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Pietismus

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Der Pietismus war eine Reaktion auf die Aufklärung. In dieser Zeit wurde das traditionelle Weltbild durch neue Erkenntnisse der Naturwissenschaft erschüttert und die offizielle Theologie von der aufklärerischen Philosophie angegriffen. Die Theologie reagierte darauf mit einer zunehmenden Verwissenschaftlichung, wurde aber für die normalen Gemeindeglieder immer unverständlicher. Außerdem verlangte der absolutistische Staat ein Bekenntnis zum offiziellen Dogma, das er in den Vordergrund stellte, hielt aber persönliche Frömmigkeit für störend. Der Pietismus kritisierte beide Entwicklungen, die er für rein äußerlich hielt, und stellte ihnen sein Ideal einer persönlichen, gefühlsbetonten Frömmigkeit entgegen.

Der Pietismus ist eine Bibel-, Laien- und Heiligungsbewegung. Er betont die subjektive Seite des Glaubens, entwickelte aber auch einen starken missionarischen und sozialen Grundzug. In der pietistischen Praxis haben Hauskreise mit gemeinsamem Bibelstudium und Gebet oft größere Bedeutung als Gottesdienste.

Der Pietismus bekennt sich zur Irrtumslosigkeit der Bibel (Bibeltreue) und lehrt hieraus resultierend eine konservative Theologie. Außerdem betont er das Priestertum aller Gläubigen und hat deshalb neben Theologen auch Laien ohne akademische Bildung – vorrangig Männer – zum Predigtamt geführt: als Redner, „redende Brüder“, in den Hauskreisen („Stunden“, das heißt Erbauungsstunden/Bibelbesprechstunden).


Strömungen[edit]

„Pietismus“ ist eine Sammelbezeichnung für viele unterschiedliche Strömungen. Neben dem lutherischen Pietismus, als dessen „Vater“ der Elsässer Philipp Jacob Spener (1635 - 1705) gilt, entwickelte sich der reformierte Pietismus, zu dessen Vertretern Theodor Undereyck und Gerhard Tersteegen gehörten. Als Programmschrift des lutherischen Pietismus gilt Speners 1675 erschienenes Werk Pia desideria (Fromme Wünsche), in dem er für eine persönliche Frömmigkeit eintrat. Als neue Form der Zusammenkünfte entwickelten sich die Privatversammlungen (Konventikel, Versammlungen, in Württemberg „Stunden“, dazu die schweizerdeutsche Bezeichnung „Stündeler“ und der russische Ausdruck штундист [Stundist] für „Sektenmitglied“), in denen man die Predigt des Pfarrers noch einmal besprach, christliche Erbauungsbücher las, betete und sang. Aber Spener forderte auch eine Reform der Theologenausbildung.

Mit der Verwirklichung dieser Forderungen wies der Pietismus den Gläubigen eine eigenständige religiöse Autorität zu. Zudem förderte er die Individualisierung der Persönlichkeit, indem er die persönliche Glaubensüberzeugung in den Mittelpunkt rückte. Auch die Lesefähigkeit wurde durch das Lesen und Hören der oftmals nicht einfachen Texte aus den Erbauungsbüchern stimuliert.

Wichtige Gründerväter des Pietismus wie Michael Hahn, Johann Albrecht Bengel und Friedrich Christoph Oetinger vertraten die Allversöhnung. Mittlerweile wird sie nur noch als eine mögliche Bibelauslegung betrachtet.

Sowohl beim lutherischen als auch beim reformierten Pietismus sind jeweils kirchliche und kirchenkritische Strömungen wie der radikale Pietismus und die Inspirationsbewegung zu unterscheiden.


Kategorie:Religion