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Ist Gewaltlosigkeit ein Zeichen von Schwäche?
Von BefürworterInnen der Gewalt wird oft gesagt: „Wenn eine Organisation auf Gewaltlosigkeit angewiesen ist, so hat sie noch nicht die nötige Stärke, um Gewalt anzuwenden. Wer sich aber auf Gewaltlosigkeit festlegt, zeigt damit Schwäche.“
Das Gegenteil ist der Fall. Nur wenn eine Gruppe schwach ist, glaubt sie oft Gewalt einsetzen zu müssen. Eine Organisation oder politische Bewegung, die wirklich Rückhalt in der Bevölkerung hat, kann auf Gewalt verzichten. Sie hat sie nicht mehr nötig.
Vielmehr noch: wenn eine politische Bewegung Erfolg hat, die Gewalt als legitimes Mittel gegenüber (ihnen) oppositionellen Gruppen ansieht; so wäre das Resultat eine Gesellschaft, in der nach wie vor Minderheiten von einer Mehrheit unterdrückt würden. Nur – die Namen dieser Gruppen wären ausgetauscht. Gewalttätige Organisationen neigen auch dazu, sich in ihrem Innern der militärischen Logik anzupassen, und autoritär zu werden. Ein nur zu deutliches Beispiel hierfür ist die RAF.
Ist Gewalt effizienter als Gewaltlosigkeit?
Jede Handlung, die direkt gegen einen anderen Menschen gerichtet ist, geht schneller und effizienter mit Gewalt. Ein Beispiel: wer von einem anderen Menschen schnell viel Geld haben möchte, kann dies vermutlich am schnellsten mit einer Waffe in der Hand erreichen. Dass dieser kurzfristige Vorteil nicht dauerhaft ist, sei dahingestellt... Denn der/die Beraubte legt in der Regel großen Wert darauf, sein/ihr Eigentum zurückzubekommen. Der Erfolg der Gewalt läßt sich nur mit Gewalt erhalten.
Gewalt ist aber nur dann effizienter, wenn das Ziel ein gewalttätiges ist. Wer wie AnarchistInnen eine herrschaftsfreie und gewaltlose Gesellschaft schaffen will, kann dazu keine Gewalt anwenden. Gewaltlosigkeit läßt sich nie mit Gewalt erreichen!
Der Anarchismus wendet sich gegen ein System, nicht gegen die in es eingebundenen Menschen. Wer also glaubt, durch Angreifen (oder gar Vernichtung) der RepräsentantInnen des Staates eine Veränderung zu erreichen, täuscht sich – die einzelnen Menschen im System können jederzeit durch andere ersetzt werden.
Unser Ziel ist es, das System im Ganzen abzuschaffen und eine freie Gesellschaft aufzubauen. Der einzige Weg dorthin führt über eine soziale Revolution auf allen Ebenen.
Der Weg der Gewalt mag der kürzere sein, aber er führt nicht in Richtung Freiheit.
Gewaltfreie Aktion
In Betonung der Gewaltlosigkeit bei organisierten Bürgerrechtlern wie Mahatma Gandhi organisierte sich die Gewaltfreie Bewegung bewusst in Graswurzelgruppen, um sich politisch auszubilden und gemeinsam wirksam zu werden, ohne sich als Held in gewalttätigem Kampf zu verbrennen.
In den 70er Jahren kamen etliche Trainer Gewaltfreier Aktion aus den Anti-Atom- und militanten Friedensgruppen der USA nach Deutschland und bauten Netzwerke und Trainingskollektive gegen die Nachrüstung auf. Grundlagen der Arbeit in den Gruppen waren herrschaftsfreie Strukturen.