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Lidl

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Der Discounter Lidl steht für seine rigide Geschäftspolitik mehrfach in der Kritik. Unter anderem aufgrund folgender Vorfälle:

Arbeits- und Produktionsbedingungen[edit]

Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände, insbesondere ver.di[1] und der Verein Labournet[2], werfen Lidl unter anderem vor, die Bildung von Betriebsräten systematisch zu verhindern. Dies geschehe etwa durch die Androhung von Filialschließungen; die Schließung einer Filiale in Calw im Oktober 2005 wird in diesem Zusammenhang genannt; alle betroffenen Mitarbeiter wurden damals in anderen Filialen eingesetzt.

Außerdem würden die Arbeitszeiten in den Verträgen genau mit den Öffnungszeiten der Filiale abgestimmt − notwendige Vor- und Nacharbeiten würden folglich nicht bezahlt. Ver.di hatte 2004 ein Schwarzbuch über Lidl herausgegeben, das die angeblich menschenunwürdige Behandlung der Mitarbeiter dokumentiert. Ende Juli 2006 erschien auch das Schwarzbuch Lidl Europa.

2004 erhielt Lidl einen Big Brother Award in der Kategorie Arbeitswelt für den „nahezu sklavenhalterischen Umgang mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern“.[3] Im August 2005 begann das globalisierungskritische Attac-Netzwerk mit einer Kampagne gegen die Arbeits- und Produktionsbedingungen des Discounters.[4]

Auch in Österreich wird Lidl vorgeworfen, durch Unregelmäßigkeiten der Stundenaufzeichnungen nicht alle geleisteten Stunden bezahlt zu haben.[5]

Im April 2008 machte der Journalist Günter Wallraff Schlagzeilen nachdem er einen Monat lang mit falschen Papieren in einem Zuliefererbetrieb arbeitete indem ausschließlich Brötchen für Lidl produziert wurden. Wallraff kritisierte unter anderem unwürdige Bedingungen zu Niedriglöhnen um dem Preisdruck standhalten zu können, sowie häufige Verletzungen aufgrund nicht eingehaltener Sicherheitsbestimmungen, mangelnde Hygiene[6], Vorenthaltung zustehender Löhne und Mobbing des Betriebsrats.[7] Dem Konzern Lidl wurde in einem Gespräch zwischen dem Aufsichtsratschef Klaus Gehrig, Wallraff und dem Reporter Markus Grill in der Sendung Johannes B. Kerner die Verantwortung der genannten Missstände zugesprochen.[8]

Ãœberwachung eigener Mitarbeiter[edit]

Lidl Ueberwachung.jpg

Nach Recherchen des Nachrichtenmagazins Stern hatte Lidl seine eigenen Beschäftigten über mehrere Jahre in zahlreichen Filialen systematisch überwachen lassen. In internen Protokollen wurde dokumentiert, „wann und wie häufig Mitarbeiter auf die Toilette gehen, wer mit wem möglicherweise ein Liebesverhältnis hat, wer nach Ansicht der Überwacher unfähig ist oder einfach nur ‚introvertiert und naiv wirkt‘“. Bei der Überwachung wurden auch vereinzelt Kunden bei der Eingabe ihrer PIN-Nummer gefilmt. Die Mehrzahl der Überwachungsberichte stammen aus Filialen in Niedersachsen, einzelne kommen aus Rheinland-Pfalz, Berlin und Schleswig-Holstein. Die Überwachung erfolgte mit Miniaturkameras, die von Detektiven in den Filialen montiert wurden.[9] Nachdem die heimliche Überwachung bekannt geworden war, gab das Unternehmen die Vorwürfe zu, beendete die Zusammenarbeit mit Detekteien und entschuldigte sich bei den betroffenen Mitarbeitern.[10] Die Geschäftsführung bestritt jedoch, Überwachungs-Aufträge erteilt zu haben. „Offensichtlich übereifrige Detektive“ hätten das Unternehmen über ihren Auftrag hinaus mit Informationen versorgt, die so nicht gewollt waren.[11] Der Bundesbeauftragte für den Datenschutz, Peter Schaar, bewertete das Protokollieren von Toilettenbesuchen und ähnlichem als einen schweren Verstoß gegen den Datenschutz.[12] Am 4. April 2008 gab die Lidl-Geschäftsführung zunächst bekannt, in allen Lidl-Filialen in Deutschland die Kameraüberwachung zu reduzieren[13], erklärte jedoch kurz darauf unter Aufsicht des ehemaligen Bundesdatenschutzbeauftragten Joachim Jacob doch wieder verstärkt auf Videoüberwachung zu setzen.[14]
Nachdem die negative Berichterstattung bei Lidl immer mehr zugenommen hatte, wurde am 15. April 2008 eine Kundgebung auf dem Stephanplatz in Karlsruhe abgehalten zu der sich knapp 500 Lidl-Mitarbeiter aus dem süddeutschen Raum versammelten um ihre Verbundenheit mit ihrem Arbeitgeber auszudrücken.[15] Zudem wurde von dem Organisator der Kundgebung, einem Filialleiter aus Karlsruhe, zu ebendiesem Zweck eine Homepage eingerichtet.[16]

