität]]en. Die Person versucht vage befürchtete [[Konflikt]]situationen durch Selbstzensur zu vermeiden bzw. sich [[Wohlwollen]] zugunsten des eigenen Handlungsrahmens zu sichern. Die eigene Ohnmacht wird auch mit übertrieben selbstbewußtem Handeln oder Auftreten (z. B. Sonnenbrille) zum Schutz der eigenen Verletzlichkeit überspielt.  
Als '''vorauseilenden Gehorsam''' bezeichnet man die freiwillige Vorwegnahme vermuteten erwünschten Verhaltens im Rahmen gruppendynamischer Prozesse ([[Gruppenzwang]]). Eine Gehorsamsleistung wird dann nicht als Resultat von sozialem Druck erbracht, sondern um diesem Druck von vorn herein zu entgehen.
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Ein bekanntes Symbol für den vorauseilenden Gehorsam ist das Aufstehen während Telefonaten mit Vorgesetzen. Soziale Normen erfordern oft, dass sich Untergebene in Anwesenheit der Vorgesetzen aus einer Sitzposition erheben. Das ist aber bei Telefonaten nicht nötig, weil kein Sichtkontakt besteht und diese Norm in solchen Situationen ihren kommunikativen Zweck nicht erfüllt.
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Vorauseilender Gehorsam dient zugleich dem Machterhalt von Herrschaftsystemen, wobei es sich hier weniger um Feigheit sondern hauptsächlich um mangelnde [[Zivilcourage]] basierend auf Desinteresse, Untätigkeit oder Kriechertum handelt. Dieses kann zu Extremsituationen führen, wie es die Machtergreifung der Nazis 1933 sehr gut demonstriert. Vorauseilender Gehorsam kann also in der Form einer Grenzlosigkeit der [[Anpassung]] zur sozialen Gefahr werden.  
  
==Erklärungsmöglichkeiten==
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Ein weiteres Beispiel, dessen Ursprung aus dem adeligen Ständesystem resultiert, wäre das Aufstehen während eines Telefonates mit dem Vorgesetzen, obwohl kein Sichtkontakt besteht. Dieses Phänomen beschreibt z.B. Hermann Löns in der Satire ''Duodez'': ''"Bald ist er so weit, daß er am Fernsprecher dienert, ... [er] gewöhnt sich daran, selbst zu sich selber und im Schlaf kein Wort zu sagen, was irgend Anstoß erregen könnte."''  
Ursache dieser Form des [[Gehorsam]]s sind entweder Emotionen, diffuse Ängste und mangelnde [[Selbstwertgefühl]]e gegenüber vermuteten [[Autorität]]en, die derartige [[Unterwürfigkeit]] bedingen oder aber auch sachliche Unkenntnis von kulturellen oder sozialen Verhaltensregeln. Denn eigentlich gehört zum Gehorsam auch eine soziale Begrenzung etwa im Rahmen der [[Befehlsgewalt]] militärischer [[Disziplin]]. Eine weder in der Person noch im Sozialen verankerte Grenzlosigkeit der [[Anpassung (Soziologie)|Anpassung]] lässt den vorauseilenden Gehorsam zur sozialen Gefahr werden. Dieses Sozialverhalten ist beschrieben in der Satire ''Duodez'' von [[Hermann Löns]]: ''Bald ist er so weit, daß er am Fernsprecher dienert, ... [er] gewöhnt sich daran, selbst zu sich selber und im Schlaf kein Wort zu sagen, was irgend Anstoß erregen könnte.''[http://www.literaturatlas.de/~lc10/duodezvoll.html]
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Des weiteren führt der vorauseilende Gehorsam dazu, dass die handelnde Person sich selbst die Illusion bewahren kann, [[Freier Wille|freiwillig]] zu handeln. Auf diese Weise wird die [[Demütigung|demütigende]] Erfahrung vermieden, zu etwas [[Zwang|gezwungen]] zu werden. Da die Erfahrung der eigenen [[Ohnmacht]] auf Dauer unerträglich ist, suggeriert sich die handelnde Person, aus eigenem Antrieb zu handeln. (Vgl. auch [[Identifikation mit dem Aggressor]])
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==Siehe auch==
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*[[Schere im Kopf]]
  
Beide Muster führen dazu, durch das eigene übertriebene Handeln an den vermuteten, unausgesprochenen [[Bitte]]n,[[Wunsch | Wünschen]], [[Weisung|Anordnung]]en, [[Anweisung]]en, [[Befehl]]en imaginärer Anderpersonen auszurichten, um vage befürchtete [[Konflikt]]situationen zu vermeiden oder sich [[Wohlwollen]] zugunsten des eigenen Handlungsrahmens zu sichern. Mit diesem übertriebenen Handeln geht oft auch ein übertrieben selbstbewußtes Handeln oder Auftreten einher - zum Schutz der eigenen Verletzlichkeit (z. B. Sonnenbrille). Ist der Handlungsrahmen auf Bild- und Textmedien bezogen, ist der vorauseilende Gehorsam eine [[Selbstzensur]]. Der vorauseilende Gehorsam macht auch politisch totalitäre Systeme möglich ([[Kleinbürger]]). In diesem Zusammenhang ist der vorauseilende Gehorsam weniger [[Feigheit]] als mangelnde [[Zivilcourage]] ([[Untertänigkeit]], [[Kriechen]], Schleimer).
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[[Kategorie:Psychologie]]

Latest revision as of 15:38, 22 March 2007

Als vorauseilenden Gehorsam bezeichnet man die freiwillige Vorwegnahme vermuteten erwünschten Verhaltens im Rahmen gruppendynamischer Prozesse (Gruppenzwang). Dabei handelt es sich um eine Selbstsuggestion, die den Zwang durch eine eingebildete Freiwilligkeit substituiert, wodurch demütigende Erfahrung vermieden werden sollen. Ursache dieser Unterwürfigkeit sind u.a. Emotionen, diffuse Ängste, Unsicherheiten und mangelnde Selbstwertgefühle gegenüber vermuteten Autoritäten. Die Person versucht vage befürchtete Konfliktsituationen durch Selbstzensur zu vermeiden bzw. sich Wohlwollen zugunsten des eigenen Handlungsrahmens zu sichern. Die eigene Ohnmacht wird auch mit übertrieben selbstbewußtem Handeln oder Auftreten (z. B. Sonnenbrille) zum Schutz der eigenen Verletzlichkeit überspielt.

Vorauseilender Gehorsam dient zugleich dem Machterhalt von Herrschaftsystemen, wobei es sich hier weniger um Feigheit sondern hauptsächlich um mangelnde Zivilcourage basierend auf Desinteresse, Untätigkeit oder Kriechertum handelt. Dieses kann zu Extremsituationen führen, wie es die Machtergreifung der Nazis 1933 sehr gut demonstriert. Vorauseilender Gehorsam kann also in der Form einer Grenzlosigkeit der Anpassung zur sozialen Gefahr werden.

Ein weiteres Beispiel, dessen Ursprung aus dem adeligen Ständesystem resultiert, wäre das Aufstehen während eines Telefonates mit dem Vorgesetzen, obwohl kein Sichtkontakt besteht. Dieses Phänomen beschreibt z.B. Hermann Löns in der Satire Duodez: "Bald ist er so weit, daß er am Fernsprecher dienert, ... [er] gewöhnt sich daran, selbst zu sich selber und im Schlaf kein Wort zu sagen, was irgend Anstoß erregen könnte."

Siehe auch[edit]

Kategorie:Psychologie