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Difference between revisions of "Rolf Raasch"

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Anfang und Mitte der 90er Jahre wurde Rolf Raasch die Verbreitung von nationalistischen Tönen in der anarchistischen Bewegung vorgeworfen. Er solle sich positiv auf Begriffe wie "Nation" bezogen haben. In seinem Artikel "Es leben die ´Vereinigten Republiken Deutschlands´!" in der Broschüre "Denk´ich an Deutschland" bezieht er sich auf einen gleichnamigen Aufruf Gustav Landauers: "Nach 72 Jahren deutscher Geschichte (...) hat dieser Aufruf jedoch einen anderen Klang - in linken Ohren ein Klang mit rechten Dissonanzen. Aus der Eindeutigkeit der landauerschen Urfassung scheint eine problematisch-mehrdeutige Neufassung geworden zu sein. Hinter diesem Schein verbergen sich jedoch Interpratationsschwierigkeiten, hervorgerufen durch den Umstand, daß die Linke inzwischen unter veränderten historischen Bedingungen hört" (S. 29). Im weiteren versucht Raasch Landauers Position zu verdeutlichen. Für Landauer wirkte dass das Gefühl der kulturellen Zusammengehörigkeit, welches vor allem durch die gemeinsame Sprache spürbar wird, dem Staatsprinzip oft entgegen. Dieses Bewußtsein bezeichnet Landauer als Nation. In der revolutionären Situation von 1918 erwartete Landauer den Zerfall des großpreußisch-deutschen Zentralstaates und forderte die Föderation "neuer autonomoer Republiken", die von unten nach oben gegliedert sein sollten. Aufbauend auf diesem positiven Begriff von Nation kritisiert Raasch im folgenden die staatsfixierte deutsche Linke und ihr Verhältnis zu deutschen Zweistaatlichkeit. Aus realpolitischer Sicht sieht er in dem Zusammenwachsen der Deutschen mehr Chancen als Gefahren. Die wirkliche Einheit der Menschen in Deutschland und Europa wird für Raasch aber nur über eine "authentische föderative Vielfalt, als eine wirkliche Alternative zum Groß-Deutschen oder Groß-Europäischen Zentralstaat, erreicht werden können" (S. 35). Undiskutiert bleibt bei Raasch, inwieweit die landauersche Definition von Nation auf eine multikulturelle Gesellschaft angewendet werden kann, die ja wohl mittlerweile unbeschritten in der BRD besteht.  
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Anfang und Mitte der 90er Jahre wurde Rolf Raasch die Verbreitung von nationalistischen Tönen in der anarchistischen Bewegung vorgeworfen. Er solle sich positiv auf Begriffe wie "Nation" bezogen haben. In seinem Artikel "Es leben die ´Vereinigten Republiken Deutschlands´!" in der Broschüre "Denk´ich an Deutschland" bezieht er sich auf einen gleichnamigen Aufruf [[Gustav Landauer]]s: "Nach 72 Jahren deutscher Geschichte (...) hat dieser Aufruf jedoch einen anderen Klang - in linken Ohren ein Klang mit rechten Dissonanzen. Aus der Eindeutigkeit der landauerschen Urfassung scheint eine problematisch-mehrdeutige Neufassung geworden zu sein. Hinter diesem Schein verbergen sich jedoch Interpratationsschwierigkeiten, hervorgerufen durch den Umstand, daß die Linke inzwischen unter veränderten historischen Bedingungen hört" (S. 29). Im weiteren versucht Raasch Landauers Position zu verdeutlichen. Für Landauer wirkte dass das Gefühl der kulturellen Zusammengehörigkeit, welches vor allem durch die gemeinsame Sprache spürbar wird, dem Staatsprinzip oft entgegen. Dieses Bewußtsein bezeichnet Landauer als Nation. In der revolutionären Situation von 1918 erwartete Landauer den Zerfall des großpreußisch-deutschen Zentralstaates und forderte die Föderation "neuer autonomoer Republiken", die von unten nach oben gegliedert sein sollten. Aufbauend auf diesem positiven Begriff von Nation kritisiert Raasch im folgenden die staatsfixierte deutsche Linke und ihr Verhältnis zu deutschen Zweistaatlichkeit. Aus realpolitischer Sicht sieht er in dem Zusammenwachsen der Deutschen mehr Chancen als Gefahren. Die wirkliche Einheit der Menschen in Deutschland und Europa wird für Raasch aber nur über eine "authentische föderative Vielfalt, als eine wirkliche Alternative zum Groß-Deutschen oder Groß-Europäischen Zentralstaat, erreicht werden können" (S. 35). Undiskutiert bleibt bei Raasch, inwieweit die landauersche Definition von Nation auf eine multikulturelle Gesellschaft angewendet werden kann, die ja wohl mittlerweile unbeschritten in der BRD besteht.  
  