Freie Presse[edit]

Nachdem eine Redakteurin der Tageszeitung Badische Neueste Nachrichten 2005 kritisch über die Arbeitsbedingungen bei Lidl berichtet hatte, kündigte der Zeitungs-Verlag das Arbeitsverhältnis mit seiner Mitarbeiterin. Dieser Schritt wurde zunächst mit dem Tendenzgebot begründet. Tatsächlich hatte Lidl die Geschäftsführung des Verlags einbestellt und mit Hinweis auf die zweimal pro Woche geschalteten großflächigen Anzeigen Druck ausgeübt. Die Chefredaktion bestand stattdessen darauf, „aus freien Stücken“ in die Lidl-Zentrale nach Neckarsulm gefahren zu sein. Nach Recherchen des Südwestrundfunks zählt Lidl zu den größten Kunden der Zeitung. Pro Jahr wurden bis dahin angeblich Anzeigen im Wert von 1,4 Millionen Euro gebucht.[17] Die Redakteurin der Tageszeitung war unter der Überschrift Handarbeit bei bis zu 24 Grad minus auf das Schwarzbuch Lidl eingegangen. Darin wird Lidls Erfolg vor allem „mit den schlechten Arbeitsbedingungen“ begründet. Nach öffentlichem Druck wurde die Kündigung später rückgängig gemacht. Der Verleger kam damit auch einer öffentlichen Rüge des Presserats wegen Verstoßes gegen den Pressekodex zuvor.[18]

Greenpeace-Kooperation[edit]

Untersuchungen und Tests der Umwelt-Organisation Greenpeace zufolge soll von Lidl im Herbst 2005 verkauftes Obst und Gemüse stark pestizidbelastet gewesen sein und teilweise sogar gesetzliche Grenzwerte überschritten haben.[19] Das Unternehmen widersprach den Vorwürfen und verwies auf eigene Laboruntersuchungen. Im Februar 2007 ließ Greenpeace erneut Obst und Gemüse diverser Handelsketten auf Schadstoffrückstände untersuchen. In dieser Untersuchung schnitten Lidl und Aldi am besten ab.[20] Lidl hatte zu diesem Zeitpunkt bereits das Greenpeace-Magazin in sein Sortiment aufgenommen. Das Unternehmen bezog mehr als die Hälfte der Gesamtauflage der Zeitschrift. Tatsächlich verkauft wurden davon jedoch nur wenige: Bis zu 98 Prozent der Hefte mussten entsorgt werden. Dennoch hatte Lidl auf das sonst übliche Remissionsrecht verzichtet und für alle Hefte bezahlt. Unverkaufte Exemplare gingen damit nicht zurück an den Verlag. Nachdem es in der Öffentlichkeit Spekulationen über einen Zusammenhang zwischen dieser ungewöhnlichen Geschäftsbeziehung und dem guten Abschneiden des Unternehmens bei den Greenpeace-Gemüse-Tests gegeben hatte, wurde die Kooperation beendet.[21]

