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Text einer libertären Antifa

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Hallo liebe ZuhörerInnen, wir freuen uns, dass ihr alle gekommen seid, um gemeinsam für Abrüstung und gegen Krieg zu demonstrieren.Leider ist es in letzter Zeit öfter vorgekommen, dass solche Veranstaltungen auch von Antisemiten genutzt wurden, um Hass auf Amerika zu schüren und ihr menschenverachtendes Gedankengut zu verbreiten. Deshalb sahen wir uns dazu veranlasst, den folgenden Beitrag zu schreiben:

Der Deutschen liebster Freund, das Feindbild

In der deutschen Geschichte hat sich schon einmal gezeigt, dass durch das Aufrechterhalten von gesellschaftlichen Feindbildern die eigene Politik gerechtfertigt werden kann. So wurde während der NS-Zeit das jüdische Feindbild propagiert, was seinen Höhepunkt im Massenmord von sechs Millionen Menschen fand. Zurzeit wird Antisemitismus noch von breiten Bevölkerungsschichten abgelehnt, jedoch gewinnen ähnliche Ideologien, wie die des Antiamerikanismus in den letzten Jahren immer mehr an Popularität. Obwohl Deutschland Großbritanien und den USA erhebliche Unterstützung während des Irak-Krieges gewährte, schaffte es die Regierung unter Gerhard Schröder sich der Öffentlichkeit als Friedensmacht zu präsentieren und so seine Wiederwahl zu sichern. Zum Beispiel wurden von Militärbasen in Deutschland Truppen in den Irak geschickt, Überflugrechte wurden gewährt und Bundeswehrsoldaten zur Besatzung von AWACS-Aufklärungsflugzeugen bereitgestellt. Im Jahr 2006 sieht Friedenspolitik schon ganz anders aus: Deutschland übernimmt die Führung bei dem Militäreinsatz "zur Sicherung" des Kongo. Über die Ziele von europäischer Außen- und Sicherheitspolitik erklärte Angela Merklel, es müssten alle Mittel in Betracht gezogen werden; von freundlichen Worten bis zu Marschflugkörpern, um Politik und Handeln anderer Nationen zu beeinflussen. Trotz der der deutlich aggressiveren deutschen Außenpolitik der letzten Zeit, wird nur Amerika von den Medien als Kriegstreiber dargestellt, sodass sich die EU und auch speziell Deutschland als friedlichen Gegenpol präsentieren können. Es ist nicht verwunderlich, das Antiamerikanismus unter fast allen Bevölkerungsschichten starken Zuspruch findet. Ob am Stammtisch, in Diskussionen der Linken, in der Kulturdebatte oder bei gewaltbereiten Neonazis: Anti-Amerikanismus gehört mittlerweile fast überall zum guten Ton. Auch wenn es auf den ersten Blick weit hergeholt klingt, es bestehen viele Zusammenhänge zwischen dem neuen Feindbild Amerika und dem historischen Feindbild der Juden. Den Amerikanern wird in der Ideologie des Antiamerikanismus vorgeworfen, ihre Außen- und Wirtschaftspolitik sei zerstörerisch und der amerikanische Raubtierkapitalismus stehe im Gegensatz zum europäischen sozialen Kapitalismus. Diese Formulierung erinnert doch stark an den Begriff des raffenden jüdischen Kapitals, das im Gegensatz zur schaffenden deutschen Arbeit stehe. Anders als beim "rein völkischen Rassismus", der seine Opfer zu minderwertigen Untermenschen erklärt, wird "den Juden" im Antisemitismus zudem eine Übermacht zugeschrieben durch welche der Staat die Pogrome zu rechtfertigen suchte. Die jüdische Verschwörung lenke die Politik und das raffende jüdische Kapital unterstützte den russischen Bolschewismus ebenso wie den US-Imperialismus und ist allgemein als das absolut Böse gebrandmarkt. Nach Adorno und Horkheimer sind "die Juden" für Faschisten keine Minderheit sondern eine Gegenrasse, von deren Aurottung das Glück der Welt abhängt. Der grundlegende Zusammenhang zwischen Antisemitismus und Antiamerikanismus liegt darin, dass in beiden Ideologien die komplizierten Vorgänge des kapitalistischen Systems auf die Steuerung durch bestimmte Personengruppen reduziert werden.Der Antiamerikanismus begründet sich zum Teil auf weit verbreitete Verschwörungstheorien oder allgemeinen Vorurteilen, die negative Eigenschaften auf die Amerikaner, oder besser abstrakt auf "das Amerikanische" projizieren. So wird oft hinter der Amerikanischen Außenpolitik die Wirtschaftslobby vermutet, die im Hintergrund die Fäden in der Hand halte. Zum Beispiel erklärte der linke Wirtschaftswissenschaftler Michel Chossudovski im Vorfeld des Prager Treffens von IWF und Weltbank im Jahr 2000 über den Charakter beider Institutionen: Zitat "In der Tat sind sie einfach zwei Werkzeuge, die von den westlichen Eliten genutzt werden, um Nationen zu zerstören. Die einfache Wahrheit ist: Wall Street steckt hinter beiden Institiönen" Zitat Ende. Außerdem zerstöre der amerikanische Kulturimperialismus "unsere schöne, deutsche Heimat". So soll die deutsche Kultur zum Beispiel durch Popmusik und Fast-Food unterwandert werden. Ob der Amerikanische Präsident als Affe oder Teufel dargetellt wird, oder versucht wird, ihn sogar mit Hitler gleichzustellen. Im Grunde sind sich alle einig: In George Bush personifiziert sich alles Böse. Um die gefährliche Falschheit dieser Verkürzung zu verdeutlichen, wollen wir eine kurze Beschreibung der Herrschaftsverhältnisse des Kapitalismus versuchen.

