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Wie kann mit Kriminalität umgegangen werden?
Erste Antwort[edit]
Als ‘Kriminalität’ und ‘Verbrechen’ bezeichnen wir hier nur Handlungen, bei denen ein Mensch bewußt einen anderen Menschen schädigt, um selbst daraus einen Nutzen zu ziehen. (Vieles von dem, was heute als ‘kriminell’ bezeichnet wird, ist in Wirklichkeit entweder harmlos, oder gefährdet nur die Macht des Staates.)
Selbst strenge Strafen halten niemanden davon ab, kriminell zu werden. In den USA zum Beispiel ist die Behoerde maechtig genug, die Todesstrafe auszusprechen und auch die Polizei gilt als sehr maechtig, trotzdem ist die Kriminalitaet so hoch, dass man gewisse Stadtteile ab einbruch der Dunkelheit nicht besuchen sollte. Um Kriminalität wirkungsvoll zu verhindern, müssen ihre Ursachen bekämpft werden. Anders gesagt: bei einer Hungersnot würde selbst eine Gefängnisstrafe kaum jemanden vom Lebensmitteldiebstahl abhalten. Damit niemand mehr Brot stiehlt, muß die Not beseitigt werden.
Die kapitalistische Wirtschaft ist die Hauptursache für die zunehmende Armut, indem er Reiche reicher und Arme immer ärmer werden läßt. Kriminalität kann also nur dann wirksam zurückgedrängt werden, wenn der Kapitalismus durch eine gerechtere Wirtschaft ersetzt wird.
Dazu kommt: unsere Gesellschaft ist geprägt von einer zunehmenden Vereinzelung. Soziale Gefüge zerfallen - gerade in Großstädten leben Menschen nicht mehr miteinander sondern oft nur noch nebeneinander her. Anonyme Hochhaussiedlungen, in denen man nicht mal seine NachbarInnen kennt. Derartige Vereinzelung erleichtert kriminelle Aktivitäten ungemein.
Eine anarchistische Gesellschaft dagegen basiert auf Selbstorganisation. Das gemeinsame Handeln wirkt der Vereinzelung in der Gesellschaft ganz praktisch entgegen. Wo man sich kennt, da hilft man sich auch untereinander. In einem Umfeld aber, in dem dieser soziale Zusammenhalt funktioniert; nimmt Kriminalität rapide ab.
Eine weitere ganz wesentliche Ursache für Kriminalität ist Macht. Wie viele Verbrechen können nur deshalb geschehen, weil sie der Staat und seine Organe ihre Finger im Spiel haben? Es gibt kaum einen Umweltskandal, keine Schmiergeldaffäre bei denen nicht Macht eine Rolle spielen würde. Dem wirkt eine egalitäre Gesellschaft ganz entgegen.
Es wäre aber illusorisch anzunehmen, daß es in einer Anarchie überhaupt keine Verbrechen gäbe. Eine menschliche Gesellschaft ohne Konflikte wird es nie geben.
Wie reagiert eine anarchistische Gesellschaft also auf Kriminalität?
Zuerst: durch die Menschen selbst.
Ein Beispiel, an dem vieles deutlich wird:Angenommen, in einem Wohnviertel bildet sich eine Jugendbande, die aus purer Lust an der Gewalt andere Jugendliche zusammenschlägt. Die BewohnerInnen des Viertels würden wohl gemeinsam beratschlagen. Hier wird jedeR teilnehmen, der sich mit dem Problem beschäftigen will. Gemeinsam werden die Ursachen und Auswirkungen besprochen, und Lösungsvorschläge erarbeitet. Vielleicht holt sich der Rat eineN ExpertIn, die/der sich mit diesem Thema schon länger befaßt. Die Vorschläge, die dann zur Lösung des Problems kämen, könnten ganz banal und althergebracht, oder auch unkonventionell sein: ob von "mit den Jugendlichen reden" über "Täter-Opfer-Ausgleich" oder â€Jugendzentrum aufbauen" bis hin zu "Nachtwache". In jedem Fall kommt die Reaktion auf das Problem viel eher und viel angepaßter, als dies bei einer Behörde der Fall wäre; zum einen, da die BewohnerInnen die örtlichen Gegebenheiten naturgemäß viel besser kennen. Zum anderen, weil sie sich nicht an irgendeine behördliche Vorschrift halten müssen, sondern kreativ auch neue Wege der Konfliktlösung beschreiten können.
Darüber hinaus könnte es durchaus nach wie vor eine Art Polizei geben: nämlich - ähnlich der Feuerwehr - einen Dienst, der schnell, wenn Hilfe vonnöten ist, zur Stelle ist. Wichtig ist allerdings, daß diese von den BürgerInnen selbst organisiert und kontrolliert wird. Sonst wäre die Gefahr einer Machtkonzentration zu groß.
Das Ziel jeder Art anarchistischer Konfliktlösung ist die Wiederherstellung des Dialogs zwischen den Beteiligten.
Zunächst muss festgestellt werden, dass die Großzahl aller Verbrechen auf bestimmten Problemen oder Umständen in unserer Gesellschaft basiert.
- Dies kann unter anderem auf Grund von Geldmangel sein (siehe Banküberfall, Diebstahl, Raub(-mord),Versicherungsbetrug, Steuerhinterziehung, etc.)
