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casas viejas

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"La libertaria" - Casas viejas


Maria Silva Cruz wurde in eine Familie von Tagelöhnern im Dorf Casas Viejas geboren. Am Tag der Ereignisse 1933 war sie 18 Jahre . Ihr Vater Juan sowie der Onkel waren Mitglieder der CNT. Casas Viejas war ein armseliges Dorf in Andalusien, nahe bei Cadiz. Die Männer waren Tagelöhner, das Einkommen oft nicht ausreichend. Deshalb gingen die Frauen auf die Felder der Grossgrundbesitzer oder arbeiteten als Näherinnen. Die Kinder waren oft Viehhirten für die reichen Familien der Städte. Die Ernährung in Casas Viejas war sehr einfach und spärlich. Fleisch war zu teuer, Sardinen die Alternative. Oft musste der Gazpacho - eine spezielle Gemüsesuppe - reichen. Die Häuser - eher elende Hütten mit Wänden aus Schlamm und trockenen Ästen, die Dächer aus Stroh. Die republikanische Regierung(eine Koalition aus Sozialisten und Republikanern) wollte Spanien gerechter machen. Es sollten die Kompetenzen der Hauptstadt Madrid zurückgedrängt und die Eigentumsfrage neu gestellt werden. Doch in der Agrarfrage wich die Regierung immer wieder aus. So blieb die ökonomische und politische Macht vor allem in den südlichen Regionen in den Händen der Latifundisten. Eine weitere Säule war die Kirche, eine der grössten Grundbesitzer des Landes mit sehr starkem Einfluss im Bankgewerbe.

Maria Silva gehört in Casas Viejas zu einer Gruppe von zehn jungen Frauen, die sich im Ort regelmässig mit Antonio Cabanas trafen. Dieser hatte eine Zeitlang in Cadiz gelebt und sich dort den Anarchisten angeschlossen. Bald schon wurde sie "La libertaria" (die Anarchistin) gerufen auch weil sie immer mit einem rot-schwarzen Halstuch auftauchte. Am Ende des Jahres 1932 begründete sie die Gruppe "amor y armonia "(Liebe und Harmonie). Die Erziehung in den andalusischen Dörfern gründete sich auf bäuerliche Traditionen und die christliche Lehre. Die beiden Lehrer des Ortes waren von der Kirche eingestellt.Die wenigen Kinder, die hier noch zur Schule gingen, lernten jedoch eher in der anarchistischen Gruppe Schreiben und Lesen. Auch in diesem Zusammenhang half der Anarchismus der Mehrheit der Bevölkerung, Hoffnung zu bekommen, ihre Lage zu ändern und ihre Situation selbst in die Hand zu nehmen. Hoffnung, die zuvor durch die Umverteilungsversprechen der Republik geweckt wurde und sich nur noch in Verzweiflung auflöste. Die wirtschaftliche Lage verschlechterte sich, es wurde wieder gehungert.

In diesen Momenten organisierten Maria und ihre Gruppe - unterstützt durch die CNT - in der Nacht zum 11.Januar 1933 den Aufstand. Zusammen mit Antonio Cabanas zog sie mit der rotschwarzen Fahne durchs Dorf, setzten den Bürgermeister ab und entwaffneten die Polizisten des Dorfes. Sie verteilten Lebensmittel und versammelten sich um über die Kollektivierung des Bodens zu diskutieren.

Im Morgengrauen griff die Guardia Civil mit 90 Polizisten an, brannte das Haus von "Seisdedos"(Sechsfinger) nieder, dem Grossvater von Maria. Maria selbst konnte, brennend mit einem Nachbarskind im Arm, erst einmal entkommen und im Hause ihrer Mutter Zuflucht finden. Andere verbrannten, dabei ihr Grossvater, ihr Onkel Jeronimo und weitere. Danach nahmen sich die aufgeputschten Polizisten die Menschen auf dem Platz vor.Anschliessend wurden die Leichen dann zu den anderen im abgebrannten Haus gestapelt. Die noch lebenden wurden geschlagen und verhaftet - Maria Silva Cruz wurde ins Gefängnis nach Cádiz gebracht.

Die Brutalität der Polizei erregte Aufregung und Unbehagen auch bei der republikanischen Regierung(trotz eigener Unterstützung bei der Aufstandsbekämpfung).Eine Komission wurde eingesetzt und Maria und andere wurden freigelassen.

Sie ging dann nach Madrid, wo sie mit dem militanten Anarchisten Miguel Perez zusammenlebte. Zusammen mit ihrem drei Monate alten Sohn kehrten sie nach Andalusien zurück.In Ronda organisierten sie den Widerstand gegen die Faschisten. Als sie ins Gebirge flüchten müssen, trennen sich Maria und Miguel.Maria bleibt mit ihrem Sohn in Ronda und wird am 23.8.36 erschossen.Miguel Perez am 5.März 39, dem letzten Tag des Bürgerkriegs.


Am 30.11 2007 wird das soziale Zentrum "Casas Viejas" in Sevilla geräumt. Sechs Jahre lang erinnerte der Name an einen Ort, an einen Aufstand, an ein anderes Leben und wieder war es eine spanische Republik, die diese Träume zerstörte.