 
Weitere nationalistische Positionen wurden in dieser Debatte Jochen Schmück und [[Hans-Jürgen Degen]] vorgeworfen. Die Diskussion wurde in den libertären Medien "Schwarzer Faden" (inzwischen eingestellt) und der "Direkten Aktion" [www.fau.org] geführt. Die AnarchosyndikalistInnen in der "Direkten Aktion" wie die HerausgeberInnen des "Schwarzen Fadens" lehnten die positive Besetzung des Begriffs Nation durch Libertäre grundsätzlich ab.
 
Weitere nationalistische Positionen wurden in dieser Debatte Jochen Schmück und [[Hans-Jürgen Degen]] vorgeworfen. Die Diskussion wurde in den libertären Medien "Schwarzer Faden" (inzwischen eingestellt) und der "Direkten Aktion" [www.fau.org] geführt. Die AnarchosyndikalistInnen in der "Direkten Aktion" wie die HerausgeberInnen des "Schwarzen Fadens" lehnten die positive Besetzung des Begriffs Nation durch Libertäre grundsätzlich ab.
  
 
Degen, Schmück, Raasch u.a.: "Denk´ich an Deutschland. Beiträge zu einer libertären Positionsbestimmung.", Verlag Klaus Guhl, Berlin 1990.
 
Degen, Schmück, Raasch u.a.: "Denk´ich an Deutschland. Beiträge zu einer libertären Positionsbestimmung.", Verlag Klaus Guhl, Berlin 1990.

Revision as of 06:55, 22 June 2006

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Rolf Raasch ist 1953 geboren. Er war aktiv in der Berliner anarchistischen Bewegung, u.a. dem "Libertären Forum Berlin" und ist Autor von Veröffentlichungen mit anarchistischem Hintergrund. Er ist Besitzer des "Oppo-Verlages". In der Auseinandersetzung um Verlags- und Eigentumsrechte des Libertad Verlages an veröffentlichen Texten ergriff er Partei für den Libertad Verlag.

Ist Raasch überhaupt Anarchist?

In einem von ihm 1993 veröffentlichten Aufsatz "Neoanarchismus und Geschichtslosigkeit" kommt er neben anderen kritikwürdigen Aussagen zu den Überzeugungen das "der im Anarchismus traditionell herrschende Hauptwiderspruch Gesellschaft/Staat ...dahingehend zu relativieren ist, daß anerkannt wird, das der Staat...auch positive Schutz- und Sozialfunktionen innehat,die gesellschaftlich notwendig sind."Begründet wird dies von Raasch in dem er ausführt:"Indem er (der Staat) vor dem Zugriff mächtiger gesellschaftlicher Gruppen oder starker Persönlichkeiten auf das Individuum schützt".

Raasch erkennt nicht das der Staat an sich eine der mächtigsten Kräfte ist. Ausserdem ist der Staat nicht neutral. Er dient den Interessen der herrschenden Klasse aus Industrie und Kapital.

Weiterhin plädiert Raasch für eine "Allgemeine Instanz", vergleichbar dem von ihm und Jochen Schmück, Potsdam, vorgeschlagenen Instrument einer Entscheidungsbefugten sogenannten "Anarchistischen Schlichtungskommission".

