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Logisch und historische Darstellung

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thumb|upright=1.2|verzweigen und verknüpfen (von Sandra Uhlitzsch)

„In methodologischer Hinsicht zielt ’logisch’ auf die Darstellung des gesetzmäßigen Zusammenhangs, ’historisch’ auf die des Verlaufs eines Entwicklungsprozesses.“ [1] Nach der Trialektik bedarf es für die historischen und damit für zeitabhängigen Prozesse, wie sie vorrangig in den Geschichtswissenschaften untersucht werden, andere Darstellungsformen, als wenn sich Prozesse wie in der Physik wiederholen, also unter bestimmen Bedingungen als zeitunabhängig erscheinen und in einem gesetzmäßigen Zusammenhang gefasst werden können.

Erklärung[edit]

„Eine vielschichtig verstandene Evolution existiert in Raum (Nebeneinander) und Zeit (Nacheinander), wobei sich beide verschieden verändern. Um eine so verstandene Evolution begründen zu können, werden die logisch-strukturelle (kurz logische) Darstellung, die historisch-prozessnahe (kurz historische) und außerdem eine logisch und historische Darstellung benötigt. Alle drei Darstellungen lassen sich nicht unmittelbar beobachten, haben einen begrenzten Geltungsbereich und in diesen werden jeweils andere Schlussfolgerungen gezogen oder Ableitungen erzeugt.“ [2]

In der historischen Darstellung wird das Nacheinander (Zeit) und damit zeitabhängige Prozesse gedeutet. So kann es in dieser Darstellung nur einen Ursprung in der Evolution geben, aber es können keine Wiederholungen (Zyklen) und damit keine Strukturen mit Grenzen erkannt werden. Aber es gibt kein reines Nacheinander oder nur zeitabhängige Prozesse in der Wirklichkeit. Zeitabhängige Prozesse stellen eine Grenze der vielschichtig verstandenen Wirklichkeit dar, die nie erreicht wird. Damit kann mit einer historischen Darstellung nur ein Moment dieser Wirklichkeit gedeutet werden. Jeder zeitabhängige Prozess ist immer auch ein (zeitunabhängiger) Zyklus von einer Veränderung zur nächsten.

Dagegen werden in einer logischen Darstellung das Nebeneinander (Raum) und damit zeitunabhängige Zyklen (wie die Räuber-Beute-Beziehung) gedeutet, so dass (ahistorische) Strukturen, die Grenzen haben, erkannt werden können. Hier werden die Wiederholungen wie unendlich viele Ursprünge in der Evolution erkannt, aber keine Vergangenheit und keine Strukturen, die eine Vergangenheit besitzen, bedeutet. Zeitunabhängige Zyklen und (ahistorische) Strukturen stellen eine Grenze der vielschichtig verstandenen Wirklichkeit dar, die nie erreicht wird. Es bedarf zeitabhängiger Bedingungen, damit diese scheinbar zeitunabhängiger Zyklen, die quasi zeitunabhängigen Strukturen oder die gesetzmäßigen Zusammenhänge entstehen und diese auch wieder aufgehoben werden können.

Mit Hilfe einer logisch und historischen Darstellung werden die Geltungsbereiche beider konträrer Darstellungen bestimmt, da die Entfaltung der zeitabhängigen Prozesse Bedingung für die Entstehung quasi zeitunabhängiger Zyklen bedingen (und umgekehrt). In dieser Meta-Ebene kann nur herausgefunden werden, unter welchen besonderen Bedingungen welche Darstellungsform verwendet wird. Der Nachteil einer logisch und historischen Darstellung ist, dass mit Hilfe dieser Darstellungsform sich nicht gleichzeitig zeitabhängige Prozesse und zeitunabhängige Zyklen untersuchen lassen.

Damit hat auch diese Darstellungsform wie die logische und wie die historische jeweils nur einen begrenzten Geltungsbereich. Oder anders ausgedrückt: „Die logisch und historische Darstellung integriert damit nicht die logisch-strukturelle und die historisch-prozessnahe oder kann nicht auf den Dualismus von beiden reduziert werden.“ [3]

ZZum Beispiel sind Strukturen unveränderlich bezogen auf ihre Bedingungen. Wenn diese historisch und damit sich zeitlich verändernden Bedingungen nicht mehr gegeben sind, dann können sich die Strukturen auch nicht mehr reproduzieren. Aber wenn sie einmal entstanden sind, erscheinen sie quasi als ahistorisch, da ihre Reproduktion von zeitunabhängige Zyklen erzeugt werden. Hintergrund dafür ist, das für sich die sich zeitlich verändernden Bedingungen eine historische Darstellung und für die Strukturen (nicht beim Strukturwechsel) eine logische Darstellung benötig werden, während der Strukturwechsel (und dass, die Strukturen eine Vergangenheit besitzen [4],) nur mit der logisch und historischen Darstellung begriffen werden kann.

These[edit]

„Von Bedeutung ist nicht, ob zuerst die historisch-prozessnahe Darstellung für das Nacheinander und dann die logisch-strukturelle Darstellung für das Nebeneinander (oder umgekehrt) erzeugt wird. Mit beiden Darstellungen können jedoch nur Momente der Wirklichkeit gedeutet werden. Das Problem ist dann zu lösen, wenn sich beide Darstellungen in ihrem jeweiligen Geltungsbereich nebeneinander entfalten, aber gleichzeitig indirekt (über diese Geltungsbereiche) miteinander in Beziehung stehen.“ [5]

Literatur[edit]

  • Haug, Wolfgang F.: Historisches und kritisches Wörterbuch des Marxismus (HKWM) Hamburg 1994
  • Richter, Gudrun: Logisches und Historisches, S. 98-100, in Hans Jörg Sandkühler, Europäische Enzyklopädie zu Philosophie und Wissenschaft Hamburg, 1990
  • Otto, Stefan: Eine vielschichtig verstandene Evolution - 24 Thesen zum systematischen und indirekten Verknüpfen von Evolutionstheorien, Jena 2011, ISBN 978-3-9814352-8-3

Einzelnachweise[edit]

  1. Gudrun Richter 1990, 363
  2. Stefan Otto 2011, 363
  3. ebd., 305
  4. vgl. Wolfgang Haug HKWM Bd. 6.1, 339
  5. Stefan Otto 2011, 305

Weblinks[edit]

Kategorie: Trialektik (Wandel der Erkenntnismittel)