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Ungdomshuset/Brief aus dem Gefängnis

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Der untere Beitrag ist eine eigene Übersetzung des Briefes eines Kopenhagener Aktivisten, der am 8.März nach einer friedlichen Demo auf offener Strasse von Zivilbullen verhaftet wurde. Es wird ihm gefährliche Körperverletzung gegen die Polizei vorgeworfen, wofür es allerdings keine richtigen Beweise gibt.Trotzdem wurde er zu erstmal 13 Tagen U-haft verurteilt, von denen er nun die Hälfte überstanden hat, bevor er wieder vor den Kadi muss. Ich trage hiermit dazu bei, seinem Wunsch nachzukommen und den Text in so vielen Medien wie möglich zu veröffentlichen.


GEDANKEN AUS DEM VESTRE FÆNGSEL (WESTGEFÄNGNIS)

Zur Veröffentlichung

Der untere Text ist von meinem Bruder, Erik Storrud, verfasst worden und stammt direkt aus dem Vestre Fængsel in Kopenhagen. Er hat mich gebeten, diesen an so viele Medien wie möglich zu schicken. Dieses sind seine Gedanken des ersten Tages in Untersuchungshaft, Freitag den 9.März

Ob Hoffnung das höchste Gut sei? Hoffnung ist das, was uns Menschen ermöglicht schwere Zeiten im Laufe des Lebens zu durchleben. Als ich von meinem Freund auf offener Strasse weggerissen wurde, hoffte ich dass das nur geschah, um mich noch einmal zu kontrollieren. Als ich zu wissen bekam, dass ich verhaftet sei, wagte ich nicht mehr zu hoffen. Mit meinem Wissen über das Rechtssystem wagte ich nicht länger, auf eine gerechte Behandlung zu hoffen. In der Deto-Zelle pfiffen ein anderer Gefangener und ich ”rote” Lieder. Dabei wechselten wir uns ab Strophe und Refrain von ”Bella Ciao” und ”El Pueblo Unido” zu pfeifen. Danke an diesen Gefangenen, falls er auf freiem Fuss ist. Ein Wächter kommt und erklärt mir, dass wenn ich mich anständig benehme, würde ich im Nu wieder draussen sein. Ich kann nicht hoffen, dass er die Wahrheit erzählt. Ein psychisch Kranker in der Zelle nebenan, bekommt zu wissen, dass wenn er damit aufhören würde an die Tür zu hämmern, er schneller freigelassen werden würde. Allmählich geht mir auf, dass sie die Hoffnung benutzen, um uns klein zu halten.

Es ist die Hoffnung, die uns zu leichten, stillen Gefangenen macht. Die Hoffnung, dass es eines Tages besser wird. Die Hoffnung, dass wenn wir uns ihren Regeln fügen, das es dann irgendwie schon gehen wird. Als ich ins Stadtgericht kam, wagte ich nicht darauf zu hoffen, ein gerechtes Urteil verkündet zu bekommen. Als der Richter mich aufgrund meines polizeilichen Führungszeugnis und eines misstrauischen Polizeizeugen verurteilte, wurde ich in Gewahrsam in „Vestre Fængse“l genommen. Erst hier konnte ich anfangen, meine Briefe an die Welt draussen zu schreiben.

In meinen Briefen werde ich schreiben, was ich in Wirklichkeit hoffe. Ich hoffe, dass ich eines Tages Nachrichten sehen kann, die nicht die Aussagen der Polizei, denen der Demonstranten vorziehen. Ich hoffe, dass die Stimmen der Verhafteten und Unterdrückten von so vielen wie nur möglich gehört werden. Ich hoffe, dass so viele wie möglich meine Briefe lesen werden. Aber am meisten hoffe ich, dass ihr alle zusammen tut, was ihr könnt und dass keiner mein Schicksal erleiden muss. Wenn ihr uns hier drin ernsthaft helfen wollt, dann kämpft weiter! Verbreitet die Botschaft! Erzählt den Leuten, was passiert ! So können wir zusammen für eine Welt kämpfen, wo mensch nicht gefangen genommen wird, gefoltert wird und nicht sein/ihr Leben zerstört wird, nur weil mensch an etwas glaubt.

Für eine Welt ohne Gefängnisse!

Mit freundlichen Grüssen

Erik Storrud, celle 354
Vestre Fængsel
Vigerslev Allé 1D
2450 Kbh. SV 

Kategorie:Ungdomshuset Kategorie:politische Gefangene Kategorie:Texte Kategorie:Archiv