Verkauf von Haifisch-Steaks[edit]

Von Tierschutzorganisationen wie dem International Fund for Animal Welfare[22] und dem Sharkproject[23] wurde im Mai 2005 der Verkauf preiswerter Blauhai-Steaks kritisiert, da die meisten Haiarten bereits massiv durch den Menschen bedroht seien und Lidl, so der Vorwurf, eine Vorreiterrolle dabei einnehmen wolle, Haie durch direkte Bewerbung für den normalen Verbraucher „schmackhaft“ zu machen um so einen neuen Absatzmarkt zu sichern.[24]
Nach den massiven Protesten entschied sich der Discounter die Steaks wieder aus dem Sortiment zu nehmen und den verbliebenen Bestand zu einem reduzierten Preis zu verkaufen.[25]

Verstöße gegen das Wettbewerbsgesetz[edit]

Im Juli 2005 wurde Lidl nach einer Klage der Zentrale zur Bekämpfung unlauteren Wettbewerbs vom Oberlandesgericht Stuttgart wegen zweier Lockvogelangebote verurteilt[26], da die beworbenen Produkte bereits nach einer Stunde ausverkauft waren. Lidl habe dabei gegen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb verstoßen wonach ein Vorrat für mindestens zwei Tage angemessen sei und bekam es untersagt in hervorgehobener Weise Produkte zu bewerben, sofern diese nicht in ausreichender Menge vorhanden sind.[27]

Quellen[edit]

  1. Lidl-Kampagne von ver.di
  2. Lidl-Kampagne von Labournet
  3. Begründung der Jury des Big-Brother-Awards
  4. Website zur Attac-Lidl-Kampagne (abgerufen am 3. Mai 2008)
  5. Lidl auch in Österreich unter Druck (Der Standard)
  6. Lidl-Brötchenproduzent schickt Putzkolonne in die Fabrik Spiegel-Online vom 7. Mai 2008
  7. Unser täglich Brötchen Die Zeit vom 30. April 2008
  8. Lidl-Chef Gehrig bei Kerner Spiegel-Online vom 7. Mai 2008
  9. Lidl gibt Bespitzelung zu stern.de, 25. März 2008.
  10. Lidl entschuldigt sich stern.de, 26. März 2008.
  11. Lidl drückt sich um Schuldfrage stern.de, 27. März 2008.
  12. Lidl zieht erste Konsequenzen tagesschau.de, 26. März 2008.
  13. Lidl baut die Kameras ab sueddeutsche.de, 4. April 2008
  14. Lidl - Die Ãœberwachung geht weiter Focus vom 7. Mai 2008
  15. Kundgebung in Karlsruhe ka-news.de, 15. April 2008.
  16. www.wirarbeitengernebeilidl.de
  17. Beidseitig einsichtig taz.de, 11. November 2005.
  18. Der Pressekodex gilt auch für Verleger heise online, 10. Oktober 2005.
  19. Greenpeace zur Pestizidbelastung
  20. http://www.businessportal24.com/de/Supermaerkte_Pestizid_Vergleich_Neuer_Greenpeace_119528.html www.businessportal24.com
  21. Geschäftsbeziehung mit Lidl: „Das passt nicht zu Greenpeace“ stern.de, 20. Juni 2007.
  22. Discounter handelt mit Fleisch bedrohter Haiarten
  23. Haie sterben aus – Lidl verhökert Hai-Steaks zum Dumpingpreis Pressebereich Sharkproject
  24. 150.000 Haie in den Kühltheken von Lidl
  25. Lidl nimmt Hai-Steaks aus dem Sortiment handelsblatt.com
  26. Lidl wegen Lockvogel-Angeboten verurteilt medienhandelsbuch.de
  27. Urteil gegen Lockvogel-Anbieter Hamburger Abendblatt vom 12. Juli 2005

Lizenzangaben Dieser Text basiert auf dem Wikipedia-Artikel mit der Version vom 8. Mai 2008

Kategorie:Unternehmenskritik