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Ist Macht nützlich?

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Macht und Ohnmacht

1. Wie kann Macht existieren?

Für die Existenz von Macht bedarf es zweierlei Dinge:

  • die Ausübung von Gewalt oder die Androhung von Sanktionen, bzw. Repressalien durch den „Macht-Ausübenden“
  • die Anerkennung dieses „soziologischen“ Vorgangs durch den „Macht-Ertragenden“


Nur wenn diese beiden Faktoren abhängig voneinander existieren, kann eine sogenannte „Machtsituation“ entstehen. Wenn nur Gewalt irgendeiner Art angewendet wird, handelt es sich (überraschenderweise...) auch nur um schlichte Gewaltanwendung irgendeiner Art. Nur wenn der zu unterwerfende diese „Gewalt“ akzeptiert, wird diese „Gewalt“ auch legitimiert. Fortan handelt es sich um „Macht“. Macht kann also folglich nicht von Autoritäten, welcher Art auch immer, „verliehen“ werden, sondern sie ist vielmehr eine Art „Abkommen“, wie zynisch dies auch klingen mag.


2. Kann Macht nützlich sein?

Die Frage lautet vielmehr: Ist eine schnellere, positivere Entwicklung der Menschheit unter der Kontrolle von vermeintlich „Besseren“ eher gegeben also ohne diese? Um diese Frage mit Ja beantworten zu können, müsste der Mensch sich zu 100% einer Maschine annähern, er müsste nämlich alles Subjektive aus seinem Handeln verbannen, was absolut unmöglich ist. Es gibt nun also zwei Möglichkeiten: Entweder der Mensch als 100% objektiver „Computer“ oder der Mensch als primitiv-sozialdarwinistischer „Urmensch in Maßanzug“. Auch verlangsamt Machtausübung jeden (Arbeits-)Prozess erheblich, da der Arbeitende sich nicht mehr nur auf die Ausübung seiner Arbeit konzentrieren kann, sondern auch noch die objektiven (im Allgemeinen „Regeln“ oder „Gesetze“ genannt) und subjektiven (bekannt als „Chefallüren“) Forderungen des „Machtausübenden“ befolgen muss. Im idealen Lern- oder Arbeitsprozess stellt der Prozess die Regeln nicht der („höchstrangige“) Arbeitende. Folglich ist „Macht“, wie in Punkt 1 definiert, unnütz und hinderlich.


3. Kann Macht „bekämpft“ werden?

Macht an sich kann schlichtweg dadurch „vernichtet“ werden, indem man ihr einen der beiden zum Bestehen wichtigen Faktoren „entzieht“. Wenn die Machtausübung eines Individuums durch ein anderes einfach nicht anerkannt wird, so ist ersteres „entmachtet“.

Beispiele:

Die kulturelle „Unterordnung“ der Frau im islamischen Kulturkreis: Diese offensichtliche „Benachteilung“ ist in vielen Ländern (noch) selbstverständlich und wird von allen „akzeptiert“ (wenn nicht psychisch, dann zumindest physisch), somit besteht ein „Machtverhältnis“. In den westlichen Kulturkreisen ist die „Gleichstellung“ der Frau (nicht immer, aber häufiger) genauso selbstverständlich, wie anderswo deren „Unterordnung“. Die unterschiedlichen „Sanktionsvarianten“ in den Ländern der Welt: Die beiden „Faktoren“ der Macht sind hier die „Gesetze“ und die allgemeine Anerkennung dieser durch die Öffentlichkeit. In dem einen Staat herrschen radikale Pressezensur, in dem anderen (eher) „liberale“ Verhältnisse.


Daraus folgt, dass Macht(ausübung) absolut NICHT objektiv ist und somit immer mutieren kann, ins Liberale, wie auch ins Totalitäre. Sie wird aber immer nur soweit „eingesetzt“, wie dies die „Macht-Ertragenden“ akzeptieren.


