Still working to recover. Please don't edit quite yet.

Profeministische Männergruppen

Aus <a href="http://deu.anarchopedia.org/Profeministische_M%C3%83%C2%A4nnergruppen">Anarchopedia</a>, dem offenen Wissensportal für und von AnarchistInnen
Jump to: navigation, search

Als Pro-Feminismus (oder zumeist pro-feministisch) bezeichnet man eine dem Gedanken des Feminismus gegenüber positiv und unterstützend eingestellte Haltung, Handlungen bzw. Theorien, ohne dass der Befürworter dabei ein Mitglied der feministischen Bewegung sein muss.

Am häufigsten wird dieser Begriff in Bezug auf Männer gebraucht, die den Feminismus und Bemühungen zur Gleichberechtigung der Geschlechter aktiv unterstützen. Der Begriff wird auch benutzt um Menschen zu beschreiben, die grundsätzliche Ideen des Feminismus befürworten und feministische Forderungen unterstützen, sich aber nicht selbst als Feminist/innen bezeichnen würden. Innerhalb der antisexistischen Männergruppenszene in Deutschland wurde diskutiert, dass Männer aufgrund ihres männlichen Standpunkts und des damit verbundenen Erfahrungshorizontes nicht feministisch, wohl aber pro-feministisch sein können.

So gibt es in fast allen Ländern der westlichen Welt pro-feministische Männergruppen. Zu ihren Aktivitäten gehört die Arbeit mit Jungen und Männern z.B. in Anti-Gewalt-Workshops, Bildungs- und Beratungsangeboten. Weitere Betätigungsfelder sind Männergesundheit, Kampagnen gegen Pornografie, wissenschaftliche Männerforschung, Gleichberechtigung von Jungen und Mädchen in den Schullehrplänen etc. Diese Arbeit erfolgt z.T. in Zusammenarbeit mit feministischen und Frauenorganisationen, z.B. in Anlaufstellen bei häuslicher Gewalt und Vergewaltigung. Andere pro-feministische Männer beteiligen sich nicht an konkretem Aktivismus, sondern versuchen einfach, in der Partnerschaft und im täglichen Leben einen gleichberechtigten Umgang mit Frauen zu pflegen.

Zur Geschichte der Männerbewegung[edit]

Die Männerbewegung in Westdeutschland entstand Mitte der 1970er Jahren in der studentischen Sponti-Szene. In den USA und Großbritannien bestand sie schon wenige Jahre vorher. Die ersten Männergruppen entstanden dadurch, dass Feministinnen von ihren Freunden und Mitbewohnern in den Wohngemeinschaften verlangten, ihre sexistischen Strukturen gemeinsam mit anderen Männern zum Thema zu machen. So erzählte ein Mann aus den ersten drei Berliner Männergruppen beim ersten bundesweiten Treffen (Februar 1975) der Männergruppen in Deutschland:

"Anfang dieses Jahres haben wir uns getroffen, aber das ging weniger von uns Männern aus als von den Frauen, zu denen wir eine Beziehung haben oder hatten. Die Frauen kamen auf die Idee, dass es gut wäre, eine Männergruppe zu machen - Gelächter - und die haben das dann terminlich und so weiter organisiert." (Wolfgang Müller u.a.: Männerbilder, 1982)

In dieser Zeit war die Männergruppenszene sehr eng vernetzt mit der beginnenden Schwulenbewegung. Berührungsängste unter Männern, Verantwortung für den Haushalt, Verhütung und Kinder waren ebenso Themen wie "Politmackertum". Ein wichtiges Buch aus dieser Zeit stammt von Volker Elis Pilgrim Manifest für den freien Mann (1977). Symptomatisch für die Selbstkritik war das dort enthaltene bekannte Zitat: "Der Mann ist sozial und sexuell ein Idiot". Sie strebten eine Veränderung der männlichen Geschlechterrollen in der Gesellschaft an. Angeregt durch feministische Wertvorstellungen versuchten sie "weibliche und schwule Anteile" zur Geltung zu bringen.

Mit der Verbreiterung der Alternativbewegung in den 1980er Jahren wurde auch die Männerbewegung umfassendender. Zu ihrer Klientel zählten nun nicht mehr nur Studenten aus dem alternativen Milieu. Die Themen "Männlichkeit" und "Was ist Männlichkeit?" wurden in dieser Zeit in allen Schichten diskutiert. Zwei populäre Lieder, die in dieser Zeit entstanden, drückten diese Diskussion aus; Neue Männer braucht das Land von Ina Deter (1983) und Männer von Herbert Grönemeyer (1984). Auch die Band "Extrabreit" erkannte schon 1981 die Zeichen der Zeit und gab ihrem zweiten Album den Titel "Welch ein Land - was für Männer".

