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Hirscheneck

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Das Hirscheneck ist ein Restaurant in Basel, in dem praktischer Anarchismus gelebt wird.

Öffnungszeiten[edit]

Mo 14h - 24h
Di-Do 11h - 24h
Fr 11h - 01h
Sa 14h - 01h
So 10h - 24h

Sonntags gibts Frühstück bis 16h und spezielle Abendküche

Ãœber das Kollektiv, die Arbeit, die Beiz und die Welt[edit]

Selbstdarstellung

Das Kollektiv[edit]

Hinter dem Hirscheneck mit seiner Beiz, seiner Küche und seinem legendären Konzertkeller steht das Kollektiv. richtig gelesen, das Kollektiv.

Das Hirscheneck ist seit bald einem viertel Jahrhundert lebendes Beispiel selbst verwalteten Arbeitens.

Mit gleichem Lohn und gleicher Verantwortung für den Betrieb sind wir alle unsere eigenen ChefInnen. Alle zwei Wochen sitzen wir zusammen, um den Betrieb zu organisieren, zu diskutieren, zu planen, zu träumen und manchmal auch zu streiten.


die Arbeit[edit]

Natürlich fällt uns dies nicht immer leicht – zu stark sind wir an autoritäre Strukturen und Hierarchien gewöhnt. Im Kollektiv zu arbeiten heisst ja nun nicht, dass alles, was sonst eine Chefin denkt und macht nun einfach in der Gesamtsitzung besprochen, durchdacht und beschlossen wird. Natürlich sind die Sitzungen der Ort, wo wichtige Entscheide getroffen werden, wo vergangenes diskutiert und über zukünftiges gestritten wird. Das allermeiste besprechen wir aber in den Arbeitsgruppen. So diskutiert die Küchengruppe, wie und was sie kochen wollen, während die Leute aus dem Service besprechen, ob die Weinkarte grösser und die Brotkörbchen kleiner sein sollen. Die Kulturgruppe organisiert Konzerte nach ihrem Geschmack und Vorstellungen und die Werkstattgruppe weiss selbst, welche Stühle sie wann und wie reparieren will. Das heisst natürlich nicht, dass alle machen können, wie es ihren grad passt. Die Verantwortung zu tragen heisst auch bei den anderen mitzudenken, nachzufragen und Kritik zu üben. Der Konsens, wie wir zusammen arbeiten wollen, muss immer wieder von neuem erarbeitet werden.

Dies ist die grosse Herausforderung: zusammen ohne Hierarchien zu arbeiten und zu leben. Sich nicht hinter Vorgaben und Befehlen verstecken können, sich mit den anderen Menschen auseinander setzen müssen, nicht mit Funktionen wie „Chef und Untergebene“. Wir schaffen uns damit einen Raum, in dem wir lernen können, aus den angestammten Rollen von oben und unten, mächtig und ohnmächtig auszubrechen und ein Stückchen Utopie zu leben.

die Beiz[edit]

Wir wollen aber nicht nur für uns einen Raum schaffen, wo vieles anders und manches auch besser ist als „draussen“. Wir wollen auch keinen Sexismus, Homophobie und Rassismus in unserer Beiz, dass sich also Menschen in einer freien und respektvollen Umgebung bewegen können, unabhängig von Sexualität, Geschlecht und Herkunft.

Wir versuchen auch den Umgang mit unseren Gästen nicht-hierarchisch zu gestalten. Bei uns gibt es keine blossen BierträgerInnen (Service) oder GeldbringerInnen (Gäste) – das „Fräulein“ ist längst gestorben. Mit Respekt wollen wir den Gästen begegnen, und erwarten auch, dass wir respektiert werden. Und weil wir wissen, dass es kaum noch nichtkommerzielle Orte gibt, besteht bei uns kein Konsumzwang.

und die Welt[edit]

Das tönt natürlich jetzt alles ganz unglaublich altmodisch, nach 68er, Kommunen und Revolutionsromantik. Ist es wohl auch. Daneben ist es aber auch spannend, erfrischend und immer wieder aufregend. Und wer meint, dass in einer solchen Struktur nichts beschlossen und alles zerredet wird, sich nichts bewegt und alles bestenfalls Mittelmass bleibt, denen empfehlen wir, doch einfach mal rein zu schauen. Denn es braucht keine Chefinnen um exquisit und wunderschön zu kochen und eine schöne Beiz erfolgreich zu führen.