4. Probleme bei der Machtbekämpfung

Macht als Begriff kann, wie oben dargelegt, recht einfach „vernichtet“ werden. Es entsteht allerdings ein Problem, wenn der „Entmachtete“ auf das Mittel der Gewalt, bzw. der Sanktion zurückgreift. Das heißt, „wer nicht Recht hat, erkämpft es sich eben“. Dies bedeutet zwar einen Rückfall in die primitiv-sozialdarwinistische Verhaltensebene, kommt aber leider sehr häufig vor.


5. Taktiken zur „Machtbeseitigung“

  • Macht benötigt Furcht, Furcht vor Sanktion oder Gewalt. Nun sagt man, Lachen sei der Feind der Furcht. Wer lacht, fürchtet nicht. Es wird nun zwar versucht den „Lachenden“ durch noch härtere Repressalien „zum Schweigen zu bringen“, dieser kann jedoch einfach die Drohungen ignorieren, bzw. die für ihn entstehenden negativen Konsequenzen ertragen. Durch diese Taktik wird der „Machtausübende“ nach einiger Zeit so „mürbe“ gemacht, dass er auf die weitere Anwendung von Macht verzichtet.
  • Machtausübung kann auch durch gegenwirkende Machtausübung „neutralisiert“ werden, denn alle Menschen machen „Fehler“ (will heißen, sie missachten absichtlich oder unabsichtlich „Regeln“) und Fehler werden (in unseren politischen Systemen) sanktioniert. Wenn nun also eine Machtausübung gegen den ebenfalls „Machtausübenden“ erfolgt, kann dieser überlegen, ob er standhalten will, oder aufgibt. Durch Geduld und Intelligenz können hierbei beträchtliche Erfolge erzielt werden.
  • Das schlichte Ignorieren von „Macht“, bzw. (scheinbarer) Autorität, kann auch zum Erfolg führen. Wie mächtig oder autoritär ist ein SS-Offizier noch, auf den niemand hört. Mächtig ist, bzw. war hier nur noch seine Dienstwaffe...


6. Bringt Macht einem (gesunden) Menschen Befriedigung?

Diese Frage müssen wir uns alle selbst beantworten, doch ich möchte an dieser Stelle ein Zitat von Erich Mühsam einfließen lassen: „Nur wer selbst kein Herr sein will, wird auch niemandes Knecht sein.“



7. Gibt es Alternativen zur „Macht“?

Das Ziel der meisten Menschen, die Macht ausüben, ist es, ihre eigene „Stellung“ in der Gesellschaft zu festigen. Dies kann aber durchaus auch auf anderem Wege geschehen. Der schlichte Verzicht auf Sanktion und Gewalt kann, und dies wissen wir spätestens seit Gandhi, kann einen weitaus höheren Effekt erzielen, wie deren heftigster Einsatz. All die großen Revolutionäre scheiterten, entweder am Gegner, den es zu bezwingen galt, oder an sich selbst, bzw. ihrem Willen Macht auszuüben. Gandhi jedoch war (wenn auch nur für kurze Zeit) erfolgreich. Das heißt, wer durch die Ausübung von Macht „herrschen“ will, der wird auch selbst „beherrscht“ werden. Da jeder, wie in Kapitel 5 erläutert, einen „Mächtigen“ entmachten kann, kann dies für niemanden wünschenswert sein.


8. Schlusswort

Ich komme somit zu dem Schluss, dass „Macht“ weder sinnvoll noch wünschenswert ist und nur durch die mangelnde Aufklärung „Macht-ertragender“ Personen, bzw. deren Furcht vor Sanktionen aufrecht erhalten werden kann. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich derartige, steinzeitliche Machtstrukturen von selbst abschaffen werden. Genauso wie alte Menschen sterben auch veraltete Umgangsformen allmählich. Da wir uns nicht mehr im akuten Nahrungskampf des Neolithikum befinden, ist Macht unnötig geworden. Menschen, die versuchen sich durch (scheinbare) „Macht“ zu profilieren, sind zu bemitleiden und nicht zu fürchten.

--217.184.124.22 17:49, 5. Dez 2005 (UTC)

Kategorie:Fragen und Antworten