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Zustimmungs-Wahl

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Die Zustimmungswahl ist ein einfaches und dennoch ausgeklügeltes Verfahren, Präferenzen innerhalb einer Gruppe möglichst unverzerrt wiederzugeben. Jeder zur Wahl stehenden Alternative kann die Zustimmung oder Ablehnung unabhängig von den anderen Alternativen erteilt werden.

Probleme verschiedener Wahl- und Abstimmungsverfahren[edit]

Relative Mehrheitswahl[edit]

Bei der relativen Mehrheitswahl wird diejenige Alternative angenommen, die die meisten Stimmen auf sich vereinen kann. Dabei kann jedes Mitglied der Gemeinschaft für genau eine Alternative stimmen.

Nachteil dieses Verfahrens ist, daß mehrere ähnliche Alternativen um Stimmen konkurrieren können, so daß sich letztendlich nicht diejenige Alternative mit der größten Akzeptanz durchsetzt, sondern diejenige mit der geringsten Konkurrenz. Dies kann notfalls sogar die schlechteste Alternative sein.

Eine Methode zur Entzerrung dieses Effekts ist die Möglichkeit, eine feste Anzahl von Stimmen auf mehrere Alternativen verteilen zu können, eventuell in Kombination mit der Möglichkeit, diese auch zu häufen (kumulieren). Die Zustimmungswahl ähnelt diesem Verfahren, ist aber noch einfacher.

Absolute Mehrheitswahl[edit]

Bei der absoluten Mehrheitswahl wird diejenige Alternative angenommen, die die absolute Mehrheit der Stimmen auf sich vereinen kann. Bei mehr als zwei Alternativen kann es aber vorkommen, daß keine der Alternativen die absolute Mehrheit erlangt.

Nun kann die Wahl so oft wiederholt werden, bis sich eine Alternative durchsetzt, was aber nur durch "strategisches Wählen" geschehen kann, d.h. durch Zustimmen zu einer weniger präferierten Alternative. Dadurch wird die eigentliche Legitimation der erfolgreichen Alternative in Frage gestellt.

Eine andere Möglichkeit ist, die Wahl mit den zwei Alternativen mit der größten relativen Mehrheit zur Stichwahl anzubieten, um so eine absolute Mehrheit zu erzwingen. Dadurch finden die Verzerrungseffekte der relativen Mehrheitswahl Eingang in dieses Verfahren.

Eine dritte Möglichkeit ist, die Wahl jeweils mit einer Alternative weniger durchzuführen, wobei jeweils die Alternative mit der geringsten Stimmzahl wegfällt. Das Verfahren ist durch die mehrfache Wiederholung aufwendig und kann zu Wahlmüdigkeit führen. Darüberhinaus verhindert das Verfahren nicht, daß die Alternative mit der geringsten Stimmzahl aufgrund von Konkurrenzeffekten herausfällt, obwohl sie eine relativ hohe Präferenz hätte.

Rangwahl[edit]

Die Rangwahl (Instant Runoff Voting, IRV) faßt dieses Vorgehen in einem Wahlgang zusammen. Dabei wird von den Wählern eine Präferenzliste erstellt, indem den Alternativen Rangnummern zugeordnet werden.

Bei der Auszählung wird nun jeweils die erste Position der Ranglisten berücksichtigt. Erlangt eine Alternative die absolute Mehrheit, wird sie angenommen, ansonsten wird die Alternative mit der geringsten Stimmzahl aus den Listen gestrichen und die Auszählung wiederholt. Das Verfahren endet, wenn ein Kandidat die absolute Mehrheit der Stimmen hat - spätestens, wenn nur noch zwei Alternativen zugelassen sind.

Auch hier kann das Abstimmungsverhalten durch Konkurrenzeffekte verzerrt sein, wenn Alternativen mit relativ hoher Präferenz genügend viele ähnliche Geschwister haben. Die Abstimmung ist hier einfacher als bei der wiederholten absoluten Mehrheitswahl, dafür ist die Erfassung und Auszählung ziemlich kompliziert, wenn sie nicht automatisiert wird.

Präferenzwahl[edit]

Bei der Präferenzwahl werden die Alternativen paarweise verglichen und die jeweilig bevorzugte Alternative angegeben. Bei der Auszählung wird diejenige Alternative gesucht, die gegenüber möglichst vielen anderen Alternativen bevorzugt wird. Abstimmung, Erfassung und Auszählung sind jeweils recht aufwendig, und die Wahl ist ebenfalls nicht verzerrungsfrei.

Warum? Die angenommene Alternative kann die beste unter schlechten sein. Insbesondere kann die Spaltung der Wählerschaft in zwei Lager in Verbindung mit unterschiedlichem Alternativen-Angebot in beiden Lagern wieder zu Konkurrenzeffekten führen: Bevorzugt ein Lager ganz klar eine bestimmte Alternative, das andere Lager dagenen mehrere Alternativen gegenüber dieser einen Alternative, können sich die "kleinen" Alternativen untereinander ausstechen, während die "große" Alternative angenommen wird, obwohl das Lager der "großen" Alternative nicht das größere Lager ist.

Eigenschaften der Zustimmungswahl[edit]

Bei der Zustimmungswahl kann jeder Alternative die Zustimmung oder die Ablehnung gegeben werden, d.h. es kann auf jede Alternative genau eine oder keine Stimme vergeben werden. Dadurch wird die Akzeptanz einer Alternative direkt sichtbar, zumindest aber die Präferenz. Wenn eine Alternative nur angenommen wird, wenn sie ein bestimmtes Quorum überschreitet (absolute Mehrheit, 2/3, 3/4 oder Konsens), bedeutet Zustimmung immer auch prinzipielle Akzeptanz. Die Zustimmung zu ähnlichen Alternativen wird nun nicht durch Konkurrenzeffekte überdeckt. Einziger bekannter Verzerrungseffekt besteht darin, daß eine Zustimmung zu allen Alternativen in der Summe den gleichen Effekt wie die Ablehnung aller Alternativen hat, zumindest, sofern kein Quorum vorhanden ist.

Eine andere positive Eigenschaft der Zustimmungswahl ist, daß sie besonders einfach durchzuführen ist. Im Gegensatz zu den anderen Verfahren ist der Aufwand minimal, ja sogar geringer als bei den Mehrheitswahlen, da nicht überprüft werden muß, ob jemand schon die maximale Stimmzahl abgegeben hat. Dadurch kann diese Wahl sogar vollständig mündlich und mit Handzeichen erfolgen. Die schriftliche oder elektronische Realisierung ist natürlich ohnehin möglich :)

Kritik[edit]

Allerdings ist es möglich, daß eine Alternative, die von einer absoluten Mehrheit der Wähler als beste Alternative erachtet wird - und daher unter jedem anderen Verfahren eindeutiger Gewinner wäre - unter der Zustimmungswahl nicht gewinnt, weil eine andere Alternative von einer größeren Zahl an Wählern unterstützt wird, wenn auch nicht als deren Erstpräferenz. Bei der Zustimmungswahl fehlt dem Wähler die Möglichkeit, zwischen Kandidaten, die er akzeptabel findet, zu differenzieren. Daher kann es für einen Wähler taktisch sinnvoll sein, einem starken Konkurrenten seiner bevorzugten Alternative nicht zuzustimmen, obwohl er ihn eigentlich für akzeptabel hält.

Rauschgoldbengel