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Johannes Agnoli

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Johannes Agnoli (* 25. Februar 1925 in Valle di Cadore, Italien; † 4. Mai 2003 in San Quirico di Moriano bei Lucca, Italien) war Politikwissenschaftler und libertärer Marxist.

Leben[edit]

Agnoli hat eine bewegte Biographie. Er stammte aus einer wohlhabenden Familie in Valle di Cadore in den östlichen Dolomiten. Die Krise von 1929 beraubten die Familie ihrer ökonomischen Grundlage. Als 17-Jähriger verfasste er lobhuldende Schriften auf den Krieg, den Duce und den Faschismus. Nach dem Abitur im Mai 1943 meldete er sich freiwillig zur Wehrmacht, die ihn in den Krieg gegen jugoslawische Partisanen schickte. Im Mai 1945 geriet er in britische Gefangenschaft und wurde in das ägyptische Lager Moascar gebracht. Im "Reeducational Work" betreute er den Philosophiekurs, den er mit Windelbands Philosophiegeschichte bestritt und lernte dabei deutsch. Im Sommer 1948 wurde er entlassen, ohne dass die Reeducation wirkliche Spuren hinterlassen hatte. In Urach arbeitete er in einem Sägewerk bis er dann im Dezember 1949 mit einem Kriegsteilnehmer-Stipendium in Tübingen studierte. Im Mai 1955 wurde er eingebürgert. Er promovierte mit einer Arbeit über Giambattista Vicos Rechtsphilosophie und machte bei Theodor Eschenburg ein Examen in Politikwissenschaft. 1957 trat er in die SPD ein, aus der er 1961 wegen Unvereinbarkeitsbeschluß mit dem SDS ausgeschlossen wurde. 1960 wurde er Assistent bei dem Politikwissenschaftler Ferdinand Alois Hermens in Köln. Anders als andere seiner Generation machte er aus seiner Mitgliedschaft in faschistischen Organisationen und der SS keinen Hehl und übte Selbstkritik. Auch die von seiner Frau verfasste Biographie verschweigt seine Vergangenheit nicht. Nachdem Agnoli auf einer Tagung die Anerkennung der DDR befürwortet hatte, trennte sich Prof. Hermens von ihm. Auf Empfehlung von Wolfgang Abendroth wurde er Assistent von Ossip K. Flechtheim vom Otto-Suhr-Institut und habilitierte sich 1972.

Er war von 1972 bis 1990 Professor am Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft an der FU Berlin. Mit seinem Werk "Die Transformation der Demokratie" (s. u.) schuf er das Standardwerk zur radikaldemokratischen Wahl- und Pluralismuskritik in Deutschland nach 1967.


Literatur von Johannes Agnoli[edit]

1.1. Einzelausgaben

  • mit Peter Brückner: Die Transformation der Demokratie. Voltaire Verlag, Berlin 1967 (aktuelle Ausgabe: Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2004 ISBN 3-89458-232-4)
  • mit Hermann Kaste, Joachim Ratschke, Wolf-Dieter Narr: Auf dem Weg zum Einparteienstaat. Verlag für Sozialwissenschaften, 1977 ISBN 3-531-11366-6
  • mit Ernest Mandel: Offener Marxismus. Ein Gespräch über Dogmen, Orthodoxie und die Häresie der Realität. Campus Verlag, Frankfurt am Main 1980
  • Subversive Theorie. "Die Sache selbst" und ihre Geschichte. Eine Berliner Vorlesung. Herausgegeben von C. Hühne, ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1996

1.2. Gesamtausgabe[edit]

  • Bd. 1: Die Transformation der Demokratie und andere Schriften zur Kritik der Politik. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1990 ISBN 3-924627-20-7
  • Bd. 2: Der Staat des Kapitals und weitere Schriften zur Kritik der Politik. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1995 ISBN 3-924627-32-0
  • Bd. 3: Subversive Theorie: ‘Die Sache selbst’ und ihre Geschichte. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1999 ISBN 3-924627-41-X
  • Bd. 4: Faschismus ohne Revision. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1998 ISBN 3-924627-47-9
  • Bd. 5: 1968 und die Folgen. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 1998 ISBN 3-924627-59-2
  • Bd. 6: Politik und Geschichte. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 2004 ISBN 3-924627-67-3

Literatur über Johannes Agnoli[edit]

Joachim Bruhn, Manfred Dahlmann, Clemens Nachtmann (Hrsg.): Kritik der Politik - Johannes Agnoli zum 75. Geburtstag. ça ira Verlag, Freiburg i. Br. 2000 Barbara Görres Agnoli: Johannes Agnoli - Eine Biografie. Konkret Literatur Verlag, Hamburg 2004 ISBN 3-89458-233-2

Zitat von Johannes Agnoli[edit]

"Man hört immer wieder, daß die Abschaffung des Staates eine Utopie sei. Meiner Einschätzung nach ist es aber der einzig realistische Weg für eine humane Zukunft." In: DIE ZEIT 8/2000

Weblinks[edit]


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