Volkshochschulen und die Kirchen boten Männergruppen an. Es entwickelte sich eine breite Männerverständigungsliteratur, die sich noch bis in die Anfänge der 1990er Jahre im Bündnis mit der Frauenbewegung verstand. Bekanntes pro-feministisches Männermagazin dieser Zeit war der "Herrmann". Mit den in vielen Städten gegründeten Männerbüros begann eine Professionalisierung der "Männerarbeit" (Jungenarbeit, Arbeit mit männlichen Tätern, Männertherapie und Männerbildung) gleichzeitig aber auch eine Entpolitisierung. In der linksradikalen Männergruppenszene entstanden Mitte der 1990er Jahre Männercafés.

Anfang der 1990er Jahre spaltete sich die Männergruppenszene. Es lassen sich drei Strömungen differenzieren:

  • die linksradikale profeministische Männergruppen, die weitgehend in der autonomen Szene verortet waren und die zum Leserkreis des profeministischen Männerrundbriefs gehörten. Aus den Reihen dieser Männergruppen gab es Anschläge auf Einrichtungen der Bundeswehr und auf Pornoshops, sowie handgreifliche Konfrontationen mit Musikgruppen und Schriftstellern, die als besonderes sexistisch wahrgenommen wurden
  • die "Neue-Mann-Bewegung", der es um eine Erneuerung individueller männlicher Verhaltensweisen ging. Sie zählten weitgehend zum Lesekreis der Zeitschriften switchboard und Moritz.
  • spirituelle Männergruppen, zu denen einerseits kirchliche Gruppen, andererseits esoterische Gruppen wie die mythopoetischen Gruppen zusammenzufassen sind.

Daneben entwickelten sich die Männerrechtsbewegung, zu der der Maskulismus und ein Teil der Väterbewegung zählt. Da sie sich explizit antifeministisch gibt, ist umstritten, ob sie überhaupt zur Männerbewegung zählt, da die Männerbewegung ursprünglich ein feministisches Projekt war.

Die linksradikale profeministische Männerbewegung[edit]

Die ersten Männergruppen entstanden im linken Umfeld in den 1970er Jahren. Auch auf Camps der Graswurzelbewegung fanden in den 1970er Jahren bereits Männergruppentreffen statt. Diese Männergruppen hatten jedoch selten einen längeren Bestand. In den 1980er Jahren entstanden Männergruppen immer wieder im Zuge sogenannter "Vergewaltigungsdiskussionen". Eine Bochumer Männergruppe beispielsweise forderte Ende der 1980er Jahre, dass mit der Männersolidarität gebrochen werden müsse, nachdem Frauen das dortige Autonome Zentrum "enteignet" und in ein Frauen-Lesben-Zentrum überführt hatten. Ende der 1980 verließen einige Frauen aus Frust die anarchistische/autonome Szene, was zu einer verstärkten Bildung von profemistischen Männergruppen führte.

Die meisten linksradikalen Männergruppen waren gesprächsorientiert. Es gab jedoch hiervon zwei Abweichungen.

  • Zum einen militante profeministische Männergruppen, die Anschläge verübten, wie z.B. die "Flammenden Herzen", die sich zu einem Brandanschlag auf ein Kreiswehrersatzamt bekannten. Zuvor hatten sie die Listen mit den einzuziehenden jungen Männern mitgehen lassen und diesen geschrieben, dass sie nun mehr Zeit hätten, sich reiflich zu überlegen, ob sie wirklich zur Bundeswehr wollten. "Flammende Herzen" begründete den Anschlag mit patriarchalen Zurichtung von Männern, die die Institution Bundeswehr leiste.
  • Es gab zudem therapeutisch ausgerichtete Männergruppen, die das Konzept "MRT" (Männer organisieren Radikale Therapie) aus den Niederlanden übernommen hatten. MRT ist von seinem Selbstverständnis her ein egalitäres antisexistisches Selbsthilfekonzept, welches unendgeltlich im Schneeballprinzip weitergegeben wird. Es ist ein Ableger von FORT (Frauen organisieren Radikale Therapie).

1993 wurde während des anarchistischen Kongresses Schwarze Tage in Frankfurt in Zusammenarbeit mit dem "Männermedienarchiv Hamburg" das zunächst in Hamburg, dann in Münster herausgegebene Magazin "Der profeministische Männerrundbrief" gegründet. Es beendete 2002 sein Erscheinen mit der Begründung, dass es keine "profeministische Männergruppenszene" mehr gebe.

Mitte der 1990er Jahre entstanden auch in der linksradikalen Szene in einigen Großstädten sogenannte "Männercafés". 1995 kam es zu einem Parfüm-Anschlag von Frauen auf das hamburger Männercafé "Frau Döse", nachdem einer Frau der Zutritt verweigert worden war. Während des Autonomie-Kongresses 1995 gab es hitzige Debatte darüber, ob Männergruppen Schutzräume bieten dürften.

Es gab auch punktuelle Überschneidungen der linksradikalen Männerbewegung mit der linksradikalen Schwulenbewegung. Einige Highlights der autonomen Schwulenbewegung Mitte der 1990er Jahre waren die Tunten-Terror-Tour und die Herausgabe des Magazins "Tuntentinte"

Weblinks[edit]

Kategorie:Feminismus