Im Anarchismus mangelt es (theoretisch) niemandem an Lebensmitteln. Geld ist überflüssig im Anarchismus! - Außerdem basieren sexuelle Verbrechen (Vergewaltigung, sex. Nötigung, Kindesmissbrauch, etc.) auf der Tatsache, dass hier in diesem System das Patriarchat herrscht, was besagt,dass der Mann der Frau überlegen und deshalb auch übergeordnet ist.Der Mann denkt deshalb in diesem System, die Frau sei sowieso wehrlos und wäre eh nur ein "Spielzeug des Mannes".
In der Anarchie werden alle Menschen gleichberechtigt behandelt werden, was zu einer starken Verringerung von sexuellen Verbrechen führen würde. - Richtig schwere Verbrechen wie Mord, Totschlag beruhen teilweise auf Geldmangel, teilweise auch auf Punkt 2. Sie können aber auch auf anderen Motiven basieren, für welche der Anarchismus als politische Theorie meines Wissens keine Erklärung hat.
Zweite Antwort[edit]
Eine Polizei wird es in der Anarchie nicht geben, denn die Polizei ist ein Exekutivorgan eines Staates. Sie hat in den meisten Staaten die Aufgaben, die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu gewährleisten und als Strafverfolgungsbehörde zu ermitteln. Im Gegensatz zu fast allen anderen Personen oder Organen ist für die Polizei die Anwendung unmittelbarer Gewalt durch unmittelbaren Zwang regelmäßig erlaubt und in der Regel auch straffrei.
Auch Kriminalität wird es nicht geben, Straftaten als Gesamtphänomen ("Makrophänomen") werden als solche bezeichnet, und es wird keine Strafen mehr geben. Errico Malatesta schlägt vor, dass bei Verhalten, dass als nicht statthaft angesehen wird und andere schädigt, etwa Gewaltanwendung, von der Gruppe bzw. dem Ort, wo die Person wohnt, durch ein Kommittee, dass auch das Plenum sein kann, eine Umgehensweise festgelegt wird. Wie die aussieht, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Eine Betreuung der Person, etwa bei wiederholten Schlägereien, ist eine Möglichkeit, Schadenswiedergutmachung, bei geschädigten Gegenständen, eine andere. Die TäterIn hat dann die Möglichkeit, das Angebot anzunehmen oder woanders hinzuziehen, denn es gibt keine Staaten und Strafverfolgungsbehörden, nur gegenseitiges Verständnis und Vernunft. Und es gibt notwendige Gewalt gegen unnötige Gewalt.
Vor solchen Maßnahmen findet natürlich ein soziales Korrektiv statt: eine Person, die nur schädigt und sich nicht produktiv oder freundlich einbringt bzw. gesundheitliche Probleme wie eine Psychose oder Alkoholismus hat, die schädigendes Verhalten erklärt, wird automatisch mit Verachtung bedacht.
Dritte Antwort[edit]
Der Anarchismus regelt die täglichen Anliegen mittels der freien Vereinbarung. D.h. es wird ein Vertrag geschlossen zwischen den Menschen. Bei Missachtung kann der Vertrag gekündigt werden bzw. daß Vertrauen entzogen werden. Bezüglich Kriminalität heißt das, der Täter kann bei Uneinsichtigkeit im Extremfall aus der Gemeinschaft ausgeschlossen werden. Bei Konterrevolutionären Aktivitäten (evtl. kurz nach der Revolution zu erwarten) kann eine Bürgerwehr aufgestellt werden, welche natürlich repräsentativ für die Gemeinschaft sein wird bzw. von dieser basisdemokratisch kontrolliert wird (also deren Vertrauen genießt) und jederzeit austauschbar sein muß.
Zitate[edit]
"Die Gewalt ist leider notwendig, um sich der Gewalt anderer zu widersetzen, sie dient nicht dem Aufbau von etwas Gutem: sie ist die natürliche Feindin der Freiheit, und muß daher innerhalb der Grenzen der strengsten Notwendigkeit gehalten werden. Die Revolution dient dazu und ist notwendig, die Macht der Regierungen und der Privilegierten niederzureißen; aber die Gründung einer Gesellschaft von freien Menschen kann nur die Folge einer freien Entwicklung sein"
"Wir müssen die Gewalt predigen und vorbereiten, wenn wir nicht wollen, daß der gegenwärtige Zustand der verschleierten Knechtschaft, in der sich die große Mehrheit der Menschen befindet, fortdauert und verschlechtert. Aber sie beinhaltet die Gefahr, die Revolution in ein brutales Getümmel ohne den Funken eines Ideals und, ohne die Möglichkeit gemeinnützige Resultate zu erreichen, zu verwandeln, und daher muß man auf den moralischen Zielen der Bewegung und auf der Notwendigkeit, auf der Pflicht beharren, die Gewalt innerhalb der Grenzen der strengsten Notwendigkeit zu halten. Wir sagen nicht, daß die Gewalt gut ist, wenn wir sie anwenden und schlecht, wenn die anderen sie gegen uns anwenden. Wir sagen, daß die Gewalt gerechtfertigt ist, gut ist, ,moralisch' ist, geboten ist, wenn sie zur eigenen Verteidigung und der Verteidigung anderer gegen die Ansprüche der Gewalttätigen angewandt wird; sie ist schlecht, ist ,unmoralisch', wenn sie dazu dient, die Freiheit anderer zu verletzen"
- Errico Malatesta