Beim Kapitalismus handelt es sich um ein System das schon durch seine Begrifflichkeit klarmacht, dass sich der Mensch dem Geld unterordnen muss. Das Kapital muss sich aufgrund von Wirtschafts- und Konkurenzfähigkeit, akkumulieren, also sich selbst vermehren. Das heißt nach einem Produktionsvorgang muss immer mehr Kapital erwirtschaftet werden als investiert wurde. Diesem Prinzip der Kapitalvermehrung sind sowohl Arbeitgeber als auch Arbeitnehmer unterworfen. Der Arbeitgeber muss für die Vermehrung des Kapitals in einer Produktion sorgen. Er muss also dem arbeiter möglichst wenig Lohn zahlen und sein Produkt so teuer wie möglich verkaufen. Der Arbeiter hingegen hat seine Arbeitskraft auf dem Arbeitsmarkt anzubieten. Diesem marktwirtschaftlichen Prinzip sind alle Menschen in einem kapitalistischen Staat unterworfen, egal ob gerade rote oder schwarze Politik in Berlin geschrieben wird. Das kapitalistische Produktionsverhältnis braucht also keine personellen Herrscher. Im Kapitalismus herscht das Geld, es ist also nicht zutreffend, sich eine herschende Elite einzubilden. Aufgrund dieser weit verbreiteten verkürzten Kritik am Kapitalismus gelang es Neonazis in letzter Zeit des Öfteren, ihr antisemitisches und antiamerikanisches Gedankengut auch auf Friedensdemos zu verbreiten. Im Ruhrgebiet ist es mittlerweile nichts besonderes mehr, wenn Nazis selbst eine Demo gegen Krieg organisieren. Dieser Tendenz muss entschlossen entgegengetreten werden, um zu verhindern dass solche Menschen weiterhin die Möglichkeit haben, scheinbar sozial ihren Hass zu propagieren.

Auch wir kritisieren Amerikas Innen- und Außenpolitik und wollen mit unserer Kritik am Antiamerikanismus natürlich nicht sagen, dass amerikanische Innen- und Außenpolitik nicht kritisiert werden darf, sondern dass es falsch ist, Problemme im eigenen Land auf das Feindbild einer fremden Macht zu projizieren. Für die Probleme unserer Gesellschaft ist nicht irgendeine herrschende Elite oder gar eine abstrakte Weltverschwörung verantwortlich, sondern ein weltweites System, das natinale und wirtschafftliche Interessen höher stellt, als die Bedürfnisse des Menschen. In diesem Sinne:

Nie wieder Krieg!

Nie wieder Faschismus!

Kapitalismus abschaffen!!!

Libertäre Antifa