"Dieses Prinzip besagt...daß alle Angelegenheiten, die die Individuen nicht in der Lage sind gesellschaftlich autonom zu lösen, naturnotwendig immer an eine allgemeine Instanz delegiert werden müssen. Diese gesellschaftlich notwendige allgemeine Instanz muss also - im Falle eigener Unfähigkeit - auch von Libertären akzeptiert werden, ob diese nun Staat genannt wird oder anders."[Rolf Raasch - "Neoanarchismus und Geschichtslosigkeit" in "Anarchie ist Gesetz und Freiheit ohne Gewalt. Uwe Timm zum 60. Geburtstag", Berlin 1993, Oppo-Verlag, Seite 84ff.)

Diese Ausführungen leugnen elementare anarchistische Erkentnisse und Positionen. Nicht der Staat hat Dinge zu entscheiden und zu regeln sondern die Menschen selber. Staat ist immer Verrat an Ehrlichkeit und freier Entscheidungsfindung.


Raasch ein Nationalist?

Anfang und Mitte der 90er Jahre wurde Rolf Raasch die Verbreitung von nationalistischen Tönen in der anarchistischen Bewegung vorgeworfen. Er solle sich positiv auf Begriffe wie "Nation" bezogen haben. In seinem Artikel "Es leben die ´Vereinigten Republiken Deutschlands´!" in der Broschüre "Denk´ich an Deutschland" bezieht er sich auf einen gleichnamigen Aufruf Gustav Landauers: "Nach 72 Jahren deutscher Geschichte (...) hat dieser Aufruf jedoch einen anderen Klang - in linken Ohren ein Klang mit rechten Dissonanzen. Aus der Eindeutigkeit der landauerschen Urfassung scheint eine problematisch-mehrdeutige Neufassung geworden zu sein. Hinter diesem Schein verbergen sich jedoch Interpratationsschwierigkeiten, hervorgerufen durch den Umstand, daß die Linke inzwischen unter veränderten historischen Bedingungen hört" (S. 29). Im weiteren versucht Raasch Landauers Position zu verdeutlichen. Für Landauer wirkte dass das Gefühl der kulturellen Zusammengehörigkeit, welches vor allem durch die gemeinsame Sprache spürbar wird, dem Staatsprinzip oft entgegen. Dieses Bewußtsein bezeichnet Landauer als Nation. In der revolutionären Situation von 1918 erwartete Landauer den Zerfall des großpreußisch-deutschen Zentralstaates und forderte die Föderation "neuer autonomoer Republiken", die von unten nach oben gegliedert sein sollten. Aufbauend auf diesem positiven Begriff von Nation kritisiert Raasch im folgenden die staatsfixierte deutsche Linke und ihr Verhältnis zu deutschen Zweistaatlichkeit. Aus realpolitischer Sicht sieht er in dem Zusammenwachsen der Deutschen mehr Chancen als Gefahren. Die wirkliche Einheit der Menschen in Deutschland und Europa wird für Raasch aber nur über eine "authentische föderative Vielfalt, als eine wirkliche Alternative zum Groß-Deutschen oder Groß-Europäischen Zentralstaat, erreicht werden können" (S. 35). Undiskutiert bleibt bei Raasch, inwieweit die landauersche Definition von Nation auf eine multikulturelle Gesellschaft angewendet werden kann, die ja wohl mittlerweile unbeschritten in der BRD besteht.

Weitere nationalistische Positionen wurden in dieser Debatte Jochen Schmück und Hans-Jürgen Degen vorgeworfen. Die Diskussion wurde in den libertären Medien "Schwarzer Faden" (inzwischen eingestellt) und der "Direkten Aktion" [www.fau.org] geführt. Die AnarchosyndikalistInnen in der "Direkten Aktion" wie die HerausgeberInnen des "Schwarzen Fadens" lehnten die positive Besetzung des Begriffs Nation durch Libertäre grundsätzlich ab.

Degen, Schmück, Raasch u.a.: "Denk´ich an Deutschland. Beiträge zu einer libertären Positionsbestimmung.", Verlag Klaus Guhl, Berlin 1990.