Natürlich kommen wir anders daher. Keine „Corporate Identity“, sondern authentische Stimmung, kein anbiederndes Dauerlächeln sondern Ehrlichkeit, keine gestärkten Tischtücher aber ein Ort um sich wohl zu fühlen.

Denn was wir wollen, ist die Welt verändern. 300 Jahre Kapitalismus und 5000 Jahre Patriarchat sind genug. Dass die Welt einmal nicht mehr im Modus von Ausbeutung und Unterdrückung funktioniert, sondern ein lebenswerter Ort ist für alle wird.

Über Utopien, Wirklichkeiten und Träume[edit]

„Ihr seid doch alles bloss ein Haufen hoffnungsloser Träumerinnen“ – wird manch eineR jetzt wohl sagen. Und Grossschwätzer sind wir auch. Mögen wir doch noch lang von Utopien und Vollversammlungen, anderen Welten und hierarchiefreiem Arbeiten reden, am Ende wollen wir doch auch Bier und Knoblibrot verkaufen und Eintritt kosten die Konzerte ja auch. Und auch bei uns gibt es wohl einige, deren Stimme mehr Gewicht hat als das der anderen, oder?

Klar, recht habt ihr. Ist alles gar nicht so straight wie es tönt – überall Kompromisse und Gemauschel. Ist auch gar nicht so, dass wir das nicht bemerkten. Wir sind eine im Handelsregister eingetragene Genossenschaftsbeiz, haben einen Wirt, zahlen Steuern und müssen wie wohl die meisten von euch auch schauen, dass das Geld ja auch reicht. Auch wir zahlen Miete an die Dachgenossenschaft, die damit wiederum einen Kredit bei einer Bank zurückzahlt – auch wenn’s ‘ne alternative ist.

Nicht nur, dass wir mitten im kapitalistischen Apparat drin stecken, auch wir funktionieren z.T. nicht anders, wie der Grosskonzern: wir rationalisieren, sparen Stunden, setzen uns unter Druck, wollen uns noch besser verkaufen, achten auf die Rentabilität usw.

Nein, dass wir meinen, nur weil wir in einem selbstverwalteten Betrieb arbeiten, wären wir automatisch jenseits von Ausbeutung und Kapital, da sind wir wohl schon lange drüber hinweg. Auch dass wir nicht die knallharten Revolutionäre sind müssen wir leider zugeben. Dass wir im besten Fall ein Ort sein können, an dem wir zu lernen versuchen, anders miteinander umzugehen, dass wir im besten fall ein Beispiel abgeben, dass es auch andere Formen der Vergesellschaftung geben kann wie Management und Angestellte, das ist uns bekannt. dass wir auch Gefahr laufen, einfach dem Ausbeutungs-Regime ein humaneres, da selbstverwaltetes Mäntelchen zu geben, ist uns auch bewusst. Überall Kompromisse, also.

Doch solange wir nicht aufhören zu träumen und uns noch eine bessere Welt vorstellen können, solange bleiben wir ein wichtiger Ort. Und solange wir als libertäres Trockenpflänzchen in der kapitalen Wüste zwar nicht die reiche Ernte abwerfen, aber doch ein wenig Schatten bieten können, bleiben wir ein Ort der Inspiration. Und dass nur die richtige Revolutionäre sind, die keine Kompromisse eingehen, mag radikal tönen, ist aber die Kompromisslosigkeit und das knallharte „ich-weiss-was-richtig-ist“-denken nicht auch typisch männlich, mackriges Machtdenken?

Also macht euch um uns keine Sorgen, wir träumen weiter.

Weblinks[edit]

Kategorie:Basel