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Ungdomshuset/Geschichte des Hauses

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Wegen seiner Geschichte als Ort der frühen Arbeiterbewegung wurde das ehemalige Volksheim als Baudenkmal der niederen Stufe klassifiziert. Auf einer Skala von 1 (höchster Wert) bis 9 erhielt es eine 2 für historischen und eine 4 für architektonischen Wert. Dass eine Reihe von Häusern in den Klassen 1, 2 und 3 beständen, heiße dies jedoch nicht, dass das Gebäude nicht abgerissen werden könne, so die Stadtverwaltung.[1]

Volkshaus[edit]

Das Gebäude des Ungdomshuset wurde am 12. November 1897 als Folkets hus (Haus des Volkes) fertiggestellt. Damals diente das Haus als Rückzugsort der beginnenden Arbeiterbewegung Kopenhagens. Folkets Hus war das vierte Haus dieser Art in Kopenhagen. Viele Demonstrationen und Kundgebungen gingen vom Haus aus, zum Beispiel der „Sturm auf die Börse“ 1918, als von AnarchistInnen geleitete Arbeitslose die Kopenhagener Börse gewalttätig angriffen. 1910 hielt die Zweite Internationale die Internationale Sozialistische Frauenkonferenz im Haus ab, auf der der 8. März als internationaler Frauentag ausgerufen wurde. Unter anderem weilten und wirkten im Haus Lenin, Rosa Luxemburg und Clara Zetkin.

In den 1950ern nutzten noch vornehmlich Assoziationen und Gewerkschaften der Arbeiterbewegung das Haus, auch wenn verschiedene andere Aktivitäten stattfanden, unter anderen Boxkämpfe und Tanzveranstaltungen.

Leerstand[edit]

1956 baute die Arbeiterbewegung ein neues Volkshaus im Stadtteil Vesterbro, um das abgenutzte Gebäude zu entlasten. Von 1963 bis 1978 stand es dann leer. Die Bestrebungen, einen Supermarkt zu bauen, scheiterten am historischen Wert des Gebäudes; stattdessen fiel das ebenfalls bewahrenswerte Nachbargebäude diesem Zweck zu Opfer. Ab 1978 wurde das Haus von der Volkstanzgruppe Tingluti gekauft, nach ein paar Jahre jedoch aufgegeben und an die Stadt Kopenhagen verkauft.

Jugendhaus[edit]

1982 wurde das Haus durch AktivistInnen besetzt, die ein selbstverwaltendes Jugendhaus gründen wollten. Nach Verhandlungen mit der Stadt Kopenhagen verpflichteten sie sich, eine Vereinbarung mit den Stadtbehörden zu treffen, und das Nutzungsrecht des Hauses wurde einer nicht genau abgegrenzten Gruppe, den „Benutzern des Ungdomshuset“, überlassen. Die Stadt Kopenhagen blieb aber Eigentümerin des Gebäudes. Es wurde zugesichert, dass die Stadt das Gebäude nicht verkaufen würde. Eine Verwaltungsgruppe, die laut der Vereinbarung die Verbindung zu den Stadtbehörden wahrnehmen sollte, wurde vom kollektiv geleiteten Haus ausgewählt, verschwand jedoch nach wenigen Jahren wieder. Das Haus bot im Laufe der Jahre vielen unterschiedlichen Gruppen und kulturellen Aktivitäten einen Rahmen. Seit Mitte der 1990er Jahren wurde der Einfluss autonom-revolutionärer Gruppen immer größer.

1993 erhielt das Ungdomshuset eine Schankgenehmigung.


Verkauf, Räumung und Abriss[edit]

1999 wurde das Gebäude zum Verkauf ausgeschrieben. Die Aktivisten im Haus hängten ein Banner mit dem Text „Zu verkaufen einschließlich 500 autonomer, steinewerfender Gewaltpsychopathen aus der Hölle“ auf, was wohl ironisch gemeint war und eventuelle Käufer abschrecken sollte. Die Firma Human A/S kaufte das Gebäude im Dezember 2000. Human A/S war eine neugegründete, unbekannte Aktiengesellschaft, die von der Wirtschaftsanwältin Inger Loft vertreten wurde. Die rechtsextreme christliche Sekte „Faderhuset“ (Vaterhaus) war auch unter den Bietern, wurde aber von den Stadtbehörden als unseriöser Käufer abgewiesen. Zum Kaufvertrag gehörte eine Klausel, nach der das Weiterverkaufen des Hauses innerhalb eines Jahres nur mit Zustimmung des Stadtrates stattfinden durfte. Trotzdem wurden schon 2001 alle Aktien der Trägerfirma Human A/S an Faderhuset verkauft, was den faktischen Eigentümerwechsel des Hauses bedeutete.

Nach langem Rechtsstreit bestätigte das Landgericht am 28. August 2006 als zweite Instanz das Urteil, dass alle Vereinbarungen über den Gebrauch des Hauses geendet hätten. Eine Anrufung des obersten Geichtshofes wurde abgelehnt.

Am 1. März 2007 wurde das Ungdomshuset durch die Politiets Aktionsstyrke (AKS), einer Spezialeinheit der dänischen Repressionsorgane, geräumt. Dabei kamen unter anderen zwei Hubschrauber und ein Gabelstapler mit einen daran befestigten ISO-Container zum Einsatz.

Am 5. März 2007 wurde das Ungdomshuset abgerissen. Der Abriss wurde live im 2. dänischen Fernsehen ausgestrahlt.


Quellen[edit]

  1. Politiken.dk Ungdomshuset skal rives ned (Ungdomshuset soll abgerissen werden)

Kategorie:Ungdomshuset