Länder wie Somalia werden oft als Anarchie bezeichnet - ist das richtig?

Länder wie Ex-Jugoslawien oder Somalia werden oft als ‚Anarchie’ bezeichnet. Ist das richtig?

Nein.

In diesen Ländern ist ein Staatsgebilde auseinandergebrochen, jedoch nicht zugunsten der Bevölkerung sondern verschiedener Armeen, Kriegsherrn und Kleinstaaten.

Anarchie ist etwas anderes: Wenn die Bevölkerung selbst über ihr Leben bestimmt – ohne Führer und Herrscher.

Eine solche Gesellschaft kann nur durch eine breite basisdemokratische Bewegung aufgebaut werden. Diese hat es allerdings in den genannten Staaten nicht gegeben. Dazu kommt: Wäre die Bevölkerung in diesen Gebieten nicht jahre- und jahrzehntelang durch den Staat bevormundet worden, und hätten diese Staaten soziale Alternativen nicht derart unterdrückt, so hätte der Staatszusammenbruch durchaus auch positive Ergebnisse zeigen können. So aber haben sofort verschiedene Herrscher die Macht übernommen, und führen seitdem Krieg gegeneinander – von Anarchie keine Spur, dafür von Chaos.

Gegenden in denen wirklich eine Form von Anarchie anzutreffen war, sind das genaue Gegenteil der oben genannten Länder. Die Beispiele hierfür sind zwar selten, aber es gibt sie.

Denn Anarchie ist nie nur die reine Antistaatlichkeit. Anarchie bedeutet immer, zuerst und vor allem auch Selbstorganisation.